philips: LD562AB (LD 562 AB); Colette

ID: 122732
Dieser Artikel betrifft das Modell: Colette LD562AB (Philips Radios - Deutschland)

philips: LD562AB (LD 562 AB); Colette 
04.Oct.06 13:58
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Gerhard Heigl (A)
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Gerhard Heigl

Vor einigen Wochen hatte ich bei ebay relativ günstig eine Colette ersteigert. Zustand: das Gehäuse (Überzug) hatte einige kleinere Beschädigungen und Verfärbungen, 1 Teleskopantenne war beschädigt. Der Portable gab keinen Ton von sich.

Als Erstes wurde aus dem Radio das Chassis und der Netzteil ausgebaut und untersucht. Die Netzsicherung war korrodiert und dadurch unterbrochen. Es hat sich auch herausgestellt, dass die Röhre DAF96 I mit einer Miniaturröhre DF64 auf der Chassisunterseite überbrückt war. Die DF64 war als Triode betrieben worden (Schirmgitter mit Anode verbunden). Ich vermutete, dass eventuell die DAF96 defekt war und deshalb durch die DF64 ersetzt wurde. Nun wurden die verdächtigen Kondensatoren, das waren 5 Stück ERO-Kondensatoren, C69, C85, C89, C91 und C92 mit dem Isotest überprüft und getauscht. Sie hatten alle Isolationswiderstände zwischen 1MΩ und 6MΩ. Der Elko C51 wurde ebenfalls getauscht. Auch die DF64 musste wieder raus. Dabei habe ich auch einen Verdrahtungsfehler gefunden, der bei dieser Bastelei passiert sein musste - eine Endstufe DL96 wurde nur schwach angesteuert und war beinahe wirkungslos. Bei einem ersten Probebetrieb spielte das Radio, jedoch mit Brumm. Ursache war der nicht angeschlossene DEAC-Akku. Der Akku ist natürlich unbrauchbar und wurde auch nicht mehr angeschlossen. Statt dessen wurde ein Elko 2200µF/16V zusätzlich eingebaut. Jetzt spielte das Radio wieder mit voller Leistung. Auch die DAF96 I war nicht defekt, Ursache für deren Nichtfunktion war der defekte Kondensator C85, der die Schirmgitterspannung faktisch kurzschloss. Die eingebauten Koppelkondensatoren C89, C91, C92 hatten 3 Anschlüsse (Schirm), wurden jedoch durch normale Kondesatoren ersetzt.

Jetzt wurde das Gehäuse in seine 3 Teile zerlegt und alle Ziergitter abgenommen. Beim Lautsprechergitter haben 2 Befestigungslaschen gefehlt, sie wurden durch 1,52 Cu-Draht ersetzt (eingelötet). Nun wurden die Gehäuseteile gründlich gereinigt, dabei stellte sich heraus, dass einige dunkle Flecken (grau bis schwarz) nicht mehr zu entfernen waren. Daher habe ich mich entschlossen das Gehäuse zu lackieren. Beim Farbenfachhändler wurde laut mitgebrachtem Muster ein passender Farbton gemischt und in eine Spraydose abgefüllt. Alle Gehäuseteile die nicht gespritzt werden durften, wurden mit Klebeband und Papier abgedeckt. Der Lack muss möglichst sparsam aufgetragen werden, damit die Struktur der Oberfläche nicht verloren geht. Leider habe ich einen Fehler begangen, der Lack wurde "Halbglanz" geordert, "Matt" wäre richtig gewesen. Die Klappe vor der Skala wurde nicht gespritzt, wegen dem Colette-Schriftzug. Der Lautsprecherstoff hinter dem Ziergitter war ebenfalls fleckig und wurde auch sparsam gespritzt - sieht aus wie neu. Jetzt muss noch die Teleskopantenne repariert werden, aber das ist ein anderes Kapitel: Antennenreparatur.

Bilder sind beim Modell hochgeladen.

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10.Oct.06 18:53

Andreas Steinmetz (D)
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Hallo Herr Heigl, liebe Kollegen

gratuliere zur gelungenen Restauration dieses schönen Gerätes! Ich habe auch eines und bin begeistert wegen seines hervorragenden Empfangs und seines sehr angenehmen, neutralen Klangbildes. Beides hätte ich zunächst nicht so erwartet, als ich mir, wie üblich, erst einmal das Schaltbild mit seinen doch recht wenigen HF-Stufen, und dann erst das Gerät selber angesehen hatte. Aber gerade die Philips-Konstruktionen zeichnen sich immer wieder dadurch aus, daß der Teufel im Detail steckt und bei oberflächlicher Betrachtung leicht übersehen wird. Neben der DM71-Phasenumkehrstufe nehme man z.B. auch zur Kenntnis, daß der AM-Oszillator sogar bei FM in Betrieb bleibt, weil er ganz nebenbei die negative Vorspannung für die Endstufe bereitstellt. Dann die Bremsgitter-Mischung bei AM und die bekannt hochwertigen Miniaturbandfilter. Auch Ausgangstrafo und Lautsprecher sind offensichtlich von sehr guter Qualität und Empfindlichkeit. Ich gebe es ja nicht gerne zu, aber mein TFK Bajazzo 9 (bzw. 59) kann, obwohl lt. Schaltplan eigentlich viel aufwendiger und daher zumindest prinzipiell interessanter, der Colette in keiner Disziplin das Wasser reichen...
Bei mir zeigte sich nach Ersatz der geschirmten Kondensatoren durch ungeschirmte eine leichte Schwingneigung im NF-Verstärker (immer wieder sich aufschaukelnde Schwingungen von geschätzt etwa 1 kHz). Sie ließ sich nur durch nachträgliche Abschirmung der Kondensatoren wieder beseitigen.
Eine Sache möchte ich noch ergänzen: Bei mir waren zwei in Reihe geschaltete, in Durchlaßrichtung betriebene, Siliziumdioden, parallel zu dem großen Siebelko im Heizkreis (an Stelle des defekten DEAC-Akkus) erforderlich, um die Heizspannung nicht zu hoch werden zu lassen. Andernfalls stieg die Heizspannung ohne weiteres über 1,6 V, was der Lebensdauer der Röhren sicherlich nicht gerade dienlich ist. Die besten Resultate zeigen 3A-Netzdioden (1N540x), die im Gegensatz zu den üblichen 1A-Dioden (1N400x) effektiver begrenzen.

Andreas

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11.Oct.06 09:06

Gerhard Heigl (A)
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Gerhard Heigl

Guten Morgen Herr Steinmetz,

danke für den wichtigen Hinweis DEAC-Akku und Heizspannung. Auch meine Aufmerksamkeit bei der Reparatur bezog sich sofort auf die Heizspannung. Die Messungen ergaben ohne Akku eine Spannung von 1,4V, mit der eingebauten DF64 1,3V. Daher musste ich in diesem Fall keine besonderen Massnahmen zur Heizspannungsstabilisierung unternehmen. Der defekte DEAC-Akku hatte einen Innenwiderstand von ca. 5Ω ! Das Radio konnte auch aus diesem Grund nicht funktionieren.

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Ersatz von DEAC-Akkus 
11.Oct.06 22:24

Kurt A. Köhler (D)
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Kurt A. Köhler

DEAC-Akkus in Koffergeräten haben nicht nur eine Siebfunktion für die Netzspannung, sondern sie sollen auch die Heizspannung begrenzen. Diese Funktionen lassen sich optimal mit folgender Schaltung nachbilden :


Kurt A.Köhler

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DEAC Akkus in Kofferradios 
12.Oct.06 13:59

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Nach meiner Erfahrung ist bei fast allen defekten Koffergeräten mit diesen Akkus der Akku defekt.
Das war schon vor 50 Jahren passiert, als diese Geräte hochmodern waren.

Ursache war immer Tiefentladung. Und zwar meistens dann, wenn im Netzbetrieb der Stecker gezogen wurde: Das Gerät schwieg, man nahm an, es sei ausgeschaltet. Aber die Heizfäden glühten munter weiter... und dann war es passiert, denn beim Wiederanschluss schaffte die Ladeschaltung nicht den nötigen Strom (bzw die Polarisationsspannung) um aus der Tiefentladung wieder herauszukommen.

Ich kann mich an kaum einen anderen Totalausfall bei diesen relativ aufwendigen, schweren und teuren Geräten erinnern. Es war immer das gleiche Schlamassel...

In einigen Fällen half ich mir mit einem Relais, das von der Netzspannung gesteuert die Heizung unterbrach. Das bedingte einen weiteren zusätzlichen (2 poligen) Schalter, mit dem man zwischen Netz- und Batteriebetrieb umschalten musste. In Stellung "Batt." überbrückte er den Relaiskontakt und unterbrach die Netzzuführung.

Aufwendig aber sicher (weil die Entwickler ihre Hausaufgaben offenbar nicht gemacht hatten bei so teuren Geräten).

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12.Oct.06 18:17

Andreas Steinmetz (D)
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Hallo Herr Köhler,

genau diese Schaltung meinte ich; nur müssen es nicht unbedingt 1 Farad sein. Allerdings eine gute Idee, denn ein Gold-Cap ist meist kleiner als ein Elko üblicher Kapazität. Vielleicht könnte man das alles auch in dem meist noch gut erhaltenen Gehäuse der DEAC-Zelle stilecht unterbringen. Bisher habe ich mich aber noch nicht getraut, eine solche Zelle zu öfffnen. Ganz abgesehen von dem chemisch nicht unbedenklichen Inhalt...
Ohne besserwissend wirken zu wollen: In Ihrem Schaltplan sind die Dioden falsch herum gezeichnet. So jedenfalls bieten sie keinen Überspannungsschutz!

Andreas Steinmetz

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Korrektur, Hinweis 
12.Oct.06 20:16

Kurt A. Köhler (D)
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Kurt A. Köhler

Danke für die Aufmerksamkeit bezüglich des inzwischen korrigierten Fehlers. Herr Daniel Consales und Herr Wolfram Ullram waren auch so freundlich, mich deswegen anzumailen. Herr Ullram meinte aber auch, Gold Caps wären prinzipiell ungeeignet. Ich kann nur versichern, dass es  funktioniert und die Größe des verwendeten Kondensators mindestens 1 Farad sein sollte. Betrachtet man z.B. eine seinerzeit verwendete Grundig-Schaltung, dann kann man auch verstehen, warum man einen solchen 'Brummer' braucht:



Die angehängte Datei ist für diejenigen, die auf der beschriebenen Basis, wie auch von Herrn Steinmetz angeregt, einen Ersatzakku basteln wollen...

Kurt A.Köhler

Inzwischen hat mich Herr Ullram noch auf folgenden Bericht hingewiesen, aus dem man etwas über Gold Caps lernen kann:
http://www.panasonic.com/industrial/components/pdf/goldcap_tech-guide_052505.pdf

Demnach ist Gold Cap nicht gleich Gold Cap und es ist offensichtlich wichtig, für die diskutierte Anwendung solche mit möglichst geringem inneren "Bahnwiderstand" zu nehmen.  So haben die radialen HW-Typen der Fa. Panasonic einen gegenüber den anderen Typen um 1/100 reduzierten inneren Widerstand, der sie befähigt, höhere Ströme z.B. für den Betrieb von Motoren abzugeben. Der von mir  realisierte und beschriebene DEAC-Ersatz verwendet in der Tat  radiale Kondensatoren  (2,3 V; 4,7F), sie waren seinerzeit bei der Fa. Pollin aus japanischer Herkunft für kleines Geld erhältlich. Nun ja, manchmal hat man doch ein glückliches Händchen...

Kurt A.Köhler
Anlagen:

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DEAC D6 Ersatz 
24.Nov.13 23:18
1753 from 5642

Michael Watterson (IRL)
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