Weichmacher im Kunststoff erneuern

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? Weichmacher im Kunststoff erneuern 
17.Mar.24 06:49
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Martin Stumpe (D)
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Martin Stumpe

Hallo Freunde der Radio- und Fernsehtechnick,

 

ich habe ein Problem, ich habe einen Fernseher aus den 50er Jahren hier und möchte diesen wieder zum Laufen bringen. Ich möchte den Anodenanschluss von der Bildröhre entfernen, jedoch ist diese im Laufe der jahre total verhärtet und ich habe Angst, dass mir beim Lösen die gesamte verhärtete Gummikappe zerbröselt.  Kann mir jemand einen Tip geben, wie ich die Gummikappe vom Anodenanschluss soweit wieder flexibel bekomme? Ich kann ja leider keinen neuen Weichmacher reinhexen :)

Gibt es ein Spray, welches verhärtetes Gummi zumindest für den Moment wieder etwas elastisch macht?

Für Antworten wäre ich sehr froh.

Beste Grüße

Martin Stumpe

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Weichmacher im Kunststoff erneuern 
17.Mar.24 18:26
75 from 830

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
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Ich würde den ganzen Bereich inkl. Gummi mit einem Föhn anwärmen, dann wird das Gummi bestimmt ausreichend weich. Wegen der prinzipiellen Gefahr im Umgang mit Bildröhren aber bitte großflächig, sanft und nicht zu stark erwärmen! Der Verzicht auf chemische Substanzen hat den Vorteil, dass man unnötige Langzeit-Materialveränderungen an dem Gummi vermeidet.

Etwas Off-Topic, aber besonders wichtig für diejenigen, die nicht so vom Fach sind: Sicherheitshinweise!
Ich habe in meiner langjährigen Fernseh-Reparaturpraxis immer wieder Überraschungen erlebt, wie ein Hochspannungsstecker zu entfernen ist: Manchmal muss man ihn nur vorsichtig ziehen, aber manchmal muss man ihn zuerst seitlich zusammendrücken, damit sich die Haken, die sich im Anodenanschluss verkeilen, lösen können. Leider kann man die Funktionsweise des Steckers von außen nicht immer erkennen. Also bitte Vorsicht an dieser Stelle! Und wenn das Gerät vor nicht allzu langer Zeit noch in Betrieb war, daran denken, dass sich die Hochspannung evtl. noch nicht vollständig abgebaut hat! Dann muss man als allererste Maßnahme die Bildröhrenkapazität entladen, und das geht so: Eine gute Messstrippe mit dem Masseband, das über die Graphitschicht der Röhre verläuft, kontaktsicher verbinden. An das freie Ende der Messstrippe einen (mechanisch) größeren Widerstand, grob ca. 5 bis 20 kOhm und z.B. 1 Watt, anschließen. Dann mit dem freien Widerstandsende seitlich unter den Hochspannungsanschluss gehen und so die Bildröhre entladen. Das Kabel einige Zeit angeschlossen lassen und dabei mit den Händen über die Bildschirmfläche streichen, damit sich alle versteckten Restladungen neutralisieren können.Sieht man keinen Widerstand vor, so ist der Entladestromstoß mitunter so groß, dass die Hochspannungskontaktierung innerhalb der Bildröhre durchbrennt und damit die Bildröhre unbrauchbar wird.

Nachtrag:
Wenn man das Gummi unbedingt chemisch weichmachen will, dann könnte man es mal mit Mitteln versuchen, mit denen die Profis z.B. Transportgummis an Druckern oder Kopierern wieder griffig machen. Ein mir bekanntes Produkt trägt den Namen "Platenclene". Ob es damit funktioniert, und wo man das Mittel bekommt, weiß ich leider nicht.

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Weichmacher im Kunststoff erneuern 
17.Mar.24 21:14
115 from 830

Martin Stumpe (D)
Beiträge: 30
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Martin Stumpe

Hallo Herr Steinmetz,

vielen Dank für die Infos, auf so eine simple Methode, wie mit einem Föhn erwärmen, bin ich garnicht gekommen :)

 

Ich habe mir eben bei Amazon für den Fall der Fälle das von Ihnen genannte Mittel für Druckerwalzen besorgt. Als 100ml Spray. Ich werde meine Ehrfahrungen hier weitergeben. 

Vielen Dank für Ihre geschätzte Hilfe. Im Umgang mit solcher Technick habe ich Ehrfahrung. 

Ich werde es morgen mal mit dem Föhn versuchen. 

Falls jemand noch nen Tipp hat, immer her damit :) 

Herr Steinmetz, Ihnen erstmal vielen Dank und einen angenehmen Start in die Woche.

 

Beste Grüße, Martin Stumpe

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Weichmacher im Kunststoff erneuern 
17.Mar.24 21:25
120 from 830

Martin Stumpe (D)
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Martin Stumpe

ich habe mir zum Testen auch mals den Reiniger von DISKO bestellt und werde meine Ehrfahrung hier teilen.

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Weichmacher im Kunststoff erneuern 
17.Mar.24 21:40
123 from 830

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 746
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Zum eher allgemeinen Interesse:

Ich habe mir Ihr Bild noch einmal genauer angeschaut: Der ganze Bereich um den Hochspannungsanschluss ist stark verschmutzt, soweit normal nach all den Jahren. Man kann aber auch den Eindruck gewinnen, dass hier schon Spratz- oder Teilentladungseffekte ihre Spuren hinterlassen haben. Auch das Hochspannungskabel sieht nicht mehr ganz taufrisch aus. Bitte auf jeden Fall alles sorgfältig reinigen und auf Beschädigungen hin kontrollieren! Das gilt auch für einen evtl. im Hochspannungsstecker untergebrachten Dämpfungswiderstand. Wenn der Fernseher wieder läuft, den ganzen Bereich auf Knistergeräusche und bei abgedunkeltem Raum auf Leuchterscheinungen hin kontrollieren!

Noch ein Wort zum Hochspannungsanschluss an der Bildröhre selbst: Frühe Bildröhren hatten noch nicht den später allgegenwärtigen, bekannten Anoden-Hohlanschluss, sondern einen blanken und leider auch empfindlichen Metallzapfen, der aus der Röhre herausragt (oder einen Adapter, der aus einem Hohlanschluss den Metallzapfen macht). Entsprechend abweichend ist der Hochspannungsstecker und seine Demontagemethode. Die Bilder zu der Röhre MW36-44 zeigen das sehr anschaulich.

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Weichmacher im Kunststoff erneuern 
17.Mar.24 21:59
128 from 830

Martin Stumpe (D)
Beiträge: 30
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Martin Stumpe

Nochmals herzlichen Dank für Ihre Antwort,

Sie haben ganz recht, das Bild habe ich erstellt, vor irgendeiner Reinigung, diese Erfolgt morgen am Montag, habe mir extra einen Tag frei genommen dafür. Es handelt sich um den Fernseher Siemens TS843 von 1958/59. Ich habe von unserem Mitgliedsfreund Herrn Lippert schon tolle Serviceunterlagen zu diesem Gerät bekommen. 

 

Alle Ihre Ratschläge werde ich in die Tat umsetzen.  

Falls Ihnen noch etwas einfällt, bin ich immer sehr interessiert.

Vielen Dank und beste Grüße

Martin Stumpe

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