Dimafon Tel. Recorder

Assmann, W., GmbH; Bad Homburg

  • Year
  • 1952 ?
  • Category
  • Sound/Video Recorder and/or Player
  • Radiomuseum.org ID
  • 224654

 Technical Specifications

  • Number of Tubes
  • 4
  • Main principle
  • Audio-Amplification
  • Wave bands
  • - without
  • Details
  • Other Recorder/Player
  • Power type and voltage
  • Alternating Current supply (AC) / 95-240 Volt
  • Loudspeaker
  • Permanent Magnet Dynamic (PDyn) Loudspeaker (moving coil)
  • Material
  • Bakelite case
  • from Radiomuseum.org
  • Model: Dimafon Tel. Recorder - Assmann, W., GmbH; Bad Homburg
  • Shape
  • Tablemodel, with any shape - general.
  • Dimensions (WHD)
  • 290 x 120 x 330 mm / 11.4 x 4.7 x 13 inch

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Der ASSMANN "Dimafon Tel. Recorder"

Die Auflösung aller Bilder kann durch Anklicken / Doppelklicken vergrößert werden

1     Einleitung

Vor einiger Zeit bekam ich von einem Freund einen um 1952 auf dem Markt erschienenen Assmann Dimafon Tel. Recorder inklusive einiger Magnetton - Schallplatten geschenkt. Seine Mutter hatte in den 1950er Jahren als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, wo diese Geräte zur Aufnahme von Diktaten verwendet wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die 1946 gegründete, in Bad Homburg ansässige Firma ASSMANN (heute UHER Informatk GmbH) wurde durch die Herstellung von Magnetplattengeräten, Diktiergeräten, Tonschreibern  und Messgeräten bekannt. Im Jahr 1974 übernahm Assmann die "UHER Werke München KG".

Das Unternehmen entwickelte und fertigte das erste bürogerechte, auf Magnettonplatten basierende Diktiergerät.

Hier eine kleine Auswahl früher Assmann "Dimafon" - Geräte, die außer dem in diesem Beitrag behandelten  "Dimafon Tel. Recorder" auf RM - Modellseiten angelegt sind:

 

"Dimafon Diktiergerät"  1948 / 1949 ?

Die Datierung ist vermutlich zu früh angesetzt, da der Röhrensatz eher zu den Geräten 1952 / 1953 passt.

Röhrenbestückung: EF40, 2 x EAF42, EL41

Bemerkungen auf der Modellseite:

Magnetplatten-Diktiergerät für Aufnahme & Wiedergabe. Dieses Gerät wurde für Ansagedienste der Telekom, wie z.B. die Wetteransage, verwendet. Wurde es angerufen, spielte es eine Nachricht ab, fuhr zurück und wartete auf einen neuen Anruf.

Die eigenartige Form des Mikrofons hatte folgenden Grund (Ausschnitt aus der BDA):

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Dimafon Reprodukta" 1949                                          

Röhrenbestückung: 3 x EF40

Auszug aus den Bemerkungen auf der Modellseite:

Gerät zur ausschließlichen Wiedergabe von zuvor besprochenen ASTROMAG-Normal- bzw. Spezial-Platten oder Flexo-Folien. Der mitgelieferte Doppelfußschalter ermöglichte das exakte Starten und Stoppen der Platte, um die Wiedergabe an die Schreibgeschwindigkeit der Sekretärin anzupassen. Hierzu wurde die Platte blockiert und der Teller lief weiter. Wie auf dem Bild gut erkennbar, ragte der Blockierhebel links aus der Gehäuseoberseite heraus.

Der Rücksetzkontakt am Fußschalter bewirkte die  Wiederholung bestimmter Diktatteile.

 

 

"Dimafon Universa"   1950

Röhrenbestückung: EF40, EF6, EF9, EBL1, AZ1

Das gezeigte Mikrofon ist ein Kristall-Zellen-Mikrophon Dimafon Spezial S-1, hergestellt von der Firma Paul Beerwald, ebenfalls in Bad Homburg

 

 

"Dimafon Universa 0803097/1" 1952

Röhrenbestückung: EF40, EAF42, EL42, 2 Selen-Gleichrichter

Abgesehen von den Bedienelementen entspricht die Technik (inklusive der Röhrenbestückung) dem in diesem Beitrag beschriebenen "Dimafon Tel. Recorder".

 

 

 

 

 

 

Hier eine Kurzfassung der technischen Daten aus der BDA des "Dimafon Universa 0803097/1".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Die Technik der Tonaufzeichnung mit Magnettonplatten ist der Tonbandtechnik sehr ähnlich.

Beim Tonbandgerät wird ein mit einem ferromagnetischen Pulver (Eisen, Eisenoxid oder Chromoxid beschichtetes Vinylband am Luftspalt eines Tonkopfes (Elektromagnet mit eng beieinander liegenden  Polschuhen ⇒ hohe Feldstärke!)  vorbeigezogen. Bei der Aufnahme moduliert das akustische Signal nach entsprechender Verstärkung den elekrischen Strom durch die Erregerspule des Tonkopfes und damit das magnetische Feld in dessen Luftspalt, vor dem das Band vorbeitransportiert wird. So wird bei der Tonaufzeichnung die aukustische Information in Form unterschiedlicher Magnetisierung auf der Bandoberfläche gespeichert. Bei der Wiedergabe läuft derselbe Prozess in umgekehrter Richtung ab.

Ganz ähnlich funktionierten die Assmann Tonaufzeichnungsgeräte, die anstelle eines Magnetbandes  so-genannte Magnettonplatten mit dem Markennamen "ASTROMAG" verwendeten. Diese Platten bestanden aus einem ca. 1,5 mm starken nichtmagnetischen Kunststoffträger mit 30 cm Durchmesser, der beidseitig mit einer ca. 1/10 mm starken magnetisierbaren Schicht (Eisenoxid) beschichtet wurde. Eine in die Platte eingeprägte Laufrille diente zur Führung der hier nicht flachen, sondern in eine V-förmige Spitze auslaufenden Polschuhe des Tonkopfes.  Die eigentliche Lauffläche der Tonkopf - Spitze war ca. 0,35 mm breit. Die Laufzeit der Platte betrug je Seite 10 Minuten.

Es wurden auch "Spezialplatten" mit nur 5 Minuten Laufzeit pro Plattenseite angeboten, deren Rillenabstand doppelt so groß war wie der der Normalplatten und damit geringeres Übersprechen von einer Rille zur nächsten garantierte. Weiterhin wurden für den Postversand geeignete "Flexo-Folien" angeboten, deren Rillenprägung für 10 Minuten Laufzeit ausreichte, aber nur einseitig aufgebracht war.


:

Ein wesentlicher Vorteil der Diktiergeräte auf Basis von Magnettonplatten, wie übrigens auch der frühen Wachswalzen - Dictaphone, gegenüber Tonbandgeräten war die Möglichkeit des Direktzugriffs auf eine gewünschte Stelle der Aufzeichnung (direct storage access). Während man beim Tonbandgerät das Band bis zur gewünschten Stelle durchlaufen lassen muss, konnte man beim Dimafon den Tonarm direkt auf die gewünschte Stelle der Aufzeichnung setzen, wobei eine weiße Marke am Tonarm und die über der Platte schwebende, geschwungene Laufzeitskala bei der korrekten Positionierung halfen.

Die Magnettonplatte war somit ein Vorläufer der ebenfalls auf der Basis magnetischer Informationspeicherung arbeitenden modernen Computer - Festplatte (hard-disc), bei der ebenfalls eine bestimmte Stelle ausgewählt werden kann, ohne vorher die ganze Festplatte abzuspielen. Neben den Größenunterschieden und dem Speichervolumen ist natürlich bei der Festplatte das manuelle Anfahren durch eine digitale Adressierung der Lesekopf - Position abgelöst worden.

An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, wo denn eigentlich der besondere Vorteil der Magnettonplatten gegenüber einer normalen Schallplatte lag.  Die Antwort: Die auf einer Schallplatte gespeicherte Information kann man zwar abspielen, aber nicht wieder löschen und eine andere Information neu aufspielen. 

 

2     Aufbau des "Dimafon Tel. Recorder"

Da Tonaufnahmegeräte auf der Basis von Magnettonplatten nicht so häufig anzutreffen sind, möchte ich etwas näher auf den Aufbau und die Technik des Dimafon eingehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Dimafon wurde standardmäßig in einem kleinen Transportkoffer geliefert. Das Äußere ähnelt auf den ersten Blick dem eines normalen Schallplattenspielers mit Balelitgehäuse und Klappdeckel.

Die Unterseite mit Typenschild und ausreichend Lüftungsschlitzen für die Kühlung von Motor und Elektronik.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Dimafon mit aufgelegter Platte und bei abgenommenem Plattenteller:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach Lösen von 6 Schrauben auf der Chassisoberseite kann man das Chassis herausklappen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Innere beherbergt hochqualitative Elektronik mit klassisch abgebundenen Kabelbäumen. Die Mehrzahl der Rollenkondensatoren ist bereits in Epoxid - Harz vergossen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Vorverstärkeröhre EF40 ist zwecks akustischer Isolation schwingend aufgehängt und trägt einen Überwurf aus Moosgummi (die graue Kappe). Rechts die direkt auf das Chassis geschraubten zwei Selen - Flachgleichrichter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Löschoszillator mit der Röhre EAF42, der Kreisspule (Pos. 60) und dem Kreiskondensator 20 nF (Pos. 61)

Links unten im Bild der bei Schwenken des Tonarms betätigte Netzschalter

 

 

 

 

 


 

3     Bedienung

 

Die Bedienelemente möchte ich an folgendem Bild aus der Modellseite des Dimafon erläutern:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorder- / Oberseite

Vorn links ein Drehregler zum Justieren der  Klangfarbe und ein Druckschalter, dessen Funktion mir nicht bekannt ist.

Hinten links Netzspannungswähler und Sicherungen.

Rechts Funktions-Kontrolllampen und Lautstärkeregler mit Endstellung "Tel." ⇒ Position bei Aufnahme über den Telefon - Adapter.

 


                           Rückseite                                                                Linke Seitenwand

   Anschlüsse für Netzstecker und Telefonadapter.                 Schiebeschalter zum Abschalten des

                                                                                                Lautsprechers  / Ohrhöreranschluss                              

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 


 

4     Zubehör

Das Dimafon wurde mit folgendem Standard - Zubehör geliefert:

  • Mikrofon mit Bedienelementen zur Fernsteuerung der Wiedergabe / Aufnahme - Umschaltung, sowie Motor - Start-Stop. Anschluss über Kombistecker an die DIN - Buchsen auf der rechten Seite


 

 

 

 

  • Löschmagnet

Zum Löschen der gesamten Tonaufnahme einer Platte wurde der Löschmagnet radial auf die laufende Platte aufgesetzt.

Alternativ konnte auch im Verlauf einer Tonaufnahme durch den im Gerät eingebauten Löschoszillator eine "silbengenaue" Löschung an beliebiger Stelle der Aufnahme erfolgen.

 

 

 

 

 

 

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5     Schaltung

Unglücklicherweise ist bisher auf der Modellseite des Assmann "Dimafon Tel. Recorder" noch keine Schaltung hochgeladen worden -  dafür aber bei dem vom Funktionsprinzip her ganz ähnlichen "Assmann Dimafon Universa" von 1949, einem der Vorläufer des "Dimafon Tel. Recorder", die ich hier für eine kurze Schaltungsbeschreibung heranziehe.

Das "Dimafon Universa" von 1949 verwendete den Röhrensatz: EF40, EF9, EBL1, EF6, AZ1,

der "Dimafon Tel. Recorder" die Rimlock Röhren EF40, EAF42, EL42, EAF42, Selen-Gleichrichter

Zunächst die Schaltung in Stellung Wiedergabe. Vom Tonkopf (rot umrandet - Positionen 56/57 rechts im Bild) kann man den Signalpfad anhand der roten Pfeile über den Eingangstransformator (Pos. 2) und die 3 Verstärkerröhren EF40, EF9 und EBL1 bis zum Lautsprecher verfolgen. Vom Steuergitter der EF9 (Pos. 34) führt -nur in Stellung "Wiedergabe" - ein Klangfarbenregler (Pos. 31) nach Masse.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun die Schaltung in Stellung Aufnahme. Vom blau umrandten Mikrofon Pos. 79 (Kristall-Zellen_Mikrofon) kann man den Signalpfad anhand der blauen Pfeile über die 3 Verstärkerröhren EF40, EF9 und EBL1 bis zum nun ebenfalls blau umrandeten Tonkopf verfolgen.

Ein Teil des verstärkten NF - Signals wird über einen Kondensator von 2 µF (Pos. 52) ausgekoppelt, an den Diodenstrecken der EBL1 gleichgerichtet und als Regelspannung über die RC - Tiefpassglieder Pos. 49, 24, 25,23 auf das Steuergitter der 2. Verstärkerröhre (EF9) zurückgeführt (grüne Pfeile) ⇒  automatische Verstärkungsregelung  in Stellung "Aufnahme". 


           

Die Röhre EF6 (Pos 66) arbeitet in Verbindung mit der Kreisinduktivität (Pos. 60) und der Kapazität  von 20 nF (Pos. 61) als Löschoszillator.

Von einer detaillierteren Schaltungsanalyse werde ich an dieser Stelle absehen, da mögliche Unterschiede zwischen dem "Dimafon Universa" von 1942 und dem "Dimafon Tel. Recorder" von 1952 zu Verwirrung führen könnten.

 


 

6     Die Assmann "ASTROMAG" Platten

Die Plattenhülle:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was beim Betrachten der ASTROMAG - Magnettonplatten (rechts unten) auffällt ist der weitere Rillenabstand und die größere Rillentiefe im Vergleich zur Schellack - Platte (oben) und zur standardmäßigen Vinyl - Schallplatte, bei der die Mikro - Plattenrillen bei der hier gewählten Vergrößerung schon nicht mehr sichtbar sind (links unten). 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

7     Demontage des Tonkopfes

Mein Hauptinteresse bei diesem Diktiergerät galt dem Aufbau des Tonabnehmers, bei dessen Anblick man sich kaum vorstellen kann, dass er dieselbe Aufgabe erfüllen soll wie ein Tonkopf beim Tonbandgerät.

Hier zwei Aufnahmen des vorderen Endes des Tonarms. Links der auf die Platte aufgesetzte Tonarm, rechts der aus dem vorderen Ende des Tonarms unten herausragende Abstaster (bei Assmann: "Kopfspitze")

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach Lösen der Befestigungsschrauben kann man das gesamte, in einer Abschirmhaube sitzende Tonabnehmersystem aus dem Tonarm herausziehen. Dann bietet sich folgender Anblick:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unglücklicherweise ist die Bodenplatte des Abnehmersystems mit 6 Schweißpunkten an dessen Abschirmgehäuse fixiert, die man für die weitere Demontage aufbrechen muss.

Danach hat man Einblick in die Innereien des Abschirmgehäuses:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im letzten Schritt kann man das gesamte Tonabnehmersystem aus dem Abschirmgehäuse herausziehen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Man erkennt zwei Magnetspulen, die (leider nicht sichbar) durch einen U-förmigen Kern miteinander gekoppelt sind. Nach unten hin läuft der Spulenkern über eine Klemmverbindung in zwei sich V - förmig verjüngende, Polschuhe aus, die das eigentliche Abtastsystem (die "Kopfspitze") darstellen. Löst man die Rändelschraube, kann man das Abtastsysem herausziehen.

 

 

Die Größenverhältnisse!

 

 

 

Hier die vergrößerte Ansicht von Vorder- und Rückseite des Abtastsystems:

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Polschuhe bestehen aus 0,35 mm starken, am unteren Ende miteinander verlöteten Blechen. Der untere - also der in die Rillen der Magnettonplatte hineinragende - Teil ist ca. 1,5 mm breit und leicht abgerundet, damit er nicht an der Plattenoberfläche kratzt.

Der Farbton der Polschuh - Bleche lässt bereits vermuten, dass sie versilbert wurden. Einerseits verbesserte ein Silberbelag die Oberflächenleitfähigkeit, was den Stromübergang beim Punktschweißen erleicherte. Zweitens fördete der Belag die Benetzung des Luftspalts zwischen den Polschuh - Blechen mit Lötzinn.

In der Fertigung wurden die beiden Polschuhbleche vermutlich in folgenden Schritten zum fertigen Abstastystem zusammengefügt:

  1. Einlegen der Polschuh - Bleche und des Kupferstreifens in eine Montagelehre, wobei die Vorderenden der Polschuhe durch eine Abstandslehre in der gewünschten Distanz gehalten wurden.
  2. Fixierung der gegenseitigen Position der Polschuh- Bleche durch Punktschweißen auf das Kupferblech.
  3. Entfernen der Abstandslehre und verlöten
  4. Abschleifen überschüssigen Lötzinns bis auf die Stärke der Polschuh - Bleche

Im Prinzip hätte man erwartet, dass am Ende des Fertigungsprozesses die unteren Enden der Polschuhe durch einen Luftspalt voneinander getrennt bleiben. Da dies angesichts der recht filigranen Bleche zu einer mechanisch wenig stabilen Konstruktion geführt hätte, hat man die Polschuhe miteinander verlötet. Interessanterweise macht das in Hinblick auf die dort herrschenden magnetischen Felder  gegenüber Luft keinen signifikaten Unterschied, da die im verwendeten Lötzinn vorhandenen Elemente Blei (Pb) und Zinn (Sn) magnetisch leicht diamagnetisch sind. Hier die relativen Suszeptibilitäten µr:

Blei (Pb), Zinn (Sn) ⇒ µr  ≈ 0,999     Luft (oder präziser Vakuum) ⇒ µr = 1,0

Das Verschließen des Polschuh - Spaltes hatte noch einen anderen Vorteil: Man wollte verhindern, dass die unteren Enden der Polschuhe auf der Plattenoberfläche kratzen, und abgelöstes ferromagnetisches Beschichtungsmaterial sich in den Polschuh - Spalt setzt. Dies hätte den unerwünschten Effekt einer zeitlich veränderlichen Feldverzerrung gehabt, die man im Interesse sauberer Wiedergabe verhindern musste.  

 


 

8      Details und chemische Zusammensetzung des Abtastsystems

Natürlich interessierte mich, welche Materialien bei den Polschuhen zum Einsatz kamen.

Dazu wurden unterschiedliche Stellen unter einem REM (Raster - Elektronen - Mikroskop) einer EDX Analyse (energiedispersive Röntgenspektroskopie) unterzogen.

Zunächst ein Übersichtsbild der Polschuhe bei 53-facher Vergrößerung. Offensichtlich wurden die Bleche nach der Verlötung übergeschliffen. Deutlich sieht man eine helle Schicht verlaufenen Lötzinns - auf dem oberen Polschuh weniger als auf dem unteren:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie weit der Polschuh - Spalt ursprünglich war, lässt sich trotz der hohen Vergrößerung schwer rekonstruieren. Vergleicht man den 500 µm Eichbalken mit dem Abstand der parallel verlaufenden roten Linien, käme man auf eine Spaltbreite von  ≈ 25 µm. 

 


 

Punktanalysen

 

 

Die ersten beiden Analysen P1 und P2 wurden in dem V-förmigen Bereich durchgeführt, der beim Lötvorgag offensichtlich mit Lötzinn aufgefüllt wurde. 

Die EDX - Analysen zeigen, dass es sich um Standard Elektronik - Lötzinn Sn63Pb37wt% handelte.

Leichte Schwankungen der Komposition treten beim Lötprozess aufgrund partieller Entmischung der Komponenten auf.

Man erkennt auch Spuren (ca.1,5 Gew.%) der vorhergehenden Versilberung.

 

 

 

 

 

Die Analysepunkte P3 und P4 liegen auf dem im Bild  unteren Polschuh im Bereich des beim Lötvorgang verlaufenen und später abgeschliffenen Lötzinns.

Interessanterweise beobachtet man eine Stöchiometrie - Verschiebung zu Gunsten des Zinns.

 

 

 

 

Die Analysepunkte P5, P6, P9, P10 und P11 liegen in Regionen wo das Basismaterial der Polschuhe vorherrscht. Als in dieser Hinsicht relativ unverfälscht kann man die Punkte P6, P9, P10 und P11 ansehen (die unteren Linien in der Tabelle).

P5 liegt in unmittelbarer Nähe des Polschuh - Spalts und zeigt einen erhöhten Silbergehalt, dessen Grund unklar ist.  

Ein Vergeich mit der einschlägigen Literatur zeigt, dass es sich bei dem Basismaterial um µ-Metall handelt, also um dasselbe Material, das wegen seiner hohen magnetischen Suszeptiilät  auch für Tonband - Tonköpfe eingesetzt wird. Hier ein Vergleich der in der Literatur angegebenen Werte mit den Mittelwerten der Punkte P6, P9, P10, P11.

 

 

Standard µ-Metall entält:          2-3 % Cr           15-16 % Fe            76-80 % Ni          4-5 % Cu

Mittelwert P6, P9, P10, P11:     2,6 % Cr            15,3 % Fe              74,9 % Ni            5,5 % Cu

In Anbetracht der Tatsache, dass die Industrie, anhängig vom jeweiligen Einsatzgebiet des µ - Metalls recht unterschiedliche Legierungsbestandtteile verwendet, kann man dies als sehr gute Übereinstimmung ansehen.

Sehr viel kompliziertere Ergebnisse lieferten die Analysen der Punkte P7 und P8 nahe dem Polschuhspalt, wo man eine Überlagerung des Basismaterils mit dem Lötzinn sieht. Auch hier ist der hohe Silber - Anteil ungeklärt.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

9      Schlussbemerkungen

Ich hoffe, etwas zum Verständnis der Funktionsweise und des Aufbaus von Tonaufzeichnungsgeräten auf der Basis von Magnettonplatten beigetragen zu haben. 

Leider ist die genaue Schaltung des Assmann "Dimafon Tel. Recorder" bisher nicht bekannt. Sie sollte aber große Ähnlichkeit mit der des einige Jahre früher erschienenen "Dimafon Universa" von 1949 aufweisen. Lediglich die früher verwendeten Röhren der roten Reihe EF6, EF9 und EBL1 wurden später konsequent durch Rimlock - Röhren ersetzt. Die AZ1 durch zeitgemäße Selen - Gleichrichter. 

Kollegen, die mit der Materie besser vertraut sind als ich, hatten wahrscheinlich schon vermutet, dass die Polschuhe des Tonkopfes aus µ - Metall gefertigt wurden. Immerhin muss man trotz der sich verjüngenden Form der Kopfspitze für eine "Führung" der magnetischen Feldlinien ohne prohibitiven Streufluss sorgen. Das funktioniert nur bei Verwendung eines Materials mit hoher magnetischer Suszeptibiltät. Die Vermutung wurde nun durch REM - EDX Untersuchungen bestätigt.

 

Harald Giese

Harald Giese, 12.Dec.21

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