Concerton Classic Concert

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Concerton Classic Concert 
01.Jun.23 20:13
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Bruce Cohen (NL)
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Bruce Cohen

Es kommt kein Ton, es fliesst kein Strom. – Den Einschalter sprühen via den Potentiometer, dann schaltet der Schalter.  Ein überlautes Grundrauschen setzt ein. UKW ist im Hintergrund hörbar, LW und KW nicht. Nach ein paar Mal Schalten finde ich ein MW-Signal, ganz, ganz schwach. Schliesslich auch LW, noch etwas schwächer.

Der Drehko-Antrieb ist gerissen. Die Zeiger bewegen sich fröhlich hin und her, aber das Gerät hat wunderlicher Weise zwei Seilzüge! Bevor ich mich darum kümmere, muss die Sache erst technisch in Ordnung gemacht werden.

Es fehlt einiges an Schrauben, Im Innern ist vieles lose. Das Batteriefach ist ganz verschwunden, statt seiner hängen zwei immer wieder in allen Farben verlängerte Drähte heraus.

Das Gerät ist ein ulkiges Zusammensetzspiel: Es gibt eine getrennt UKW-Einheit, die sich mit einem dünnen Metallsteg am Rest festhält. Es gibt die AM-ZF Platine im typischen Philips-Filigranstil von 1965. Zum Schluss kommt ein weit massiver aufgebauter NF-Verstärker, dem zum Schluss meine ganze Aufmerksamkeit gilt. Zum Glück ist hier alles am besten zugänglich.

AM läuft nur an meiner ITAX-Aktiv-Antenne gut. Also suche ich alle Anschlüsse der Ferritantenne brav ab. Alles ist ganz in Ordnung. Wenn der Tropf nicht mehr weiter weiss,  lötet er gerne alles nach. Das tut er mit allen Anschlüssen von und zur Ferrit-Antenne – und das sind einige! Ja, und beim letzten wird er endlich fündig. Der Draht ist noch korrekt festgelötet, aber was ist das? – ein paar Millimeter dahinter ist der Draht gebrochen. Der Antenne fehlt die Erde! Gesehen habe ich den Bruch trotz allen Spähens kreuz und quer durch allerlei Spalten nicht. Erst das Nachlöten hat es an den Tag gebracht. Das beweist:  Unsinniges hat durchaus Sinn.

So wäre der Empfang also jetzt da. Um das wirklich fürchterliche Grundrauschen auszutreiben, ersetze ich die beiden Zwerg-Elkos. Ist es etwas besser geworden? – Vielleicht, aber weg? – Das Grundrauschen rührt vom ersten Treiber AC125 her. Ersetzt. Jetzt herrscht Stille, das Radio läuft korrekt.

Läuft es korrekt? – Etwas raschelt und rischelt, wie ein schmutziger Nachhall von Tönen. Das geschieht auf AM und auf UKW, es muss auch aus dem NF-Teil kommen. Der Rasende Roland wirft die Elkos raus, einen nach dem andern. Der Ton wird satter, aber der Schmutzschleier weicht nicht. Treiber  zwei wird ebenfalls ersetzt durch den AC151. Schmutzschleier unverändert.

Wenn man den Endtransistoren mehr Saft gibt, verschwindet der Dreck, der Ton wird sauber. Ein Ruhestrom von 85mA ist aber nicht akzeptabel. Schweren Herzens baut der Reparaturmeister die Endtransistoren T9 und T8 aus, ersetzt sie durch gepaarte AC153. Das Tonsignal ist schmutzig, wie gehabt. Zum Glück misst der Reparateur  jetzt doch den Ruhestrom noch einmal – er darf den Einstellpotentiometer kräftig hochdrehen, bis die vorgeschriebenen 10mA erreicht sind. – Das Rischeln und Rascheln, der schmuddelige Nachhall – alles ist weg.

Der Radiomeister ist froh. Meisterlich spielt das Radio: auf UKW feine Klassik, auf LW die BBC4-Nachrichten und auf Mittelwelle BBC5Live und Radio Caroline. Wollen wir hoffen, dass die Sender noch ein paar Monate am Leben sind. Es geht nichts über ein erfolgreich repariertes Radio, das einen echten Radio-Sender empfängt!  

Als Dessert gibt es zum Schluss dieses Schälchen mit wunderschönem Gebäck.

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