loewe-opta: 555W; Bella Fehlerhafte Loudness-Verdrahtung ab Werk

ID: 331031
Dieser Artikel betrifft das Modell: Bella 555W (Loewe-(Opta); Deutschland)

loewe-opta: 555W; Bella Fehlerhafte Loudness-Verdrahtung ab Werk 
05.Oct.13 03:16
1929

Klaus Feth (D)
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Ich habe heute einen Bella 555W fertiggestellt und nach dem Neuabgleich mit entsprechend guter Empfangsleistung ist mir aufgefallen, dass bei "lauten" Sendern der Klang bei geringen Lautstärken ungewöhnlich "dünn", also mit wenig Bässen und Höhen, war. Dieser Effekt verschwand bei einem größeren Drehwinkel des Lautstärkepotis, allerdings war eine normale Betriebslautstärke dann schon weit überschritten. Das kam mir dann doch komisch vor und ein Blick in den Schaltplan zeigte mir eine übliche Loudness-Schaltung bei der das kalte Ende des Lautstärkepotis über 100 Ohm (R 2) gegen Masse leicht hochgelegt wird, damit über 2k (R10) die frequenzabhängige Gegenkopplung von der Sekundärwicklung des Ausgangstrafos an dieser Stelle eingekoppelt werden kann. Dadurch verringert sich die Wirkung der Gegenkopplung (Bass und Höhenanhebung) bei zunehmender Lautstärke, was so eine schöne Loudnesskurve des Lautstärkereglers ergibt. Mein Gerät verhielt sich da jedoch genau umgekehrt: Mit zunehmender Lautstärke, bis zu einem Drehwinkel von ca. 90 Grad, nahm tatsächlich die Bass-und Höhenanhebung zu! Mit dem Schaltplan war das nicht zu erklären. Vermutet habe ich zunächst ein verbrauchtes Lautstärkepoti, das seinen Widerstandsverlauf stark verändert hat, aber die Abweichungen waren nicht so groß, dass dieser Effekt damit in Verbindung gebracht werden konnte. Alle Kondensatoren, auch in der Gegenkopplung, waren schon ausgetauscht und mit den richtigen Werten an den richtigen Stellen. Jetzt wurde es immer seltsamer und dann fiel mir plötzlich auf, dass die Abschirmung der Tonzuleitung zum Lautstärkepoti, also Masse, auf das kalte Ende des Potis gelötet war. Durchaus nicht ungewöhnlich, wenn komplett gegen Masse geregelt wird, aber genau das sollte hier nach Schaltplan ja nicht sein!

Daraufhin habe ich mir die Verdrahtung am Poti genauer angeschaut und dabei entdeckt, dass der 100 Ohm Widerstand (R 2) zwar verbaut war und auch ordnungsgemäß mit R 10 (Gegenkopplung) und C 52 (Anzapfung Poti) verbunden war, aber die Verbindung zum kalten Ende des Potis fehlte komplett. Dieses Ende war ja über den Schirm der Zuleitung bereits direkt auf Masse gelegt, wodurch ein Abregeln der Lautstärke trotzdem gewährleistet wurde. So war die Gegenkopplung jetzt nur noch über C 52 und R 14 auf die Anzapfung des Lautstärkepotis wirksam, was erklärt, dass die maximale Bass-und Höhenanhebung erst bei 90 Grad Drehwinkel eintrat, da genau hier die Anzapfung des Lautstärkepotis liegt. Eine Korrektur der Schaltung entsprechend dem Schaltplan brachte dann die entsprechende Verbesserung des Klangverhaltens.

Sehr merkwürdig ist nur, dass es sich um ein absolut unberührtes Gerät gehandelt hat und der ganze (falsche) Verdrahtungsaufbau tatsächlich so aussah, als ob es nie anders vorgesehen war. Das lässt den Verdacht aufkommen, dass noch mehrere Geräte mit diesem Fehler in Umlauf sind. Im Gegensatz zu einer schlechten Empfangsleistung braucht es zur spontanen Aufdeckung eines solchen Fehlers ein recht geübtes Ohr, deshalb möchte ich an dieser Stelle einige Bella 555-Besitzer ermuntern, einmal mit kritischem Ohr an ihrem Lautstärkeregler zu drehen!

Wenn man oben auf den Titel klickt, dann öffnet sich der Beitrag neu und unten findet man dann als Anlage ein Foto von den Umbaumaßnahmen am Lautstärkeregler.

Anlagen:

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