R207 - räselhafte Röhre
? R207 - räselhafte Röhre
Hallo Forum,
obwohl hier Literatur angegeben wird (Röhren-Codex, Telefunken-Werkstattbuch), scheint es zu dieser Röhre kaum Informationen zu geben. Vielleicht hat sich aber dennoch jemand schon mal intensiver mit ihr beschäftigt, zumal sie bei Pollin preiswert zu kaufen ist und sicher in vielen Sammlungen vorhanden ist.
Es hat hier schon mal einen Thread zur R207 gegeben. Unser RM-Kollege Arthur Rudolph schreibt dort, er hätte eine Prüfkarte zu dieser Röhre für ein russisches Prüfgerät. Auf seiner Homepage (siehe sein Profil) kann man diese Karte im .spl-Format dowloaden. (Man braucht dafür S-Plan oder den S-Plan-Viewer sp50view). Auf dieser Karte wird die Röhre als Triode mit 2,5V Heizspannung und dementsprechend anderem Sockelbild beschrieben. Mein Exemplar ist zweifellos eine Pentode. Man kann sie aber auch als Triode gemäß der Prüfkarte testen, dann wird G2 als Anode funktionieren. In beiden Fällen fließt ein nur geringer Strom.
Auf den hier vorhandenen Abbildungen fällt auf, dass unter der Typenbezeichnung gelegentlich "2,5" oder "1,5" zu sehen ist. Könnte das auf unterschiedliche Heizspannungen hinweisen? Könnte es unter dieser Typenbezeichnung unterschiedliche Konstruktionen geben?
J.G.
Nachtrag: Auf dieser Seite wird die R207 als Oszillator verwendet. Sie soll Ähnlichkeit haben mit DF31, DF32 und KF35.
weiterer Nachtrag: Ich habe mir inzwischen viele Röhrentypen angeschaut, die als vergleichbar in Frage kommen. Am größten ist die Übereinstimmung mit der hier gelisteten russischen Röhre 2K2m. Hier stimmt nicht nur die Sockelbelegung überein, auch die Daten sind beim Betrieb mit den angegebenen Spannungen (jedenfalls statisch geprüft) praktisch identisch. Lediglich der Heizstrom ist etwas höher. Nun habe ich nur ein einziges Exemplar, was sicher nicht reicht, um eine Ähnlichkeit hier als gesichert anzugeben. Es wäre schön, wenn andere Besitzer der R207 das auch nachprüfen könnten.
J.G.
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Röhre R207, neue Erkenntnisse
Hallo Herr Glüder,
die Daten hatte ich aus meinem alten Röhren-Codex:
Die R207 ist eine direktgeheizte Triode
Uf=2,5V
If=0,1A
im Arbeitspunkt
Ua=200V
Ug=-3V
Ia=6mA
Sockel-Anschlüsse von unten gesehen, im Uhrzeigersinn ab Nase:
1 nicht belegt bzw Schirm;
2 Heizung;
3 nicht belegt;
4 Anode;
5 nicht belegt;
6 nicht belegt;
7 Heizung;
8 nicht belegt;
Gitter am äußeren Kontakt.
Quelle: Codex-Röhrentaschenbuch
Auf Ihren Hinweis hin habe ich nochmal eine R207 aus der Schachtel geholt.
Auf dem Sockel ist R207 1,2 aufgestempelt, sonst ist keine Nummer erkennbar.
Stift Nr. 6 fehlt am Oktalsockel, Stift 8 ist nicht angelötet.
Pol 1 ist mit dem Schirm/ der Schoopung verbunden
zwischen 2 und 7 liegt der Heizfaden, Kaltwiderstand 4,8 Ohm
bei 1,8V fließen 90 mA, der Faden glimmt sehr schwach
bei 2V fließen 100 mA, bei 2,5V 111 mA Heizstrom, dann ist der Faden erkennbar.
Pol 5 ist völlig isoliert
Die Messung von damals wurde wiederholt, 200V an Pol 4 und -3V an g1 ergeben 2,5mA Strom und eine Steilheit vonca. 1-1 mA/V.
Der Anschluß einer positiven Spannung an Pol 3 brachte eine Überraschung: es fließt Strom, und der Strom zu Pol4 wird geringer.
Beispiel: U3=U4=200V, Ug1=-3V, I3=1,6 mA, I4= 1mA.
Die Meßreihe läßt vermuten, daß es sich hier um eine Tetrode handen könnte - Anode an Pol 3 und g2 an Pol4. Der Blick mit der Lupe an der Gitterkappe vorbei ins System klärt das nicht endgültig, es gibt je 2 Stege links und rechts des Heizfadens, der dem Heizfaden nähere Steg ist mit dem Gitteranschluß oben verbunden.
Der Heizfaden ist mit einer "Blattfeder" gespannt, diese ist an der oberen Systemabdeckung angepunktet.
Man müsste doch mal eine defekte R207 zerlegen, um das Rätsel endgülig zu lösen, oder weiß jemand mehr? Mir scheint, ich muß meine Prüfkarte ändern.....
Vorschlag zur Sockelschaltung:
1 Schirmung sicher, gemessen
2,7 Heizfaden sicher, gemessen und gesehen
3 Anode vermutet
4 Schirmgitter vermutet
5 nichts angeschlossen trotz Lötung
6 Stift fehlt
7 Heizfaden, siehe 2
8 nichts angeschlossen, Stift leer ohne Lötung
Gruß Arthur Rudolph
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s.o,
Hallo, liebe Röhrenfreunde
Ich möchte mich den Vermutungen von Herrn Rudolph anschließen, es ist eine direkt geheizte Pentode!
Glücklicherweise hat Herr Ehrholt ein Foto vom Innenleben dieser Röhre gemacht:
Man erkennt deutlich alle drei Gitter, wobei Heizfadenmitte über die schon erwähnte Spannfeder mit der internen Abschirmung (=g3) verbunden ist.
Demnach müsste das Sockelschaltbild so aussehen:
MfG
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Quelle der R207
Die bei Pollin seit einigen Jahren in großen Stückzahlen erhältliche Röhre R207 stammt aus französischen Militärbeständen. Sie ist in den 1940er-Jahren im Auftrag des französischen Kriegsministeriums für das Minensuchgerät S.F.R. Typ 411 entwickelt und von RT (Société Radiotechnique, Paris av. Ledru-Rollin, France) produziert worden.
Es wäre vielleicht weiterführend, wenn jemand die Dokumentation dieses Minensuchgerätes hätte oder besorgen könnte, in der auch die Schaltung enthalten sein könnte.
Auf jeden Fall ist diese R207 keine Triode wie die im Röhren-Codex von 1951 beschriebene R207 (die ja auch von RT stammt), sondern eine direkt geheizte Pentode, wie die letzten Posts zeigen.
Es ist durchaus möglich, dass es sich hier um eine Spezialanfertigung für das französische Militär handelt, das ein eigenes System zur Typenbezeichnung nutzt.
Bei Pollin gibt es auch jede Menge Röhren vom Typ 1T4 (DF91) von RT (ganz billig für 50 ct), die das französische Militär-Hoheitszeichen tragen. Die könnten aus dem gleichen Depot stammen wie die R207....
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Ähnlichkeiten?
Vielen Dank den Herren Rudolph, Holtmann und von Bechen!
So kommt eine Information zur anderen. Meine Messungen sind praktisch identisch mit denen von Herrn Rudolph. Es bleibt noch zu klären, ob die von mir vermutete Ähnlichkeit mit der russischen Type 2k2m (oder vielleicht eher noch 2j2m) wirklich besteht. Dann wäre auch eine nahe Verwandtschaft zur KF3 naheliegend. Am besten wäre es natürlich, die Kennlinien aufzunehmen und zu vergleichen.
In den nächsten Tagen, wenn ich Zeit habe, werde ich das mal stichprobenartig tun, kann das aber nur "zu Fuß", so einen schönen Kennlinienschreiber besitze ich nicht.
Bei Röhren, die für das Militär produziert wurden, bleiben natürlich immer gewisse Zweifel, was die Identität angeht. Ist das wirklich eine spezielle Entwicklung (hier für das Minensuchgerät)? Handelt es sich vielleicht um selektierte oder ganz einfach nur anders gelabelte Standardtypen? Möglicherweise ist die Röhre gar nicht so geheimnisvoll. Ich bleibe dran.
J.G.
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Herkunft der R207
Habe bei Pollin nachgefragt: Die Röhren R207 und 1T4 hat die Firma Pollin vor einiger Zeit bei einem Restpostenhändler im französischen Lille (nahe der Grenze zu Belgien) gekauft. Den Händler dort gibt es inzwischen aber nicht mehr.
Leider kann man da nicht weiter nachforschen, aber es bestätigt meine Annahme, dass die Röhren ursprünglich aus einem Depot der franzöischen Armee stammen könnten.
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Kennlinien
Nun habe ich mal einige Kennlinien aufgenommen und zur Röhre hochgeladen. Es mag geringe Messfehler geben wegen der Aufnahme "von Hand", und vor allem bei sehr niedrigen Anodenströmen hat mein Selbstbau-Röhrenprüfer keine hohe Ablesegenauigkeit. Aber die Tendenz wird klar.
Vielleicht lassen sich Vergleiche mit anderen Typen anstellen und so mögliche Verwandtschaften feststellen.
J.G.
Ich hatte zunächst die wichtige Angabe Ug2=90V vergessen. Kann ein Admin das überflüssige Diagramm löschen? Danke!
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s.o.
Hallo Herr Glüder
Habe gerade Ihrem Wunsch entsprochen und die überflüssigen Kennlinienscharen entfernt.
Was mir auffällt und mich etwas verwundert ist Ihre Feststellung, dass die Steilheit bei höherer neg. Gittervorspannung zunimmt! Im Allgemeinen ist das umgekehrt, d.h. die Krümmung der Ia/Ug Kennlinie verläuft bei Ug -5V flach und wird steiler je mehr die -Ug geringer wird .
Ich selber besitze diese R207 nicht.
MfG
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Innenleben
Zum Abschluss meiner Untersuchungen an der R207 habe ich nun ein defektes Exemplar zerlegt. Wie man deutlich erkennen kann, sind die Gitter mit exakt gleichbleibender Steigung gewickelt. Damit ist eine Verwandtschaft zu Regelröhren wie KF3, KF35 oder 2k2m auszuschließen.
Danke, Herr Holtmann! Ihre Beobachtung ist in der Tat auffällig.
J.G.
Anlagen:- R207_gitter (30 KB)
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Minensuchgerät S.F.R. 411
Christian Adam ist außer bei rm.org auch beim französchen Radiohistoriker-Verein CHCR. Er hat freundlicherweise bei seinen Kollegen bezüglich des Minensuchgerätes S.F.R. 411 nachgefragt. Ergebnis: Im CHCR-Bulletin hat es 2004 einen Artikel von Jean Niglis zu diesem Gerät gegeben. Kopien sind hier als Anlage angehängt.
Daraus geht hervor, dass die Röhre R207 eine Pentode ist und in dem Fall mit etwa 100 Volt Anodenspannung betrieben wird.
An dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an Christian Adam und die CHCR-Mitglieder für ihre Bemühungen in der Angelegenheit.
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Für diejenigen, die den französischen Text nicht verstehen, habe ich hier eine kurze Zusammenfassung gemacht:
Das französische Minensuchgerät SFR 441
Autor: Jean Niglis
Erschienen im C.H.C.R. Bulletin Nr. 42, April 2004
Dieses Minensuchgerät wurde vor Beginn des 2. Weltkrieges (1939 – 1945) von der französischen Firma Radioélectrique, 79 Boulevard Haussmann in Paris gebaut. Das untersuchte Gerät trägt die Seriennummer 11068.
Die Schaltung besteht aus zwei getrennten Oszillatoren, die mit den Pentoden R207 (Röhren mit Oktal-Sockel) bestückt sind.
Oszillator Nr. 1 schwingt auf der festen Frequenz von 1 MHz.
Oszillator Nr. 2 ist auch auf etwa 1 MHz angestimmt, allerdings ist der Schwingkreis mit der Detektorspule in der Sonde gekoppelt und kann mit einem Drehkondensator am Steuerkasten verstimmt werden.
Befindet sich in der Nähe der Sonde ein metallischer Gegenstand, dann steigt die Frequenz von Oszillator Nr. 2 an, und aus der Mischung der beiden Oszillatorfrequenzen ergibt sich ein Schwebungston, der im Kopfhörer vernehmbar ist.
Das Gerät wird in der Praxis so eingestellt, dass der Oszillator Nr. 2 auf einer ein wenig höheren Frequenz schwingt, wobei darauf zu achten ist, dass sich bei der Einstellung kein Metallgegenstand in der Nähe der Sonde befindet. Dann ist ein tiefer Ton im Kopfhörer zu vernehmen. Wenn die Sonde sich einem Metallgegenstand nähert steigt die Tonfrequenz schnell und deutlich an.
Versorgt wird das Gerät aus einer 4,5-Volt-Batterie für die Röhrenheizungen, die in Reihe geschaltet sind - hier ist im Original-Manuskript „parallel“ angegeben, was sich aber bei genauer Betrachtung der Schaltung als Irrtum herausstellt – die Heizungen der Röhren R207 sind für etwa 2 Volt ausgelegt. Diese reicht für etwa 15 Stunden Betrieb. Die zweite Batterie mit 100 Volt für die Anodenspannung reicht für etwa 100 Stunden Betrieb.
Jeweils zwei der 32 kg schweren Geräte im robusten Metallgehäuse sind zusammen mit Zubehör und Ersatzteilen in einer imposanten Holzkiste untergebracht, die auf ein Gewicht von insgesamt 70 kg kommt.
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Anlagen:
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Kennlinien
Herr Glüder hatte sich die Mühe gemacht und die Kennlinien seiner R207 aufgenommen. Im Post 8 äußerte ich Zweifel wegen des untypischen Verlaufs der Kurvenscharen.
Herr von Bechen hat mir freundlicherweise eine R207 zukommen lassen, somit konnte ich die Kennlinien mit meinem X-Y Schreiber aufnehmen. Ergebnis: die Unterschiede waren sehr groß, was auf einen eventuellen Defekt der von Herrn Glüder getesteten Röhre schließen lässt.
In Abstimmung mit Herrn Glüder habe ich nun seine Kennlinien entfernt.
MfG
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