zenith: Zenith "H511 Consoltone" Beschreibung und Reparatur

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zenith: Zenith "H511 Consoltone" Beschreibung und Reparatur 
26.Apr.23 14:04
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Harald Giese (D)
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Harald Giese

 

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1     Einführung

Kürzlich bat mich ein Kollege darum, ihm bei der Reparatur eines ZENITH H511 Consoltone (Baujahr 1951) behilflich zu sein. Das Gerät spielte auch nach mehrfachen Reparaturversuchen nur mit mäßiger Empfindlichkeit und inzwischen hatte der Eigentümer die Motivation verloren, noch mehr Zeit zu investieren. In der Tat handelt es sich beim ZENITH H511 um kein Gerät mit herausragenden Empfangseigenschaften, sondern eher um einen typischen "AA5" MW - Empfänger mit der für diesen Empfängertyp häufig eingesetzten Röhrenbestückung 12BE6, 12BA6, 12AT6, 50C5 (50L6GT) und 35W4.

Trotzdem hatte ich meine Hilfe bei der elektrischen Instandsetzung angeboten, um mich ein wenig in die  Schaltungstechnik der ZENITH Geräte zu vertiefen. Auch finde ich das Gehäuse dieses Modells so ansprechend, dass es schade wäre, das Gerät im defekten Zustand als reines Dekorationsobjekt im Regal einstauben zu lassen. Da mir für die Reparaturarbeiten nur das Chassis zur Verfügung stand, hier ein Bild von der RM - Modellseite:

 

Abgesehen von dem hier besprochenen Modell H511 gab es eine ganze Serie von Geräten mit dem gleichen Chassis aber unterschiedlichen Gehäusefarben:

H511F Consoltone, H-511-G Consoltone, H-511-R Consoltone, H-511-W-Consoltone und  H-511-Y Consoltone.


 

2     Schaltungsanalyse

 

2.1     Vorkreis

Das von der Rahmenantenne L1 aufgefangene Signal wird direkt dem g3 der als muliplikativer Mischer arbeitenden Heptode ("Pentagrid Converter) 12BE6 zugeführt. L1 und die Sektion C2  des Abstimm - Doppeldrehkos bilden den Vorkreis. Der Trimkondensator C1 dient zum Feinabgleich des Vorkreises. Ein induktiver Abgleich ist nicht vorgesehen.

Die mit R&S KARU gemessene Kapazitätsvariation des Vorkreis Abstimmdrehkos  liegt bei

ΔC2 ≈ 27 ⇒ 460 pF, der Maximalwert des Paralltrimmers bei C1 ≈ 30 pF, die maximale Summenkapazität somit. bei (C1 + C2) max = 490 pF.

Untere Grenze der Empfangsfrequenz

Geht man von halb "eingedrehtem" Trimmer, also  C1 = 15 pF aus, und vernachlässigt die Verdrahtungs- und Röhren- Eingangskapazität (klein gegenüber (C1 + C2)max), so erhält man (C1 + C2) = 475 pF.

Im Schaltbild erkennt man im Schriftblock links unten den für den Empfänger spezifizierten Empfangsbereich Δf Empfang = 535 ⇒ 1620 KHz

Ausgehend von einer gemessenen Kreiskapazität von 475 pF muss die Rahmenantennen zum Erreichen der unteren Bandgrenze 535 KHz eine Induktivität von L1 = 186 µH aufweisen.

Obere Grenze der Empfangsfrequenz

Die minimale Kapazität des Drehkos C2 liegt bei 27 pF. Bei wieder halb eingedrehtem Trimmer C1 =15 pF ergibt sich (C1+C2) = 42 pF und mit der oben berechneten Induktivität der Rahmenantenne von L1 = 186 µH eine obere Grenze der Empfangsfrequenz von 1800 KHz. Berücksichtigt man nun die Verdrahtungs- und Röhren- Eingangskapazität von einigen pF, so kann man davon ausgehen, dass der Drehko den spezifizierten Empfangsbereich überstreicht.

2.2     Oszillatorkreis

Der vom Oszillator überstrichene Frequienzbereich muss bekanntlich gegenüber dem Empfangsbereich   Δf Empfang = 535 ⇒ 1620 KHz um die Zwischenfrequenz von 455 KHz nach oben versetzt sein, also  Δf Osz          = 990 ⇒ 2075 KHz.

Der Oszillatorschwingkreis wird gebildet aus der Spule L2 = 127 µH (gemessen mit R&S LARU) und der Sektion C3 des Abstimmdrehkos mit dazu parallel liegendem Trimmkondensator C1Osz. Der Kreishochpunkt wird kapazitiv (110pF) an g1 der 12BE6 gekoppelt. Die Rückkopplung erfolgt induktiv in die  Kathodenzuleitung der 12BE6.


Die wieder mit R&S KARU gemessene Kapazitätsvariation des Oszillator - Drehkos liegt bei ΔC3 = 45 ⇒ 210 pF, die für den Trimmkondensator C1Osz ermittelte Maximalkapazität lag mit 20 pF  etwas niedriger als beim Vorkreis.

Auf der Basis der gemessenen L- und C - Werte kann man nun die mit dem Drehkondensator erzielbare Frequenzvariation berechnen (der Trimmkondensator C1Osz wird zunächst wieder als halb eingedreht angenommen):

L2 = 127 µH,          Δ(C3) +C1Osz = 55 ⇒ 220 pF           ⇒ Δf Osz = 952 ⇒ 1904 KHz

Betrachtet man die höchste erfasste Empfangsfrequenz, so liegt man bei nur (1904 - 455) KHz = 1449 KHz, also weit unterhalb der geforderten 1620 KHz!.

Wiederholt man die Berechnung nun versuchsweise für vollständig deaktivierten Trimmer C1Osz, so erhält man

L2 = 127 µH,          Δ(C3) = 45 ⇒ 210 pF                        ⇒ Δf Osz = 974 ⇒ 2105 KHz.

Das klingt zwar auf den ersten Blick vielversprechend, da der überstrichene Bereich nun schon näher am Sollbereich Δf Osz = 990 ⇒ 2075 KHz liegt, jedoch wurden bei der bisherigen Berechnung die am oberen Bandende wichtigen Schaltkapazitäten sowie die über 110 pF angekoppelte Eingangskapazität der Mischröhre 12BE6 vernachlässigt!

In der Realität wurde selbst bei vollkommen herausgedrehtem Oszillatortrimmer nur eine obere Oszillator - Frequenzgrenze von ca. 1900 KHz, entsprechend einer Empfangsfrequenz von 1445 KHz erreicht.

Mit L2 = 127 µH ergibt sich daraus ein minimale Kreiskapazität von 55 pF, also 10 pF mehr, als die minimale Kapazität des Drehkondensators ohne C1Osz. Die parasitäre Verdrahtungskapazität hat also denselben Effekt wie der halb eingedrehte Trimmkondensator. 

Das bedeutet wiederum, dass es ohne Modifikation des Oszillatorkreises selbst dann nicht möglich war, den gesamten spezifierten MW - Empfangsbereich zu überstreichen, wenn man den Paralleltrimmer voll deaktivierte: 

Istwert    Δf empfang ≈  500 ⇒ 1445 KHz  gegenüber spezifiziertem

Sollwert  Δf empfang = 535 ⇒ 1620 KHz

Diese mysteriöse Diskrepanz wird weiter unten in Abschnitt 4.3 geklärt.

 

2.3     ZF - Verstärker und Demodulator

Auf die Mischstufe mit der 12BE6 folgt ein einstufiger ZF -Verstärker, bestückt mit der Regelpentode 12BA6 und darauf die Demodulatorstufe mit einer 12AT6, bei der für die Demodulation beide Diodenstrecken parallel geschaltet wurden. 

Die ZF - Filter sind auf 455 KHz abgestimmt, wobei das erste Filter mit der Prägung "95-1101" ein normales Bandfilter mit Parallelkondensatoren von ca. 120 pF darstellt (in der Schaltung sind die Werte nich angegeben - siehe weiter unten), während das zweite Filter (Prägung "95 1102") durch eine Besonderheit auffällt, die einem auch in anderen Zenith Radios begegnet:.

Vom Fußpunkt des Sekundärkreises werden wie üblich sowohl die Regelspannung,, als auch das NF - Signal abgenommen (grüne Leitung).

Vom diesem Fußpunkt führt ein Kondensator an die Kathode der 12AT6, liegt also parallel zum Lautstärkeregler. Im Schaltplan des H511 liegt ein zweiter Kondensator in Reihe zum Schwingkreiskondensator. Diese beiden Kondensatoren - wie auch die übrigen Bandfilterkondensatoren wurden blau eingekreist.

Hierbei handelt es sich offenbar um einen Zeichenfehler! Im Schaltbild des ZENITH G503 sieht man jedenfalls nur den wieder blau eingekreisten Kondensator ohne den beim ZENITH H511 eingezeichneten darüber liegenden Schwingkreiskondensator!

  ZENITH H511 Ch=5H01 (1951)                ZENITH G503 Ch=5G41 (1950)


 

 

Auch bei anderen Zenith Modellen sieht man die ungewöhnliche Kondensatorkombination am Fußpunkt des Sekundärkreises. Beim Modell 6G004Y wurden die Bandfilter zwar kapazitiv abgestimmt, aber auch hier erscheint die ungewöhnliche Fußpunktkombination.

        ZENITH F615L Ch=6F05 (1962?)              ZENITH 6G004Y Ch=6C41 (1947)

 

Wie weiter unten erläutert wird (Abschnitt 4.4), wurden die Bandfilterkondensatoren von ZENITH einfach in die Basisplatte der Filter integriert - ein Konstruktionstrick zur Senkung der Produktionskosten.

 


2.4     NF - Verstärker

Die NF - Vorverstärkung erfolgt im Triodensaysten der 12AT6, die Endverstärkung in der Leistungspenthode 50C5, dem Folgemodell der 50L6GT, die alternativ eingesetzt werden konnte.

 


2.5     Netzteil

Für die Anodenspannungsversorgung dient die Einweg - Gleichrichterröhre 35W4, zwischen deren Heizfadenanzapfung und einem Heizfadenende die Skalenlampe (6 - 8 V, 150 mA) liegt. Durch diesen Schaltungskniff wird im Einschaltmoment, also bei noch kalten Heizfäden und entsprechend hohem Heizstrom eine Überlastung der Skalenlampe ausgeschlossen.

Da die Heizfäden zusätzlich zum Heizstrom auch vom gesamten Anodenstrom durchflossen werden, glimmt die Skalenlampe anfangs nur schwach, leuchtet aber normal wenn alle Röhren ihren Betriebszustand erreicht haben.

 


 

3     Der mechanische Aufbau

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder des zur Reparatur vorliegenden Gerätes

 

 

Auf der Chassisoberseite wurden keinerlei Veränderungen gegenüber dem Originalzustand vorgenommen. Lediglich der Doppel - Elektrolytkondensator 60 µF / 150 V und 20 µF/150V wurde neu befüllt.

 

Die Mehrzahl der Kondensatoren sowie einige Widerstände wurden erneuert.

 


 

4     Reparaturarbeiten

Der Besitzer bemängelte die schlechte Empfangsempfindlichkeit des Gerätes. Dafür waren mehrere Fehler verantwortlich, die hier beschreiben werden sollen.

4.1     Messaufbau

Im folgenden möchte ich kurz den verwendeten Messaufbau beschreiben.

  • Das Messignal wurde produziert mit SMLR / 1 KHz Modulation 30 % Modulationsgrad
  • Signalausgang parallel auf Frequenzzähler (Eigenbau) und Eichteiler TG-950
  • Ausgang Eichteiler auf kleine Rahmenantenne (aus einem PANASONIC SA-PM17 Receiver). Spannung am Fußpunkt der Rahmenantenne ca. 2 mVss
  • Die Sender - Rahmenantenne koppelt auf die Empfangs - Rahmenantenne des H511.
  • Abnahme des 1 KHz NF -  Signals vom Lausprecher und Anzeige auf dem Oszilloskop PM3310.
  • Zur Unterdrückung des 50 Hz Brumms auf dem 1 KHz Messsignal wurde ein Hochpassfilter 2. Ordnung eingeschleift: C = 165 nF, L = 157 mH ⇒ fg ≈1KHz (Resonanzstelle).

 


 

4.2     Rahmenantenne

Der Besitzer berichtete, dass er das Gerät ohne Rückwand und damit auch ohne die darauf befestigte Rahmenantenne erstanden hatte. Er hatte daraufhin eine neue Rückwand hergestellt und diese so gestaltet, dass sie direkt mit HF - Litze bewickelt werden konnte (Im Originalzustand war die Rahmenantenne auf die Rückwand aufgeklebt).

                                   Original                                                               Nachbildung

 

Beim Nachmessen stellte sich heraus, dass die Induktivität der  Antennennachbildung bei 290 µH anstelle des in Abschnitt 2.1 angegebenen Sollwertes von 186 µH lag. Durch Abwickeln einiger Windungen ergaben sich 185 µH.

 

Der Vorkreis liess sich nun durch Justierung des Drehko - Paralleltrimmers C1 wieder korrekt abgleichen. 

 


 

4.3     Oszillator

Als problematischer erwies sich das Phänomen der unzureichenden Oszillator - Frequenzvariation.

Normalerweise hat man beim Oszillatorkreis die Möglichkeit des induktiven und kapazitiven Abgleichs - im vorliegenden Fall leider nur des kapazitiven.

Da auch bei vollkommen herausgedrehtem Paralleltrimmer die durch den Drehkondensator erzielte Frequenzvariation nicht ausreichte, musste das Problem durch eine zu hohe Parallelkapazität im Oszillatorkreis verursacht werden (Am Rotor das Drehkondensators waren keine Änderungen wie z.B. verbogene Platten erkennbar).

Diese kann mehrere Gründe haben:

  1. Unzulässig hohe Eingangskapazität am Oszillatorgitter der 12BE6. Die im Gerät vorgefundene Röhre ist "GM Delco" gestempelt.
  2. Einlagerung von Feuchtigkeit in die Oszillatorspule (Wasser hat eine Dielektrizitätskonstante  ε = 81 gegenüber Luft mit ε ≈ 1).
  3. Zeitliche Veränderung der Dielektrizitätskonstante des Vergussmittels  - im vorliegenden Fall Wachs.

Zu 1.) Verwendung einer Ersatzröhre des Herstellers LORENZ brachte keine Verbesserung.

Zu 2.) Um den zweiten Fall auszuschließen, wurde die Spule ausgebaut und so weit erhitzt, bis der Wachs dünnflüssig wurde und heraustropfte. Hier 2 Bilder vom ursprüglichen und jetzigen Aussehen der Oszillatorspule:

 

Die Veränderung der Eigenkapazität der Spule wurde durch Messung ihrer Resonanzfrequenz (ohne äußere Beschaltung) ermittelt. Zur Messung wurde der hier beschriebene EXCITER verwendet.

 

Vor dem Erhitzen lag die Eigenfrequenz der Oszillatorspule bei 3,488 MHz. Mit der Induktivität der Oszillatorspule von 127 µH ergibt sich hieraus eine Paralelkapazität von 16,4 pF.

Nach Erhitzen der Spule änderte sich die Eigenfrequenz nur marginal. Ein Einfluss von eindiffundierter Feuchtigkeit konnte also ausgeschlossen werden.

zu 3.) Natürlich hätte man nun durch Immersion der Spule in ein entsprechendes Lösungsmittel den Wachsverguss total entfernen und so überprüfen können, ob sich die Dielektrizitätskonstante des Vergussmittels geändert hatte. Ich hatte aber Bedenken hinsichtlich der mechanischen Stabilität des Kreuzwickels bei fehlendem Vergussmittel. Der Punkt wurde daher nicht weiter verfolgt.


Den ausschlaggebenden Hinweis zur Lösung des Problems gab mir das RM Mitglied Hans M. Knoll, der vorschlug, die Umgebung / Beschaltung des Oszillatorkreises einer näheren Inspektion zu unterziehen.

So wurde abschließend der Drehkondensator ausgebaut. Überraschenderweise zeigte sich dabei, dass nicht nur auf dessen Oberseite Trimmkondensatoren  für den Feinabgleich von Vor- und Oszillatorkreis vorhanden waren, sondern dass das Oszillatorpaket auch auf der Unterseite mit einem solchen Paralleltrimmer ausgerüstet war.

                     Abstimmdrehko Oberseite                                Abstimmdrehko Unterseite      

 


 

⇐  Versteckte Trimmerpostion

Bei eingebautem Drehkondensator konnte man den Kopf der Stellschraube zwar durch einen kleinen Schlitz im Chassis sehen, aber ihre Funktion nicht erkennen.

 

Die Kapazitätswerte des Oszillatorkreises wurden am ausgebauten Drehko mit und ohne Paralleltrimmer noch einmal gemessen und folgendes erfreuliche Resultat gefunden

 

  • Obere Stellschraube voll gelöst, untere noch fest angezogen: Cmin = 38 pF, Cmax = 202 pF                                                                 
  • Obere und untere Trimmer - Stellschraube gelöst:                   Cmin = 11 pF, Cmax = 175 pF

Der zunächst unbeachtete untere Trimmer brachte also eine Parallelkapazität von

C1Osz, unten = 27 pF (!) in den Oszillatorkreis ein. Dies führte dazu, daß die vom Oszillatordrehko erzielte Kapazitätsvariation nicht ausreichte, um den gesamten MW - Bereich zu überstreichen.

Nach Reinigung und Erneuerung der Gummidurchführungen in der Drehkohalterung wurde der untere Trimmer auf 10 pF justiert und alles wieder eingebaut.

Die Oszillator -  Frequenzvariation konnte nun problemlos mit dem oberen Paralleltrimmer so justiert werden, dass der gesamte MW - Bereich 535 - 1620 KHz überstrichen wurde.


Erstaunlicherweise wird dieser untere Oszillatortrimmer weder in den ZENITH - Serviceunterlagen erwähnt, noch taucht er in den schematischen Darstellungen auf:

 

Offenbar handelte es sich um eine Komponente, die bereits in der Fertigung eingestellt wurde und für die keine weitere Justage vorgesehen war. Die jetzt vorgefundene falsche Einstellung geht vermutlich auf einen mislungenen Reparaturversuch zurück.

 


4.4     Die ZF - Filter

Als schwierigstes Problem erwies sich die Reparatur der ZF - Filter, die durch vorherige Reparaturversuche beschädigt worden waren. Dazu hier zunächst einige Bilder des ersten ZF - Filters:

Die Spulenkörper der beiden ZF - Filter bestehen aus 0,4 mm starken, imprägnierten Papperöhrchen mit 7 mm Außendurchmesser. Zur Kernführung wurden diese mit 3 Längssicken versehen, von denen eine mit einer Kerbprägung ausgestattet wurde. 

Der Abgeich der Spulen erfolgte über 2 Hohlkerne mit Innen - Sechskantloch in Zollmaß. Da die Spulenkörper kein Gewinde trugen, verließ man sich darauf, dass die Kerne beim Hineindrehen ihr eigenes Gewinde in die Längssicken der Papperöhrchen schnitten. Zum einmaligen Fertigungsabgleich ist diese recht fiigrane Konstruktion ausreichend. Sie war aber sicher nicht zum mehrfachen Nachjustieren geeignet, da die etwas rauhe Oberfläche der Feritkerne dann zusehends die Innenseite des Papperöhrchen beschädigt und einen sauberen, reproduzierbaren Abgleich unmöglich gemacht hätte.

Zum Verstellen der Kerne wurde ein spezieller Abgleichschlüssel (gelb in nebenstehendem Bild) benötigt, der am unteren Ende eines zylindrischen "Stengels" einen etwa  10 mm langen Sechskant - Ansatz hat. Da der Durchmesser des Stengels kleiner als die Schlüsselweite des Innen - Sechskants war, konnte man mit dem Schlüssel durch den oberen Kern hindurchgreifen und nur den unteren verstellen.

War der untere Kern in der korrekten Position, zog man den Schlüssel etwas heraus, sodaß er in den oberen Kern eingriff und konnte nun diesen verstellen.

Die ganze Prozedur war notwendig, da der untere Kern nicht von der Filterunterseite zugänglich war (dort befindet sich die Befestigungsschraube der Filtereinheit).   

Unglücklicherweise saßen beim vorliegenden Gerät die originalen Hohlkerne so fest im Spulenkörper, dass sie sich nicht mehr drehen ließen. So wurde beschlossen, sie zu zerstören und durch andere Kerne zu ersetzen. 

Hierzu kann man einen metrischen Sechskant - Stahlschlüssel in die Kerne einführen, dessen Schlüsselweite etwas kleiner ist, als die der originalen Kerne. Dreht man den Schlüssel, so wird der spröde Ferritkern durch die Flankenbelastung gesprengt und man kann die Bruchstücke herausschütteln.

Vor dieser Aktion empfiehlt es sich, den Spulenkörper in seiner Führung durch einen stabilen Kleber zu fixieren. Dreht sich der Spulenkörper beim Zerstören der Kerne mit, so reißen leicht die sehr empfindlichen Spulendrähte ab! Zwar wird der Spulenkörper beim Zersprengen des Kerns etwas gedehnt, das stellte aber im vorliegenden Fall kein Problem dar.

Nun können in die Papperöhrchen neue Spulenkörper mit metrischen Maßen eingesetzt werden. Obwohl der Innendurchmesser der Röhrchen bei 6,2 mm liegt, kann man leider keine metrischen Spulenkörper mit 6 mm Außendurchmesser verwenden. Die oben erwähnten Kernführungssicken verjüngen den Innendurchmesser der Röhrchen so stark, dass ein 6 mm Körper nur unter Druck eingeschoben werden können. Dies birgt die Gefahr, die sehr (!) empfindlichen Papperöhrchen zu zerbrechen.

Um kein Risiko einzugehen, wurden neue Spulenkörper mit 5 mm Außendurchmesser verwendet, die es im Handel in unterschiedlichen Längen mit dazu passenden Kernen in unterschiedlichen Permeabilitätsgruppen gibt.

 

Kerne mit gelbem, magenta oder weißem Farbpunkt sind für die Verwendung auf MW und LW gedacht, solche mit rotem oder grünem Farbpunkt für KW.

 

Das nebenstehende Bild zeigt noch einmal den Aufbau des ersten ZF - Filters und daneben den neuen 5 mmØ Spulenkörper mit Kernen. Es wurden Kerne mit gelbem Farbpunkt verwendet, die, um einen Abgleich auf 455 KHz zu erreichen, nur sehr wenig in die Spulen eintauchen mussten. Auf dem Bild ist das durch die perspektivische Verzerrung nicht gut zu erkennen.

Bekanntlich werden die Kerne von der jeweiligen Außenseite in die Spulen geschraubt - es wird also ohne Kernkopplung gearbeitet!

Wichtig zu erwähnen ist die Tatsache, daß die  Filter mit unterkritischer Kopplung arbeiten. So beeinflusst der Abgleich einer Spule kaum den Abgleich der anderen. Man kann also den unteren Spulenkern eindrehen und justieren und danach den oberen eindrehen und justieren, ohne dass der Abgleich des unteren Kreises gestört wird.

Im vorliegenden Fall wurde das so kontrolliert, dass nach erfolgtem unteren Kreis - Abgleich dessen Resonanzfrequenz mit Hilfe des EXCITERS gemessen wurde. Danach wurde der obere Kern bis zum Resonanzpunkt des oberen Kreises eigedreht und dabei nur eine vernachlässigbar kleine Frequenzverschiebung des unteren Kreises beobachtet.

 


 

Beim Betrachten des ZF - Filter - Innenaufbaus fragt man sich, wo die im Schaltbild eingezeichneten, hier blau markierten Kreiskondensatoren liegen.

Die Antwort: Die Anschlussfahnen der Spulendrähte sind zwischen den beiden Pertinaxscheiben im Filterboden zur Spulenachse hin als kleine "Fächer" ausgebildet. Zwischen den 2 Fächern einer Spule liegt eine Glimmerscheibe. Die beiden Fächer bilden mit der dazwischen liegenden Glimmerscheibe den jeweiligen Kreiskondensator.

 

Spulenanschlüsse: rot und grün, Glimmerscheibe: blau

 

Durch diesen Trick der in den Filterboden integrierten Kondensatoren hat man sich die Kosten für externe Kondensatoren gespart.

Es lag natürlich nahe, aus kostentechnischen Gründen auch die Kondensatoren am Fußpunkt des Sekundärkreises im 2. ZF - Filter als solche Glimmerkondensatoren auszubilden.

 


 

6     Schlussbemerkung

 

Das Gerät funktioniert zwar nach den beschriebenen Aktionen wieder einwandfrei, jedoch lässt die Empangsempfindlichkeit wirklich etwas zu wünschen übrig.

Angesichts der Tatsache, dass das Modell H511 wie auch das kürzlich von mir beschriebene ZENITH Modell G503 Ch=5G41 von ZENITH als "Long Distance Radio" angepriesen wurde, finde ich das Ergebnis etwas enttäuschend. Aber vielleicht sollte man an die Empfangseigenschaften eines standardmäßigen "AA5" - Empfängers keine zu hohen Erwartungen knüpfen

 

Mein Dank geht an Hans M. Knoll für seine Unterstützung beim Aufspüren des Oszillatorfehlers.

 

Harald Giese

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.