Mittelwellensender Dobrochov
Mittelwellensender Dobrochov
Fortsetzung von "Reichssender Donau"
Aus der Broschüre ROZHLSOVÝ VYSILAČ MORAVA
des MINISTERSTVO POŠT, 4.X.1947 >>> Rundfunksender Mähren des Ministeriums für Post vom 4,Oktober 1947
DER RUNDFUNKSENDER MÄHREN
Autor:Ing. Vladimír Caha. Etwas euphorisch, hier die etwas gekürzte Übersetzung dieses Artikels
Die Rauchwolken haben sich verzogen, die Feuer waren gelöscht und mit einem
blutigen Morgenrot eines freien Morgens endet eine furchtbare Nacht,
die Nacht der Jahre 1938/45.
Der 310 Meter hohe Gipfel südlich von Prossnitz in Mähren erwacht aus einem
schlaftrunkenen Traum, dass er wahr ist,
davon zeugen die übrig gebliebenen Spuren des Krieges.
Die rauchenden Ruinen des einstigen deutschen Propagandasenders sind ein
sprechendes Symbol dafür, was er jahrelang der ganzen Welt verkündet hat.
Die rauchenden Ruinen eines Senders, den wir einst aufgebaut haben als
mährisch-schlesischen Landesrundfunksender.
(...)
Die Deutschen sind verschwunden und wir bleiben wieder alleine unter uns
mit leeren Händen die sich brüderlich die gemeinsame Freude teilen,
die Freude, die aus der Wirklichkeit und der anstehenden Arbeit entspringt.
Und mit diesen leeren Händen beginnt sich allmählich die Grabstätte des
profanen "Donausenders" auf der Předina zu verändern.
Schutt für Schutt, Stein für Stein wird weggeräumt und den Anfang des
Jahres 1946 erlebt die Předina schon zum großen Teil vorbereitet für den Bau
des neuen mährisch-schlesischen Landessenders.
Diese Arbeiten zeigen jedoch bald in vollem Umfang die von den
Kriegsereignissen herrührenden Verwüstungen und die zerstörerischen Kräfte
der Besatzer. Immer deutlicher zeigt sich, dass es unmöglich sein wird,
ohne grundlegende Eingriffe in die Gebäude und ohne grundlegende Änderungen
den ursprünglichen Sender wieder aufzubauen.
Diese würden längere Zeit in Anspruch nehmen, was einer dringenden und
schnellen Inbetriebnahme des Senders entgegen steht.
So stellen uns die Umstände vor die schwierige Aufgabe in möglichst
kurzer Frist eine Hochleistungssendeanlage zu beschaffen.
Sicherlich ist es nicht notwendig, zu erwähnen, dass die nachrevolutionäre
Zeit diese Aufgabe nicht gerade erleichtert hat.
Und auch hier bestätigt sich die Gültigkeit unserer alten Redensart von der
höchsten Not ebenso wie in vielen anderen Fällen;
vielleicht können wir es als glückliche Zufall ansehen,
dass es uns gelungen ist, vom damaligen Informationsministerium in London
eine neue 100 kW starke Sendeanlage modernder Bauart der
Firma Standard Electric zu bekommen.
Interessant, dass diese Sendeanlage eigentlich bestimmt war für Malaysia,
für einen Propagandasender.
Zum Bau des Propagandasenders ist es aber nach der Kapitulation Japans
nicht mehr gekommen und so wurde es uns mit Unterstützung unseres
Außenhandelsministeriums möglich, diese Sendeanlage zu kaufen.
Dieser Kauf hat sich vollzogen in einer Zeit, in der ein Transport
durch Deutschland mit normalen Verkehrsmitteln überhaupt nicht möglich war
und deswegen war es nötig, die Sendeanlage aus England mit Autos anzuliefern.
163 Tonnen Material wurden im englischen Hafen Hull eingeschifft und nach
Rotterdam gebracht. Sein weiterer Transport geschah in drei Etappen.
In Prag wurde das Material auf die Eisenbahn verladen und so ist es nach
Dobrochau gekommen.
Mit den ersten Transportkisten ist in das Betriebsgebäude des Senders,
das sich unterdessen allmählich wieder seinem ursprünglichen Aussehen annähert,
eine ganz eigene Bewegung und ein ganz eigenes Leben gekommen.
310 große und kleine Kisten, mit einem Gewicht von einigen Kilo bis acht Tonnen,
haben das Außengelände vor dem Sender in Beschlag genommen und Dank
des Verständnisses der Zollorgane des Zollamtes in Prossnitz für ein
schnelles Handeln und dank des günstigen Wetters war die gesamte Sendung
aus England innerhalb von 13 Tagen verzollt.
Die Sendung wurde ausgepackt, Kiste für Kiste verschwindet und dafür füllt sich
das Lager mit mannigfaltigen Material vom fertigen Bauteil bis zum
halbfertigen Bauteil und Kleinmaterial.
Als erste Etappe des eigentlichen Aufbaus können wir die baulichen
Veränderungen bezeichnen, die sich unterscheiden vom ursprünglich
für diese Sendeanlage vorgesehenem Gebäude.
Das bestehende Gebäude hat sich bedeutend unterschieden vom ursprünglichen
Projekt. Räumliche Änderungen waren auch nötig, was den Einbau der
Sendeanlage betrifft. Die Bauarbeiten liefen auf Volldampf.
Nicht nur die radiotechnische Bauabteilung 6 des Postministeriums wirkt auf
der Baustelle, sondern auch einige weitere Firmen haben uns in unserem
Bemühen unterstützt, den größten mährischen Sender schnell wieder
aufzubauen.
Neben den Hochbauarbeiten, die die Firma Ing. Beneš in Prerau durchgeführt hat,
haben sich an der Errichtung der Stromverteilungsanlage die
Československé závody Brown-Boveri beteiligt (...),
die Firma Installa, Ing. Grimm in Brünn,
die Moravské elektrotechnické závody,
die Firma Bílek in Brünn, die Firma Doležal und Těhník in Priessnitz.
Das Antennensystem ist das Werk der Vítkovické železárny
(Witkowitzer Eisenwerke).
(...)
Der schönste Lohn für die Mühen war der unvergessliche Moment,
als die einzelnen Teile der komplizierten Einrichtung elektrisch
zum Leben erweckt wurden; der Generator zur Erzeugung der Heizspannung
für die Elektronenröhren ist angelaufen, das Wasser ist in den Kühlrohren
geströmt und die Röhren haben begonnen, in ihrem bekannten rosafarbenen
Licht zu schimmern.
Die Anzeiger der Messinstrumente sind in Bewegung geraten.
Nach kleinen Einstellungen hat sich der neue Sender im Äther zuerst mit
seiner Trägerwelle gemeldet, dann mit verschiedenen Pfeiftönen,
ganz so wie ein kleiner Säugling, wie es so treffend ein Hörer
in seinem Brief formuliert, bis er sich ebenso wie unsere übrigen
Sender mit der Übertragung unserer unsterblichen "Verkauften Braut" (B.Smetana)
gemeldet hat.
Erst jetzt hatten wir gewonnen!
(...)
Der alte deutsche Sender auf der Předina ist verschwunden.
Auf der Předina ist ein neuer tschechoslowakischer Sender gewachsen.
Ein moderner Sender, der ein Prachtstück unseres Rundfunknetzes sein kann.
Die alte Welt ist untergegangen, es wird geboren eine neue Welt,
der der Rundfunksender Mähren dienen wird, zu unseren Gunsten hier daheim
und zur Verbreitung des guten tschechoslowakischen Namens über die Grenzen
hinaus. Diese Aufgabe widmet sich der junge Sender Mähren.
Die neue Sendeanlage war im Oktober 1947 betriebsbereit und wurde auf der Frequenz 922 kHz, ab März 1950 auf 953 und ab November 1978 auf 954 kHz betrieben.
Mehrfach wird auch die gute Arbeit des Kollektives gewürdigt. Einen Höhepunkt gibt es 1978 als es vom Präsidenten der Republik ausgezeichnet wird.
Der neue Antennenmast ist 150 Meter hoch und war 40 Jahre lang die Dominante der Předina und ein Wahrzeichen von Dobrochov.
Vom 3.Februar 1986 bis August 1988 war diese Sendeanlage wegen einer Generalüberholung außer Betrieb. In dieser Zeit wurde von einer Ersatzanlage in Littau gesendet, die aber schon entsorgt ist.
Der neue Sender SRV201 von Tesla hat eine Endstufenleistung von 200 KW . Auch der Sendemast und die gesamten technischen Übertragungsanlagen, die Stromversorgung, die Generatoren wurden überholt und teilweise erneuert.
Nach wie vor wird die Anlage über insgesamt drei Freileitungen versorgt.
In diesem Gebäude läuft die Stromversorgung zusammen und vermutlich sind dort auch die Generatoren untergebracht.
Aus der Ferne sind insgesamt 4 Masten zu sehen. Links der Reservesendemast, in der Mitte Masten für Signalempfang und Weiterleitung , rechts der neue Sendemast .
Hier die Ostansicht des Sendemastes. Er ist insgesamt 170 m hoch.
Der Mast des Ersatzsenders ist 55,5 m hoch, der 20 KW Tesla Sender ist der SRV21, er wurde 1986 ebenfalls gebaut.
Der 20 KW Reservesender SRV21
Treiberstufe des SRV201
und immer wieder ein faszinierender Anblick; die Endstufen
Auch dieser Sender läuft automatisiert, trotzdem ist der Technikerarbeitsplatz erhalten geblieben.
Der Sender Dobrochov sendet mit 200 KW Endstufenleistung rund um die Uhr das Programm Praha dvoika (Prag 2) und versorgt in erster Linie die Hörer in Mähren mit diesem Programm. Er ist jedoch auch in Wien und auch in Dresden ganztägig noch gut zu empfangen... hoffen wir, das der Sender uns noch recht lange erhalten bleibt !
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Mittelwellensender Dobrochov
Zwischen Kilometer 12 und 16 auf der Autobahn D 46 in der Nähe des Dorfes Dobrochov haben Sie einen Blick auf den Hügel Předlin mit vier Fernmeldetürmen. Die mittleren gehören Mobilfunkbetreibern, die beiden äußersten gehören dem Rundfunksender Dobrochov. Heute können Sie im Autoradio nichts mehr hören, wenn es über einen SV-Empfang verfügt. Sogar der mit 150 Metern höchste Mast beendete die Übertragung des Programms „ČRo Dvojka“ des Tschechischen Rundfunks auf der Mittelwelle 954 kHz am 31. Dezember 2021 um 23:59:59 Uhr, als der Ansager vor dem Hintergrund des charakteristischen Liedes bis Mitternacht herunterzählte der schwedischen Band Europe „The final countdown“ „… three, two, one…“ und rein in den Lärm.
Der zweite, niedrigere (55 m) strahlte bis 2018 das Programm „Radio Dechovka“ (1233 kHz) mit einer Leistung von 5 kW aus.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.