Wer hat den TV Kanal 1 "gestohlen"?
Wer hat den TV Kanal 1 "gestohlen"?
Liebe Sammlerkollegen,
sowohl bei Ihrem aktuellen wie auch nostalgischen TV Geräten werden Sie feststellen, dass der Kanal 1 im Raster fehlt.
Alle Geräte beginnen erst mit E02 wobei alte Österreich Geräte noch das Novum eines Kanals E02A mit einem 1,25MHz Offset für Sender Jauerling/Niederösterreich haben.
Da der Kanal 2 mit 47 MHz beginnt, wäre demnach gemäß 7MHz Raster der Kanal 1 auf 40 bis 47 MHz zu suchen. Dort fand man früher auch London und Paris mit 405/441 Zeilen Standard.
Warum ist also in der CCIR Normung nicht gleich mit E01 auf 47MHz begonnen worden wenn man z.B. wegen erhöhter Störanfälligkeit die Frequenzen darunter vermeiden wollte?
Dies wurde z.B. in der Russischen OIRT Norm umgesetzt wo Kanal R01 mit 48MHz beginnt obwohl diese Normierung bereits älter als die CCIR 7MHz Kanalrasterung sein müsste.
Interessant ist das auch der Umstand dass auch in den USA der Kanal 1 fehlt. Dort war es jedoch die FCC die unmittelbar nach der Normierung diesen Kanal für FM Radio Sendungen frei gab und für TV sperrte.
Weiß jemand mehr?
Liebe Grüße W. Scheida
Nachtrag:
Das Niederländische 1950 - 625 Zeilen Philips TX400 Gerät hat noch den Kanal 1 ! (Nur VHFI - kein VHF III Tuner) http://www.radiomuseum.org/r/philips_tx400_tx_400.html
Anlagen:
- Bandbelegung Kanal 1 (6 KB)
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
UdSSR FM
der alte Selena-Euromatik-Portable-Rundfunkempfänger made in UdSSR hatte einen Trommeltunereinsatz für hohe Kurzwelle, womit FM-Rundfunk empfangen werden konnte, natürlich nicht hier, sondern in der Sowjetunion, dort nutz(e) man den Bereich ab 40 MHz für Rundfunksendungen.
Wohl wegen der höheren Reichweite.
Kann mich noch daran erinnern, daß der Sender Oldenburg/Steinkimmen Kanal 2 gelegentlich durch Tonträger-Überreichweiten aus der UdSSR gestört wurde. Mittlerweile wurde die Flächendeckung in Niedersachsen auf dem VHF-Band I gänzlich aufgegeben und seit den 80-er Jahren eine Umstellung auf UHF vorgenommen. Steinkimmen sendet also nicht mehr auf Band I, schade, denn viele Seeleute werden das VHF-BandI-Fernsehen an Bord vermissen.
Soweit meine Infos.
Herzlichst,
Ihr K.-H.B.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Überreichweiten?
Ich nehme aber an Sie meinen das FM OIRT Band II mit 65,9 MHz bis 73,1 MHz; was ja ebenfalls weit vom theoretischen Kanal 1 entfernt ist.
Eine UdSSR Überreichweite auf Kanal E02 würde dann aber vom OIRT TV Kanal R01 gekommen sein (TSS Moskau etc.)
MfG
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Wer hat den TV-Kanal 1 gestohlen
jetzt wird es zunächst etwas bürokratisch:
Gemäß der internationalen Verteilung und Zuweisung der Frequenzbereiche 10 kHz - 275 GHz nach dem Internationalem Fernmeldevertrag (IFV) der Internationalen Fernmeldeunion ist der Frequenzbereich von 41 - 47 MHz in der Region 1 primär dem Rundfunkdienst zugewiesen.
Sekundär dürfen feste und bewegliche Funkdienste diesen Frequenzbereich nutzen.
Dies bedeutet, daß in diesem Bereich der Fernseh-Kanal 1 liegt, dabei ist es von nachrangiger Bedeutung, ob eine Nutzung mit der in Deutschland, Österreich usw. verwendeten Fernsehnorm
technisch sinnvoll ist. Es handelt sich um internationale Frequenznutzungsabkommen.
Die Region 1 beinhaltet in nördlichen Regionen (hier wird die gesamt Weltkugel betrachtet) im großen und ganzen Europa einschließlich der gesamten ehemaligen UdSSR. Begrenzt ist die Region 1 im Westen durch den 10. Grad westliche Länge, im Osten durch den 40. Grad östliche Länge.
Diese internationalen Abkommen der Frequenznutzung werden von den einzelen Staaten in nationale Bestimmungen und Verordnungen umgesetzt. Für die Bundesrepublik Deutschland liegt mir ein Taschenbuch aus dem Jahr 1975 mit dem Frequenzbereichs-Zuweisungsplan für die Bundesrepublik Deutschland und Berlin(West), herausgegeben vom Bundesministerium für das Post und Fernmeldwesen, vor.
Darin ist der Bereich von 41 bis 47 MHz auschließlich festen und beweglichen Funkdiensten zugewiesen, also nicht für Rundfunkzwecke freigegeben. Somit kann der Kanal 1 in der Bundesrepublik Deutschland nicht für Fernsehzwecke verwendet werden.
Was unter festen bzw. beweglichen Funkdiensten zu verstehen ist muß sich der Leser selbst vorstellen z.B. Flugfunk, Taxifunk, Betriebsfunk, Funk von Hilfsorganisationen, medizinische Hochfrequenzanwendungen, Richtfunk, Hochfrequenzanwendungen bei der Industrie aber auch militärische Nutzungen und Nutzung von Behörden mit Sicherheitsaufgaben. Da diese letzteren Nutzungen im allgemeinen bei jedem Staat mehr oder weniger der Geheimhaltung unterliegen macht der Frequenzbereichs-Zuweisungsplan für die Bundesrepublik Deutschland in der mir vorliegenden Ausführung hier nur ganz allgemeine Aussagen über die Frequenznutzung.
Der Frequenzbereich von 47 - 68 MHz ist international in der Region 1 dem Rundfunkdienst zugewiesen. Allerdings mit der Ausnahme für Österreich, Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei. Hier wird dieser Frequenzbereich festen und beweglichen Funkdiensten, mit Ausnahme des beweglichen Flugfunkdienstes, zusätzlich auf sekundärer Basis zugewiesen.
Die Zuweisung in der Bundesrepublik ist deshalb primär Rundfunkdienst und sekundär fester Funkdienst und beweglicher Funkdienst.
Der Frequenzbereich 47 - 68 MHz beinhaltet die Fernsehkanäle 2: 48,25 - 53,75 MHz, 3: 55,25 - 60,75 MHz, 4: 62,25 - 67,75 MHz des (Fernseh)Bereiches I
Es bestand von Seiten der Funkfrequenzverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland ein Interesse den Rundfunkdienst aus dem Bereich I herauszubekommen. Aus diesem Grund wurde der Bereich I für Fernsehrundfunk aufgegeben.
1993 gab es in Deutschland noch die 8 folgenden Fernsehsender im Bereich I:
Kanal 2 Biedenkopf 100kW ARD HR
Kanal 2 Göttelborner Höhe 100kW ARD SR
Kanal 2 Grünten/Allgäu 100kW ARD BR
Kanal 3 Kreuzberg/Röhn 100kW ARD BR
Kanal 3 Rabenau 5W ARD MDR
Kanal 4 Flensburg 50kW ARD NDR
Kanal 4 Ochsenkopf/Fichtelgeb. 100kW ARD BR
Kanal 4 Raichberg 100kW ARD SWF
Quelle: "Terrestrischer Rundfunk FTZ 17 AB 11, Ausgabe 1993, Verzeichnis der Ton- und Fernsehrundfunksendestellen in der Bundesrepublik Deutschland"
Viele Grüße
Eckhard Kull
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Kanal 1...
1941 liefen ca 30 kommerzielle und 18 experimentelle FM - Stationen.
An FM-Radios gab es 1941 13 Standmodelle und 1942 wurden schon 41 verschiedene Standmodelle angeboten. (Die Zahl der Tischmodelle ist mir nicht bekannt).
Sarnoff, der Chef von RCA, hatte sich mit Armstrong in Patentstreitigkeiten überworfen. RCA wollte keine Lizenzgebühren an Armstrong zahlen. Andere Hersteller folgten nur zu gerne dem Beispiel der mächtigen RCA. Sarnoff setzte alles daran, dem Kontrahenten zu schaden und schaffte es nach dem Krieg der Behörde einzureden, der besagte Frequenzbereich sei unbedingt fürs Fernsehen nötig und deshalb müsse FM auf 87 - 108 MHz verlegt werden.
Damit konnte er Armstrong erheblichen Schaden zufügen, weil dessen gesamte Anlagen überflüssig wurden und auch dessen Patente wertlos wurden.
Am Ende beging Armstrong aus Verzweiflung Selbstmord. Erst seine Witwe bekam nach gewonnenen Patentprozessen einen Millionenbetrag vom Gericht zugesprochen. RCA hatte schliesslich verloren, aber Armstrong konnte seinen Triumph nicht erleben.
Nach 1945 wurden noch kurze Zeit Radios für beide FM - Bereiche gefertigt. Eine Belegung des Kanals No.1 fand jedoch nie statt. Hauptsache war, das verhasste Armstrong'sche FM-Band los zu werden.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Wer hat den TV Kanal 1 "gestohlen"?
Zum Zeitpunkt der Normierung war aber doch noch eine ZF im Bereich von etwa 22MHz anstelle der 38,9 etc. üblich wo die Umsetzung eigentlich noch auf keine Schwierigkeiten abgesehen von dem oft zitierten Grundrauschen machen sollte.
Noch verstehe ich auch nicht warum wenn "das klar" war man den Kanal 1 nicht ebenfalls auf 48MHz gesetzt hat mit von dort beginnender Nummerierung bis 800 MHz.
LG Wolfgang Scheida
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
in der Zone 3, Amerika, war der Frequenzbereich von 44 - 50 MHz im Jahr 1975 nach den mir vorliegenden Unterlagen international für Rundfunkdienste zugelassen, ob die USA eine solche Nutzung zuließen kann ich meinen Unterlagen nicht entnehmen.
Viele Grüße
Eckhard Kull
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Kanal "1" in Deutschland
Seit 1990 (meine läuft seit April 1990) gibt es Sondergenehmigungen für deutsche Funkamateure das 6m-Band (ab 50MHz), also im Kanal 2, zu nutzen. Schon im Vorfeld war die Bundeswehr ein Hauptblockadefaktor dieser Nutzung, sehr im Gegensatz zu anderen Ländern, weil auch 50MHz noch militärisch beansprucht wurde.
Herzlichen Gruß, Martin Steyer (DK7ZB)
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Da noch mindestens ein Kanal dringend zum Senderausbau fehlte kam neben dem Wunsch der Gerätebesitzer Holland, Schweiz etc. im grenznahen Bereich empfangen zu wollen noch der Band I Bereich zum Empfänger dazu.
Das Band I war den Deutschen ursprünglich wegen dem Betrieb von Besatzungs-Funkdiensten nicht freigegeben was sich mit obigen Beiträgen deckt.
Ebenso hatte die Deutsche Post bereits Teile des Bandes der Bundesbahn zugesprochen.
Als Lösung aus der Frequenznot wurde das "Gutzmann Verfahren" vorgeschlagen, das eine Rückflankenmodulation darstellt bei der die Toninformation in Teilen des Zeilensynchronisierimpulses beinhaltet ist, und bei dem je 7MHz Kanal etwa 1 MHz eingespart werden hätte können was 7 Kanäle im Band III ergeben hätte.
(bekannt aus etwa dieser Zeit ist auch die von Walter Bruch als Patent angemeldete Pulscodemodulation für den TV Ton)
Die praktische Umsetzung erübrigte sich durch die spätere Freigabe des Band I Bereiches für TV bei der Stockholmer Konferenz im Mai/Juni 1952.
Dort wurde auch dem 100kW TV Sender Braunschweig der Kanal 1! zugewiesen.
Ebenso forderte man eine Erweiterung des Bandes III von 145 bis 223 MHz ein was teilw. auch umgesetzt wurde.
6/2006 W. Scheida
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.