Turnier RK81

Bei mir stehen ein Autoport TS52 von Loewe Opta und en RK81 von Siemens. Beide Geräte sind ganz offensichtlich gemacht vom selben Hersteller. Der Loewe Opta hat ewig Probleme mit seinem Seilzug; immer wieder reisst er.

Beim Siemens ist nichts gerissen, die Abstimmung bewegt sich einfach nicht mehr. Bei der ersten Betrachtung vermute ich einen verharzten Drehkondensator, und dass der Seilzug einfach schlupft. Ich sehe einen Zeiger, wie ich meine, und der ist fest.

Was stellt sich bei der Demontage heraus? – Das Radio ist doppelt! – Es gibt zwei Seilzüge, zwei Drehkondensatoren, sodass ein Sender auf UKW stehen bleibt, wenn man einen anderen auf Mittelwelle einstellt. Eine sehr schöne und kluge Kupplung ermöglicht den Luxus. Was kann da schiefgehen?

Die Drehko-Achse kann schwergängig werden, weil sie langsam verharzt. Dabei kann die Kupplung beschädigt werden durch die sehr hohen Kräfte. Bei mir sieht alles ganz und gar gesund aus. Beide Seilzüge sind intakt, beide Antriebsräder auf der Abstimmachse bewegen sich frei. Die Hülse, die hin- und hergeschoben wird beim Koppeln und Entkoppeln, sie bewegt sich korrekt hin und her. Wo liegt denn nun der Fehler?

Der Metallstift der Abstimmachse trägt eine Muffe. Sie überträgt die Kraft der Achse via die Hülse auf einen der beiden Zahnkränze am Seilzugrad, entweder den Zahnkrans für AM vorn, oder denjenigen für UKW hinten. Durch die hohen Kräfte, die einwirken auf diese Muffe, ist sie gesprungen und sie hat damit ihren Halt verloren an der Metallachse.

Korrekt zu reparieren wäre das nur durch den Ausbau der ganzen Achsen- und Räderkonstruktion. Da der Zugang schwierig ist, beide Seilzüge durcheinandergeraten würden, will ich eine Pfuschreparatur wagen. Im besten Fall funktioniert alles wieder, wie es sollte. Im schlimmsten Fall sind nachher alle Teile fest miteinander verbunden, bewegen sich beide Drehkondensatoren unisono, und werden die Kräfte auf die Muffe an der Achse gleich auch noch verdoppelt.

Im ersten Versuch gelingt es, mit einer Punktapplikation von Zweikomponentenleim die gebrochene Muffe zu leimen. Zusätzlich hält sie sich fest auf der Achse – das Abstimmen funktioniert ein paar Mal korrekt, bevor die Muffe den Halt auf der Achse wieder verliert. Die Hülse lässt sich noch verschieben, aber das nützt nicht viel, wenn der Antrieb von der Achse her fehlt.

Ich wiederhole den Prozess. Wieder wird der Leim Punkt für Punkt appliziert, unter langsamer Drehung der Achse. Der Reparateur stellt das Radio, sodass die Klebestelle nach oben zeigt, sichtbar ist und dazu auch noch zugänglich bleibt. Dann dreht er das Radio einen Schlag.  Er hofft, dass der Kleber durch  Kapillarwirkung und Schwerkraft hineinzieht in den Freiraum zwischen Muffe und Achse.

Mit riesiger Selbstbeherrschung warte ich volle 24 Stunden auf das Resultat. – Die Funktion der Kupplung ist dahin. Mindestens eines der Seilzugräder ist einigermassen mit der Achse verleimt. Ich stelle die beiden Zeiger auf eine Position auf gleicher Höhe der Skala. Das geht, weil der Seilzug am UKW-Antriebsrad durchrutschen kann. Jetzt führt die Knopfdrehung dazu, dass beide Drehkos sich simultan drehen, dass also sowohl AM wie FM abgestimmt werden können. – Der Luxus von vordem, der Luxus ist allerdings dahin.

Es heisst jetzt abwarten. Wird sich die Lösung bewähren? Kann die Muffe an der Achse den Kräften beim Abstimmen auf Dauer widerstehen?

So nicht, stelle ich einen Sender auf UKW und einen auf LW fest ein: aus Extra Luxus wird ein Zwei-Sender-Empfänger! – Die Abstimmachse wird sich dann einfach völlig frei drehen, in alle Zukunft…

Bruce Cohen, 07.Oct.23

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