Keramik -C-, immer OK ?
Keramik -C-, immer OK ?

bis zur Instandsetzung eines Stassfurter Imperial Typ J 4B/W in den letzten Tagen war ich der Meinung, Keramik-Kondensatoren verändern auch nach Jahrzehnten ihre Werte nicht. Schließlich hatte ich zusammen mit meinen Kölner Vereinskollegen vor einiger Zeit ein umfangreiches Projekt über das Alterungsverhalten von Kondensatoren durchgeführt Und im Forum darüber berichtet.
Nun mußte ich die Erfahrung machen, auch hier gibt es keine Regel ohne Ausnahme !
Nachdem ich bei dem o.g. Gerät nach Auswechseln diverser Rollkondensatoren dem NF-Teil einen vollmundiges Brummen nach Berührung am Poti zu entlocken, rückte ich weiter vor, in Richtung Antenne.
Doch da war nichts zu machen, die Verbindung mit Hochantenne und Erde brachte weder auf Mittel- und Langwelle einen Ton zu Tage. Auch das Wechseln der fraglichen Röhren und die Kontrolle der notwendigen Betriebsspannungen änderten an diesem Stummsein nichts.
Nun erfolgte die Kontrolle der ZF-Verstärkung mittels Eispeisung des Meßsendersignals und Abtasten eines HF-Tastkopfs des Signalverfolgers, denn der Empfänger selber blieb auch bei hohem Pegel stumm.
Die Abtastung an den Punkten C1 bis C4 ließ keinerlei Verstärkungserfolge gegenüber der Einspeisung erkennen.
Da ich nun innerhalb der ZF-Bandfilter nachschauen wollte, entfernte ich den ersten Becher. Da die Spulen in Ordnung waren, blieben nur die Kondensatoren übrig.
Nach den auslöten und der Messung der Kapatität stellte sich heraus keine 200 PF wie aufgedruckt, sondern lediglich ca 20 PF waren auf meinen KARU abzulesen.
Jetzt war alles klar, zumal alle 4 Kondensatoren in den beiden ZF-Bechern die gleichen Wete angenommen hatten,
konnte ja keine Verstärkung zustande kommen.
Nach Austausch der 4 Keramik -C-´, konnten nach exaktem Abgleich der 4 Kreise auf 478 KHz, etliche Sender auf den beiden Bereichen empfangen werden.
Franz Born
Nachsatz: Hat jemand Kenntnis über die Herkunft dieser Kondensatoren ?
Anlagen:
- ZF Kontrolle (24 KB)
- C Oberseite (17 KB)
- C Rückseite (12 KB)
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Sehr geehrter Herr Born,
das von Ihnen geschilderte Problem dürfte allseits bekannt sein und wurde hier schon oft diskutiert. (Beispielsweise in den Beiträgen von Andreas Steinmetz zum TFK 7000).
Bei den Hescho Kondensatoren handelt es sich keineswegs um Keramische- sondern um Glimmerkondensatoren!
Diese waren seinerzeit elektrisch sehr hochwertig, mit einem sehr kleinen dielektrischen Verlustfaktor.
Glimmer ist ein anorganischer doppelbrechender und optisch zweiachsiger Kristall, der als Naturstoff vorkommt.
Dank seiner hohen Durschlagfestigkeit (bis zu 90kV/mm), seiner geringen Verluste, und einer Temperaturbeständigkeit von bis zu 600 grad C, wird er auch heute noch gerne im Elektromaschinenbau und für Trockentransformatoren verwendet.
Bei unseren Kondensatoren ist der "Übeltäter" nun allerdings die Vergussmasse. Diese schrumpft und zerstört dabei die aufgedampfte Silberschicht! Daher der Kapazitätsverlust!
Ich würde empfehlen diese Kond. generell zu entfernen und gegen andere mit hoher Spannungsfestigeit und geringem Verlustfaktor zu ersetzen. Die blauen 630 V Styroflexer von Conrad eignen sich hierzu sehr gut!
Schauen Sie aber noch mal nach, ob als Verkürzer nicht vielleicht auch noch Kondensatoren des selben Typs verbaut sind, sonst wird's nichts mit dem Abgleich... ;-)
Schönen Sonntag!
Olaf Gratz
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Hescho Kondensatoren

Hallo Herr Born,
das Signet auf Ihrem "Keramik"-Kondensator gehört zur Firma Hescho: http://www.radiomuseum.org/dsp_hersteller_detail.cfm?Company_Id=363
Dabei möchte ich die Frage stellen, ob es sich wirklich um einen keramischen Kondensator handelt. Die Halterung (Wanne) ist natürlich Keramik, möglicherweise handelt es sich hier um einen geschichteten Glimmerkondensator der mit der bräunlichen Vergussmasse vor Umwelteinflüssen wie Oxydation der Beläge geschützt werden soll.
Öffnen Sie doch mal einen der defekten Kondensatoren!
Viele Grüße,
Bernhard Nagel
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Hallo Herr Nagel,
da haben sich unsere Beiträge wohl gerade überschnitten...
Ich denke inhaltlich ist damit wohl alles gesagt.
Eine Fotodokumentation des "Innenlebens" wäre sicher zur Veranschaulichung nicht verkehrt!
Das wird Herr Born sicherlich gerne machen.
Viele Grüße
Olaf Gratz
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

vielen Dank für ihre schnellen Antworten.
Ich bin überrascht zu erfahren, das es sich hier um Glimmerkondensatoren handelt, da sie mir in dieser Bauform noch nicht begegnet sind. In den klassischen Ausführungen sind sie mir bisher nicht in der Weise starker Werteveränderungen aufgefallen. Lediglich Aussetzer an den Nietkontakten sind mir schon untergekommen.
Was das Innenleben der bei mir verfügbaren Exemplare angeht, füge 2 Fotos von einem zerlegten 200 PF Kondensator bei.
Für eventuell weitere "Forschungen" sind ja noch 3 Stück vorhanden.
Mit freundlichen Grüßen aus Köln.
Franz Born Anlagen:
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.