Philettina B1D92A /00
Philips Radios - Deutschland
- Country
- Germany
- Manufacturer / Brand
- Philips Radios - Deutschland
- Year
- 1959–1961
- Category
- Broadcast Receiver - or past WW2 Tuner
- Radiomuseum.org ID
- 6999
-
- Brand: Deutsche Philips-Ges.
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- Number of Tubes
- 6
- Main principle
- Superheterodyne (common); ZF/IF 460/10700 kHz
- Tuned circuits
- 6 AM circuit(s) 10 FM circuit(s)
- Wave bands
- Broadcast (BC) and FM or UHF.
- Power type and voltage
- Alternating Current supply (AC) / 110; 127; 220 Volt
- Loudspeaker
- Permanent Magnet Dynamic (PDyn) Loudspeaker (moving coil) / Ø 10 cm = 3.9 inch
- Material
- Plastics (no bakelite or catalin)
- from Radiomuseum.org
- Model: Philettina B1D92A /00 - Philips Radios - Deutschland
- Shape
- Tablemodel without push buttons, Mantel/Midget/Compact up to 14
- Dimensions (WHD)
- 300 x 160 x 140 mm / 11.8 x 6.3 x 5.5 inch
- Notes
-
Permeabilitätsabstimmung für MW und UKW.
Dieses Gerät besitzt keine Netztrennung. Bei solchen Geräten können Chassis und Buchsen etc. unter Netzspannung stehen, bei manchen auch, wenn es ausgeschaltet ist. Es besteht bei Berührung Lebensgefahr. Wir weisen nicht bei jedem solchen Modell darauf hin.
- Net weight (2.2 lb = 1 kg)
- 2.4 kg / 5 lb 4.6 oz (5.286 lb)
- Price in first year of sale
- 138.00 DM
- Source of data
- HdB d.Rdf-& Ferns-GrH 1959/60 / Radiokatalog Band 1, Ernst Erb
- Literature/Schematics (1)
- -- Original-techn. papers.
- Picture reference
- Das Modell ist im «Radiokatalog» (Erb) abgebildet.
- Other Models
-
Here you find 2542 models, 2254 with images and 1564 with schematics for wireless sets etc. In French: TSF for Télégraphie sans fil.
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Collections
The model Philettina is part of the collections of the following members.
- Franz Amtmann (A)
- Jürgen Bauch (D)
- Joachim Benneke (D)
- Dietrich Ehrhold (D)
- Hinrich Grensemann † 15.5.16 (D)
- Reinhard Hopfe (D)
- Helmut Kriege (D)
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- Johannes-Michael Rath (CH)
- Museum Roggenhofer (A)
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- Axel Schulz (D)
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Forum contributions about this model: Philips Radios -: Philettina B1D92A /00
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PHILIPS "Philettina B1D92A" Beschreibung und Reparatur
Alle Bilder können durch Anklicken vergrößert werden!
1 Einführung
Als ich im letzten Herbst über den Karlsruher Flohmarkt schlenderte, fiel mir ein hübsches Radio ins Auge, das mich mit seiner großen Rundskala eher an ein Kofferradio erinnerte, als an einen Netzempfänger: eine "PHILIPS Philettina B1D92A". Da das Äußere noch recht ansehnlich war, habe ich das Gerät für wenig Geld erworben.
Bei der Philettina handelt es sich um einen zwischen 1959 und 1961 für 138 DM vertriebenen PHILIPS - Netzempfänger für MW- und UKW - Empfang. Zum Vergleich: Eine von PHILIPS im gleichen Zeitraum vertriebene Philetta B2D93A kostete knapp 200 DM, Spitzengeräte wie der Jupiter Stereo 494 B4D94A etwa das Doppelte. Die Philettina lag somit im unteren Teil des Preisspektrums für damalige Rundfunkempfänger.
Hier einige Bilder des Gerätes im Fundzustand:
Abgesehen von einem nachträglich in die Rückwand gebohrtem Loch (rechts oben) für die Aufnahme eines externen Netzschalters, war das Gerät also äußerlich in einwandfreiem Zustand.
Ganz anders präsentierte sich das Innenleben.
Das Chassis war von einer dicken, nach Zigarettenrauch und ranzigem Frittierfett riechenden Staubschicht bedeckt. Meine Frau war entsetzt und verbannte das Radio zum Auslüften auf die Gartenterrasse.
Nach ausgiebigen Lüften und noch vor der ersten Reinigung wurde die Philettina dann probeweise kurz in Betrieb genommen. Abgesehen von Kontaktschwierigkeiten an Sicherungshaltern und Wellenschalter funktionierte das Gerät auf Anhieb - allerdings nur auf MW. Da ich schon zahlreiche UKW - Radios - insbesondere die UKW - Tuner - repariert habe, machte ich mich siegessicher ans Werk.
Aber wie sich bald herausstellte, erwies sich die Reparatur dieses kleinen Radios als viel schwieriger, als ich erwartet hatte, und wenn ich ganz ehrlich bin, gibt es immer noch unklare Punkte.
Trotzdem habe ich mich dazu entschlossen, hier über dieses interessante Gerät zu berichten.
2 Die Schaltung der "Philettina B1D92A"
2.1 Übersicht
Hier zunächst die hochaufgelöste Gesamtschaltung, die von Bernhard Nagel aus zwei Teilschaltbildern zusammengesetzt wurde. Danke Bernhard!
Die Philettina verwendete eine interessante Mischbestückung aus E - und U - Röhren: ECC85, ECH81, EF89, UABC80, UL84 und UY85. Dies führte dazu, dass mit viel niedrigeren Anodenspannungen gearbeitet wurde, als bei reinen E - Röhren Geräten: die Endstufe lief hier z.B. mit nur 145 V, der UKW - Teil mit 135 V.
MW - Empfang: Das MW - Eingangssignal gelangt von der "Platten - Antenne", einer kleinen auf die Gehäuse - Innenseite aufgeklebten Aluminiumfolie, bzw. von den UKW - Antennenbuchsen über C44 = 15 pF auf den induktiv abgestimmten Vorkreis (kein Ferritstab!) und von dort über den Wellenschalter auf das Hexoden - Steuergitter der geregelten Mischröhre ECH81. Der ebenfalls induktiv abgestimmte Oszillator verwendet in standardmäßiger Schaltung das Triodensystem der ECH81. Der Mischstufenausgang führt auf die Serienschaltung eines 10,7 MHz und eines 460 KHz ZF - Bandfilters. Hierbei handelt es sich um die bekannten PHILIPS - Microbandfilter, über die im RM - Forum schon öfter berichtet wurde. Die Sekundärseite des 10,7 MHz Bandfilters wird bei MW - Empfang kurzgeschlossen. Da das Filter vom Wellenschalter aus gesehen auf der gegenüberliegenden Seite des Chassis liegt, wurde ein kleiner zusätzlicher Schalter direkt neben dem Filter angeordnet, der über einen Seilzug mit Umlenkrollen von Wellenschalter "aus der Ferne" betätigt wird.
Das gefilterte ZF - Signal wird in der folgenden geregelten Verstärkerstufe mit der EF89 verstärkt, nach Passieren des 2. Bandfilters der Demodulatordiode der UABC80 zugeführt und das erhaltene NF - Signal im Triodensystem der UABC80 vorverstärkt. Die Endverstärkung des NF - Signal erfolgt in dem mit der UL84 bestückten Leistungsverstärker. Während die Arbeitspunkteinstellung der UL84 über eine Kathodenkombination erfolgte, nutzte man bei der Triode der UABC80 den durch den Gitteranlaufstrom an einem 4,7 MΩ Widerstand bewirkten Spannungsabfall, was zu extremer Brummempfindlichkeit dieser Schaltungspartie führte. Um diesen Störeffekt einzudämmen, hatte man den Gehäuseboden unterhalb der UABC80 mit Alufolie ausgelegt und diese über eine Kontaktfeder mit Chassis - Potential verbunden.
UKW - Empfang
Das von den Dipol - Antennenbuchsen bzw. der "Platten - Antenne" kommende Signal wird über eine Zwischenbasis - Schaltung in die linke Triode der ECC85 eingekoppelt und dort vorverstärkt. An der Anode dieser Triode liegt der mit S58 induktiv abgestimmte Zwischenkreis, dessen Hochpunktspannung über die Kondensatoren C90 = C91 = 8,2 pF symmetrisch in die Gitterkreisspule S55 der rechten, als Oszillator und Mischer arbeitenden Triode der ECC85 eingespeist wird. Von deren Anode führt der Rückkoppelkondensator C87 = 8,2 pF auf den Hochpunkt des mit S57 induktiv abgestimmten Oszillatorkreises, der induktiv auf die Gitterspule S55 koppelt. Der Ausgang der rechten Triode führt auch auf das erste 10,7 MHz ZF - Filter und wird bei UKW - Empfang auf das Steuergitter der AM - Mischstufenröhre ECH81 geschaltet.
Alle Komponenten des UKW - Tuners sind in einer abgeschirmten Box untergebracht, die gemeinhin als UKW - Box bezeichnet wird. Im Verlauf des Berichtes werde ich beide Bezeichnungen verwenden.
Nach zweistufiger Verstärkung gelangt das ZF - Signal auf den Ratiodetektor mit der UABC80. Für die NF - Verstärkung des demodulerten Signals wird der gleiche Schaltungsteil benutzt wie bei MW - Empfang.
Die Regelspannungsleitung der ECH81 und EF89 liegt bei UKW - Empfang über 330 KΩ auf Masse. Die benötigten Gitterspannungen werden dann durch die jeweiligen Gitter - Anlaufströme generiert.
Eine sehr detailllierte Erläuterung der Funktionsweise der hier gewählten Zwischenbasis - Eingangsschaltung findet man in H. Pitsch: "Lehrbuch der Funkempfangstechnik": Für interessierte Leser habe ich im Anhang dieses Berichtes eine Kopie des Buchausschnitts angefügt.
Netzteil
Die Philettina kann wahlweise an 100V~, 127V~ oder 220 V~ betrieben werden. Zur Anodenspannungserzeugung diente eine Einweg - Gleichrichterröhre UY85. Aufgrund der Mischbestückung mit E - und U - Röhren, gestaltete sich die Heizspannungsversorgung etwas kompliziert. Eine 6,3 V Anzapfung des Netz - Spartrafos versorgte die parallel geschalteten Heizungen der drei E - Röhren sowie die Skalenlampe, eine weitere Anzapfung bei 110 V versorgte die Heizung der drei U - Röhren in Serienschaltung. Bei Betrieb am 110 V Netz wurde diese Anzapfung direkt mit dem Netzeingang verbunden.
Wie üblich wurde aus Gründen der Brummreduktion die Heizung der UABC80 in der Heizfadenkette am nächsten zum Chassispotential angeordnet.
3 Mechanischer Aufbau der Philettina B1D92A
Einige Bilder der Außenansicht im Fundzustand hatte ich bereits oben in der Einführung gezeigt. Hier nur noch einmal die Frontansicht und ein Bild der Gehäuse - Innenseite auf dem man die "Platten - Antenne" und die zwecks Brummreduktion auf dem Gehäuseboden unterhalb der UABC80 aufgeklebte Abschirmfolie erkennt:
Die einzigen Bedienelemente bestanden aus dem Senderknopf mit großer Kreisskala auf der rechten Frontseite, dem Lautstärkeregler auf der linken Seite und zwei Tasten am unteren Rand der Frontplatte: links eine Tonblende und rechts der Wellenschalter.
Die gesamte Elektronik war auf einem dünnen Pertinax - Chassis aufgebaut, das sich aufgrund fehlender Stützstrukturen und der ungleichmäßigen Gewichtsverteilung (Netztrafo und UKW - Tuner auf einer Seite des Chassis) beim Hantieren nach Entfernen aus dem Gehäuse stark deformiert. Im Verlauf der recht langwierigen Reparatur ist es daher zu mehreren, schwer aufzufindenden Leiterbahnrissen gekommen. Um solchen Problemen vorzubeugen ist es ratsam, sich für die Reparatur dieses Gerätes einen geeigneten Halterahmen zu bauen.
Vom Originalzustand nach einer ersten Reinigung des Cassis sind leider nur wenige, schlecht aufgelöste Bilder vorhanden (im weiteren Verlauf des Berichts folgen noch bessere Aufnahmen):
Chassisansichten
Netzsicherungen
Die Philettina verwendete für den Betrieb am 220 V Netz drei Netzsicherungen, bei 127 V und 110 V nur noch zwei:
Der UKW - Tuner
Oberseite
Man erkennt den über ein Zahngestänge angetriebenen Variometer - Fahrstuhl, sowie die ursprüngliche Pertinaxfassung der ECC85 mit den Klemmfedern für die Kontaktierung und Fixierung des Abschirmzylinders. Die Variometer - Spulenkerne werden von den hier in Richtung Betrachter zeigenden in die Fahrstuhlzungen eingelöteten Stahldrähten gehalten. Eine Änderung der Eintauchtiefe der Spulenkerne konnte nur durch Öffnen der Lötpunkte vorgenommen werden.
Unterseite
Hier zunächst Bilder der Unterseite der geschlossenen UKW - Box und des Antenneneingangs:
Die Abdeckhaube wurde von einer 1mm starken Federstahlspange in Position gehalten. Diese Spange zeichnete sich durch einen extrem strammen Sitz aus, was sich bei den Reparaturarbeiten mit häufigem Abnehmen und Aufsetzen der Haube als äußerst nachteilig erwies. Die aus der Box - Oberseite ragenden Enden der Spange drohten nähmlich die dort liegenden Bauteile zu beschädigen. Es wurde daher beschlossen, die Spange durch eine ebenfalls sehr stramm sitzende, aber leichter zu hantierende Spiralfeder zu ersetzen.
Nach Abnehmen der Abschirmhaube erkennt man die für UKW - Tuner notwendige gedrängte Verdrahtung. Links hinter dem 10 KΩ Widerstand liegt das erste 10,7 MHz ZF - Filter in offener Bauweise, rechts daneben die UKW - Oszillatorspule mit Kreis- und Ankopplungswickel und von dort in Richtung Betrachter den oberen Teil der UKW - Zwischenkreisspule.
Ungewöhnlich ist hierbei die offene Anordnung aller Spulen, eine Konstellation die man normalerweise durch Einbau einer Abschirmwand umgeht, um parasitäre Kopplungen zwischen den einzelnen Schaltungssektionen zu unterbinden.
Auf der rechten Seite außerhalb der UKW - Box sieht man die unteren Enden der beiden MW - Variometer (hellbrauner Kunststoff).
MW - Variometer
Im Gegensatz zum UKW - Variometer mit zwei getrennten Spulenkörpern hatte man für MW einen standardmäßigen PHILIPS - Micro Bandfilterkörper verwendet. Die Führungsdrähte der Tauchkerne wurden von dem gleichen Fahrstuhl betätigt wie bei UKW. Vor dem linken Drahtzug erkennt man einen kleinen, aus dem Bandfiltergehäuse herausragenden Ferritstift für die Feinjustierung der Induktivität des MW - Oszillatorkreises.
Phonoanschluss
Die Phono - Eingangsbuchsen waren in eine unter der Gehäusedecke befestigten Pertinaxplatte eingelassen. Da das Gerät im Netzteil einen Spartrafo verwendete und somit keine Netztrennung aufwies, musste der Phonoeingang durch spannungsfeste Kondensatoren entkoppelt werden. Der kleine schwarze Klotz auf der linken Seite der Halteplatte ist die Umschaltbuchse von Radio - auf Phono - Betrieb.
Weitere Bilder folgen in der Beschreibung der Reparaturarbeiten
4 Anfängliche Reparaturarbeiten
4.1 Reinigung des Chassis
Nachdem das Gerät bei der ersten Inbetriebnahme nur auf MW funktionierte, wurde zunächst das Chassis gereinigt. Da lokales Reinigen der einzelnen Bauteile mit Äthanol nicht zum gewünschten Erfolg führte, wurde das ganze Chassis mit Backofenreiniger eingesprüht und nach halbstündiger Einwirkungszeit ausgiebig mit klarem Wasser nachgespült.
Nach einwöchiger Trocknungszeit wurde ein weiterer Betriebsversuch unternommen. Zwar fehlte nach wie vor der UKW - Empfang, aber immerhin war nun eine optische Beurteilung der einzelnen Bauteile möglich.
4.2 Austausch von Komponenten
Da einige Widerstände und Kondensatoren ihre Werte stark verändert hatten, letztere auch teilweise zu hohe Leckströme zeigten, wurde beschlossen, diese zum größten Teil zu erneuern.
Die Fassung der UL84 war durch Überhitzung so stark geschädigt, dass permanent Kontaktprobleme auftraten und das verkohlte Pertinax beim Röhrenwechsel in mehrere Stücke zerbrach. Nach Erneuern der Fassung lief die NF - Endstufe stabil.
Versuchsweise wurden auch alle Röhren inklusive der ECC85 erneuert - ohne Erfolg.
Nachdem der AM - Empfang nach wie vor einwandfrei funktionierte, aber unklar war, ob in den nur für UKW - Empfang aktiven Komponenten der Hauptplatine (10,7 MHz ZF - Filter, Ratio-Detektor, Wellenschalter) ein Defekt vorlag, wurde zunächst sichergestellt, dass das Gerät mit intaktem UKW - Tuner funktionierte. Da kein originaler Ersatztuner verfügbar war, wurde ein ganz ähnlicher Tuner aus dem Schrottchassis eines B5DZ94A verwendet.
5 Probeweiser Austausch des UKW-Tuners: Philettina ⇒ B5DZ94A
5.1 Schaltungsvergleich
Das Chassis B5DZ94A war im PHILIPS High-End Musikschrank "Regina Luxus" verbaut, der im Jahr 1960 erschien, also im gleichen Produktionszeitraum wie die Philettina (1959 - 1960). Vergleicht man die Schaltung des UKW -Tuners der beiden Modelle so erkennt man, abgesehen von der induktiven Abstimmung im Fall der Philettina und der kapazitiven Abstimmung bei der B5DZ94A, nur geringfügige Unterschiede.
Hier die Schaltbilder der beiden Modelle im direkten Vergleich. Da mir das oben in Abschnitt 2.1 gezeigte PHILIPS Originalschaltbild für diesen Vergleich ungeeignet erschien, habe ich es so umgezeichnet, dass analog zum B5DZ94A der Signalweg wie üblich von links nach rechts verläuft:
Abgesehen von der bereits erwähnten unterschiedlichen Abstimmung fallen folgende Unterschiede ins Auge:
- Die unterschiedliche Eingangsschaltung am Gitter der ersten Triode.
- Die bei der Philettina fehlende DEZI - Sperre (R6 II S11) in der Anodenleitung der ersten Triode.
- Die unterschiedliche Anbindung des Brückenkondensators C84 = 4,3 pF bzw. C6 = 3,5 pF von der Anode der ersten Triode zu deren Kathode.
- Die unterschiedliche Anodenspannungszuführung der ersten Triode.
- Die unterschiedliche Einkopplung des Oszillatorsignals von der Anode der zweiten Triode in den Oszillatorkreis: über C87 = 8,2 pF an den Kreishochpunkt, bzw. über C15 = 12 pF an eine Anzapfung der Oszillator - Kreisspule.
- Die etwas unterschiedlichen Widerstandswerte in den Anodenzuleitungen.
.5.2 Funktion mit Ersatztuner
Ein Funktionsvergleich gestaltete sich im vorliegenden Fall besonders einfach, da die ZF - Auskopplung auf die nachfolgende ECH81 beim UKW - Tuner der Philettina und dem des B5DZ94A ganz ähnlich erfolgten, sodass für einen groben Vergleich der ZF Ausgangskreis beim Wechsel von einem auf den anderen Tuner nicht nachgestimmt werden musste. Lediglich die Anschlüsse für Heiz - und Anodenspannung, sowie der Antenneneingang und der ZF - Ausgang mussten umgelötet und die ECC85 umgesteckt werden. .
Das Resultat war überzeugend! Obwohl der Tuner des B5DZ94A im Vergleich zum Originalgerät mit 100 V Unterspannung (135 V anstatt 236 V) betrieben wurde, hatte die Philettina nun ausgezeichneten UKW - Empfang und die folgenden Arbeiten konnten sich auf ihren UKW - Tuner konzentrieren.
6 Untersuchungen am Philettina UKW - Tuner
Zunächst wurde eine neue ECC85 mit sehr guter Emission ohne Abschirmhaube eingesetzt und das Vorhandensein einer Oszillatorschwingung mit Hilfe eines magnetischen Pick-up überprüft. Diese Testmethode wurde schon früher erfolgreich bei der Fehleranalyse eingesetzt und in diesem Beitrag beschrieben: Defekte und Reparaturansätze bei UKW - Tunern
Nicht sehr überraschenderweise wurde keine Oszillatorschwingung festgestellt. Dies bedeutet, dass die Bedingung für den Start der Oszillatorschwingung - also für die Schwingungsaufschaukelung nicht erfüllt war. Hierfür können unterschiedlichste Gründe verantwortlich sein. Hier einige Beispiele:
- Unzureichende Verstärkung der ECC85 ⇒ kann ausgeschlossen werden, da neue Röhre
- Falscher Arbeitspunkt der ECC85 durch defekte Gitter- oder Anodenwiderstände ⇒ wurden überprüft und für intakt befunden
- Zu große dielektrische Verluste oder Kontaktprobleme in der Röhrenfassung
- Defekte Kondensatoren (keramische Röhrchen und Rohrtrimmer)
- Unzureichende Güte des Oszillatorkreises ⇒ zu niedrige Resonanzamplitude
usw.
6.1 Röhrenfassung
Da das genze Gerät inklusive der Innereien der UKW - Box anfangs extrem verschmutzt war, wurde beschlossen, zunächst die Pertinax - Röhrenfassung der ECC85 zu ersetzen. Ihre dunkle Verfärbung hatte sich auch nach der gründlichen Reinigung nicht geändert, und ich hatte den Verdacht, dass das Fassungsmaterial durch die Verschmutzung zu hohe dielektrische Verluste aufwies, oder der Andruck der Kelchfedern über die Jahre nachgelassen hatte und dadurch ein Aussetzen des UKW - Oszillators verursachte.
Nach mehreren Versuchen habe ich mich für eine keramische Fassung mit metallischem Flansch entschieden, die ausgezeichnete Kontaktgabe garantierte und für die eine passende Abschirmhaube vorhanden war. Da der Stift - Lochkreis bezogen auf die Befestigungslöcher um einige Winkelgrade gegenüber der Originalfassung versetzt war, konnte die Fassung nicht verschraubt, sondern musste eingelötet werden.
Im Zusammenhang mit dem Tausch der Röhrenfassung sollte man folgenden wichtigen Punkt beachten. Pertinax und Keramik verfügen natürlich über unterschiedliche dielektrische Eigenschaften, was sich auf ihr Verhalten im Bereich hoher Frequenzen auswirkt.
Zwar liegen die Kapazitätswerte zwischen benachbarten Kontakten bei beiden Fassungsmaterialien im gleichen Bereich (0,6 - 0,8 pF, genauer kann ich nicht messen), aber die dielektrischen Verluste. von Pertinax übersteigen deutlich diejenigen, der für Röhrenfassungen verwendeten Al2O3 Keramik (Calit). Beim Wechsel des Röhrenfassungsmaterials ändert man somit einen Parameter mit schwer prognostizierbaren Konsequenzen.
Enttäuschenderweise führte diese erste Modifikation - der Tausch der Röhrenfassung - noch nicht zur Funktion des UKW - Tuners.
6.2 Rückkopplungskondensator C87
Da eine Überprüfung sämtlicher Kondensatoren - alle Röhrchen- und Trimmkondensatoren wurden dazu ausgebaut und auf KARU nachgemessen - gezeigt hatte, dass alle intakt und werthaltig waren, wurde probeweise der Rückkopplungskondensator C87 = 8,2 pF um 50% auf 12 pF erhöht und sofort setzten die Oszillatorschwingungen ein und die Philettina empfing an meiner Standardantenne (Dipol unter dem Dach) alle Ortssender recht zufriedenstellend. Ein Punkt war allerdings überraschend: Der Oszillator schwang unterhalb der Empfangsfrequenz, anstatt wie üblich oberhalb. Wie konnte das sein?
Den verwendeten Messaufbau zeige ich später in Abschnitt 8.5.
Nun könnte man auf dem Standpunkt stehen, dass es wichtiger ist, dass das Radio überhaupt funktioniert, als dass die Oszillatorfrequenz den richtigen Frequenzbereich überstreicht und für die Funktion der Rückkopplungskondenstaor erhöht werden musste.
Mit diesem Resultat wollte ich mich aber nicht zufrieden geben und habe die Sache weiter untersucht.
6.3 Trimmspule S57
Bei näherer Inspektion der UKW - Box fiel mir auf, dass der Wickelkörper der Trimmspule S57, also der Parallelinduktivität zur Oszillatorspule S56 stark beschädigt und ein Spulendraht abgerissen war. Das erklärte also, dass die Induktivität im Oszillatorkreis zu groß war und die Oszillatorfrequenz folglich zu niedrig. Während Parallelkondensatoren in Schwingkreisen deren Frequenz erniedrigen, bewirken Parallel - Induktivitäten das Gegenteil ⇒ sie erhöhen die Schwingungsfrequenz
Offensichtlich hatte also jemand versucht, den Abstimmbereich des UKW - Oszillators in Richtung höherer Frequenzen zu erweitern oder zu verschieben - er reicht ja im Originalzustand nur bis ca 100 MHz- und dabei war die Spule zerstört worden. Nachdem der Grund für die Fehllage der Oszillatorfrequenz nun geklärt war, wurde zunächst versucht, die Spule provisorisch zu reparieren.
Hier sieht man das Provisorium, das aber zu keinem akzeptablen Ergebnis führte, da man den Kern nicht mehr verstellen konnte.
Also wurde beschlossen, eine neue Spule zu wickleln.
Hier noch zwei Bilder des alten, beschädigten Spulenkörpers und des ungewöhnlichen Kerns mit Flachgewinde.
Der Spulenkörper hatte einen Außendurchmesser von 4,6 mm und eine Wandstärke von nur 0,25 mm, der Kern einen Außendurchmesser von ca. 4,1 mm. Da der Kern mit Wachs fixiert war, scheint es nicht überraschend, dass der filigrane Spulenkörper beim Versuch des Vorbesitzers seine Eintauchtiefe zu verstellen zerbrach.
Abgesehen von der geringen Wandstärke weist der Spulenkörper noch eine weitere Eigenschaft auf, die sich beim Versuch der Kernverstellung als äußerst fatal erweist. Erhitzt man die Spule beim Versuch das Fixierwachs zu schmelzen zu stark, so schrumpft der Kunststoff wie ein moderner Schrumpfschlauch, und schnürt sich um so fester um den Kern, sodass sich dieser nicht mehr entfernen lässt. Vor einem Nachgleichen der Kerne muss man die Spule also sehr vorsichtig erhitzen, damit das Wachs zwar erweicht, der Spulenkörper sich aber noch nicht deformiert. Eine heikle Aufgabe!
Da der alte Spulenkörper nicht mehr verwendet werde konnte, musste eine alternative Lösung gefunden werden. Glücklicherweise wurden die gleichen Spulenkörper und Kerne auch in den 10,7 MHz PHILIPS Micro - Bandfiltern verwendet.
So wurde ein 10,7 MHz Einzelkreisfilter aus meinem B5DZ94A Schrottchassis kannibalisiert und durch Aufbringen unterschiedlicher Windungszahlen und Variation des Paralleltrimmers C88 erreicht, dass der Oszillator den korrekten Frequenzbereich überstrich. Hierbei wurde wie beim originalen Wickel Kupferlackdraht mit Ø = 0,24 mm verwendet .
Beim Vergleich der Oszillatorspule mit der parallel liegenden Trimmspule fragt man sich unwillkürlich, wie es denn sein kann, dass man die Schwingkreisspule aus Stabilitätsgründen und zwecks Reduktion der Skin - Verluste aus dicken Draht, die Trimmspule aber aus dünnem Kupferlackdraht (CuL) wickelte, obwohl doch bei diesem Aufbau die Verluste viel größer und die Spulengüte viel niedriger sein müssen. Die Antwort liegt in der hochfrequenen Stromverteilung auf die beiden Spulen. Die Schwingkreispule hat abhängig von der Eintauchtiefe des Variometerkerns eine Induktivität zwischen 95 - 135 nH, die Trimmspule S57 dagegen bei voll eingedrehtem Kern ca. 600 nH, also um einen Faktor 6 mehr! Entsprechend geringer ist also der durch RL=2π f L bestimmte hochfrequente Schwingstrom durch die Trimmspule. Verluste spielen hier also eine weit weniger gewichtige Rolle als bei der Schwingkreisspule und so konnte man sie bedenkenlos aus dünnem CuL Draht wickeln.
Ein Punkt auf den ich später beim detaillierten Vergleich mit dem B5DZ94A Tuner noch zurückkommen werde, ist der in der Philettina für die UKW - Schwingkreisspulen gewählte Drahttyp. Während der Durchmesser mit ca. 1 mm dem üblichen Wert für solche Spulen entspricht, scheint es sich bei der stumpfen Oberfläche eher um eine Verzinnung oder Vernickelung, als um die übliche Versilberung zu handeln.
Nach Reparatur der Trimmspule überstrich der Oszillator des UKW - Tuners nun zwar den richtigen Frequenzbereich oberhalb der Empfangsfrequenz,.aber die Empfindlichkeit schien mir doch zu gering.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich noch einmal den UKW - Tuner des B5DZ94A angeschlossen und tatsächlich zeigte sich, dass letzterer bei der gleichen Sendereinstellung die ca. dreifache Spannung am Ratiodetektor lieferte: Bei einem Ortssender 20 V anstatt 7 V mit dem Philettina Tuner. Dieses Ergebnis ist auch insofern bemerkenswert, als, wie bereits oben erwähnt, der Tuner des B5DZ94A normalerweise mit Ua = 236 V betrieben wird, an der Philettina aber mit nur Ua = 135 V!
Ein anschließender Rücktausch des Rückkopplungskondensators C87 von 12 pF auf den originalen Wert von 8,2 pF erbrachte sogar noch schlechtere Ergebnisse
Wie konnte es zu einem solch drastische Empfindlichkeitsunterschied kommen? Um dieser Diskrepanz auf die Spur zu kommen, wurden die beiden Tuner nun detailliert inspiziert.
7 Vergleich des Außen - und Innenaufbaus der beiden UKW - Tuner
7.1 Außenansicht
Beide Tuner sind etwa gleich groß - nur der Variometerfahrstuhl der Philettina sorgt für eine etwas größere Aufbauhöhe. In der Rückansicht des Philettina Tuners sieht man die frei hängenden Tauchkerne der AM - Variometers
Philettina B5DZ94A
In den Tuner der Philettina hatte ich zum Zeitpunkt der Aufnahmen zwischenzeitlich eine andere keramische Fassung eingebaut und die Trimmspule S57 war noch nicht erneuert worden.
7.2 Innenansicht
Philettina B5DZ94A
Im Wesentlichen fallen dem Betrachter hier 3 Details ins Auge. Beim Tuner des B5DZ94A (rechts) wurden
- zwischen den Komponenten des Zwischenkreises und der Oszillatorsektion eine Abschirmwand eingefügt,
- eine DEZI - Sperre zum Verhindern von parasitären Schwingungen im Dezimeterwellen - Bereich verwendet und
- die Schwingkreispulen aus versilbertem Kupferdraht CuAg gewickelt. Bei dem Spulendraht der Philettina scheint es sich eher um Draht mit verzinnter oder vernickelter Oberfläche zu handen.
8 Abschließende Arbeiten
8.1 Abschirmwand
Ein Effekt, den ich bei der bisherigen Beschreibung noch nicht erwähnt hatte war folgender: Beim Abgleich des Zwischenkreises mit dem Trimmkondensator C95 = 6 pF verschob sich die Oszillatorfrequenz geringfügig. Das ist eigentlich durch die kapazitive Neutralpunkt - Einspeisung über C90 = C91 = 8,2 pF in die Gitterspule des Oszillators ausgeschlossen, aber der Effekt war deutlich spürbar.
Der Vergleich mit dem Aufbau des B5DZ94A motivierte mich also, auch in den Tuner der Philettina eine Abschirmwand einzusetzen. Die folgenden beiden Bilder zeigen die Postion der aus 0,5 mm verzinntem Stahlblech gefertigten Zwischenwand (blau umrahmt).
Das Nachrüsten der Abschirmwand erwies sich zwar insofern als erfolgreich, als der Zwischkreisabgleich nun tatsächlich keinen merklichen Einfuss mehr auf die Oszillatorfrequenz hatte, aber es stand die Frage im Raum, warum der UKW - Tuner ja früher offensichtlich auch ohne die Abschirmwand funktioniert haben muss.
Auf die schlechte Empfangsempfindlichkeit hatte der Einbau der Abschirmwand jedenfalls keinen Einfluss und sie wurde wieder entfernt.
8.2 DEZI - Sperre
Versuchsweise wurde in den Philettina Tuner auch eine DEZI - Sperre eingebaut: Wie in B5DZ94A ein mit wenigen Windungen CuL - Draht umwickelter 100 Ω Widerstand.
Da diese auf die Funktion keinerlei Auswirkungen hatte, wurde die DEZI - Sperre wieder entfernt.
8.3 Spulendraht
Falls es sich bei dem Draht der Philettina UKW - Schwingkreisspulen tatsächlich um verzinnten oder vernickelten Kupferdraht handeln sollte, hätte dies drastische Folgen für die Kreisgüten. Durch die Stromverdrängung bei hohen Frequenzen wird nicht mehr der volle Querschnitt eines Leiters vom Strom durchflossen sondern nur noch eine dünne Oberflächenschicht. Die sogenannte Eindringtiefe δ, bei der die Stromdichte auf 1/e abgefallen ist, berechnet sich zu
δ = 1 / √ π f µo µr σ
f ⇒ Frequenz, µo ⇒ Vakuumpermeabilität, µr ⇒ relative Permeabilität, σ ⇒ elektr. Leitfähigkeit
Die Leitfähigkeitswerte der in elektronischen Anwendungen verwendeten Metalle liegen bei
Silber: 6,1 ∗ 107 S/m, Gold: 4,5 ∗ 107 S/m, Kupfer: 5,8 ∗ 107 S/m,
Zinn: 0,87 ∗ 107 S/m, Nickel: 1,6 ∗ 107 S/m
Daraus ergeben sich bei 100 MHz die folgenden Eindringtiefen:
Silber: 6,4 µm, Gold: 7,5 µm, Kupfer: 6,6 µm,
Zinn: 17 µm, Nickel: 13 µm.
Die elektrische Leitfähigkeit von Silber ist um einen Faktor ≈ 7 besser als von Zinn, und um einen Faktor ≈ 4 besser als Nickel. Die Eindringtiefe eines hochfrequenten Stroms mit 100 MHz um einen Faktor ≈ 3 (Zinn) bzw. 2 (Nickel) geringer.
Nimmt man an, dass die Dicke der Verzinnung ≥ 17 µm ist, so fliesst der hochfrequenze Strom ausschließlich in einer Schicht schlechter Leitfähigkeit. Das würde im Vergleich zu der Spule mit versilbertem Kupferdraht zu einer markanten Verschlechterung der Spulengüte führen und man fragt sich, ob PHILIPS diesen Nachteil bei einem Billiggerät wie der Philettina wissend in Kauf genommen hat.
Natürlich könnte man nun die UKW - Spulen der Philettina mit versilbertem Kupferdraht neu wickeln und dann einen erneuten Empfindlichkeitsvergleich vornehmen. Das ist aber bisher nicht geschehen.
8.4 Spulenkerne
Eine Komponente, die bisher nicht angesprochen wurde, die aber ebenfalls die Güte der Schwingkreisspulen beeinflusst, sind die Spulenkerne.
So wurde zunächst überprüft, um welches Material es sich beim Kern der Trimmspule S57 handelte. Dazu wurde der Kern aus einem 10,7 MHz Filter entnommen, beide Kerne mit der gleichen Anzahl Windungen Schaltdraht umwickelt und die Induktivität gemessen.
Nach Abzug der Messklemmen - Induktivität ergaben sich für beide Kerne Werte um 470 nH. Trimmspule und ZF - Filter verwendete also nicht nur die gleichen Wickelkörper, sondern auch dieselben Spulenkerne.
Variometer
Dem äußeren Anschein nach wurde für die Tauchkerne in den AM- und FM - Variometern das gleiche Ferrit - Material verwendet. Um festzustellen, ob die Verwendung von Kernen mit besseren HF - Eigenschaften die Spulengüten und damit die Empfindlichkeit verbessern würden, wurden die Haltedrähte aus den Variometerzngen ausgelötet und händisch Vogt - Spulenkerne mit grünem Punkt für den höherer KW - Bereich eingeschoben. Tatsächlich verbesserte sich die Empfindlichkeit des Philettina Tuners. Der Punkt wurde aber bisher nicht weiterverfolgt.
8.5 Variation und Auswirkung des Rückkopplungskondensators C87
Mehrfach wurde in diesem Bericht schon über den massiven Einfluss des Rückkopplungskondensators C87 gesprochen. Verwendete man den originalen Wert von 8,2 pF so hatte sich gezeigt, dass die Empfindlichkeit des Philettina Tuners weit hinter der des B5DZ94A zurückblieb.
Etwas besser stellte sich die Situation dar, wenn man dessen Wert auf 12 pF, also auf den 1,5 fachen Wert erhöhte. Der Empfindlichkeitsunterschied lag immerhin nur noch bei einem Faktor 3.
Das führte mich zu der Frage, welche Auswirkung wohl eine weitere Erhöhung des Wertes von C87 haben würde.
Es wurde also noch einmal derselbe Messaufbau zusammengestellt und C87 auf 22 pF erhöht:
Das Oszillatorsignal wurde wieder durch eine Koppelschleife um die ECC85 induktiv ausgekoppelt, und in einem VHF-UHF - Breitband - Antennenverstärker mit 2 x BFX89 um 12 db bei 50 Last vorverstärkt. Da mein Frequenzzähler nur bis ca. 70 MHz arbeitet, wurde die Frequenz des vom Vorverstärker gelieferten Signals in einem ECL - Teiler um einen Faktor 10 heruntergeteilt.
Bei Empfang eines Ortssenders lag die Spannung am Ratio -. Detektor nun immerhin bei ca. 15 V, was fast dem Wert bei Verwendung des B5DZ94A Tuners entspricht. Allerdings liegt die Oszillatorfrequenz mit 86,25 MHz nun wieder um 10,7 MHz unterhalb der Empfangsfrequenz und liess sich weder durch Verstellen der Trimmspule S57 noch des Paralleltrimmer C88 zur Spiegelfrequenz verschieben.
9 Schlussbemerkungen
Ich habe versucht zu zeigen, wie schwierig es sein kann, einen defekten UKW - Tuner zu reparieren, insbesondere dann, wenn nicht klar ist, wie gut die Empfangsempfindlichkeit des Gerätes ursprünglich war.
Zwar sieht das Chassis nach den beschriebenen Arbeiten wieder sehr respektabel aus, aber unglücklicherweise ist das Ganze in eine Aura von Ungewissheit gehüllt:
Geht man nämlich davon aus, dass die Oszillatorfrequenz des UKW - Tuners ursprünglich oberhalb der Empfangsfrequenz lag, so liegt die Empfindlichkeit meiner Philettina B1D92A mit der originalen Bauteildimensionierung trotz aller Reparaturversuche deutlich unter der des UKW - Tuners aus einer PHILIPS High - End Musiktruhe "Regina Luxus" mit dem Chassis B5DZ94A.
Verändere ich aber willkürlich die Rückkopplung im Oszillatorkreis, so erreiche ich mit zunehmendem Wert des Rückkopplungskondensators eine schrittweise Annäherung an die Empfindlichkeit des B5DZ94A. Mit dem größten bisher verwendeten Rückkopplungskondensator von 22 pF (anstelle von 8,2 pF) sind kaum noch Unterschiede zur Empfangsqualität des B5DZ94A festzustellen. Allerdings liegt die Oszillatorfrequenz dann unterhalb der Eingangsfrequenz, was vermutlich ursprünglich nicht vorgesehen war.
Logischerweise muss die Philettina ja ursprünglich auch ohne solche willkürlichen Modifikationen gearbeitet haben, sonst hätte sie ja niemand gekauft!
Man stellt sich zwangsläufig die - vielleicht etwas absurde - Frage, ob der Hersteller bei diesem Billiggerät absichtlich zu etwas preiswerteren Komponenten gegriffen und die dadurch bewirkte Qualtätseinbuße wissend in Kauf genommen hat, um damit den potentiellen Kundenkreis zum Kauf eines teureren Gerätes zu bewegen?
Auf jeden Fall habe ich bei diesen Arbeiten etwas über die Probleme von induktiv abgestimmten UKW - Tunern hinzugelernt.
Falls ich in den Besitz einer weiteren Philettina kommen sollte, werde ich diese natürlich untersuchen und hier im Forum über die Erkenntnisse berichten.
Viel Spaß bei der Lektüre,
Harald Giese
Anhang: Zwischenbasis - Schaltung
Eine sehr detailllierte Erläuterung der Funktionsweise der beim UKW - Tuner der Philettina gewählten Zwischenbasis - Eingangsschaltung findet man in H. Pitsch: "Lehrbuch der Funkempfangstechnik":
Harald Giese, 28.Apr.24
> Mit feundlichen Grüßen
> Dietzel
Klaus-Dieter Dietzel, 28.Sep.05