Fragen zu einem Radiomöbel mit Atwater Kent Type L Chassis

Liebe Sammlerkollegen

Ich habe vor einiger Zeit ein grosses Radiomöbel mit Plattenspieler gekauft. Inzwischen sind einige Unklarheiten über die 'Echtheit' oder die Vergangenheit des Gerätes aufgetreten und ich hoffe auf diesem Weg, Hilfe für die Beurteilung des Gerätes zu erhalten. Ich habe das Gerät nicht zerlegt und habe daher z.T. noch keine Detailangaben.

Das Geäuse sieht aus wie ein grosser Phonoschrank, oben unter dem Deckel ist ein 78touriger Plattenspieler (110-180V) eingebaut, welcher von einem sehr grossen und schweren Aussenläufermotor direkt angetrieben wird. Der Tonabnehmer hat noch Nadeln wie ein Grammophon. Vorne am Gerät sind zwei Flügeltüren. Marke habe ich noch keine gefunden.

Die Front hinter den Türen scheint nicht zum Schrank zu gehören und ist dünkler. Im oberen Teil ist ein Atwater Kent Type 'L'-Chassis eingebaut. 8 Röhren (noch nicht identifiziert) 4fach Drehko, grünes Typenschild. Das Chassis sieht fast aus wie neu, kein Staub, super Zustand. Dies war der Grund, weshalb ich das Möbel gekauft hatte. Kann es sein, dass dieses Chassis normal offen betrieben wurde, denn es hat unten Füsschen; oder gehört es in ein Gehäuse? Vorne oberhalb der Skala ist eine weisse Radiokontrollmarke von 1933, was wieder im Widerspruch mit der Annahme steht, dass alles nicht zusammenpasst.

Unterhalb des Chassis ist ein sehr gut erhaltener Lautsprecher Atwater Kent 'Type N Radio Speaker' eingebaut. Auch dieser wie neu und mit schwarzem Kräusellack lackiert. Irgendwie passt aber auch dieser nicht zum Gehäuse. Seitlich des Lautsprechers war je ein 10cm breites Plattenfach, welche aber später beim Umbau abgedeckt wurden.

Die Verarbeitung der Aenderungen am Schrank sind nicht von Schreinerhand vorgenommen worden. Wurden damals irgendwelche Bausätze von Atwater Kent angeboten oder wurden alte Phonomöbel von Händlern umgebaut?

Ich bin zuwenig Kenner dieser Typen und wäre froh um Angaben, was von den Teilen zu halten ist. Im Internet habe ich unter der Marke kein gleiches Gerät gefunden.

Viele Grüsse und danke für gute Hinweise

Peter Stöcklin

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Hallo Herr Stöcklin!

Atwater Kent Chassis Type L (es gab 2: L-1 und L-2) wurden (vielleicht u.a. , aber jedenfalls auch) nackt angeboten zum Einbau in ein Radiomöbel nach Maßgabe des Käufers. Es gab auch eine Reihe von Konfektionären mit eigenen Markenbezeichnungen, die eher Möbelschreiner waren als Radiofirmen und Markenchassis großer Hersteller verwendeten. Viele große Radiohersteller bis zurück in die frühen 20er haben solche Chassis angeboten, so zB auch Federal und in den 20ern sogar RCA (zB konnte man das berühmte Chassis, das sich auch im sehr seltenen Radiola VII findet "nackt erwerben" so daß dieses alleine gar nicht so selten ist). Insofern kann Ihr Gerät meiner Meinung durchaus authentisch sein - jemand hat das Chassis erworben, den passenden Lautsprecher dazu, sowie einen Plattenspieler, und hat sich drumherum das Möbel seiner Vorstellung bauen lassen. Wie gesagt, damals in den USA ein durchaus übliches Vorgehen.

MfG

Reinhard

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Guten Tag Herr Bittner

Vielen Dank für die schnelle Antwort. So macht das ganze durchaus einen Sinn. Offenbar wurde damals ein altes Grammophonmöbel umgebaut, was auch die alte Radiokontrollmarke erklärt. Ich war mir unsicher, ob ein heutiger Händler etwas zusammengemogelt hat. Da die Qualität der Schreinerarbeit eher schlecht ist, stellt sich für mich die Frage, wie weit sich eine Restauration oder Verbesserung lohnt oder ob durch solche Taten eher der Wert oder die Authentität vernichtet würde. Uebrigens ist auf dem Typenschild nur die Angabe 'Type L Chassis' vermerkt. Ich werde mich also noch um Unterlagen umsehen müssen zur genaueren Identifikation.

Mit freundlichen Grüssen

Peter Stöcklin

 

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