nora: K42N (K 42 N); kleiner Fehler ...

ID: 193676
Dieser Artikel betrifft das Modell: K42N Batterie & Netz (Nora, Aron, Heliowatt; Berlin)

nora: K42N (K 42 N); kleiner Fehler ... 
02.Jul.09 14:19
2201

Uwe Ronneberger (D)
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Uwe Ronneberger

aus Der Elektrodolmetscher    1947


Das Kofferradio von Max H a n a c k


Leise erklang Radiomusik. Kein Tango, keine schwärmerisch verträumte Serenade, sondern die blechern klingende Stimme eines Sängers, begleitet von einem schwungvollen Klavierspiel. Die Musik schallte aus dem Fenster eines Mietshauses zu mir herüber. Es klang alles so verzerrt und verschwommen. Mochte es herrühren von einem schlecht eingestellten Radio oder von einem billigen Grammophon, auf jeden Fall störte es mich in meiner Arbeit und zeigte mir an, daß der Mann wenig Verständnis für Musik hatte. Dennoch brachte mich diese späte Frühlingsmelodie auf einen Einfall. Ich besitze nämlich ein Kofferradio. Herübergerettet aus alter Zeit, fand ich bisher dafür keine Verwendung, weil die Batterie anscheinend nicht in Ordnung war. Ich war jedenfalls in dem Glauben, daß es daran liegen müßte. Denn als ich damals nach längerer Betrachtung der äußeren Schale einen Vorstoß in das Innere unternahm, scheute ich, der Laie, vor diesem wirren Knäuel von Drähten, Kondensatoren und Röhren zurück und versteifte mich fest auf die Batterie als den Urheber allen Uebels. Doch jetzt kribbelte es wieder in meinen Fingern, ich schrieb schnell einen Zettel - schön groß und hübsch bunt:
"Tausche elektrisches Bügeleisen gegen Radiobatterie!" Damit wanderte ich zu dem bewußten Bretterzaun in der Hauptstraße. Müßiggänger und Suchende standen davor und betrachteten die vielen Zettel und Zettelchen, die dort angebracht waren und den Tauscheifer der Leute anzeigten. Verstohlen schaute ich mich noch einmal um und nahm dann auch meinen Zettel aus der Tasche, um ihn gleichfalIs an den Bretterzaun anzuheften. Die neugierigen Blicke der Umherstehenden weckten ein Unbehagen in mir, was mich veranlaßte, mich eiligen Schrittes zu entfernen.
Es waren inzwischen drei Tage vergangen, als es an meiner Wohnungstür klingelte und ein Mann mich zu sprechen wünschte. "Ich komme wegen . . . ." "Ich weiß schon," unterbrach ich ihn, "Sie wollen gern das Bügeleisen haben." An seiner Miene erkannte ich, daß ich mich nicht geirrt hatte und bat ihn nun, näherzutreten. Ich zeigte ihm mein Kofferradio und war erstaunt, als er mit geschickter Hand daran zu basteln begann. Es ging alles so reibungslos daß ich meiner Verwunderung darüber Ausdruck geben mußte, worauf er mir erwiderte, daß er Fachmann sei. Und als das Radio dann spielte, war meine Freude unermeßlich! Der Abschied von meinem Bügeleisen fiel mir auch gar nicht schwer, und ich konnte die Zeit gar nicht erwarten, wo der Fremde mich endlich allein lassen würde. Dann rief ich sofort meine Freunde an und lud sie ein, am nächsten Sonntag mit mir eine Bootsfahrt zu machen.
"Es wird ein schöner Tag werden," dachte ich, als ich mir am Sonntagmorgen die Sonne betrachtete, die schon jetzt eine unheimliche Hitze verbreitete. Zärtlich nahm ich mein Kofferradio unter den Arm und fuhr zum Bootshaus. Pünktlich um neun trafen meine Gäste ein. Bei leichter Brise begann die Fahrt ins Blaue. Aber schon recht bald danach steuerte ich eine kleine Insel an und vertaute das Boot. Meine Begleiter schauten mich ein wenig sprachlos an, als wollten sie sagen: "Nanu, Du bist doch sonst mehr fürs Segeln!" "Picnic," gab ich kurz zu verstehen und fügte mit einem schelmischen Lächeln hinzu; "Mit anschließendem Tanz im Freien." Meine Brote verschlang ich mit recht wenig Genuß, denn ich konnte die Zeit kaum erwarten, meine große Ueberraschung hervorzuzaubern. Schon jetzt sah ich die erstaunten Gesichter der Gäste. Endlich war es so weit! Behutsam holte ich meinen Schatz aus dem Boot und setzte ihn in die Mitte des Kreises. "Und jetzt werdet Ihr staunen!" rief ich begeistert aus, als ich das Radio einschaltete. Und wirklich schien meine Ueberraschung gelungen, als sich ihre gespannten Gesichter plötzlich in ein befreites Lachen lösten. Wie gesagt, ich hatte das Radio eingeschaltet und wartete nun auf die Musik. Zuerst tröstete ich mich noch, so ein Ding braucht ja gewisse Zeit, um warm zu werden, wie ich mal gehört hatte. Aber unser Warten war vergebens. Das Zwitschern einiger Vögel in den Bäumen und das Glucksen des Wassers gegen die Planken des Bootes waren die einzigen Geräusche, die zu hören waren. Ich nahm das Radio in beide Hände, schüttelte es und kämpfte mit Wut und Gleichmut. Umsonst! Was war geschehen? War die Batterie so schlecht, daß sie versagte, gerade in dem Augenblick, da ich nichts sehnlicher wünschte, als daß die Musik spielte? War eine Röhre durchgeglüht? Hatten sich Drähte gelöst? All diese Gedanken schwirrten mir blitzschnell durch den Kopf. Warum war ich kein Fachmann? Ich schämte mich unsagbar vor meinen Gästen, die zu allem Ueberfluß noch zu lachen begannen. "Einsteigen! befahl ich, mich mühsam beherrschend. Ich setzte mich ans Steuer und fuhr auf den glitzernden See hinaus. Das Rufen eines versteckten Kuckucks und das Knarren der Wanten begleitete uns an Stelle der erhofften Musik. Zu meinen Füßen stand das Radio. Hin und wieder betrachtete ich es verstohlen und schaute feindselig auf die blanken Messingteile, die mich verführerisch anzublitzen schienen. "Wartet, das letzte Wort spreche ich!" beruhigte ich meine Nerven und meine Gäste. Der herausfordernde Anblick des Radios brachte mich endlich so weit, daß ich das Ding auf die Knie nahm, die Schutztüren öffnete und mir eingehend die darauf befindliche Beschreibung durchlas. Vielleicht konnte sie mir eine Erklärung geben? Ich stutzte bei einem Absatz! Der Norakoffer K 42 N ist für Allstrombetrieb gebaut und somit können Postelemente, 2 V Akkumulatoren und 220 V Netzbetrieb angeschlossen werden. Mir ging ein Licht auf. In der Wohnung hatte ich den Apparat an einen 2 V Akku angeschlossen, und im Boot arbeitete der Apparat mit Postelementen. Was war nun der Fehler? Ich hatte vergessen, den kleinen Bügel von 2 V auf 1,2 V umzulegen. Das holte ich nun gleich nach, und siehe da! der Apparat spielte, er schien noch schöner und klangvoller zu spielen als zu Haus in der Wohnung. Oder kam mir das nur so vor, weil ich doch so sehnlich darauf gewartet hatte? Ich weiß es nicht. Jedenfalls verklang der herrliche Sonntag noch in ungetrübter Stimmung.

 

Picknick im Grünen mit Kofferradio
 

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