Funke W19: Netztrafo auf 220 oder 240 Volt? Kalibrierung?

ID: 212086
? Funke W19: Netztrafo auf 220 oder 240 Volt? Kalibrierung? 
01.Feb.10 17:25
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Andreas Winter (D)
Beiträge: 12
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Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich besitze seit kurzem das Röhrenprüfgerät Funke W19, und ich frage mich, ob das Gerät eigentlich richtig anzeigt, bzw richtig eingestellt ist.Ich habe (noch)  keine Ahnung, wie ich das anstellen soll, und also habe ich das Internet und dieses Forum bemüht, um zu ergründen, ob das Gerät in der Netztrafo-Stellung 220 Volt oder 240 Volt betrieben werden muß. Und ich bin darüber erstaunt, daß dieses Thema wohl noch nicht öffentlich diskutiert wurde - dabei wird das Funke W19 von vielen Leuten als das Referenz-Röhrenprüfgerät angesehen. Ich wundere mich auch deshalb, weil die Einstellung am Trafo sehr wohl einen Einfluß auf die Messung hat.

Wie kann ich denn eigentlich überprüfen, ob die Messung, die das Gerät anzeigt, korrekt ist? Einfacherweise habe ich eine beliebige Röhrenkarte aufgelegt, und mit dem Voltmeter die Anodenspannung am Sockel gemessen. Den Anodenstrom könnte ich z.B. anhand einer Röhre mit externer Anode messen. Sind das valide Szenarien?

Und wie funktioniert eigentlich die Stabilisator-Röhre? Ich denke, die kann nur 150V stabilisieren, wie kann es dann sein, daß das Gerät eine Anodenspannung bis 200 Volt liefern kann? (Wobei sich ausserdem auch die Frage stellt, ob die Netz-Einstellung 240 Volt der Stabi-Röhre zusetzen würde).

Ziemlich viele Frage auf einmal, aber ich denke, bevor man sich daran macht, seine Röhren, oder vielleicht auch die, anderer Leute zu messen, sollte man erst mal sicherstellen, daß das Meßgerät korrekt arbeitet und eingestellt ist.

Gruß, Andreas Winter

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Stelltrafo 
01.Feb.10 18:16
28 from 6856

Horst Reinsch (D)
Beiträge: 148
Anzahl Danke: 8
Horst Reinsch

Hallo Herr Winter,

ich habe zwar kein Funke, sondern ein RPG70, aber trotzdem hatte ich das gleiche Problem. Ich habe es mit einem Stelltrafo (nochmals Danke an Hr. Ronneberg für den äußerst günstigen Preis) gelöst. Diesen Stelltrafo habe ich in ein notdürftig aus ein paar restlichen Regalbretter hergestelltem Gehäuse gebaut. Der Ausgang wurde mit einer handelsüblichen Schukoeinbausteckdose verbunden die ich im hinteren Bereich eingebaut habe. Von vorne wurde das ganze noch mit einem EIN-AUS Schalter versehen und ein Einbauvoltmeter aus dem Elektronikladen verbaut. Das erschien mir am einfachsten um eine möglichst genaue Meßwertanzeige zu erhalten. Nachteil ist natürlich die nicht stabilisierte Spannung des Stelltrafos, dafür kann man ihn aber auch für z.B. US-Geräte prima nutzen.

 

Gruß... Horst Reinsch

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? Anodenspg. nachmessen? 
01.Feb.10 20:26
90 from 6856

Giovanni Cucuzzella (D)
Redakteur
Beiträge: 529
Anzahl Danke: 8

Hallo Herr Winter,

bezüglich dem Nachmessen der Anodenspannung hier unter

http://www.radiomuseum.org/protect-path.cfm?image=d_funke_43_rpg43_bes10.pdf&kind=schem   (führt zum Schema-Bereich des Modellblatts RPG 4/3, kostet UACS!)

ein Hinweis aus der Bedienungsanleitung des RPG 4/3. Die Schaltung des 4/3 entspricht in etwa der des W18/W19.

Aus einem Vergleich von Röhrenmessungen mit der 220V- und 240V-Einstellung des W19 bei 230V (Netz) sowie über einen Regeltrenntrafo bei 220V und 240V (und entsprechender Einstellung des W19)  könnten Rückschlüsse auf den Einfluß der Versorgungsspannung auf das Meßergebnis gezogen werden.

Dabei könnte auch der Einfluß auf die Heizspannung untersucht werden.

Freundliche Grüße

Giovanni Cucuzzella 

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Kein Präzisionsmeßinstrument ! 
02.Feb.10 10:53
198 from 6856

Rüdiger Walz (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 743
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Rüdiger Walz

Die Funke Röhrenprüfer sind keine Präzisionsmessinstrumente.

Die Glimmröhre funktioniert wie eine Zenerdiode mit Vorwiderstand und stabilisiert mehr oder weniger 150 V. Bei zu starker Belastung durch Endröhren z.B. bricht die Spannung u. U. zusammen und die Glimmröhre kann sogar erlöschen. Daher das Sichtfenster im Meßinstrument zur Kontrolle. 200 V Anodenspannung werden unstabilisiert an die Röhre gelegt.

Bei Interesse um die Zusammenhänge der Funke Röhrenprüfer empfehle ich das Buch von K.F. Müller, "Das Funke-Röhrenmessgerät W19" incl. CD-ROM mit allen Prüfkarteneinstellungen. Von der GFGF herausgegeben und erhältlich beim Verlag Bernhard Hein (www.funkverlag.de). Für GFGF Mitglieder zum Sonderpreis.

K.F. Müller hat das Gerät auch mit Serienmessungen an neuen Röhren überprüft und mußte bei vielen Prüfkarten Fehler, falsche Angaben und Abweichungen entdecken. Das Buch enthält eine Liste aller Prüfkarten mit Einstellungen (Stiftpositionen) und Korrekturen.

Ich fürchte die Abweichung der Netzspannung um 5 % ist das geringste Problem.

Rüdiger Walz

 

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? Spartransformator 
03.Feb.10 17:06
398 from 6856

Manfred Kröll † 2.9.2013 (A)
Beiträge: 731
Anzahl Danke: 8
Manfred Kröll † 2.9.2013

Sg. Herr Winter,

aus eigener Erfahrung empfehle ich die Geräteeinstellung 220V und einen Vorschalttransformator wie ich ihn schon vor einigen Jahren hier im Forum beschrieben habe.

Siehe Post 2 unter www.radiomuseum.org/forum/ein_weiteres_selbstbau_vorschaltgeraet_230v_220v.html

Mit diesem kommen Sie dem gewünschten Ergebnis noch am nächsten. Zumindest die Heizspannungen sind bei Verwendung dieses "Spartransformators" korrekt.

Ansonsten kann ich mich zur Messgenauigkeit nur den Vorrednern anschließen, ich jedenfalls habe mein W19 verkauft und arbeite mit einem Telefunken Röhrenprüfgerät, dessen Prüfspannungen ich selbst nachjustieren kann und bin nicht mehr auf eine Stabilisatorröhre angewiesen, die von Funke selbst selektiert sein musste um im Gerät korrekt zu arbeiten...

Mfg

Fred

 

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W19 Messungen 
03.Feb.10 19:19
452 from 6856

Gerd Junginger (D)
Beiträge: 159
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Gerd Junginger

Hallo Herr Walz,

ich stimme Ihnen hier voll zu.  Sowohl das Funke W19 als auch das RPG4/3 können meines Erachtens nur zu einer groben Prüfung herangezogen werden. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß gleichartige Röhrenprüfgeräte unter den gleichen Bedingungen unterschiedliche Ergebnisse anzeigen.  Hier kann z.B. auch eine verbrauchte (oder auch unpassende) Glimmröhre die Ursache sein.

Der im Beitrag angesprochene Vergleich von W19 und RPG 4/3 würde ich mit Vorsicht genießen.  Die beiden Geräte mögen ähnlich aussehen, haben aber doch elektrische Unterschiede (Trafo, Anzeigeinstrument. Widerstandskette ...). Zudem sind z.T. die Karten unterschiedlich  (Kartennummern, Messwertbeurteilung, ...)

Das Buch von Hr.Müller hat mir in den vergangenen Jahren gute Dienste geleistet. Hat aber auch den einen oder anderen Fehler (z.B. Stift-Belegung), der sich aber eben aufgrund der Fülle von Informationen einschleichen kann.  Hier hilft dann nur der Blick in die Herstellerunterlagen.

Das Thema "Netzspannung" würde ich auch zweitrangig ansehen.  Da die Geräte auch für den Betrieb mit einer höhreren Netzspannung vorgesehen sind, würde ich diese auch einstellen. Eher sinnvoll wäre es, die Gleichrichterröhre durch eine Dioden-Gleichrichtung zu ersetzen, um die Röhre zu schonen.

MfG

Gerd Junginger

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Vielen Dank 
25.Oct.15 14:16
3269 from 6856

Andreas Winter (D)
Beiträge: 12
Anzahl Danke: 5

Ich bedanke mich für die vielen Vorschläge und Antworten auf meine Frage.

Das Problem habe ich schliesslich, wie von Herrn Reinsch und Herrn Kröll vorgeschlagen, mit einem Vorschalttrafo gelöst, den ich auf die gleiche Spannung einstelle wie das W19. Ich habe schliesslich in einer Internet-Aktion einen schönen, schlichten RFT-Stelltransformator -VEB Funkwerk Köpenick (Bakelit Gehäuse) ergattert, den ich zu diesem Zweck einsetze.

Herzlichen Gruß

Andreas Winter

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