Entwicklung der Abstimm-Anzeigen, Meter, Neon, Mag. Auge etc
Entwicklung der Abstimm-Anzeigen, Meter, Neon, Mag. Auge etc
The history of Tuning Indicators in English you find with this link.
Die Geschichte der Abstimm-Anzeigen ist nahezu so alt wie das Radio an sich. Ich beginne aber nicht mit den vorherigen optischen und akustischen Anzeigen, die man bei der drahtgebundenen Telegrafie seit viel mehr als hundert Jahren benutzte. Ich konzentriere mich auf die Abstimmanzeigen für drahtlosen Empfang, nicht für Sender.
Heute erinnern wir uns vor allem an das Magic Eye bzw. Magische Auge, das 1935 - in den USA - erstmals erschienen ist. Es eroberte den Markt so, dass schon vor dem Zweiten Weltkrieg nahezu keine andere Anzeige mehr eingebaut wurde - und während Dekaden dominierte. Einen direkten Vorgänger hatte es jedoch mit dem "Micromesh Tunograph" - aber über das später.
Zusammen mit dem Einzug der Halbleiter (solid state technique) wurden aber auch die Mag. Augen durch neuere Anzeigemöglichkeiten wie LEDs, LCD etc. ersetzt.
Frühe Abstimm-Anzeigen
Wir wollen uns hier an die Techniken vor dem Mag. Auge erinnern. Was war davor? - ist das Thema des ersten Post. Was sind die Gründe und Grundlagen für den Wechsel zu Magischen Augen? - soll mal folgen, wenn möglich mit den verschiedenen Weiterentwicklungen und Typen. Schliesslich kommt vielleicht noch etwas über die späteren Anzeigen.
Hier zunächst Beispiele für frühe Empfänger mit eingebauten Messinstrumenten, die aber nicht zur Anzeige der Feldstärke dienten.
Separate Voltmeter und Milliamperemeter bei Ducretet "7-Tube-Piano-Type"
Radio von 1923/24 und dem Nachfolger RM7.
Das 7-Röhren-Piano zeigt übrigens 22 Bedienungselemente ...
Es ist KEINE Abstimmanzeige vorhanden.
Siehe auch Zenith Multiceiver MC-3 von 1921. Hier noch ein Beispiel beim Remler Radio (Superhet 1924/25) mit einem Voltmeter für Batteriestand-Anzeige, um den Rheostat einfach bedienen zu können. Dieses Scott Radio (1926) zeigt ein Voltmeter, das man für die Heizspannung oder die Anodenspannung umschalten kann. Siehe auch Mende Superhet EZ123 von 1925.
Zusammenfassung zu diesem Post:
Allgemeine Ausführungen über die Grundlagen der Radiotechnik bis und mit Schaltungsanalyse finden Sie hier auszugsweise aus "Radios von gestern". Vor allem der Link zu Stromversorgung - Regelungen - Demodulation - AVC ist als Hintergrundinformation zu empfehlen. Der Beitrag in diesem Link bringt noch Erklärungen zur Entwicklung von AVC bzw. Fadingausgleich.
Empfangsbeurteilungen auf Grund der Lautstärke
Schon während der ersten Dekade des 20igsten Jahrhunderts hatten Radio-Amateure Empfangsbeurteilungen ausgetauscht, nur zum Teil ab Feldstärke-Anzeigen. Die verschiedenen Messgeräte an Radios waren meist Abstimmhilfen, z.B. via Messung des Anodenstroms des Detektors, wie z.B. beim Marconi Type 352 (unten). Die Messstellen waren z.B. Anodenstrom von einer oder mehreren HF-Röhren, Schirmgitter-Strom (Amateur RSGB Handbook 2nd ed. 1940) oder der gleichgerichtete Strom ab ZF-Detektor.
Ab Beginn der Rundfunkzeit, Anfangs der 20er Jahre findet man bei aufwändigen Geräten hin und wieder (speziell in Frankreich) Messgeräte für die Batterien, nicht aber für Feldstärke-Anzeigen. Anfänglich waren die Apparate nicht so leistungsfähig, dass eine Notwendigkeit für eine Abstimmanzeige entstand.
Optische Abstimm-Hilfen werden nötig
Praktisch alle Hörer wissen heute nicht, dass ihr Radio ständig schwankende Signale ausgleicht, die 1:500 000 ausmachen können. Das hat nichts mit der eigentlichen Modulation zu tun - nur mit schwachen oder starken Trägern. Schwach modulierte Sender würden alles leiser bringen. Man erhält heute selbstverständlich einen stabilen Empfang, ohne den Lautstärkeregler zwischen verschiedenen Station neu einstellen zu müssen. Das hat mit "Einhandbedienung" zu tun, auch wenn man diesen Aspekt anfänglich nicht berücksichtigte.
Die automatische Lautstärkeanpassung (Fadingausgleich), bzw. AVC (Automatic Volume Control), ab ca. 1940 AGC (Automatic Gain Control) genannt, liess aber die Lautstärkeunterschiede zwischen gut und schlecht abgestimmt nahezu verschwinden. Die Sender sind alle etwa gleich stark moduliert und leise Stellen in einem Programm kommen natürlich auch leiser als laute.
Vor allem beim überkritisch abgestimmten Superhet würde der Normalverbraucher bei Apparaten mit AVC eher auf eine Flanke abstimmen und dadurch das Klangbild verschlechtern. AVC gab aber gleichzeitig die ideale Möglichkeit, optische Abstimmanzeigen einzuführen. AFC (Automatic Frequency Control) hingegen sorgte später für eine automatische elektronische Veränderung auf die Mitte hin und machte die Abstimmanzeigen wieder überflüssig.
Die optischen Abstimmhilfen haben auch zu "Silent Tuning" bzw. QAVC (RCA pat. 9.12.1928) geführt, also dem automatischen Ausblenden von Geräuschen zwischen den Stationen.
Vor allem für die Superheterodyne-Empfänger ("Super" oder "Superhet") mit oft überkritischer Kopplung (Höcker in der Durchlasskurve) ist eine Abstimm-Anzeige (oder AFC) wichtig. Sonst stimmt jemand auf grösste subjektive Lautstärke ab, die verzerrt erscheint (darum lauter!). Auf Grund der AVC ändert sich innerhalb eines gewissen Frequenzbereichs in der Nähe der Frequenz eines Senders (Empfänger-Bandbreite) nur die Tonhöhe, nicht aber die Lautstärke des empfangenen Signals. Je exakter der Sender abgestimmt ist, umso besser kommen die tiefen Töne, wärhend bei Fehlabstimmung in Richtung tiefere oder höhere Frequenzen der Ton "spitziger" (höhenbetonter) wird und gleichzeitig die Klirranteile zunehmen.
Anzeigen hatten sich auch mehr und mehr gut in einem Möbelstück zu integrieren. So entstanden nach den Zeigerinstrumenten Schattenzeiger, Neon Anzeigen etc. bis 1935 (in Europa 1936) das Magische Auge praktisch alles ablöste. Vorher hatte man aber optimiert und verschiedene interessante Methoden angewendet.
Das Magische Auge
Das Magische Auge war der totale Ablöser, doch auch das benötigte verschiedene Stufen der Weiterentwicklung, angefangen bei zwei unterschiedlich sensiblen Bereichen - wegen der grossen Signalstärken-Unterschiede, die es zu beherrschen galt - bis hin zu Fächer-, Balken- oder Waage-Anzeiger etc. die bedingt durch FM und Stereo entstanden sind. Bei FM entnimmt man das Abstimmanzeigesignal z.B. aus dem Grad der Pegel-Begrenzung der ZF. Auch gab es weitere Einsatzgebiete - bei uns sind z.B. Prüfgeräte für die Werkstatt oder Signalstärkeanzeigen für Aufnahmen bekannt.
Ganz generell kann man schreiben, dass erst die Halbleitertechnologie die Magischen Augen ablöste, indem man z.B. LEDs als Abstimmanzeigen verwendete. Meist war aber die Abstimmanzeige wegen der automatischen Frequenznachstimmung (AFC) nicht mehr nötig. Aber auch diese Technik beginnt recht früh, vielleicht mit der Patenteinreichung von Herbert Jackson, England vom 24. Februar 1934 (am 23. Feb. 1935 auch für RCA in den USA = Patent 2,231,386) und vom 30. Januar 1935 in England bzw. 29. Januar 1936 in den USA durch Arthur Henry Cooper, England (für EMI), was u.a. zum US-Patent 2,218,905 führt.
Nun schauen wir uns den Start der Abstimmanzeigen an und verfolgen die Entwicklungen:
Die Geschichte der Abstimm-Anzeigen
A: Radio Amateure
B: Frühe Signalstärkenindikatoren (vor AVC)
C: AVC Automatische Lautstärkeregelung
D: Erste Regelröhren (variable-mu) für AVC
1: Signalstärke-Instrumente (mit AVC)
2: Schattenzeiger
3: Schattenanzeige "Shadowgraph"
4: Sich verdunkelnde Skalenlampen
5: Flash-O-Graph FADA
6: Reaktoren verändern Lichtintensitäten
7: Neon-Anzeigen
8: Magische Augen (Magic Eye)
9: Nach den Magischen Augen
A: Radio Amateure
Nur zur Erinnerung: Wie in "Radios von gestern" auf Seite 396 gezeigt, gibt es 1898 einige Radio Amateure, die miteinander Botschaften mittels Radiotelegrafie (Morse-Zeichen) austauschen. 1906 veröffentlicht der britische Postminister z.B. eine Liste mit 68 Amateuren (Rvg. Seite 48). In den USA gründet man 1909 erste Funkamateur-Clubs, in Australien 1910, England 1913. 1909 bietet Lee de Forest in "Modern Electrics" für den Privatgebrauch Röhrenempfänger an (Seite 200). 1909 liess er 440 Röhren herstellen.
Fessenden verwendete 1906 noch einen Maschinensender, De Forest sendete ab 1907 aus seinem Laboratorium in New York City and 1908 Versuchssendungen vom Eiffel-Turm in Paris.
RST-System (Readability = Lesbarkeit, Signalstärke, Tonqualität)
Um sicherzustellen, dass ein Empfang gleichermassen interpretiert wird, haben Kurzwellen-Radioamateure 1912 (dann war auch das Titanic-Unglück) klare Regeln aufgestellt. Bei der Signalstärke verwendet man 9 Stufen mit je 6 dB Abstand, wobei S-9 einer Feldstärke von -73 dB entspricht. Beispiel: S2 = -115 dBm oder 0.40 Mikrovolt. Dennoch ist diese Art Ablesung keine wissenschaftliche, denn die Anzeigeinstrumente waren nicht automatisch gleich geeicht.
Wikipedia-Bild: S-Meter eines Ten-Tec Orion Amateur Radio Sende-Empfängers.
+60 = 60 dBµ = 1.0 mV/m
S 9 = -73 dBm entsprechen 50 Mikrovolt bei AM oder 5 bei FM,
also -93 dBm bei 50 Ohm Antenneneingang.
B: Frühe Signalstärkenindikatoren (vor AVC)
Galvanometers oder Milliamperemeter werden benutzt (Drehspul-Messwerke oder Dreheisen-Instrumente. Siehe Marconi Type 352 Marine Receiver. (Magnifier = NF-Verstärker).
C: AVC Automatische Lautstärkeregelung
Der wichtigste Faktor für eine einfach zu realisierende Feldstärkeanzeige war die Erfindung von Verfahren zur automatischen Lautstärkeregelung, anfänglich AVC oder Fadingausgleich genannt, ab den 40er Jahren AGC (Automatic Gain Control). W.O. Swinyard beschreibt in "Development of the art of radio receiving from the early 1920's to the present" auf Seite 125: "... on 2 January 1926, Wheeler invented his diode AVC and linear diode-detector circuit. This circuit was first incorporated in the Philco Model 95 receiver which he designed at Hazeltine laboratory and which was announced about September 1929." Aber das erste Patent, das ich dazu fand ist:
Wheeler: Einreichungsdatum 7. Juli 1927, Serie no. 203 879, und im United Kingdom am 3. July 1928. Das Patent wurde am 10. November 1930 mit Serie no. 494 558 geteilt, patentiert am 27. September 1932 als 1,879,861 "Volume Control". Siehe aber auch Espenschied und Bowen (1921 Bell). Gegen Drift hat Clarence W. Hansell am 1. Nov. 1927 ein Patent "Automatic Tuning" für RCA eingereicht, patentiert am 9. Mai 1933 als Nr. 1,907,965.
Beispiel Wheeler: Einreichung 8. Dezember 1927 "Radio Volume Control" Serie Nr. 238 488, patentiert am 12. Juli 1932 als 1,866,687 für Harold A. Wheeler.
Gegenstand: Für einfache und effektive Methoden zur Sicherung und Erhaltung eines konstant gleich intensives Signal. Genauer gesagt ganz unabhängig von grossen Veränderungen in der Stärke des einfallenden Signals - bei Anwendung einer von der Signalstärke abhängigen variablen Gittervorspannung für die HF Röhre. Kondensator Nr. 8 = 1 μF oder mehr ... zwischen Gitter und Kathode für eine oder mehrere HF-Röhren. Kondensator 8 ist nötig, um eine automatisch variable Gittervorspannung (ab Batterie 9) für die beiden ersten Röhren (2 und 3) zu erreichen. Der Grund ist, eine sich erhöhende negative Gittervorspannung bei höherer Feldstärke automatisch zu erreichen - und umgekehrt. Das Relais (10, 11) mit Kontakt 12 und 14 und Widerstand 13 ist die Zeitbasis für eine "sanfte, angemessene Operation". Natürlich hat man das durch eine Röhre ersetzt.
Zumindest Wheeler's spätere Lösungen beinhalten ein Milliamperemeter als Feldstärkemesser. Er und andere arbeiteten an solchen Patenten für AVC wie:
Otto H. Schade, Einreichung 9. August 1929 "Automatic Volume Control" Serie Nr. 384,612, patentiert am 27. Juni 1933 als 1,916,129 für Atwater Kent Manufacturing Company of Philadelphia (Serie Nr. 361,910, eingereicht 10. Mai 1929).
Walter van B. Roberts Anmeldung für RCA am 30. März 1929 Serie Nr. 351,410, patentiert am 13. Juni 1933 als 1,913,959. Historisch gesehen bringt RCA den ersten Empfänger mit AVC-Eigenschaften als Widerstandsgekoppelter HF-Verstärker. Dabei wird eine Hilfsbatterie benutzt ("magnetron amplifier circuit" genannt).
D: Erste Regelröhren (variable-mu) für AVC
In den USA beginnen Probleme mit Kreuzmodulation ca. 1929, da bei grossen Städten starke, frequenznahe Signale einfallen können, die zusammen mit Nichtlinearitäten in der ersten Stufe Probleme bringen. Stuart Ballantyne und Harold A. Snow (Boonton Research Corp.) fanden eine erste Antwort mit der Röhre 551, später schlicht 51 genannt. Hersteller waren Arcturus, Majestic und Raytheon ab May 1931. Die Regelröhren sind auf Englisch bezeichnet mit "Gradual cut-off", "Remote cut-off" oder "Vari-mu". Bei General Electric gab es 1919 Versuche dazu, die man aber aufgab. Wahrscheinlich die erste Veröffentlichung ist ein IRE-Beitrag vom Dezember 1930.
Kurz nach der 551 stellt RCA die gleiche Röhre als UY235, später genannt 235 und darauf einfach 35. Ab etwa 1935 gibt es die Gemeinsam-Bezeichnung 35/51. In Japan baut man eine UY-235. Ein Beitrag vom Juni 1931 in der Zeitschrift "National Radio News" zeigt wie wichtig und notwendig diese Entwicklung dann war. Auch der Markt unterstreicht dies, denn an der "Trade Show" in Chicago von 1931 zeigen sich 73 % Radiomodelle mit Pentode aber 94.5 % führen auch Regelröhren. Im gleichen Jahr bringt Philips ihre erste Regelröhre als E445 und Cossor als 220VSG. Silver-Marshall schreibt für ihr Modell 726 : "Super control feature for AVC". Diese ersten Röhren haben aber noch das Problem der hohen negativen Spannung, die zur Regelung notwendig sind. Die RCA sieht dafür eine separate AVC-Röhre vor, die lediglich diese hohe Steuerspannung erzeugt. Siehe auch General Motors Modell 220 S-10B (1931). Philco benutzt 1929 in ihrem Chassis 95 erstmals die Methode von Wheeler (freigegeben im Oktober 1929) und nennt sie "Screen Grid Plus". Da wirkt eine Triode UY227 als Detektor und gleichzeitig AVC-Diode.
Wie oben rechts gezeigt, verwendet man kontinuierlich veränderte Abstände für die einzelnen Spiralen des Gitters. Die Abstände dürfen keine stufenweise Veränderung enthalten. Die zweite Generation von Regelröhren erzielte mittels kleinerem Abstand zur Kathode, dass man mit viel kleineren Regelspannungen auskam. Damit konnte man diese Spannung direkt mit einer Diode gewinnen, ohne sie verstärken zu müssen.
Wie haben die Anzeigen vor dem Magischen Auge ausgesehen und wie haben sie funktioniert?
Anfänglich verwendete man gewöhnliche Zeigerinstrumente. Später und etwa zeitgleich kamen Schattenzeiger, die entweder eine Art indirekter Anzeige brachten oder ganz andere Systeme - oder man veränderte die Intensität des Leuchtens von Skalen-Lampe oder Farbänderungen rot-grün - oder Neon-Anzeigen in ganz verschiedenen Formen. Hier finden Sie lediglich die verbreiteten Systeme:
1: Signalstärke-Instrumente (mit AVC)
Man verwendet "normale" Anzeigeinstrumente - einige Hersteller verwenden hingegen optisch kluge Lösungen, um die gewohnte Richtung von zunehmendem Wert gegen Rechts hin anzeigen zu können, obwohl der Strom abnimmt - oder integrieren die Anzeige so im Möbel, dass sie nicht mehr "technisch" aussieht.
Zenith startet 1932 mit einem "verkehrt" eingebauten Instrument, das sich zusätzlich durch die besondere Einfassung integriert - und doch positiv auffällt.
Zenith 103 Ultra von 1932 (vielleicht von 1931/32) zeigt das
Abstimm-Messinstrument und 9 Drucktasten für einstellbare Fixstationen!
Hier sehen Sie das Detail an Hand von Zenith Modell 92 von 1931/32 mit der Beschriftung: "Tune for greatest swing to right". Sie können die Anzeigenadel ganz rechts oben noch erkennen, also eine besonders starke Station fällt ein (oder das Gerät ist erst am Aufwärmen!). Photo von Gast Mason B. Cohen.
"Signalstärkemesser" in Europa
Meist findet man Anzeigeinstrumente, Schattenzeiger oder Neon-Indikatoren, die im Anodenstrom des zweiten Bandfilters "liegen", wie wir das für den Weltsuper 660WL von Telefunken Österreich 1933 finden, für Zerdik Weltmeister RU743 (1934) oder Selectric U5 RU561 (1935).
Siehe aber auch das in der Skala (rechts) schön integrierte Anzeigeinstrument bei Philips Dänemark Octode Super 626HU-17 von ca. 1935.
In Deutschland startete man zumindest bei den grösseren Herstellern 1933, also 2 Jahre später, mit dem Führen von Anzeigeinstrumenten: Meter, Schattenzeiger und Neon-Anzeiger waren die Regel. Beispiele von simplen Zeigerinstrumenten findet man bei Mende für Modell 1934G, 1934W. Sie sind Einbereichsuper. Die Exportversion ist Super Select 1934. Siehe auch Modell Ultraselektiv.
2: Schattenzeiger
Die gibt es als hinterleuchtete Zeigerinstrumente hinter einem halbtransparenten Material oder als Spezialausführung mit drehbarer Fläche, welche links und rechts je einen variablen Lichtspalt offen hält - letzteres weiter unten.
Unser Mitglied Viktor Cingel, Bratislava, hat auf meine Anfrage hin Details von seiner Reparaturarbeit plus gezeichnete Bilder gebracht, die ich hier verwenden darf:
Schattenzeiger in Europa
Beispiel Deutschland: 1933 tauchen wie aus dem Nichts etwa ein Dutzend Modelle mit Abstimmanzeigen auf, wenn man sich auf die grossen Marken konzentriert. Es sind Meter, Schattenzeiger und Neon-Anzeigen. Vielleicht findet jemand ein früheres Modell?
Zur Erinnerung: AVC / AGC hat man in Deutschland ab 1931 (in EINEM Fall, SABA 41W etc.) realisiert, in den USA ab 1929.
Im Katalog steht das, wie auf dem Modell beschrieben. Im Radiokatalog Band 1 hatte ich das so festgehalten: "1931 verfügt die Modellreihe S41 (31W, 44, T44) von Leuthold über den ersten automatisch geregelten Schwundausgleich (AGC, aut. gain control) auf dem deutschen Markt." Übrigens: Der Schweizer Eugen Leuthold wurde von SABA 1929 verpflichtet und entwickelte als erstes Modell für SABA den (S)35 mit Beinamen "Sieger" - weil es mit einem neuartigen Schaltungskonzept für SABA den grossen Durchbruch brachte. Trotzdem danke ich Boris Witke, der mich auf dieses eine Modell in Deutschland wieder aufmerksam gemacht hatte. Vielleicht findet ein anderes Mitglied die erste Abstimmanzeige in Deutschland?
Links: 1933 Stassfurter Imperial 53.
Rechts: 1934 Philips 640A .
Beide zeigen einen Schattenzeiger über der Skala.
Schattenzeiger kamen auch nach der Einführung des magischen Auges zum Einsatz, wie z.B. hier beim Übersee-Gemeinschafts-Empfänger Stuttgart 5W77S von Blaupunkt 1937/38 bzw. Stuttgart W. Für die Schweiz findet man z.B. den Komet K630B von 1937, für Ungarn z.B. Szuper 39U 1040 vom Jahr 1939 von Standard. Siehe auch Philips ca. 1940 mit 478ML. Geräte mit Schattenzeiger finden Sie mittels Eingabe des Wortes Schattenzeiger in den SEARCH und danach Auswahl "Nur Modellseiten". Allerdings hat z.B. Horny den Namen auch für einen Stationszeiger mit Hinterbeleuchtung verwendet (Modell Six von 1930).
3: Schattenanzeige "Shadowgraph"
Mir ist das Prinzip vor allem aus den USA bekannt. Er liegt meist im Anodenstrom des ZF-Verstärkers oder HF-Gleichrichters, z.B. bei einer Röhre 6A7.
Das Prinzip:
Eine Art Flügel bzw. Blech ist an einer drehbaren Achse befestigt und wird durch ein Magnetfeld mehr oder weniger quer gedreht, was den zentralen Schatten vergrössert. Dahinter ist eine Lampe befestigt, die den Schatten auf ein halbtransparentes Material wirft.
Probleme: Wachs von den Windungen konnte durch die Temperatur schmelzen und den Mechanismus blockieren. Auch Erschütterungen konnten Defekte bringen. Zuerst wurden 10-mA-Meter benutzt, später Systeme für 8 mA (auch 7 mA).
Lösungen von zwei der ganz grossen Hersteller:
Frühe Lösung beim Philco Shadowgraph
Die erste Version aus 1932 zeigt eine Lampe mit Edison-Gewinde (Lampe Nr. 46), die spätere Version eine Bajonett-Fassung (Lampe Nr. 44), beide für 6.3 Volt, 250 mA (Vol 9 Rider's).
Philco Modell 15X (und 15DX) von 1932 mit einem 4-Gang Drehkondensator (Bandfilter-Eingang) und Push-Pull-Endstufe. Gleichrichtung mittels als Diode geschaltete Triode 37 mit Anode auf Chassis-Potential. Die negative AVC ist über Widerstände R40 und R28 geführt, um das Gitter der ersten ZF-Röhre zu beeinflussen und via R17 und Spule 19 den Mischer bzw. "1st Detector" sowie über R9 die Vorstufe.
Der Unterschied von der ersten Lösung zur zweiten ist optisch bedeutend, doch ist das technisch ähnlich gelöst. Oberhalb der Skala befindet sich der flache, rechteckige Ausschnitt für die Anzeige.
Zweite und letzte Version Philco Shadowgraph
Ein Beispiel ist Philco model 37-630X von 1936 mit verschiedenen Gehäusen. Der Schattenzeiger ist in Serie mit der ersten ZF-Stufe und der Mischanode. Ein sich bewegendes System sehen sie bei YouTube - also ein Kurzfilm mit dem Shadowgraph in Aktion.
Konzentrieren Sie sich bitte auf den Ausschnitt oben bei diesem animierten GIF.
Darunter sehen Sie die sich drehende Skala bei der Abstimmung.
Diese eigentlich einfache Einrichtung funktioniert ähnlich wie eine Balkenanzeige eines Magischen Auges, ist aber elektromechanisch gelöst. Diese Anzeige verwendete Philco bei zahlreichen Modellen ab 1932 bis 1937/38. Wie Philco 200X von 1934 zeigt, hat man da manchmal auch eine separate Steuerröhre dazu verwendet. Hier ist es eine Röhre Typ 37. Bis 1937 baute Philco mehr als 150 Modelle mit dieser Art Anzeige. Sie finden den Shadowgraph auch am Philco Modell 012, einem Ausgangsleistungs-Messer.
Zenith Shadowgraph
1933 arbeitet auch Zenith mit dem Shadowgraph, z.B. beim Zenith Modell 610 (alle Chassis 2037 ausser für Modell 516).
Modell 935 von 1935 = rechtes Bild oben.
Unten rechts = Modell 1004 (series) für Saison 1936/37.
4: Sich verdunkelnde Skalenlampen
Einige Radiomodelle zeigen als Abstimmungshilfe eine sich verdunkelnde Skalenlampe. Da ist ein Transduktor (transductor, saturable core-reactor) das Steuerungselement: Mit einem kleinen Gleichstrom im Steuerkreis verändert man einen grossen Wechselstrom im Lastkreis. Eigentlich verändert man die Induktivität einer Drossel mittels Vormagnetisierung des Eisenkerns Hierzu besitzt der Transduktor eine zweite Wicklung, die man mit dem Steuerstrom beschickt. Transduktoren gibt es auch in Dreischenkelbauweise mit zwei Steuerwicklungen, damit sich die in die Steuerwicklung induzierten Spannungen gegenseitig aufheben. Wilfried Haack hat mich auf die Philips-Modelle 536A mit diesem Prinzip in der Schweiz, Tschechoslowakei, Deutschland, Frankreich und Niederlande aufmerksam gemacht. Die Schaltungen zeigen das Verfahren sehr gut. Im englischsprachigen Text hatte ich die beiden Modelle aus Grossbritannien erwähnt, Pye 1935 mit Modellen TP/AC (sehr speziell gelöst) und T9-Superhet (in Schaltung ganz oben Mitte, L14).
In den USA startete wohl Grigsby-Grunow (Majestic) als "Automatic Synchro-Silent-Tuning" 1932. Beispiele sind Majestic 307, Majestic 320 etc. Mit "Colorama" kam wesentlich später General Electric, z.B. Modell E-91 und E-95 aber auch bei der Familie mit E-101.
5: Flash-O-Graph FADA
Der erste Flashograph von FADA war ein Unikum: Eine Lampe beginnt zu brennen, wenn eine Station eingestellt ist. Das funktioniert aber nur über eine vorgestanzte Scheibe, die mit den gestanzten Noppen einen Schalter betätigt. Man musste also extra gestanzte Scheiben je nach Empfangsgebiet - wie z.B. New York anfertigen. Siehe z.B. bei FADA modell 41, 42, 44 oder Fada Modell 46 und 47. Der "Automatic Flash-O-Graph" war dann die echte Anzeige, die wir gemeinhin als Flash-O-Graph bezeichnen.
6: Reaktoren verändern Lichtintensitäten
Zuerst hatte man nur eine Skalenlampe sich verdunkeln lassen, doch gibt es auch innovative Lösungen, sowohl schaltungstechnisch wie vom Wirken her:
Colorama (General Electric)
Gast Sean Barton, USA hat mir obige Fotos zugestellt.
Dank ihm sehen wir auch die Details der verschiedenen Skalen, die sich
beim Umschalten auf andere Bänder zeigen.
General Electric Colorama E-91 (und E-95) waren 1936 die ersten mit dieser Colorama-Anzeige ausgestatten Modelle von GE - ein Jahr nach dem Auftauchen der Magischen Augen - und obwohl GE Teil des Patentpools war.
Wir haben den Ausdruck "Colorama" bei den Modellen mit dieser Art Abstimmanzeige zugesetzt, z.B. bei E-101, E-105, E-106, E-115, E126, E-129, E-155 und bei den Farm-Radios FB-72, FB-73, FB-76, FB-77. In den späteren Jahren gab es auch einfachere Systeme wie bei Modell A-205E und A-208E.
Synchro-Silent-Tuning (Grigsby-Grunow, Marke Majestic)
Grigsby-Grunow startete 1932 mit ihrem "Automatic Synchro-Silent Tuning" bei den 300er-Modellen wie Majestic 307 (da findet sich bei den Techn. Unterlagen eine Beschreibung des Automatic Synchro-Silent Tuning mit Reaktanz Resonator) und Majestic 320 etc. Diese 11-Röhren-Modelle verwenden im Prinzip ein ähnliches System aber variieren eine Abstimmanzeige-Lampe mit einem Reaktor mit drei Wicklungen/Kernen.
Zwei Wicklungen sind in Serie mit den Abstimmanzeigelampen und die Wicklung auf dem zentralen Kern ist in Serie mit den Anoden von Mischer und ZF-Röhren. Ein Elektrolytkondensator (C-5) schliesst die zentrale Wicklung kurz, um keinen Wechselstrom bei Ungleichheiten zwischen den beiden Aussenwicklungen. Grigsby-Grunow nennt dieses System auch "Reactance Resonance Indicator". Wenn man auf eine Station richtig abgestimmt hat, bildet sich über dem Widerstand R-9 automatisch eine Gittervorspannung, die bewirkt, dass das Skalenlicht stark gedimmt ist. Das Wort "silent" soll zeigen, dass man mit einer zusätzlichen Röhre ein Sendersignal dann ausblendet, wenn es ein bestimmtes Mass an Signalstärke unterschreitet.
7: Neon-Anzeigen
Neon-Anzeigen sind eigentlich elektronische Lösungen statt entweder elektromechanische oder Lampen. Wie bei den Zeigerinstrumenten oder Lampen kann man einfache Lösungen anwenden, indem man den Anodenstrom einer ZF-Röhre anzeigt. Alexander Senauke, New York, zeichnet am 16. Dezember 1929 die Patenturkunde für den Einsatz einer Neon-Anzeige als Abstimmanzeiger und reicht Sie am 27. Dezember 1929 ein. Das Patent wird am 5. Januar 1932 als Nr. 1,839,419 erteilt. Die einfachste 2-Element-Neonanzeige ist da verwendbar - bis hin zu Neonlampen mit 4 Elementen:
Hier ist ein Beitrag über Noise Gate QAVC Systeme (siehe Post 2) mit 4-Element-Neonanzeigen. Diese wirken dann für die Resonanzanzeige und als Störschutz bzw. Störbeseitiger (noise gate).
Es gab ganz verschiedene Lösungswege, wobei gewisse Hersteller eigene Markenbegriffe dafür einführten:
Atwater Kent
Tonebeam verwendet Atwater Kent ab 1931 - z.B, für das Modell 96-F oder 1932 für Modell 469-F etc.
Motorola, FADA etc.
Tun-A-Lite ist der korrekte Ausdruck für ein Verfahren/Produkt, das einige Hersteller übernahmen, fälschlicherweise aber auch als Tune-A-Lite bezeichnet sind. Das Tun-A-Lite wurde nicht nur von FADA oder Motorola verwendet.
FADA
Die spätere Methode von FADA (siehe oben die erste Methode mit diesem Namen) für eine elektrische Abstimmanzeige nannte die Firma 1931 Automatic Flashograph. Dieser wurde beim Chassis KW für die Modelle 48, 49 und 1932 für das Modell 65 erstmals verwendet. Später fiel der Zusatz "Automatic" wieder weg. Hier ist es noch eine 2-Element-Neonanzeige.
Inserat oben: Modelle mit KW-Chassis KW von 1932, RA, RC and RW Chassis etc.
Sparton, Sparks-Withington
Glow-Tube bzw. Viso-Glo (Visoglo) = VG-1. Sparks-Withington verwendet diese Röhre VG-1 lediglich für ein paar wenige Modelle von 1934, wie Modell 136, Modell 83 und Modell 104.
Europa
Meist finden wir einen Neon-Stab, der mehr oder weniger Leuchten zeigt, doch gibt es auch hier andere Formen, wie der Neon-Indikator IG-33 "Luma" (und IG-34) von AGA-Baltic in Schweden zeigt. Ein sehr interessantes Modell ist der Supra-Selector SB4345W von Körting (1935) - hören Sie dort auch das Tonbeispiel. Siehe auch Modell Marschall 642WLK von Telefunken Österreich 1934, Erres Ky137 von 1934, Waldorp 74A von 1935 oder Blaupunkt 4W95 von 1935 mit der Glimmröhre RR145/S etc. Diese benutzen den Philips 4662 Neon-Anzeiger mit 3 Elementen (Dort findet sich ein Schema für Gäste) - bis 1941! Ein anderes spätes Beispiel - in diesem Fall in Serie mit der Anode der ersten ZF-Röhre - ist Radione 538U von 1937. Das ähnelt einem Magischen Auge sehr.
United Kingdom
Das Tuneon ist die englische Version des Tun-A-Lite, G.E.C. und Cossor verwenden es. Übrigens: Button Tuneon (wie dasBT oder CV982) sind Neon-Lampen mit runder Elektrode, die eine Art Lichthof bilden. Die Auslösespannung beträgt 180 Volt, bei 165 löscht sie, 0.5 mA Strom. Ein Vorwiderstand von 55 kOhm ist nötig.
Tuneon BT von GEC - rechts Ansicht von oben
Deutschland
1933 nennt SABA ihr System für Modell 521 "Wellen-Visierlampe". Sachsenwerk verwendet eine Neonanzeige (ER4093) im Eswe 346L mit Kinoskala und nennt sie "Leuchtrohr". Wer kann ein Bild der ER4093 zur Röhre laden?
8: Magische Augen (Magic Eye)
Siehe später einen nächsten Post.
9: Nach den Magischen Augen
Siehe spätere Beiträge.
Mein Dank
Er gilt den verschiedenen Mitgliedern, die von mir verwendete Modellbilder hochgeladen hatten. Hans Amberger, Dietmar Rudolph und Roy Johnson sandten mir spezielle Bilder. Roy half mir auch den Weg zu seltenen Anzeigen zu finden.
Bildherkunft ist bei Bildern mit "Fig. 19-xx" Ghirardi, Alfred, A: Modern Radio Servicing von 1935; "Fig. 5-18" Ghirardi/Johnson 1951, "Receiver Circuitry and Operation und "Abb. 289 bis 291" sind aus Ardenne, M.v. "Handbuch der Funktechnik und Ihrer Grenzgebiete, Bd. 2, 1935.
Siehe auch Joe Sousa (& co.) mit dem englischsprachigen Beitrag über Tun-A-Lite etc. und schönen Farbbildern dazu. Jener Thread gab mir den Impuls für diesen Beitrag.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.