reico: W; Transatlantik (Transatlantic) frühes / spätes Modell
reico: W; Transatlantik (Transatlantic) frühes / spätes Modell
Vom (Chassis des) Reico Transatlantic W gibt es ein frühes und ein späteres Modell. Beide Varianten sind in "Kappelmayer, O.: Mit meinem Radio auf Du und Du, Verkehrsverlag , 1934; Reprint bei Freundlieb" abgebildet.
Die frühe Variante findet sich auf der Seite 113.
In "Abele, G.: Radio, Die dynamische Chronik, Kap. 3.82" ist das Werbeprospekt für den Transatlantik abgebildet. Hierbei handelt es sich um die (sehr) frühe Variante.
Die Nummer (2), die als "eingebauter Kurzwellen-Empfangsteil" bezeichnet wird, ist "nur" ein Schirmzylinder für eine KW-Zylinderspule, wie aus dem Bild von Kappelmayer zu erkennen ist. Die Röhren (7) & (8) haben noch keine Schirmung und auch der 4. Teil des Drehkondensators ist noch nicht abgeschirmt. Anscheinend mußte da noch "etwas nachentwickelt" werden.
Die spätere Variante ist auf Seite 79 zu sehen, hier zusammen mit dem Verfasser (Kappelmayer).
Die aus diesen Bildern sichtbaren Unterschiede sind:
- Die Anoden-Schirmungen der beiden HF-Röhren (RENS1214)
- Die Zylinderspule für KW vorne rechts beim frühen Modell im Unterschied zu den beiden Becher-Kondensatoren und dem Elko beim späten Modell.
Weiter Unterschiede, die in diesen Bildern nicht zu erkennen sind, bestehen bei:
- Netztrafo: Heizwicklung frühes Modell CuL; spätes Modell CuLS
- Wellenschalter: 7 Kontakte beim frühen, aber 9 Kontakte beim späten Modell. (pro Schaltwalze)
Die Anzahl der Kontakte im Schaltbild von Regelin entsprechen dem späteren Modell.
Die beiden nächsten Bilder zeigen die geöffneten Filterbecher auf der Unterseite und 2 der 4 Schalt-Walzen zum Umschalten des Wellenbereichs des späteren Modells. Man kann gut die 9 Kontakte erkennen.
Die beiden Bilder zeigen auch die (hier bereits reparierte) Schwachstelle des Modells: das Zahnradgetriebe zur Bewegung der Schaltwalzen. Wie zu der Zeit üblich, bestanden der Winkel und die Zahnräder aus Zinkdruckguß und waren total zerbröselt, während die Zinkdruckgußteile für die Anzeige der Wellenlänge noch in Ordnung sind und nicht ersetzt werden mußten. Der "Winkel" zur Aufnahme der Zahnräder ist nun ein 50mm U-Profil aus Al.
Interessant ist die Bedienung des Draht-Potis (5kΩ) für die Lautstärke (links) und die der Schaltwalzen, welche mit einem Knopf auf der Frontseite erfolgt. In Ruhestellung wird das Poti verstellt, während gedrückt die Schaltwalzen bewegt werden können. Das Zahnrad und die Scheibe am Poti haben dazu mehrere Löcher, in die ein Bolzen eingreifen kann.
Wo die Messing-Zahnräder vor nunmehr 21 Jahren beschafft wurden, ist nicht mehr bekannt. Sie waren jedoch für dünnere Achsen, so daß zur Aufnahme der Feststellschraube ein Zylinder angelötet werden mußte.
Ein Blick in das "Innenleben" eines frühen Transatlantik W ist auf der Homepage von Eckart Viehl zu sehen. Hier sieht man, daß die frühe Variante (Nr. 100072) tatsächlich nur 7 Schaltkontakte hat.
Dagegen hat mein (späteres) Modell die Nummer 101199. (Demnach hat es wohl mindestens 1200 Chassis dieses Typs gegeben.)
Die im unteren Bild (rechts unten) sichtbare Spule befindet sich im 2. Spulentopf. Auf dem großen Zylinder ist oben (schwarz) die zweiteilge Spule für MW und darunter die hellgraue Spule für LW zu sehen. Quer liegend auf dem kleineren Zylinder sind die beiden Koppelspulen für das Eingangsbandfiler (im Prinzip entkoppelt) angeordnet. Die schwarze Spule ist für MW, während die grüne (zusätzlich zur schwarzen) für LW ist.
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Die Gehäuse-Modelle des Transatlantik-W
Das Transatlantk-W-Chassis wurde in verschiedenen Gehäusen angeboten: Amerika, Kanada, Havanna.
Der hier in dieser Beschreibung aufgeführte Typ "Kanada" mit "Schleiflack-Metallgehäuse" ist genau der hier unter dem Modell "Reico Transatlantik-W" zu findende. (Modellbereinigung?)
Bislang gibt es jedoch noch keinen eindeutigen Hinweis darauf, in welches Gehäuse das frühere und wo das spätere Chassis des Transatlantik-W eingebaut war, oder ob die Änderung alle Gehäuse betraf.
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Beschreibung des Transatlantik-W in der Funkgeschichte
Mit freundlicher Genehmigung durch Herrn Pötschke und die Witwe des Autors wird hier eine Beschreibung des Transatlantik-W wiedergegeben, die in der Funkgeschichte Nr. 90 (1993) erschien.
Funkgeschichte Nr. 90 (1993) S. 141 - 145
Reico "Transatlantik"
Ein Spitzengerät aus der Zeit der Geradeausempfänger
Hans Plonait [†1998], Berlin
Dem Prohaska-Katalog von 1932/33 zufolge wurde der Transatlantik ohne Lautsprecher als Type „Amerika“ in kaukasisch Nußbaum, als Type „Kanada“ im Schleiflack-Metallgehäuse und im Edelholzgehäuse mit eingebautem dynamischen Lautsprecher in der hier vorgestellten Form als Typ „Havanna“ angeboten [Bild 1: Reico Transatlantik Bj. 1932/33 in der Ausführung "Havanna"]. Daneben gab es noch drei Reico-Musiktruhen unter den Bezeichnungen "Japan", "China" und "Australien" in unterschiedlicher Gestalt mit dem Chassis des Transatlantik sowie eingebautem Lautsprecher und elektrischem Plattenspieler. In dieser Saison kamen erstmals Geräte mit Linearskala und Sendernamen auf den Markt. Während jedoch andere Geräte die später allgemein übliche feststehende Skala mit bewegtem Zeiger hatten (Blaupunkt 2000, Siemens 46), wählte man bei Reico einen feststehenden Zeiger und verschob bei der Senderabstimmung die Skala horizontal gegenüber dem Zeiger. Dadurch konnte man trotz Linearskala das kleine Skalenfenster der vergangenen Jahre beibehalten.
Ebenfalls unüblich war die Verbindung der Wellenschalterbedienung mit dem Lautstärkeregler über denselben Knopf. Die dafür erforderliche Mechanik aus Zinkdruckguß, die aus einer Klauenkupplung sowie Getrieben für Wellenanzeige und zwei Walzenschaltern besteht, hat wohl die meisten dieser Geräte außer Betrieb gesetzt, nachdem das Zink auf bekannte Weise verwitterte [Bild 2]. Auch die über einen zweifach untersetzten Friktionsantrieb bewegte Seilscheibe der Abstimmung dürfte deshalb heute in der Regel unbrauchbar sein.
Die Chassisaufbauten sind übersichtlich, gut proportioniert angeordnet und werden vom Vierfachdrehko beherrscht, dessen letzte Stufe abgeschirmt ist.
Unter dem Chassis fallen die vier Alu-Kästen des Spulensatzes ins Auge, die wenig Platz für die übrigen Bauteile lassen. Ein ringförmiger Kabelbaum, in den mehrere Kordelwiderstände und auch ein Kondensator hineingestrickt sind, macht das Aufsuchen von Schaltverbindungen zu einem interessanten Puzzle. Die zahlreichen Kordelwiderstände ohne erkenntliche Widerstandswerte waren wohl schon immer ein Problem für die Reparateure. Das Empfänger-Vade-Mecum widmet dieser Besonderheit eine ganze Seite [2].
Unter den Abschirmkästen finden sich neben Kreuzwickelspulen und den Walzenschaltern mit Schellen befestigte Pakete von Siebkondensatorwickeln. Gesamteindruck: sehr professionell gebaut, aber wenig servicefreundlich.
Die Schaltung
Das Schaltbild [1,2] zeigt auf den ersten Blick einen Geradeausempfänger mit Bandfiltereingang, zwei geregelte HF-Stufen (RENS1214), Anodengleichrichter (RENS1204) und direkt gekoppelter Loftin-White-Endstufe (RES374). Eine REN904 dient der automatischen Lautstärkeregelung (aber auch als KW-Audion, s. u.). Die Betriebsspannung von etwa 470 Volt für Endstufe, Anodengleichrichter und Regelspannungserzeugung wird durch Doppelweggleichrichtung mit einer RGN1064 erzeugt. Für die Siebung gibt es eine Drossel.
Das Feld des elektrodynamischen Lautsprechers (Excello, Typ Domo) liegt über einen Vorwiderstand parallel zum Empfänger und hat einen eigenen Siebkondensator. Gute Baßwiedergabe wird durch einen großzügig dimensionierten Ausgangstrafo und eine weiche Dreipunkt-Außenzentrierung der Schwingspule gesichert. ..
Weitere Feinheiten der Funktion werden erst deutlich, wenn gemäß dem Schalterdiagramm [2] die Funktionszustände MW und LW einerseits (Bild 3) und KW (Bild 4) andererseits nachvollzogen werden. Das Netzteil wurde der Übersichtlichkeit halber nicht wiedergegeben.
Bild 3: Stark vereinfachtes Schaltbild des Transatlantik in der Schalterstellung für Mittelwellenempfang. Die Funktion im Langwellenbereich ist ähnlich, nur die Induktivitäten haben andere Werte.
Dann zeigt sich, daß die Verstärkerröhre für die Regelspannung REN904 auf MW und LW als Audion parallel zum Anodengleichrichter RENS1204 arbeitet und von der Spannung, die der Lautstärkeregler einstellt, gespeist wird. Große HF-Amplituden sollen den Anodenstrom der REN904 erhöhen, die Vorspannung der beiden RENS1214 ins Negative verschieben und so eine Fadingregelung bewirken.
[Die Modifikation des Kathodenwiderstandes der REN904 (in blau) zur Untersuchung der Regeleigenschaft des Fadingausgleichs. Die REN904 muß hierfür als Anodengleichrichter arbeiten, s. extra Post.]
Bild 4: Stark vereinfachtes Schaltbild in der Schalterstellung für Kurzwellenempfang. Aus dem Vierkreiser wird ein Zeikreiser. Die Regelröhre für Fadingausgleich dient als Kurzwellenaudion. Der Anodengleichrichter ist jetzt NF-Vorverstärker.
Im Kurzwellenbereich (Bild 4) dienen die beiden RENS1214 als HF-Vorverstärker, davon die erste aperiodisch. Die REN904 wird zum Empfangsgleichrichter (daher der abgeschirmte Sockel) mit Rückkopplung auf die vorangehende HF-Stufe und die RENS1204 dient als NF-Vorverstärker. Wir haben also einen 2V2 KW-Zwelkreiser vor uns. Der Lautstärkeregler beeinflußt dabei die Vorspannung der zweiten HF-Stufe und damit die Entdämpfung über die fest eingestellte Rückkopplung.
Empfangsergebnisse
Die Leistung auf Mittel- und Langwelle entspricht der eines üblichen Dreikreisers mit auffällig angenehmem Klang. Es gelang mir allerdings nicht, die Regelung zum Funktionieren zu bringen (Konstruktionsfehler?). Auf Kurzwelle liegt die Empfindlichkeit kaum über der eines guten Einkreisers. Die zweifache Untersetzung der Skala erleichtert die Sendereinstellung. Die Rückkopplung ist weich, die Abstimmung eigenartig unscharf (Zieherscheinung zwischen den Kreisen?).
Probleme der Restaurierung
Mein Exemplar des Transatlantik war leider (in der, Nachkriegszeit?) zum Zweikreiser vereinfacht worden, Walzenschalter und Getriebe wurden entfernt, die Mittelwelle fest verdrahtet, Friktionstrieb abgebaut. Die mechanische Rekonstruktion war recht mühsam und gelang nur dank Unterstützung durch Sammlerfreund Manfred Uhde.
Ein Ersatz des Schalterantriebs durch Normzahnräder ist möglich. Wenn Walzen und Potentiometer erhalten sind, dürfte die funktionelle Wiederherstellung mit mäßigem Aufwand gelingen (ich gebe Interessenten gern genauere Hinweise, die an dieser Stelle zu weit führen würden).
Schlußbemerkung
Meine Absicht mit diesem Aufsatz war, ein ungewöhnlich trickreiches Gerät vorzustellen, das zu seiner Zeit wohl viel Interesse fand. Kappelmayer [4] hat das Chassis z.B. zweimal abgebildet, allerdings mit irreführenden Kommentaren.
In der Funkschau [5] wurde über den Transatlantik auf Ausstellungen berichtet; von Erich Schwandt im Herbst des selben Jahres:"Reico zeigte wieder den Transatlantik-Empfänger ....... der jetzt endgültig lieferbar geworden sein soll". Im folgenden Jahr habe ich weder in Zeitschriften noch Katalogen einen Hinweis auf das Gerät gefunden. Seine wohl ohnehin problematische Konstruktion war 1933 mit dem Erscheinen von Hexode und Binode sowie dem Vordringen der Superhets veraltet.
Literatur
[1] Prohaska(1932/33) S.46u.53
[2] Regelien: Empfänger-Vademecum, Heft 15, S. 1479 u. 1485
[3] Lange-Nowisch: Schaltungen der Radioindustrie, Band VI S. 232
[4] Kappelmayer, Otto:"Mit meinemRadio auf Du und Du", (1934), S. 79 u. 115
[5] Funkschau (1932), S. 196 u. 295
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
"Fading-Ausgleich" beim Transatlantik
In der zeitgenössischen Beschreibung des Reico Transatlantik W (Post #2) wird von einem "Fadingausgleich" gesprochen.
Jedoch, es sind Zweifel angebracht, ob das Gerät tatsächlich einen Fadingausgleich hat.
Darauf wies auch Herr Plonait im Artikel in der Funkgeschichte (Post #3) hin:
Große HF-Amplituden sollen den Anodenstrom der REN904 erhöhen, die Vorspannung der beiden RENS1214 ins Negative verschieben und so eine Fadingregelung bewirken.
Es gelang mir allerdings nicht, die Regelung zum Funktionieren zu bringen (Konstruktionsfehler?).
Betrachtet man die Teilschaltbilder in Post #3, so erkennt man, daß nur bei MW und LW (theoretisch) eine Möglichkeit dazu mit Hilfe der REN904 besteht. In diesen Wellenbereichen ist das Gerät als 4-Kreiser mit Anodengleichrichtung geschaltet, während für KW die REN904 als Audion mit einer aperiodischen und einer abgestimmten Vorstufe arbeitet und eine NF-Vorstufe und die NF-Endstufe folgt, so daß es sich hier um einen 2-Kreiser handelt.
Aufgrund des 30Ω Widerstandes in der Kathode der REN904 kann diese tatsächlich nur als Audion arbeiten, wie in Post #3 festgestellt wurde.
Dann zeigt sich, daß die Verstärkerröhre für die Regelspannung REN904 auf MW und LW als Audion parallel zum Anodengleichrichter RENS1204 arbeitet und von der Spannung, die der Lautstärkeregler einstellt, gespeist wird.
Es sei das 5kΩ Potentiometer so eingestellt, daß an der Kathode der REN904 ca. -55V sein sollen.
- Ein Audion (Fall mit 30Ω Kathodenwiderstand) zieht ohne HF-Ansteuerung maximalen Anodenstrom. Dadurch fällt hier die Anodenspannung der REN904 bereits auf ca. -50V.
- Die Gitterspannung der HF-Stufen RENS1214 fällt dadurch auf ca. -40V, wodurch diese Stufen praktisch gesperrt sind.
- Mit Hilfe des 5kΩ Potis läßt sich die negative Spannung bis auf 0V reduzieren, wodurch die negative Gittervorspannung der HF-Röhren entsprechend verringerd wird, wodurch diese mehr verstärken und die Lautstärke des demodulierten Signals steigt.
- Dies ist der originale Fall und hat mit Fadingregelung nichts zu tun. Fadingregelung war damals allerdings neu und wurde offensichtlich nicht von allen verstanden.
Wird ein Audion mit HF angesteuert, geht der Anodenstrom zurück, wodurch sich seine Anodenspannung erhöht. In der obigen Schaltung würde das bewirken, daß die negative Vorspannung der HF-Vorstufen reduziert wird, wodurch diese dann mehr verstärken und eine noch größere HF-Spannung dem Audion anbieten. Auf diese Weise schaukelt sich die Verstärkung hoch, also das genaue Gegenteil einer automatischen Verstärkungsregelung.
Tatsächlich ist der Anodenwiderstand der REN904 mit 800kΩ so groß gewählt, daß auch bei HF-Ansteuerung der Anodenstrom immer noch so groß ist, daß (fast) die gesamte zur Verfügung stehende Spannung am Anodenwiderstand abfällt und die Anode der REN904 deshalb praktisch auf Kathodenpotential bleibt. Ansonsten wäre die Schaltung nicht stabil.
Nun wird die REN904 (versuchsweise) als Anodengleichrichter betrieben. Hierfür wird der 30Ω Kathodenwiderstand abgelötet und dafür die Paralleschaltung aus 470Ω und einem Trimmpoti mit 1kΩ (blau gezeichnet in Post #3) angeshlossen. Das Poti wird so eingestellt daß der Anodenstrom der REN904 ohne HF-Ansteuerung praktisch auf Null fällt. Dies ist daran ekennbar, daß nun die Anodenspannung der REN904 fast auf 0V ansteigt. (5kΩ Poti so, daß -55V negative Spannung auftreten.)
- Ohne HF-Ansteuerung haben nun die die beiden HF-Röhren eine geringe negative Vorspannung, wodurch sie maximal verstärken.
- Wird die REN904 nun mit HF angesteuert, zieht sie (jetzt als Anodengleichrichter) einen höheren Anodenstrom, wodurch die Anodenspannung der REN904 absinkt (und dadurch in Richtung der -55V geht), wodurch auch die HF-Stufen negativer vorgespannt werden und ihre Verstärkung reduziert wird.
- Die Regelspannung hat nun das richtige Vorzeichen, so daß tatsächlich eine AGC (automatic gain control) realisiert werden kann.
In dieser Schaltung sind mehrere MW-Sender hier in Berlin (mehr oder weniger) in gleicher Lautstärke empfangbar, obwohl diese unterschiedliche Empfangsfeldstärke haben. (Das läßt sich leicht z.B mit einem Vergleichsempfänger mit Magischem Auge feststellen.)
Eine einfache Messung mit Meßsender und Oszilloskop ergab folgende Regelcharakteristik.
Zum Vergleich werden die grundsätzlichen AGC Regelcharakteristiken hier noch einmal zitiert.
Wie man erkennen kann, handelt es sich um den hier als Fall b. "Simple AVC" bezeichneten Verlauf. Dieser Fall wird auch mit "nicht verzögerter Regelung" bezeichnet, ist also keinesfalls ideal.
Wenn man aber eine AVC (automatic volume control) [AGC und AVC werden hier als synonym betrachtet] verwendet, benötigt man eine zusätzliche NF-seitige Lautstärke-Einstellung. Die fehlt in dem Gerät vollständig. Zusätzlich ist infolge der verwendeten "Loftin-White"-Schaltung mit Gleichstomkopplung zwischen NF Vorstufe und Endstufe eine Lautstärke-Einstellung (ohne Verschiebung des Arbeitspunktes) hier nicht leicht realisierbar.
Eine Verringerung des Widerstandes des 5kΩ Potis führt jetzt nur auf eine Vergrößerung der Lautstärke und zu einer Reduzierung des Regelumfangs. Lautstärke Null läßt sich nicht einstellen (weil ein Poti auf der NF-Seite fehlt).
Das Gerät wurde deshalb mit seinem ursprünglichen Kathodenwiderstand von 30Ω belassen. Hier zeigt sich nun, daß für den stärksten Ortssender (DRadio Kultur, 990kHz) die Spannug an der Anode -12V betragen muß und damit das Poti bereits relativ weit "aufgedreht" sein muß.
Fazit: Es wäre damals bereits möglich gewesen, mit Hilfe eines parallel geschalteten Anodengleichrichters (in der Art wie mit der REN904 realisiert, also über eine zusätzliche negative Spannung) eine halbwegs funktionierende AVC zu realisieren.
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Wiederinbetriebnahme nach 20 Jahren
Wenn man ein altes Radio, das vor einigen Jahren spielbar gemacht wurde (Kondensator-Kur usw.) wieder mal einschaltet, funktioniert es oftmals nicht mehr. Das kennt jeder Radiosammler. Hier gab es aber nach dem Einschalten die typischen Knistergeräusche, wenn Funken überspringen. Also schnell wieder aus, und nicht erst die "Rauchwölkchen" abwarten!
Der Transatlantik hat eine Loftin-White Schaltung, die eine Versorgungsspannung von ca. 500V hat, die während der Einschaltphase bzw. im Leerlauf auf ca. 700V ansteigt. Das Chassis wurde daher ausgebaut und über einen Stell-Trenntrafo langsam "hochgefahren". Nur die Gleichrichterröhre steckte, alle anderen waren gezogen. Es zeigte sich, daß die Überschläge mit dem Spannungsteiler (12kΩ, 5kΩ, 17kΩ, 14kΩ) zwischen der Anodenspannung und Masse zusammenhingen. Dieser mußte schon vor 20 Jahren ersetzt werden, weil er zerstört war. Im Bild von der Chassis-Unterseite ist der Spannungsteiler links oben zu sehen (Lötösenleiste mit Hochlastwiderständen darunter). Man erkennt auch noch die Markierungen an den Anschlußdrähten - damit beim Wiedereinbau keine Verwechslungen passieren.
Auf der Lötösenleiste ist auch noch das Trimmpoti zu sehen, das zum Testen der Fadingregelung erforderlich war.
Auffallend ist auch der Ausgangstrafo, der ursprünglich nicht vorhanden war. Der wurde "nachgerüstet", weil sonst bei nicht angeschlossenem Lautsprecher die Anode der RES374 "in der Luft hängt". Bei einer Penthode ist der Emissionsstrom nur von den Spannungen an Steuergitter und Schirmgitter abhängig. Im Regelfall geht der größere Teil des Emissionsstromes als Anodenstrom zur Anode. Kann er das aber nicht, fließt der gesamte Strom zum Schirmgitter, das daraufhin glüht bzw. verglüht. Für solche "Experimente" sind gerade die heute seltenen (und teueren) Lautsprecherröhren zu schade.
Die Abschirmhauben der Spulen-Boxen sind mit I bis IV numeriert, wobei die Zahlen den Stufen des Empfängers entsprechen.
Hier zunächst noch ein Bild mit den geöffneten Spulen-Boxen.
Die Boxen 2, 3, 4 enthalten auch die Fassung der zugehörigen Röhre: RENS1214, RENS1214, RENS1204. (Die REN904 sitzt über Box 1, hat aber keine Verbindung dazu.)
Die 4 Schwingkreis-Spulen für MW und LW (4-Kreiser!) sind auf die senkrecht stehenden Pappzylinder gewickelt. Oben in schwarz die MW-Spulen und unten in grau die LW-Spulen.
Die kleine (quer liegende) Spule in Box 1 ist die Drossel Dr, die für KW am Gitter 1 der ersten RENS1214 liegt.
Die beiden kleinen Spulen (schwarz und grün) in der 2. Box sind die Koppelwicklungen des Eingangsbandfilters, s. auch Post #1.
Die beiden Spulen, die oben quer liegend in Box 3 und Box 4 zu sehen sind, sind die beiden Schwingkreis-Spulen für KW. Hier ist das Gerät also nur ein 2-Kreiser.
Deutlich zu sehen sind auch die 4 (über Zahnräder) mit einander gekoppelten Schaltwalzen, die sich je in einer Box befinden. Wenn man die Schaltkontakte nachzählt, findet man (bei diesem späten Modell eines Transatlantik) 9 Stück. [Das frühe Modell hatte nur je 7 Stück.]
Auffällig ist, daß nur ganz wenige Widerstände zu sehen sind, abgesehen von den (auch nicht sichtbaren) Widerständen des oben besprochenen Spannungsteilers. Des Rätsels Lösung: Im Transatlantik wurden jede Menge von Kordel-Widerständen oder "Spaghetti-Widerständen" verbaut. Diese hatten früher farbig markierte Umhüllungen, welche aber mittlerweile gleichförmig schwarz geworden sind. Im Schaltbild sind diese blau gekennzeichnet.
Rot strich-punktiert eingerahmt im Schaltbild sind die Spulen in den 4 Boxen.
Die Polarität des 8µF Elkos (zur Glättung der Gitterspannung für die REN904) ist hier korrigiert - im Unterschied zum (downladbaren) Schaltbild.
3 Pakete des 4-fach Drehkos haben einen Quetsch-Trimmer zum Abgleich des Gleichlaufs. Bei dem Paket der Drehkos zwischen den beiden RENS1214 fehlt der Trimmer. Hier mußte ein Trimmer nachgerüstet werden, um (am oberen Ende) Gleichlauf zu erhalten.
Die Abstimmung der Spulen wird bei Luftspulen (vor der Ferrit-Ära!) z.B. mit Hilfe von Kupferscheiben gemacht, die mit Hilfe von Schrauben in der Höhe innerhalb der Luftspulen verstellt werden können. Die Kupferscheiben wirken als Kurzschluß-Windungen (mit geringer Dämpfung), weshalb beim Eindrehen die Induktivität abnimmt - gerade anders herum wie beim Eindrehen eines Ferrites. Leider sind die Schrauben mit Lack so stark fixiert, daß diese sich nur mit großer Gewalt drehen lassen.
Hierbei hat sich dann ein Draht so verschoben, daß dieser aufgrund seiner (mitlerweile) brüchigen Isolation an den scharfkantigen Aussparungen der Boxen, durch diese die Drähte gebündelt geführt werden, s. obiges Bild, einen Kurzschluß erzeugte, wodurch dann die gewobbelte Durchlaßkurve plötzlich verschwand.
Die gemessene Durchlaßkurve entspricht dem, was man von einem 4-Kreiser erwarten kann. Sie ist, auch wohl in Folge der gewählten Kopplungsart des Eingangsbandfilters, über den gesamten Bereich von MW und LW halbwegs gleich breit. Allerdings ist die Form leicht von der Stellung des 5kΩ Lautstärkepotis abhängig, was auf einen nichtlinearen Effekt schließen läßt.
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Transatlantik_W frühes Chassis
Herr Eckart Viehl hat freundlicherweise zugestimmt, Bilder der frühen Variante des Transatlantik W, die von seiner Homepage stammen, hier zu verwenden. Damit ist ein direkter Vergleich zwischen beiden Varianten leichter möglich.
Reico hat die Typenbezeichnung allerdings für die Varianten beibehalten. Der Unterschied besteht hier nur in der laufenden Nummer der Geräte. In so weit ist auch nicht bekannt, ab welcher Chassis-Nummer die Änderung erfolgte.
Links die frühe Variante (Nr. 100072); Rechts die spätere Variante (Nr. 101199)
Wie bereits in Post #1 angeführt, besteht ein wesentlicher Unterschied der Varianten darin, daß die Schaltwalzen der frühen Variante nur 7 Kontakte haben, während später 9 Kontakte verwendet wurden.
Beim Getriebe für die Schaltwalzen wurde erkennbar nichts verändert.
Hier ist noch das originale Getriebe aus Zinkdruckguß zu sehen. (Diese Konstruktion aus Zinkdruckguß ist ein Schwachpunkt des Gerätes, da dieser zerbröselt. Bei meinem Gerät wurde dieser Teil erneuert, s, Post #1. Den noch vorhandenen unbeschädigten U-förmigen originalen Lagerbock aus meinem Gerät habe ich Dr. Viehl vermacht.)
Die Anzahl der Schaltkontakte der Walzen ist jedoch nicht der einzige Unterschied. Auch auf und unterhalb des Chassis sind einige Veränderungen vorgenommen worden.
Gegenüber der späteren Variante fällt hier auf, daß für die Heizwicklung des Netztrafos Cu-Lackdraht verwendet wurde. Ferner sind auf dem Chassis rechts vorne zwei längere Schrauben zu sehen, an denen ein Becher mit einer Kurzwellenspule befestigt war. Vergleiche hierzu das Bild vom Geräteprospekt in Post #1 (Dort mit Nr. 2 bezeichnet.).
Bei der Rückansicht des Chassis ist keine wesentlich Änderung gegenüber der späteren Variante erkennbar.
Der Blick unter das Chassis zeigt dagegen einige Unterschiede zur späteren Variante.
Links oben sind Kondensator-Blöcke zu sehen, die in der späteren Variante oberhalb des Chassis angeordnet sind.
Die beiden unteren "Spulen-Becher" sind (fast) identisch zur späteren Variante, mit der Ausnahme, daß die Drossel in Becher 1 (rechts unten) neben der LM-Spule liegt.
Dagegen sind die beiden oberen "Spulen-Becher" unterschiedlich von der späteren Variante dadurch, daß hier keine Kurzwellen-Spulen innerhalb der LM-Spulen angebracht sind.
Ein weiterer Unterschied ist auch beim Drahtwiderstand links unten im Chassis erkennbar.
Unklar ist bislang noch, ob es zu der frühen Variante (spezielle) Schaltungsunterlagen gibt, bzw. welche der vorhandenen Schaltungen hierfür "passen".
(Die Position des Spannungsteilers ist aus den Bildern nicht ersichtlich. Dr. Viehl will aber bei Gelegenheit weitere Fotos bereitstellen.)
Es wäre schön, wenn die Besitzer eines Gerätes mit einem Transatlantik-Chassis folgende Angaben machen würden:
- Nummer des Gerätes laut Typenschild
- frühe oder späte Variante
Vielleicht läßt sich damit eingrenzen, wann die Modifikation erfolgte.
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Weitere Bilder vom Chassis des frühen Modells
Mittlerweile erhielt ich weitere Bilder des frühen Modells von Dr. Viehl, aus denen die Unterschiede zum späteren Modell deutlich erkennbar sind. Der Blick von oben auf das Chassis zeigt Unterschiede beim Netztrafo (unten rechts), wo die Heizwicklung aus CU-Lackdraht besteht. Weitere Unterschiede sieht man in der rechten oberen Ecke, wo sich zwei längere Schrauben befinden, die ursprünglich einen Zylinder hielten, in dem eine Kurzwellenspule war. Man vergleiche hierzu die ersten beiden Bilder im Post #1. (Bei Kappelmeier ist die KW Spule allerdings nicht geschirmt.)
Wie schon im Post #6 dargestellt, haben die Schaltwalzen des frühen Modells nur 7 Kontakte (im Unterschied zu 9 Kontakten des späteren Modells). Aus den nächsten beiden Bildern ist das gut erkennbar, ebenso die weiteren (konstruktiven) Unterschiede gegenüber dem späteren Modell.
Hier sieht man die beiden ersten Kreise, wobei die quer liegende Drossel im ersten Kreis (rechts) deutlich unterschiedlich ist. Hingegen sind die im zweiten Kreis quer liegenden LW & MW Koppelspulen des Eingangsbandfilters offensichtlich identisch zur spätenen Ausführung. Die Zahl 7 der Schaltkontakte ist deutlich zu erkennen. Ein Unterschied ist auch links unten bei dem drahtgewickelten Widerstand (Heizungssymmetrierung) erkennbar.
Noch deutlicher wird der Unterschied bei den beiden oberen Kreisen, wo keine KW-Spulen vorhanden sind - im Unterschied zu der späteren Variante, bei der die KW-Spulen oben quer in den Pappzylindern der LW & MW Spulen liegen.
Eine KW Spule war oberhalb des Chassis - und wurde entfernt. Man sieht nur noch die beiden Halteschrauben. Die 2. KW Spule scheint jedoch ebenfalls entfernt worden zu sein?
Hier geht die Bitte an Besitzer eines Transatlantik, daß man mal nachschauen und fotogafieren möge, wie die KW Spulen genau aussehen - und wo die 2. KW Spule montiert ist. Information bitte an mich schicken. Danke!
Das technisch interessante Gerät, das für MW und LW ein Vierkreiser mit Eingangsbandfilter ist, leidet leider unter der "Zinkpest", wodurch die Betätigung der Schaltwalzen und die Lautstärkestellung nicht mehr gehen.
Links sieht man einen gut erhaltenen Lagerbock (aus meinem Gerät; dort prophylaktisch durch einen Nachbau aus Alu ersetzt) und daneben einen zerbröselten Teil aus dem frühen Modell.
Leider ist aber auch das 5kΩ Drahtpoti zur Lautstärkeregelung stark beschädigt, wie das nächste Bild zeigt. (Hier schon teilweise ausgebaut.)
Das ausgebaute Poti zeigt so starke Schäden, daß an eine einfache Reparatur nicht zu denken ist. Vielleicht hat man Glück und kann den mit Widerstandsdraht bewickelten Ring ausbauen und ersetzen - wenn ein geeignetes sonstiges Drahtpoti gefunden wird.
Das Profilrad aus Zinkdruckguß ist ebenfalls aufgequollen und muß ersetzt werden, wie man sieht.
Die Besonderheit an diesem Drahtpoti Typ "ELEKTRON" besteht darin, daß es eine Hohlachse hat. Unter der Befestigungsmutter ist noch ein Teil des zerbröselten Lagerbocks erkennbar.
Das Gerät zu neuem Leben zu erwecken dürfte etwas mühsam werden.
MfG DR
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.