Welche Sicherung für 50er Jahre Röhrenradio?

ID: 181552
Welche Sicherung für 50er Jahre Röhrenradio? 
16.Jan.09 09:32
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Thomas Weismüller (D)
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Thomas Weismüller

Es kann sein, daß diese Frage schonmal irgendwo auftaucht, jedoch habe ich sie im Forum nicht finden können. Kann auch sein, daß ich jetzt gesteinigt werde, weil ich absoluter Laie bin und superwenig Ahnung  habe... Aber es geht mir darum, ich habe einige Röhrenradios aus den 50er Jahren (Richtung Philipps Philetta, Nordmende Electra, Telefunken Gavotte, Wega etc.), bei denen die Sicherung zu ersetzen ist.  Leider steht auf den meisten Geräten nicht, welche Glassicherung dafür benutzt werden muß. Gibt es einen "Standardwert" mit dem man erstmal nichts falsch machen kann? In einem anderen Forum las ich was von 300 oder 400 mA träge. Wäre das OK oder mache ich mir damit was kaputt? Gruß thomas

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16.Jan.09 10:22

Stefan Gockeln (D)
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Hallo Herr Weismüller,

vorab: Wenn eine Gerätesicherung durchgebrannt ist, hat sie das nicht ohne Grund getan. So ist zunächst der Fehler zu suchen und zu beseitigen, bevor eine neue Sicherung des gleichen Wertes eingesetzt wird.

Der Wert bzw. die Stärke der Sicherung ist von Gerät zu Gerät unterschiedlich. Es ist ja einleuchtend, daß ein kleines Gerät mit z.B. vier Röhren eine wesentlich geringere Stromaufnahme besitzt, wie ein Großsuper mit 10 oder mehr Röhren. Entsprechend ist die Sicherung richtig zu wählen. Eine Philetta aus den 50-ern hat üblicherweise eine Sicherung im Bereich 250 oder 315 mA eingesetzt, der Verbrauch wird mit ca. 35-45 Watt (je nach Modell) angegeben. Zum Vergleich wird ein großes Gerät, mit einem angegebenen Verbrauch von etwa 80-90 Watt wird dann z.B. eine 500 mA Sicherung beinhalten.

Der korrekte Wert ist entweder im Schaltplan oder auf der Rückwand angegeben, teilweise auch auf dem Chassis auf einem Schild/Aufkleber.
Wenn Sie die alte Sicherung entnehmen, ist der Wert auch auf einem der beiden Kontakte angegeben in der Form z.B.: "T400/250" was bedeutet Träge 400 mA 250 V.

Gruß

S.G.

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danke... 
16.Jan.09 11:03

Thomas Weismüller (D)
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Thomas Weismüller

Hallo Herr Gockeln,

danke schonmal für die erste grundsätzliche Information. Ich weiß schon, daß auf manachen Geräten drauf steht welche Sicherung rein kommt, doch ist das leider nicht bei allen Geräten der Fall. Und ich tausche gern sicherheitshalber die Sicherung aus bei Geräten die ich bekomme, weil oftmals früher irgendwelche Sicherungen da reingetan wurden oder gar absichtlich viel stärkere weil die korrekte immer durchbrannte.

Daher gings mir erstmal um die Größenordnung.

Für weitere Tips zu diesem Thema wäre ich dankbar.

Schöne Grüße

Thomas Weismüller

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16.Jan.09 11:51

Egon Strampe (D)
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Egon Strampe

Klemmen Sie statt der Sicherung ein Ampermeter an. Dann können Sie ablesen wieviel mA das Radio benötigt.

E.S.

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16.Jan.09 12:30

Manfred Kröll † 2.9.2013 (A)
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Manfred Kröll † 2.9.2013

Die Idee von Herrn Strampe ist sehr gut, sollte aber nur bei Geräten angewendet werden, die wirklich in Ordnung sind. Bestimmte Defekte an Geräten zeichnen sich durch erhöhte Stromaufnahme aus.

Viele Grüsse,

Fred

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Mathematik 
16.Jan.09 17:38

Rüdiger Walz (D)
Ratsmitglied
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Rüdiger Walz

Die meisten Radios zeigen auf der Rückwand oder auf dem Typenschild eine Angabe über die Leistungsaufnahme.

el. Leistung = Spannung x Strom    P = U X I

daraus folgt:   I = P / U

Also für ein 40 Watt Radio:    I = 40 W / 220 V ;   Stromaufnahme  I = 0,18 A.

Unter Berücksichtigung des Einschaltstromstoßes könne Sie hier eine Sicherung 250 - 300 mA Mittelträge oder Träge einsetzen.

Vorraussetzung ist, dass das Gerät in Ordnung ist, ansonsten gilt Thread Nr. 2 !

Rüdiger Walz

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Die richtige Sicherung 
19.Jan.09 19:53

Eike Grund (D)
Redakteur
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Eike Grund

Der von Rüdiger Walz aufgezeigten Methode sollte man folgen, denn die Netzsicherungen der 50er Radios wurden im Hinblick auf die Netzqualität bis zu 100% überdimensioniert gewählt. Damit hat man kein Frühwarnsystem mehr, eine solche Sicherung lässt den Ausgangstrafo ungerührt abrauchen.

Wenn man den errechneten Wert mit dem Messergebnis (s. Beitrag von Egon Strampe) vergleicht, ist man schon einen Schritt weiter.

Während der Prozedur der Wiederinbetriebnahme wählt man möglichst den niedrigsten möglichen Wert, später gibt man dann den Sicherheitszuschlag hinzu.

Mit besten Grüßen, Eike Grund

 

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19.Jan.09 21:01

Hans Jürgen Heider (D)
Beiträge: 53
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Hans Jürgen Heider

Sicherungswahl für kleine Netztransformatoren

1. Der Schmelzeinsatz sollte den maximalen Einschaltstromstoss überstehen. Der Rush-Effekt tritt auch bei Kleintransformatoren auf, wird aber gemildert mit geringer werdenden Übertragungsleistung, weil der ohmsche Widerstand der Primärwicklung zunimmt.

2. Ein Trafo mit zwei Sekundärwicklungen ist mit einem primärseitig angeordneten Schmelzeinsatz gegen Überlast nicht zu schützen.

Daraus folgt, dass der unbeobachtete Berieb eines Röhrenradios ein Risiko darstellt, dass durch eine eingehende Untersuchung des Verhaltens des alten Radios vor allem bei 230V+6% minimiert werden kann. Der Strom ist mit einem Effektivwertmesser (Dreheiseninstrument) zu messen. Als zweckmäßig erweist sich eine Beobachtung der drei Stromkomponenten: Heizstrom, Gleichstrom und Magnetisierungsstrom mittels Oszilloskop.

Der Richtwert für die Bestückung ECC85+ECH81+EF89+EABC80+EL84+EM80 mit Selengleichrichter 0,4 AT.

mfg Hans Jürgen Heider

 

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19.Jan.09 23:32

Dieter Barkawitz (D)
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Dieter Barkawitz

Die Netzsicherung eines Röhrenradios dient nicht dem Geräte-, sondern dem Brandschutz infolge eines internen Kurzschlusses. Der Netztransformator kann nur durch eine sehr träge Stromüberwachung des Primärstroms oder durch eine Trafo temperaturabhängige Abschaltung geschützt werden. Soll z.B. der Ausgangstransformator geschützt werden muss dieser separat gegen einen möglicherweise auftretenden Kurzschlussstrom (Sicherung) und zusätzlich gegen Überstrom (Temperatur) geschützt werden. Der separate Schutz ist notwendig weil im Beispiel Ausgangtrafo nur ein kleiner Teil der dem Netztrafo übertragenen Energie umgesetzt wird.

Fazit: Die alte Schmelzsicherung eines Röhrenradios schütz vor dem Schlimmsten, einem Brand infolge Kurzschluss, aber ein Schutz vor Schäden an internen Bauteilen kann sie oft nicht sicher leisten.

Gruß dB

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Netzsicherung 
27.Jan.09 12:16

Eike Grund (D)
Redakteur
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Eike Grund

Ich erlaube mir, meinen weiter oben stehenden Beitrag wie folgt zu ergänzen:
Ich habe ein betriebsbereites Gerät der Mittelklasse (Bj. 1960)  mit Standardröhrensatz (mit EMxx) wie folgt geärgert:
Vorgegebener Wert der Netzsicherung: 300 mA.
1. Eine Sicherung mit 160 mA ist hart an der Grenze, sollte aber vor allen während des mehrstündigen Dauertests nach erfolgter Wiederinbetriebnahme gewählt werden.
Bei einem Kurzschluss im Heizstromkreis löst diese sofort aus.
Die häufigste Todesursache von Ausgangstrafos liegt bei einem kurzgeschlossenen Nanofaradkondensator, der oft zwischen Anode der Endröhre und Masse liegt. Die  gewählte Netzsicherung löst innerhalb einer Sekunde aus.
2. Für den späteren Betrieb wähle ich eine Netzsicherung mit Sicherheitszuschlag, 200mA oder 250mA. Die 200mA Sicherung löst bei einem Kurzschluss an der Anode der ELxx nach 1,5 Sek. aus.
Der Zustand des Gleichrichters kann die Auslösung weiter verzögern. Am Netzrafo liegt es weniger, denn die Eingangswechselspannung am Gleichrichter bricht bei diesen Belastungen nur um wenige Volt zusammen. Die Wirkungsgrade der verwendeten Transformatoren werden immerhin mit ca. 80% angegeben (TELEFUNKEN Laborbuch I).

Mit Rücksicht auf den Gleichrichter sollte man diese Experimente nicht unbedingt wiederholen.

Dann gibt es noch die Fälle des lediglich deutlich überhöhten Stromes im Ausgangstrafo. Da hilft vor allem, den Koppelkondensator und den Kathodenelko auch vorbeugend zu ersetzen.

Mit freundlichen Grüßen, Eike Grund

 

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