Gebrüder Siemens & Co. ??
? Gebrüder Siemens & Co. ??
 
         In Heften des
"Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie 
            Zeitschrift für Hochfrequenztechnik"
Band 24 aus 1924 fand ich Anzeigen der Firma Gebrüder Siemens & Co.
Allerdings unterschieden sie sich etwas, im Heft 1 ohne Logo, im Heft 2 mit Logo.

Mir ist bekannt, dass der für uns bekannteste Ernst Werner Siemens (ab 1888 von Siemens) noch 3 Brüder hatte und das der Carl Wilhelm Siemens in England wirkte. Aber diese Firmierung "Gebrüder Siemens" ist mir bisher noch nicht bewusst bekannt gewesen. Das Logo in der zweiten Anzeige hat allerdings auch Ähnlichkeit mit der bekannten Firmierung von Siemens & Halske, ist aber ein völlig anderer Zusammenhang.
           Wer kann mir gängige Literatur angeben, wo ich genauere Angaben dazu finde, welche Zusammenhänge da bestehen oder kann selbst etwas dazu schreiben? 
Für "Aufklärung" dankt
Wolfgang Eckardt
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? Logo: Siemens-Schuckert ?
 
         Das Logo hat große Ähnlichkeit mit dem der Siemens-Schuckertwerke, aus der Zusammenlegung mit Schuckert & Co, Berlin, s. Wikipedia.
G.S.
            
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Gebr. Siemens
 
         Hallo Herr Eckardt;
als langjährigen Siemensianer kam mir das irgendwie bekannt vor. Das war der Vorgänger von Siemens Plania. Hier finden Sie schon einmal einen kurzen Hinweis. Ich grabe aber weiter in meinen Unterlagen.
Gruß HDH.
Nachtrag: Hier eine kurze Zusammenfassung über SIPLA im Siemens-Archiv.
Wenn noch weitere Informationen gewünscht werden, scanne ich die entsprechenden Seiten aus dem Buch "Siemens 1918-1945" von Wilfried Feldenkirchen.
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? Siemens Plania
 
         Vielen Dank für die Antworten Herr Haase und Herr Stabe.
Herr Haase ist der Klärung meiner Unklarheiten schon recht nahe gekommen, indem er auf "Siemens-Plania" hinwies. In der Chronik dort findet man schon einen interessanten Hinweis auf die "Gebrüder Siemens & Co.", der eigentlich meine Kernfrage beantwortet. Wörtlich heißt es dort:
Die Anfänge der Siemens-Planiawerke AG gehen auf das Jahr 1872 zurück. Damals gründeten Werner Siemens und seine Brüder die Firma Gebr. Siemens & Co., die sich mit der Herstellung von Alkoholmessgeräten beschäftigte. 1878 wurde die Fertigung von Kohlestiften für Bogenlampen aufgenommen, 1905 begann man mit der Herstellung von Kohlenstoffelektroden. Zur Nutzung von Synergieeffekten fusionierte das Unternehmen im Jahr 1928 mit der Planiawerke AG in Ratibor/Oberschlesien zur Siemens-Planiawerke AG. Siemens brachte in diese neue Gesellschaft ein neues Graphitierungswerk in Meitingen ein, die Planiawerke ihre Anlage für amorphe Kunstkohlen. In den 1930er Jahren wurden rund zwei Drittel des europäischen Bedarfs an Beleuchtungskohlen und Elektroden von Siemens-Plania gedeckt. Im Jahr 1972 kam es zum Verkauf des Unternehmens, es passte nicht mehr in das Markenkonzept von Siemens.
Die erwähnte Produktion von Kohlestiften dürfte nicht so weit weg sein von den in der Anzeige genannten Silit-Widerständen. (Für die Alkoholmessgeräte trifft das wohl eher nicht zu ......?)
Falls noch weitere Antworten kommen sollten, lasse ich den Thread als Frage stehen.
W.E,
            
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SIPLA
 
         Hier nun noch der versprochene Text aus Wilfried Feldenkirchen, Siemens 1918-1945, Seite 378 bis 380.
Anmerkung: Wilfried Feldenkirchen ist der Siemens-Haus-Chronist.
Die Anfänge der Siemens-Planiawerke gehen auf das Jahr 1872 zurück.
            Damals gründeten Werner Siemens und seine Brüder die Firma Gebr.
            Siemens & Co. (Gesco), die sich mit der Herstellung von Alkoholmeß-
            geräten beschäftigte. 1878 wurde die Fertigung von Kohlestiften für Bo-
            genlampen aufgenommen. Das Unternehmen gehörte neben dem 1896
            gegründeten Plania-Werk in Ratibor (Oberschlesien) zu den ersten
            Gesellschaften, die sich mit der Herstellung von künstlichen Kohlen
            beschäftigten. 1905 begann die Firma Gebr. Siemens & Co., die 1897
            Tochtergesellschaft der in die Rechtsform der Aktiengesellschaft umge-
            wandelten Firma Siemens & Halske geworden war, in ihrem 1901 errich-
            teten Werk in Lichtenberg mit der Herstellung von Kohlenstoffelek-
            troden. Die positive Geschäftsentwicklung erforderte die Erweiterung
            der Werke. Bemühungen, zu lockeren oder weitgehenden Absprachen
            und Marktregelungen zu kommen, scheiterten vor dem Ersten Weltkrieg
            und wurden wegen der steigenden Nachfrage im Ersten Weltkrieg als
            nicht erforderlich angesehen.

               Die ausgeweiteten Kapazitäten des Industriezweigs überstiegen nach
            1918 die Nachfrage ganz erheblich, so daß eine Verbesserung der Er-
            tragslage durch eine Reduzierung der Kosten und eine Steigerung der
            Erlöse als unerlässlich angesehen wurde. Bei der Gebr. Siemens & Co.
            erfolgte im Jahre 1920 der Bau einer neuen, in den zwanziger Jahren
            dann zügig ausgebauten Graphitierungslage in Meitingen, wo Strom
            billig zur Verfügung stand. Um das Preisniveau zu stabilisieren, wurde
            bereits 1919 zwischen der Firma Gebr. Siemens & Co., den Plania-
            werken und der Gesellschaft für Teerverwertung in Essen ein Kar-
            tell abgeschlossen, das für seine Mitglieder recht erfolgreich arbeitete,
            ohne aber die strukturellen Probleme dieses Industriebereichs völlig
            lösen zu können.
              Wegen der langfristig als günstig angesehenen Aussichten, der gleich-
            zeitig aber noch bestehenden Überkapazitäten mit Preisverfall und der
            nach Deutschland drängenden ausländischen Wettbewerber schlossen
            sich 1928 die Gebr. Siemens & Co. und die Planiawerke, die seit 1912
            mehrheitlich im Besitz der Rütgerswerke AG waren, zur  »Siemens-
            Planiawerke AG für Kohlefabrikate« (Sipla) zusammen. Das Aktien-
            kapital von 18 Mio. RM befand sich zu zwei Dritteln im Besitz der Sie-
            mens & Halske AG., zu einem Drittel in der Hand der Rütgerswerke
            AG. Die Werke Lichtenberg, Meitingen und Ratibor wurden in die
            neue Gesellschaft eingebracht. Die Rütgerswerke hatten im Einverneh-
            men mit Siemens unmittelbar vor der Fusion eine Mehrheitsbeteiligung
            an der italienischen Gesellschaft »Elektrocarbonium« in Narni erwor-
            ben, die ebenfalls eingebracht wurde.
              Der Zusammenschluß war betriebswirtschaftlich sinnvoll und wirt-
            schaftlich erfolgreich, weil er viele Synergieeffekte mit sich brachte. Bis
            1928 hatte Ratibor lediglich amorphe Kohlen herstellen können, wäh-
            rend eine Anlage für Graphitkohle fehlte. Andererseits besaß die Gebr.
            Siemens & Co. zwar eine große, moderne Graphit-Elektrodenfabrik in
            Meitingen, hatte aber keine große Leistungsfähigkeit in der Fabrikation
            von amorphen Kohlen. Damit ergänzte sich das jeweilige Produktions-
            programm.
               Die auch durch die Weltwirtschaftskrise nicht nachhaltig gestörte
             Aufwärtsentwicklung der Sipla, die durch stetige Rationalisierung der
            Produktion und Verbesserung der Produkte gefördert wurde, führte
            dazu, daß in den dreißiger Jahren rund zwei Drittel des europäischen
            Elektrodenbedarfs von der Gesellschaft gedeckt wurden.
              Die Siemens-Planiawerke stellten vor dem Krieg das bedeutendste
            europäische Unternehmen für große amorphe Elektroden (Karbid,
            Ferrolegierungen, Aluminiumherstellung), Beleuchtungskohlen und
            Graphitelektroden dar. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die
            Siemens-Planiawerke verstärkt für rüstungswirtschaftllche Aufgaben
            herangezogen, ohne aber dem Bedarf voll entsprechen zu können, da sich
            der Arbeitskräftemangel auch hier besonders bemerkbar machte.
               Die Siemens-Planiawerke verloren durch die Nachkriegsereignisse ih-
            re beiden Hauptfabrikationsstätten in Berlin-Lichtenberg und in Ratibor.
            Nur das Werk Meitingen, das für die Graphitierung, also die Veredelung
            fertiger Rohelektroden eingerichtet war, blieb erhalten. Das Werk befand
            sich allerdings in einer schwierigen Lage, da durch den Verlust des Wer-
            kes Lichtenberg keine Rohelektroden für die Graphitierung zur Verfü-
            gung standen.
Eventuelle Fehler und falsche Formatierungen bitte ich zu entschuldigen. Da habe ich mit dem OCR-Tool von Irfanview gekämpft. Was besseres habe ich leider auf diesem Rechner nicht.
HDH
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Frage beantwortet
 
         Vielen Dank Herr Haase für Ihre Bemühungen,
damit ist meine Frage zur Firma "Gebrüder Siemens & Co." aber auch restlos beantwortet.
Mit feundlichen Hobbygrüßen
Wolfgang Eckardt
P.S.: Zu den OCR-Scans:.... wer Schreibfehler findet, darf sie behalten......
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