eia: V099 (V 099); Excellent; Reparatur

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ID: 195900
Dieser Artikel betrifft das Modell: Excellent V099 (EIA Elektriska Industri AB; Stockholm)

eia: V099 (V 099); Excellent; Reparatur 
29.Jul.09 13:48
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Der V099 "Excellent" von EIA hatte keine Lautsprecher mehr, war aber ansonsten noch praktisch unverbastelt. Der Zustand der Lautsprecherbespannung deutete auf einen Wasserschaden hin, der sich jedoch nicht bestätigte.

Ein Versuch, die Verfärbungen mit Hilfe von Stoff-Farbe zu übertünchen, führte auf kein befreidigendes Ergebnis. Hier half leider nur eine neue Bespannung.

Als Lautsprecher paßten mechanisch sehr gut die beiden Lautsprecher vom Metz W403. Eigentlich sollten die  Lautsprecher eine Impedanz von 8 Ohm haben; wenn aber die maximale Lautstärke nicht eingestellt wird, kann man auch die 4 Ohm Lautsprecher vom W403 verwenden. (Auf die Möglichkeit, den Ausgangstrafo sekundär bei 0,7 der Windungszahl anzuzapfen, wurde verzichtet.)

Das Radio weist einige schaltungsmäßige Besonderheiten auf, die es interessant machen.

  • Bis auf die 5Y3 und die EM34 (oktal) ist das Gerät mit Pico-Röhren (90er Serie) bestückt.
  • Der Mischer ist eine Pentode (6BA6 = EF93)
  • Der Oszillator ist ebenfalls eine Pentode (6AU6 = EF94)
  • Außer LW und MW gibt es noch 6 KW Bereiche (120m - 13m) und "MW lokal" (fest einstellbar).
  • Die ZF (465KHz) hat 2 Stufen, wobei eine davon aperiodisch arbeitet. (Dies entspricht dem Konzept "tuned - aperiodic - tuned", das sich sonst nur bei frühen ZF-Verstärkern mit Trioden findet.) Auch die aperiodische ZF-Stufe wird geregelt.
  • Die Endstufe ist im Gegentakt ausgeführt (2* 6AQ5 = EL90).
  • Die Phasenumkehrstufe verwendet 2 Röhren: die Triode der 6AT6 = EBC90 und die Pentode 6AU6 = EF94.

Zunächst einen Blick auf das Chassis.

Man erkennt einen sehr großen Netztrafo und einen vegleichsweise kleinen Ausgangstrafo. Netz-Elkos sind nicht zu erkennen; diese sind unterhalb des Chassis. Zur Abstimmung dient ein Zweifachdrehko. Es ist also kein Bandfiltereingang (hätte nur für LW und MW Sinn) aber auch keine HF Vorstufe vorhanden. Von den 4 Filtertöpfen sind 2 für die ZF und die beiden anderen für LW/MW Eingangs- und Oszillatorkreise. Im Kästchen zwischen den beiden hinteren Töpfen ist der (umschaltbare) Spulensatz für MW lokal untergebracht. Die KW Spulen sind rechts neben dem Drehko erkennbar. Das nächste Bild zeigt sie deutlicher.

Das nächste Bild zeigt die Unterseite des Chassis, augenscheinlich im Originalzustand.

Als erstes wurden die Koppelkondensatoren zwischen der Phasenumkehrstufe und den Gittern der Endröhren überprüft. Mit dem DC-Milli-Pico-Meter MV40 ergab sich im keinsten dort meßbaren Ohmbereich (107Ohm) bereits Vollausschlag! Die waren also in jedem Fall zu ersetzen. Um es kurz zu machen: es mußten alle gleichartigen Papierkondensatoren ersetzt werden.
Die Elkos ließen sich nicht mehr formatieren. Die Leckströme waren sehr hoch. Also auch die mußten ersetzt werden.
Dann lösten sich noch die Kappen von zwei 1 KOhm Widerständen der Phasenumkehrstufen.

Nach der "Kondensator-Kur" sieht das Chassis nun so aus:

Betrachtet man die Verdrahtung etwas genauer, so fällt auf, daß meist recht lange Leitungen bis zu den Massepunkten geführt sind. Auch sonst ist nicht auf kurze Leitungsführung geachtet. Derartige Aufbauten sind i.a. anfällig für ungewollte Rückkopplungen.

Unter diesem Aspekt muß eventuell auch die Konzeption (T-U-T) des ZF-Verstärkers gesehen werden. "Tuned - Untuned - Tuned" HF oder ZF Verstärker  waren zu Zeiten, als noch nicht neutralisierte Triodenstufen Stand der Technik waren, ein übliches Mittel um "wilde Schwingungen" zu vermeiden. [Die korrekte Bezeichnung ist "TAT", tuned - aperiodic - tuned, s. Post Nr. 6 & 7.]

(Die Literaturstelle zu T-U-T konnte ich momentan nicht finden. Ich habe Scott-Taggart in Erinnerung. Hat jemand Informationen?)

Bei der Reparatur gab es auch seltsame Fehler zu beheben. Einen Fehler betraf eine 6BA6, bei der ein Pin fehlte.

Bei der EM34 berührte ein 1MOhm Widerstand, der die Anode mit Spannung versorgt, den g1 Pin. Darauf hin hatte das Gitter eine positive Vorspannung und der Schattenwinkel war maximal. Offensichtlich war der Isolationswiderstand der Umhüllung des 1MOhm Widerstandes nicht hoch genug. Nachdem er etwas weggebogen ist, funktioniert die EM84.

Die 6AT6 = EBC90 fehlte. Sie wurde durch eine 6AV6 = EBC91 ersetzt, die hier einwandfrei funktioniert.

MfG DR

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Ansichten zur TUT- Technik 
30.Jul.09 14:11
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Hans M. Knoll (D)
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Hans M. Knoll

Anleasslich der Suche nach Literaturstellen, hatte ich Herrn Rudolph einige Bemerkungen zur Technik  "TUT"  als Mail uebermittelt.

Er dachte, es koennte eine Bereicherung fuer seinen Text sein, das hier einzustellen.

Ich komme dieser Bitte von ihm nach und lege als pdf- file meine Darstellung bei.

Hans M. Knoll

Anlagen:

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Aperiodische ZF-Stufe 
30.Jul.09 15:14

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Vielen Dank Herr Knoll für diese Ergänzung.

So kann man nun auch eine Information zu einer "aperiodischen ZF-Stufe" oder "tuned - untuned - tuned, T-U-T" im RM.org finden. Auch wenn bislang noch keine Literaturstelle gefunden wurde, geht aus Ihren Unterlagen klar hervor, weshalb eine solche, etwas "altertümlich" erscheinende Technik, angewendet wurde.

MfG DR

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? Resistors, negative conductance from Miller effect. 
01.Aug.09 08:03

Joe Sousa (USA)
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Joe Sousa

Für eine Übersetzung, können Sie versuchen, Google-Übersetzen, oder eine ähnliche Übersetzer.

Mit Entschuldigungen,

-Joe


This very interesting thread has reminded me of the only cathode follower RF circuit I have ever seen.

I have moved the cathode follower related content to a new thread under the Motorola 62C1 chassis HS299 model. August 5th 2009.


Insensitivity to Miller capacitance from Anode to control grid was a primary factor in the ease of design of TUT RF or IF stages, as Hans points out in his attachment IF-Stages in TUT Technique.

I wonder if the negative input resistance at the second tube, that is caused by the small ammount of Miller capacitance feedback from the tuned load, is useful to increase gain for the preceeding resistor loaded stage.  The other aspect of the negative resistance seen at the input of the second stage in the TUT squence is that it only exists below resonance of the output tuned circuit, so it would be a selective gain enhancement in the resistive stage.

Perhaps, the 2-10fF Miller capacitance of the pentodes is too small to help gain in the example of this thread. I got the Miller capacitance figure from the other attachment IF tubes in USA and Europe in Hans's article. Thank you very much for posting this list; it will be help understand why some IF stages are designed one way and others another way.

While the Miller capacitance of a pentode is very small, it can be very large (several pF) in triodes. Perhaps this larger Miller capacitance assisted in the gain of the resistor loaded stage.

I have seen the resistor loaded input RF stages in 6 tube American radios, as Hans points out below. One good reason to eliminate the tuned circuit is the additional difficulty in keeping the third tuned RF circuit aligned to the LO and input RF circuits over the tuning range.

This alignment is much more difficult at MW and LW than at KW because the percentage change in frequency over the band, and maintaining a constant IF difference frequency, are much more severe in these bands.

These alignment/tracking difficulties are further compounded by the excessive selectivity of the interstage RF tuned circuit, that is likely to be obtained in the lower bands.

So, my questions are summarized as follows:

1-Did Miller capacitance help or affect the gain of the resistive loaded stage significantly? This would be most significant with early triode stages.

2-Were the Pentodes that were used in the input stage of TUT, the kind with very sharp knees that could tolerate a large resistive DC drop at the plate? Depending on supply voltage, an additional gain of 2x, could be realized by doubling the resistance and DC drop.

3-When were the first triode based TUT amplifers introduced? They had to wait for the invention of the carbon compostion resistor in the late 20's; before the carbon composition resistor was invented, all radios had only one film resistor at the grid leak detector, or even less than that, if they had an anode bend detector. All other resistors were wire wound low value fixed types or were rheostats. A high value wire wound resistor would have too much self capacitance to be useful in the center of a TUT amplifier.

Regards,

-Joe

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Initial H.F. Amplification 
03.Aug.09 21:21

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In the book "Scott-Taggart, J.: The Manual of Modern Radio, The Amalgamated Press LTD., London, 1933 " an example of a T-U-T circuit can be found. This comprises RF (H.F) amplification rather than IF amplification.

Initial H.F. Amplification.
All superheterodynes can be arranged to provide for a stage of H.F amplification (usually an S.G. valve or variable‑mu S.G or pentode is employed). This will increase selectivity if a tuned circuit is associated with the anode circuit of the amplifier; radiation from the aerial will be reduced and the arrangement is more sensitive.
The use of an S.G. amplifying valve without a tuned circuit associated with its anode is employed by Teisen. The circuit is given in Fig 487. It will be seen that the H.F currents are amplified by the valve V1 after a pre‑selector circuit has been employed The amplified H.F. voltages are applied not to the ordinary control‑grid of a subsequent valve, but to the screen of an S.G. valve. This screen is given a positive potential. The anode circuit of this second valve contains the usual I.F. transformer and the anode circuit of an ordinary triode oscillator, a padding condenser being used, since the whole set is for operation with a single knob.

However, this is not quite the source for T-U-T I am looking for. An aperiodic coupling between RF stage and mixer seems to be more common, e.g. in the Siemens "Kammermusik-Schatulle 95W" where it is used for LW and MW (not for SW), and the reason for this is the bandwidth necessary for LW and MW. On those frequencies the bandwidth can be provided more easily by a band-filter than with two single resonant circuits.
I wonder if the same holds also for the example in Fig. 487.

Regards,

Dietmar

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Ein Hinweis auf eine Quelle  
03.Aug.09 22:41

Hans M. Knoll (D)
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Hans M. Knoll

Hallo Herr Rudolph.

Ich habe jetzt einen Hinweis auf einen Text zu „TUT“ gefunden.
 
 
 
 
 
 
 
 
Im ARCHIV fuer das Post- und Fernmeldewesen Ausgabe 6 / 1950 auf der Seite 411 schreibt Herr Goebel:
 
 Quelle #107 
 
Einen Hinweis auf die TAT Technik (tuned-aperiod-tuned) gibt SCOTT-TAGGART in RADIO NEWS Heft 2 / 1925 Seite 1409.

 
Den Bericht Archiv 6/ 1950 finden Sie, auf der DVD von E. Kull.
 
Gruss Hans M. Knoll

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Radio-News 1925 
04.Aug.09 19:46

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Many thanks to Hans Knoll who found a source for TAT (tuned - aperiodic - tuned):

  • Scott-Taggart, J.: The T.A.T.-System, Radio-News 2, 1925, p. 1409

The correct term is TAT, not TUT as I remember.

Hopefully, a copy of this Radio-News can be found.

Regards,

Dietmar


Vielen Dank Herr Knoll für das Auffinden dieser Literaturstelle. Den Aufsatz von Gerhard Goebel "Der Deutsche Rundfunk bis zum Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans" habe ich sogar als Sonderdruck in einem Reprint von Maria Magdalene Freundlieb.

Gruß Dietmar Rudolph

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? Anwendung einer aperiodischen Vorstufe mitte der 50er Jahre 
04.Aug.09 19:56

Hans M. Knoll (D)
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Hans M. Knoll

Hallo Herr Rudolph.

Aus unserem Telephonat vom 4.08.  ergab sich, dass die Anwendung einer aperiodischen Vorstufe in modernen Empfängern nach 1950,  Ihrer Meinung nach von Interesse sein kann. Damit wird Ihr posting # 5 erweitert in die Neuzeit nach 1945

Ich möchte daher auf drei Schaltungen dieser Art von GRUNDIG  hinweisen, die im Bericht (unten) zu finden sind:

.Abb.5  4035W/3D, Abb.7  5040W/3D und Abb.6  5040GW/3D

Bei diesen Spitzenmodellen von 1954/55 legte man ein besonders Augenmerk auf den AM- Teil.  Diese Spitzen- Technik fiel den "spitzen Rechenstiften" der Kaufleute ab 1956 zum Opfer.

Viele Details findet man hier,    in einer original Arbeit von GRUNDIG aus dem Entwicklungslabor.

H. Brauns war zu dieser Zeit der Chefredakteur bei Grundig. 

Die Arbeiten aber vom Chef- Ing. (1949 bis 1963) Herrn Richard Wagner.

Es geht dabei vorzugsweise um die Mischstufe, wer dem bisherigen Text verfolgt hat, wird aber erkennen, dass Vorstufe und Mischstufe ein Ganzes  bilden,  ganz gleich  in welchem Geraet,  wie  z.B. Standardtechnik in den USA mit  12(6) SK7 und  12(6)SA7 ( 6BA6 und 6BE6)

 

oder eben die europaeischen Spitzenmodelle

Diese AM- Technik findet auch Anwendung  in dem Gerät 5040W/3D dass hier im RMorg. mit dem FM- Teil ausfuehrlich vorgestellt  wurde.

Bericht (oben) sagt jedoch eigentlich alles was zum AM- Teil von Interesse ist.

Hier noch ein Auszug der Originalschaltung des 5040W/3D

 

 Gruss Hans M. Knoll

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Zur aperiodischen Kopplung HF-Vorstufe -- Mischer 
05.Aug.09 16:43

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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In Post Nr. 5 wurde die aperiodische Kopplung zwischen HF-Vorstufe und Mischer bei der Siemens Kammermusikschatulle 95W erwähnt. Herr Knoll hat dankenswerterweise im Post Nr. 8 Beispiele gezeigt, wo diese Technik in Spitzengeräten der Nachkriegszeit erneut verwendet wird.

Zur Eingangsschaltung der SH_95W Kammermusikschatulle gibt es eine Beschreibung in "Fortschritte der Funktechnik, Bd. 5, Frankh, 1940, S. 82 - 84", die für diese Anwendung die erforderliche Bandbreite für MW und LW als Grund für diese Kopplung benennt.

Eine gute Lösung im Vorstufensuper bietet das Gerät "Siemens 95W". Wie Abb. 109 zeigt, verwendet dieser 7Röhren 7Kreis Super zur Steigerung der Empfindlichkeit im Kurzwellenbereich die rauscharme Vorröhre EF13 und benutzt bei Mittel  und Langwellen Bandfiltereingang. Da bei Mittel  und Langwellen ein Zwischenkreis eine unerwünschte Bandbeschneidung ergäbe, benützt man hier (vgl. Abb. 110) aperiodische Kopplung mit Hilfe eines CW Gliedes und schaltet zur Erhöhung der Sicherheit gegen Eingangsstörungen einen ZF Saugkreis ein, der parallel zum Kopplungswiderstand liegt. Im Kurzwellenbereich ist eine Bandbeschneidung weniger nachteilig. Man nutzt hier die volle Verstärkung der EF13 aus, indem man eingangsseitig einen einfachen Vorkreis anordnet und den zweiten Abstimmkondensator für die Abstimmung des Zwischenkreises heranzieht, der das aperiodische Kopplungsglied ersetzt. Diese vorteilhafte Schaltung, deren Prinzip auch der 7 Kreis8 Röhrensuperhet Minerva 407 W (Abb. 111) verwendet, gestattet es u. a., den Wellenschalter einfacher aufzubauen.

Damit wird noch einmal ganz klar gesagt, daß die aperiodische Kopplung zwischen Vorröhre und Mischer nur zur Erreichung einer ausreichenden Bandbreite für MW und LW verwendet wird.

Im Unterschied dazu dient die TAT-Technik (tuned - aperiodic - tuned) in der ZF in erster Linie zur Vermeidung von unerwünschten Rückwirkungen durch die Anoden-Gitter-Kapazität Cag1 der verwendeten Verstärkerröhren. (In zweiter Linie zur Vergrößerung von Verstärkung und Regelumfang unter Einsparung eines weiteren Bandfilters.)

MfG DR

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Zeitgenössisches zu T-A-T  
09.Oct.12 13:18
2501 from 8929

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die von Scott-Taggart 1925 erfundene T-A-T Schaltung wird in "Hamm, A.: Hochfrequenzverstärker, Bibliothek des Radio-Amateurs, Bd. 24, (Herausgeber: Dr. Eugen Nesper), Springer, 1925" beschrieben. Auf S. 109 - S. 115 findet man ein Kapitel zur "Vielfach-Hochfrequenzverstärkung", in welchen die zur T-A-T Schaltung gehörenden Gedankengänge relativ ausführlich dargestellt werden, so daß vermutet werden kann, daß sich dieser Text ziemlich eng an den von Scott-Taggart veröffentlichten Artikel in der "Radio News" anlehnen wird. Verzeichnisse von Inhalt und Quellen sind im Bd. 24 der Bibliothek das Radio-Amateurs nicht vorhanden, so daß eine entsprechende Überprüfung erst erfolgen kann, wenn der Originalartikel von Scott-Taggart verfügbar sein wird.

D. Vielfach Hochfrequenzverstärkung.

Dem Leser wird es sicherlich aufgefallen sein, daß bei allen bisherigen Schaltungen nie mehr als 2 Röhren gezeichnet worden sind. Möglicherweise wird er annehmen, man könne das dargestellte Verfahren einfach fortsetzen, also an die gezeichneten Röhren noch andere in der gleichen Schaltung anschließen, um jede beliebige Verstärkung zu erzielen. Das wäre aber ein Irrtum. Denn die Schwierigkeiten wachsen mit zunehmender Röhrenzahl so stark, daß es auch mit Neutralisierung kaum gelingt, einen 3 fach Hochfrequenzverstärker in Betrieb zu halten. Auch Hazeltine hat sich aus diesem Grunde auf 2 Röhren beschränkt. Für die meisten Fälle wird das auch ausreichen; mit zweifacher Hochfrequenzverstärkung und einer guten Hochantenne wird man selbst unter den ungünstigen Empfangsverhältnissen der Großstadt alle europäischen Sender empfangen können. Will man aber entferntere Stationen mit Rahmen  oder Zimmerantenne und Lautsprecher empfangen, so wird eine ausgiebigere Hochfrequenzverstärkung notwendig. Dabei werden freilich auch alle Störungen, die z. T. von den Röhren selbst herrühren, mit verstärkt, so daß unter Umständen eine höhere Verstärkung die Telephonie nicht besser, sondern schlechter hervortreten läßt. Auch wird es immer schwieriger, Rückkopplungen durch Kapazitäten, die zur Selbsterregung führen, zu vermeiden. Wie schon früher erwähnt, genügt bei 1000-facher Spannungsverstärkung, die im allgemeinen mit 3 Röhren erreicht sein wird, ein Leiterstückchen von der Größe eines Stecknadelkopfes, das mit dem Gitter der ersten Röhre verbunden ist, zur Selbsterregung. Hier hilft dann nur allseitiges Einschließen in geerdete metallene Schutzhüllen, die freilich auch wieder die Erdkapazität vergrößern und die Verstärkungsziffer herabsetzen. Die Leitungen müssen in metallenen oder metallüberzogenen Rohren verlegt werden. Damit wird die Neigung zu Eigenschwingungen stark herabgesetzt, freilich auch, wenngleich nicht im selben Maße, die Güte der Schaltung.

Mit alledem läßt sich aber die innere Rückkopplung der Röhre, die, wie wir sahen, die Hauptursache aller Störungen ist, nicht beseitigen. Hier hilft nur der Neutralisierungskondensator. Aber bei 2 Stufen ist auch die Grenze von dessen Anwendbarkeit erreicht. Wie kommt man weiter?

Wir erinnern uns, daß Schwingungen nur dann eintreten, wenn der Anodenkreis auf dieselbe Wellenlänge wie der Gitterkreis abgestimmt ist. Ist einer von beiden nicht abgestimmt, so fällt die Möglichkeit des Selbstschwingens fast ganz weg. Beispielsweise die Schaltung Abb. 99 hat einen nicht abgestimmten, wie man sagt, aperiodischen Anodenkreis, dagegen einen abgestimmten Gitterkreis, es ist anzunehmen, daß sie keine Schwingungsneigung hat.

Bauen wir statt der Spule L2 einen Hochfrequenztransformator ein (mit oder ohne Eisen), so ändert sich daran nichts, der Anodenkreis bleibt aperiodisch. Ganz streng richtig ist das freilich auch nicht. Denn wie wir schon sahen, hat jede Spule Eigenkapazität, wenn auch vielleicht eine ganz geringfügige. Diese ergibt mit der Spuleninduktivität zusammen eine Eigenwelle, deren Länge sich nach der bekannten Thomsonschen Formel

λ = 2π√LC

richtet. Gewöhnlich ist die Länge sehr klein, falls nur C genügend klein bleibt. Bei den sog. kapazitätsfreien Spulen wird das fast stets der Fall sein. Eine Honigwabenspule von 100 oder 150 Windungen wird in einem Hochfrequenzverstärker als Drosselspule gute Dienste leisten.

Die Verwendung aperiodischer Spulen hat nun aber den Nachteil, daß die erzielbare Verstärkungsziffer sinkt. Der Wechselstromwiderstand eines abgestimmten Kreises ist unendlich groß, der einer Spule immer endlich. Infolgedessen ist die an den Endpunkten eines abgestimmten Kreises sich ausbildende Spannung und mit ihr die auf die nächste Röhre übertragene Energie viel größer als bei einem aperiodischen Kreise, die Verstärkung nimmt zu, und zwar recht erheblich. Man kann sagen, daß 3 Röhren in aperiodischer Schaltung noch nicht dasselbe leisten wie 2 Röhren mit abgestimmten Kreisen. Mit der Verstärkung läßt auch die Selektivität nach. Baut man also einen Hochfrequenzverstärker unter Verwendung aperiodischer Transformatoren oder Spulen, so muß man mehr Röhren nehmen, erzielt dafür aber größere Stabilität.

Statt der Drosselspule oder des Transformators kann auch ein Widerstand verwendet werden. Dieser wird sich besser für längere Wellen (über 1000 m) eignen, für die gewöhnlichen Rundfunkwellen ist die Drosselspule besser, weil ihr Wechselstromwiderstand mit abnehmender Wellenlänge (zunehmender Frequenz) stark wächst.

Es liegt nun nahe, einen Kompromiß zu schließen und etwa einen Vielfach-Hochfrequenzverstärker zu bauen, bei dem ein Teil der Röhren abgestimmte, ein anderer Teil aperiodische Anoden  (oder Gitter) Kreise hat. Eine solche Schaltung stellt beispielsweise Abb. 100 dar.

Hier hat die erste Röhre abgestimmte Anoden  und Gitterkreise, die zweite Röhre hat als Gitterkreis den Anodenkreis der ersten Röhre, als Anodenkreis die aperiodische Spule L3. (Daß der Anodenkreis der ersten Röhre Gitterkreis der zweiten ist, sieht man leicht, wenn man den Weg über die Batterie oder ihren Parallelkondensator weg bis zum Anschlußpunkte von R2 verfolgt, der Kreis ist also richtig an Gitter und Kathode angeschlossen.) Die erste Röhre wird demgemäß Schwingungsneigung haben, die zweite aber nicht.

Vertauschen wir nun einmal den Anodenkreis L2C2 mit der Spule L3, so haben wir 2 Hochfrequenzverstärkerröhren, von denen die erste einen abgestimmten Gitterkreis, die zweite einen aperiodischen Gitter  und abgestimmten Anodenkreis hat. Diese Schaltung, die in Abb. 101 dargestellt ist, nennt ihr Erfinder J. Scott  Taggart das T-A-T System. Diese Bezeichnung bedeutet tuned - aperiodic - tuned (abgestimmt - aperiodisch - abgestimmt), nach der Reihenfolge der Kreise.

Ein solcher Verstärker wird eine sehr geringe Neigung zu Eigenschwingungen haben. Denn wir haben im ganzen Verstärker nur solche Kreise, wie sie in Abb. 99 dargestellt sind, der eine der beiden an die Röhre angeschlossenen Kreise ist stets aperiodisch, der an dere abgestimmt, beide unterstützen sich daher gegen­seitig nicht zur Schwingungserzeugung. Eine solche Schaltung kann nun freilich nicht ebenso hohe Verstärkungsziffern ergeben, wie eine solche mit lauter abgestimmten Kreisen. Denn es wechselt eine Röhre mit mittlerer Verstärkung (aperiodischer Anodenkreis) mit einer hoher Verstärkung (abgestimmter Anodenkreis) ab. Dafür hat man aber den großen Vorteil hoher Stabilität und kann durch Verwendung von mehr ­Röhren tatsächlich eine höhere Verstärkung erzielen als im ersten Falle. Statt der Drosselspulen kann in jedem Falle auch ein Widerstand angewendet werden, doch eignet sich diese Schaltung, wie schon erwähnt, mehr für Wellen über 1000 m. Der Ohmbetrag der Widerstände muß zwischen 50000 und 100000 sein.

Dieses System läßt sich nun in der Tat beliebig fortsetzen und der Erfinder hat bereits mit einem 7-stufigen Hochfrequenzverstärker erfolgreich gearbeitet. Eine derartige Verstärkung war bisher nur für lange Wellen möglich, um kurze Wellen entsprechend kräftig verstärken zu können, mußte man zu dem Umwege der Transponierungsempfänger greifen, in denen künstlich aus der kurzen Welle eine lange gemacht wird.

Abb. 102 zeigt die Schaltung eines 5 Röhrenverstärkers mit 4 Hochfrequenzstufen.

Es läßt sich ferner in dieses System ohne weiteres eine Rückkopplung einbauen, durch Kopplung einer im Anodenkreise der letzten Röhre liegenden Spule entweder mit der Antennenspule oder der Spule des ersten abgestimmten Kreises. Ebenso gut ist eine kapazitive Rückkopplung möglich. Natürlich besteht dabei wieder, wie bei allen Rückkopplungsschaltungen, die Gefahr der Schwingungserzeugung.

Abb. 103 zeigt den vorher erwähnten 5 Röhrenverstärker in der Rückkopplungsschaltung mit Antennenkopplung.

Der Rückkopplungseffekt wird natürlich nicht nur auf den Antennenkreis, sondern auch auf den Abstimmkreis L2 C2 übertragen, und so hat jede Veränderung der Kopplung zwischen L1 und L4 ein Nachstimmen an C1, C2 und unter Umständen C3 im Gefolge. Die Wahl der Drosselspule hängt von der zu empfangenden Wellenlänge ab, für die Rundfunkwellen wird eine 200er oder 250er Spule angemessen sein.

Mit dem T-A-T System scheint in der Tat die Entwicklung des Hochfrequenzverstärkers für kurze Wellen vorläufig abgeschlossen zu sein. Denn da man hier mit Leichtigkeit 4 bis 8 Stufen Verstärkung einbauen kann, ist es möglich, jedes Signal, das an irgendeiner Stelle der Erde gegeben wird, aufzunehmen; die Deutlichkeit wird natürlich von der Stärke der mit aufgenommenen atmosphärischen Störungen abhängen. Solange es nicht gelingt, diese ganz auszuschalten, hat ein weiterer Ausbau der Hochfrequenzverstärkung keinen Sinn mehr.

Mit dieser Quelle ist Scott-Taggart als Erfinder der T-A-T Schaltung bestätigt. Daß allerdings die "Entwicklung des Hochfrequenzverstärkers für kurze Wellen vorläufig abgeschlossen" sei, war sicher eine zu optimistische Einschätzung des Autors. Denn in dem "Manual of Modern Radio" von Scott-Taggart aus dem Jahre 1933 wird T-A-T gar nicht mehr erwähnt. Das in Post #5 erwähnte Beispiel ist genau genommen eine Aufspaltung der Mischröhre in 2 Röhren (Vorstufe & Mischstufe), wie auch in Post #8 dargestellt ist.

MfG DR

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T-A-T und 'Pseudo T-A-T' Schaltung 
10.Jun.13 11:08
3815 from 8929

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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die T-A-T Schaltung nach Scott-Taggart

Gemäß Scott-Taggart sind bei einer T-A-T Schaltung alle Schwingkreise auf die gleiche Frequenz abgestimmt.

Das Problem ergab sich bei den damaligen Geradeaus-Empfängern, die zunächst noch Trioden als Verstärker hatten, weil Mehrgitter-Röhren noch nicht verfügbar waren.

Es ist bekannt, daß ein Trioden-Verstärker mit abgestimmtem Gitter-Kreis und abgestimmtem Anoden-Kreis auch sehr leicht als Huth-Kühn Oszillator schwingen kann. Und bei mehrstufigen abgestimmten Verstärkern, wie diese bei Geradeaus-Empfängern (oder auch bei ZF-Verstärkern) vorkommen, ist somit die Gefahr, daß diese instabil werden und schwingen, noch viel größer.

Als Abhilfe gegen die Instabilität gibt es folgende Möglichkeiten:

  1. Neutralisation jeder Stufe
  2. T-A-T Schaltung gemäß Scott-Taggart
  3. (später:) Pentoden mit geringerer Rückwirkung anstatt Trioden

Weil also bei der T-A-T Schaltung keine der (Trioden-) Stufen gleichzeitig sowohl am Gitter als auch an der Anode einen auf die gleiche Frequenz abgestimmten Schwingkreis hat, kann daher kein (ungewollter) Huth-Kühn Oszillator entstehen.

Das einfach zu realisierende Konzept der T-A-T Schaltung erfordert für die gleiche Anzahl abgestimmter Schwingkreise einen höheren Aufwand an Röhren als die Methode der Neutralisation jeder Stufe. In D, wo das Werbeargument die Anzahl der Kreise, aber die Röhren ziemlich teuer waren, kam somit die T-A-T Schaltung praktisch nicht in Frage.

Die "Pseudo T-A-T" Schaltung

Diese Schaltung sieht im Schaltbild auf den ersten Blick genau so aus wie eine T-A-T Schaltung. Aber es besteht folgender wesentliche Unterschied: Die Schwingkreise sind auf unterschiedliche Frequenzen abgestimmt, z.B. Vorkreis und ZF-Kreis.

Hier handelt es sich meist um eine HF-Vorstufe, die aperiodisch an die Mischröhre angekoppelt ist. Man müßte genauer von einer T-A Schaltung sprechen. Hierfür gibt es einige Beispiele, wie die bereits zitierte Kammermusikschatulle 95W von Siemens. Aber auch Nachkriegsradios verwenden diese Technik, wie z.B. von Loewe Opta die Rheinperle_2054w oder Rheinland_3154w.
In USA, wo das Werbeargument die Anzahl der Röhren war, ist diese aperiodische Anschaltung einer (geregelten) Vorröhre an eine (ungeregelte) Mischröhre fast schon als Standard-Schaltung zu bezeichnen. Der Vorteil dieser speziellen T-A Schaltung besteht außerdem darin, daß es aufgrund des nicht geregelten Mischers zu keinen Frequenzverwerfungen kommt, wie dies bei geregelten Mischern auf KW beobachtet werden kann.

MfG DR

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 12
T-A-T bei Wigge 
25.Jul.13 12:28
4063 from 8929

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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In "Wigge, H.: Rundfunktechnisches Handbuch, Teil 2, Krayn, 1927, S. 17" findet sich ein weiterer Hinweis auf die Erfindung der TAT-Schaltung (T. A. T. - System) durch Scott-Taggart.

In §3. "Bekämpfung der Schwingung durch Verzicht auf Abstimmung" wird ausgeführt:

Mehr Platz wird dem §4. "Beseitigung der Schwingung durch Entkopplung" eingeräumt. Dies führt dann auf die damals neuen und wichtigeren "Neutrodyne"-Schaltungen. Da mit Neutralisation jede Röhrenstufe eine "sehr gute Verstärkung" erreichen konnte,  wurde das T-A-T Verfahren wieder aufgegeben.  Die aperiodische Röhrenstufe war aufgrund der Kosten für die Röhre, für Lizenz für die Röhrensockel (in D) und für den sonstigen elektrischen und mechanischen Aufwand in der Tat nicht attraktiv und stellte, genau betrachtet, nur eine "Notlösung" dar.

MfG DR

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