Zugfunk in der DDR
Zugfunk in der DDR

In der Deutschen Reichsbahn funkte es !
Anfang 1949 beschlossen Jungeisenbahner aus Anlass der II. Weltfestspiele der Jugend im August 1949 in Budapest eine Zugbeschallungskabine zu entwickeln und in einem D-Zug Waggon einzubauen.
So entstand noch vor Gründung der DDR ein D-Zug mit einer Zugfunkeinrichtung.
Historische Sammlung der DB AG, Berlin, Foto: Stephan ;
FDJ- Sonderzug natürlich mit Zugfunk allerdings 1963 in Dresden fotografiert. Vom Zug des Jahres 1949 haben wir keine Ansicht gefunden.
Die 500 FDJler aus der DDR konnten mit Musik und Unterhaltung ihre Reise bis Budapest genießen... und wir wollen es nicht vergessen, die Nummer 1 der "FDJ- Schlagerparade" war da gerade der Schlager "Die Caprifischer" von Rudi Schuricke !
Bildnachweis: DB Museum Nürnberg Erstes Zugfunkabteil 1949.
Der Arbeitsplatz des Zugfunkers war anfangs sehr beengt. Die Anlage bestand aus einem Plattenspieler (erstaunlich bei den häufigen Schienenstößen !) , Tonbandgerät und Verstärker . Dazu kam das Mikrofon.
Im Jahre 1950 wurden dann bahnamtlich zwei Schnellzüge
Berlin- Dresden und Berlin- Halberstadt
mit Zugfunk ausgestattet.
Zu jener Zeit entstanden auch sehr viele Betriebs- und Schulfunk- Studios.
Bildnachweis: DB Museum Nürnberg
Inzwischen gab es einen Technik- Tower ( Funkwerk Kölleda ?) und die Ausbildung der jungen Bewerber wurde intensiviert.
Bei der Deutschen Reichsbahn entwickelte sich der Zugfunk zu einer eigenständigen Abteilung.
Im Jahre 1953 gab es bereits in 15 Schnellzügen Zugfunkkabinen und es waren 38 Sprecher fest angestellt.
Die Reichsbahn suchte Personal und bildete auch selbst aus.
Foto: Repro Ralph Schermann
Hier die Zugfunkbrigade "Erfurt", Bild aus dem jahre 1954, diese fuhr regelmäßig bis nach Görlitz.
Dabei war auch Annelore Schulz aus Görlitz. Die gelernte Schriftsetzerin war damals 23 Jahre alt . In der Zeitung las sie, das die Deutsche Bahn Mitarbeiter für den Zugfunk sucht. Sie bewarb sich daraufhin in Berlin bei der Zugfunkdienststelle ( diese unterstand der politischen Abteilung des Ministeriums für Verkehrswesen) und wurde zu einem Gespräch eingeladen.
In einem Prüfungsgespräch am 13. August 1954 mußte sie ihre Kenntnisse in Geografie, Literatur, Musik usw unter Beweis stellen und auch die Aussprache sowie die politische Einstellung wurde zur Beurteilung herangezogen.
Frau Schulz sagt dazu in einem Interview "ich war nie in der Partei auch nicht in der FDJ, trotzdem bekam ich die Anstellung beim Zugfunk sofort".
Sie entschied sich für ein junges Kollektiv (siehe Bild oben) . Die Außenstelle Erfurt wurde ihr Dienstort.
Foto: Repro Ralph Schermann
Annelore Schulz1954 als frisch eingestellte Zugfunkmitarbeiterin
Die wenigsten der Zugfunkbrigade "Erfurt" waren wirklich Eisenbahner. Es waren vor allem Verwaltungsangestellte, auch eine Schauspielstudentin war dabei. Ständig betreut wurde diese Truppe von Bruno Lorenz einem Schauspieldozenten, dessen Hauptarbeit war Sprecherziehung. Auch ideologische Schulungen gab es.
War es in den ersten Jahren eine reine Unterhaltung, so bemühte man sich, zunehmend die "Erfolge von Partei und Regierung" in das Informationsprogramm einzubinden.
Natürlich wurden die Reisenden auch über das Speiseangebot der Mitropa informiert und man begrüßte und verabschiedete die Fahrgäste an den einzelnen Stationen.
In das Programm wurden auch vorproduzierte Bänder (zum Teil in eigenem Studio und zum anderen auch beim Berliner Rundfunk produziert) eingespielt.
Bildnachweis; DB Museum Nürnberg
Freude bereiteten den Fahrgästen vor allem kurze Hörspiele, wie das Kriminalstück " Signal auf Halt" oder Ratgebersendungen" Was sagt der Doktor" und die Reihe "Aus dem Kino".
Historische Sammlung der DB AG, Berlin, Foto: Stephan Reisezug in Berlin 1957
Wer mit einem solchen Zug fuhr, hatte auch eine besondere Fahrkarte, diese besitzt den Zugfunkpfeil und hier auch der Hinweis auf den Mitropa- Speisewagen. ..und so konnte die Reise mit allen Annehmlichkeiten beginnen.
Im Jahre 1955 sind bereits 60 Sprecher tätig. Brigadestellen des Zugfunkes befinden sich nunmehr in Berlin, Dresden, Erfurt, Halle, Leipzig, Hoyerswerda und Magdeburg.
Für die WISMUT- Bergarbeiterzüge entsteht ein gesonderter Zugfunkbereich.
Nun ein Blick in das schon recht komfortable Zugfunkstudio des TOUREX
Bildnachweis: DB Museum Nürnberg Foto: Zimmer. Zugfunkabteil im Tourex
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Der TOUREX war der "Touristenexpress" der Speisewagengesellschaft MITROPA von Dresden bis zum Schwarzen Meer nach Varna. Diese Reise dauerte 3 Tage hin und 3 Tage zurück. Über den Zugfunk gab es Informationen über die durchfahrenen Länder, es wurden Sprachkurse gesendet, Rätselsendungen veranstaltet und natürlich auch zum Essen in den Speisewagen gebeten.
Im Jahre 1962 gab es erste Überlegungen, den Zugfunk wieder einzustellen. Presse, Rundfunk und Fernsehen hatten sich inzwischen in der DDR gut entwickelt und damit wurde die Sítuation eine andere. Der Zugfunk wurde darauf ausgerichtet, einen Beitrag zur "Erhöhung der Reisekultur " zu leisten.
Bildnachweis; DB, Museum Nürnberg
Immerhin gratulierte man noch zu 15 Jahren Zugfunk.
Im Jahre 1970 fuhr der D234 zwischen Dresden und Wernigerode als letzter Regelzug mit einem Zugfunksprecher. Natürlich wurde das Aus auch mit hohen notwendigen Investitionskosten zur Erneuerung der Technik und hohen Betriebskosten begründet,,,,,
So endet die Geschichte, 21 Jahre nachdem sie begonnen hatte.....
Ich bedanke mich bei Herrn Ralph Schermann; SZ Görlitz und Herrn Stefan Ebenfeld, Deutsche Bahnstiftung Nürnberg für Ihre freundliche Unterstützung . Ohne sie wäre dieser Beitrag nicht möglich gewesen.
Literatur; Sächsische Zeitung Görlitz und Deutsche Bahnstiftung Nürnberg
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.