Rundfunk in der Steiermark Funkhaus Graz

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Rundfunk in der Steiermark Funkhaus Graz 
02.Apr.16 19:45
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Am 15.Juni 1904 kommt es zu einem geglücktem Experiment. Herrn Professor Otto Nußbaumer gelingt es in den  Räumen der Technischen Hochschule in Graz "Musik auf drahtlosem Wege ca 30m weit zu übertragen .

Er entwickelte dazu für den Empfang einen Gleichrichter, der die Wellen wieder in Schallwellen zurückverwandelte.

Das war die erste, man könnte es so sagen, " Rundfunkübertragung" in Österreich. 

Prof Nußbaumer stellte seine Entwicklung auch Experten vor . 

Prof Nußbaumer im Bild rechts . Foto aus dem Fundus von Herrn Kaspar, Graz

und stellte gleichzeitig einen Subventionsantrag von 20000...30000 Kronen um seine Erfindung zu vervollkommnen.

Dieser wurde abschläglich entschieden. Damit war das Thema Rundfunkübertragung für Prof. Nußbaumer erledigt.

Die Geschichte des Rundfunks in Österreich beginnt dann am 1.Juli 1923 mit einem privaten Versuchssender, Radio Hekaphon. Mit 100 Watt sendet er in Wien auf 500 KHz  (damals Welle 600).

In Graz engagierte sich der neu bestellte Sendeleiter Franz Huber. Er ließ bei Nacht und Nebel auf dem Schloßberg in Graz

Bäume fällen um Platz und Empfangsbedingungen für eine Relaissation zu schaffen.

Es war bereits damals schon geplant, nicht nur Sendungen aus Wien zu übernehmen sondern auch eigene Lokalprogramme zu senden. Die im Bild sichtbare Antenne ist nicht von damals,

im Jahre 1925 war zwischen einem  ca 30 m hohen Mast und dem Glockenturm eine Reusenantenne abgespannt. Heute sind in dem ehemaligen Senderhaus noch historische funktechnische Anlagen zu besichtigen.

Foto; Walter Brummer, vielen Dank !

Am Parkring Nr. 10, im Gebäude der Polizeidirektion entsteht die Regieanlage und ein Musikstudio.

Graz Musikstudio 1925, Foto aus dem Fundus von Herrn Kaspar, Graz

Am 30.März 1925 nimmt der Sender Graz auf dem Schloßberg mit immerhin 0,5 KW Sendeleistung seinen Betrieb  auf Welle 404 ( 743 KHz ) auf. 

Graz, Regieanlage 1925, Foto aus dem Fundus von Herrn Kaspar, Graz

Lokal werden Nachrichten, Wetterbericht, Unterhaltungskonzerte, Liederstunden u.a. gesendet. Erfolgreich wird im Herbst des Jahres die "Zauberflöte" in vollständiger Länge live von den Salzburger Festspielen übertragen.

Schauen wir uns doch mal zwei Tage vom Juli 1925 an;

Quelle; Radio- Woche Wien

Ausreichend war diese Sendeanlage natürlich nicht, zumal auch ständig mehr Hörer hinzukamen .

Ein neuer Standort musste gefunden werden. Im Grazer Stadtteil "Sankt Peter" wurde die Errichtung eines Studiogebäudes mit leistungsfähigerer Senderanlage  geplant. Trotz Bürgerprotesten ( Risiken Blitzschlag, Immissionswerte) wurde 1929 gebaut. Am17.Juni 1929 geht es in Betrieb und bleibt auch bis 1981 in Funktion. Es war das erste Rundfunkzentrum, was in Österreich gebaut wurde.

Graz Studiogebäude mit Senderanlage (hinten rechts im flachen Teil, Bild von 2015 Foto Lill)

Foto aus der Zeitschrift Radio Wien , Sonderheft 10 JahreRadio v. 28.09.1934

Immerhin 15 KW Leistung hatte dieser Sender und damit war natürlich die Versorgung der Hörer in und um Graz wesentlich verbessert. Da jedoch die Studios und die Sendertechnik im praktisch selben Haus standen, waren enorme Probleme bei der Abschirmung zu bewältigen.

Hier nochmal das Regionalprogramm Ende Februar 1938 

Quelle Radio- Woche Wien

Am 13.März 1938 wird der offizielle Anschluß Österreichs an das Großdeutsche Reich vollzogen. Die Radio Woche Wien konnte darauf nicht reagieren, weil das zum Zeitpunkt des Druckes des Wochenplanes  unabsehbar war.

Eine Woche später sieht dann das Programm so aus:

Quelle Radio Woche Wien

Die Regional- ( im österreichischen Sprachgebrauch als Zwischensender bezeichnet) werden zentral vom Deutschösterreichischen Rundfunk versorgt. Die Hauptteile der Programme kommen aus dem Deutschen Reich. Man beginnt das Medium Rundfunk für die schnelle Durchsetzung des faschistischen Gedankengutes zu nutzen. 

Foto; Wolfgang Lill , Sept 2015

Im Jahre 1940 gelingt es Franz Huber, der nach dem Anschluß wieder zum Sendeleiter bestellt wurde, das sogenannte Ferry- Schloß in Graz zu erwerben.

Anmerkung: heute befindet sich dort eine Fachhochschule für Wirtschaft, es sind modere Anbauten dazugekommen, das historische Ferry- Gebäude selbst wurde nach Vorgaben des Denkmalschutzes vorbildlich restauriert.

Hier wurden studiotechnische Voraussetzungen geschaffen, auch im Zusammenhang mit dem Bau des Propagandasenders "Alpen" in Dobl. Für Regionalprogramme gab es kein Zeitfenster,     a b e r  es gelang Franz Huber über den damaligen Postminister Ohnesorge durchzustellen, das im Ferry- Schloß eine Nebenstelle für fremdsprachige Nachrichtendienste eingerichtet wird.

In der Praxis wurde dann dort auch ein Programm für französische Fremdarbeiter produziert, was dann über den Sender Dobl abgestrahlt wurde. 

In den Garagen am Ferry- Schloß waren ein Funkmesswagen, Reportagefahrzeug sowie Entstörtechnik untergebracht.

Die Stadt Graz war mehrfach schweren Bombenangriffen ausgesetzt, der erste im April 1941, dann jedoch ständig ab Februar 1944.  Die Senderanlagen auf dem St. Peter sowie das Ferry-Schloß waren jedoch verschont geblieben und die Kabelverbindungen nach Berlin, Wien , St. Peter und Dobl funktionierten durchgängig.

In der Nacht von 7. zum 8.Mai 1945 kam die NS- Führung im Hauptquartier von Kesselring in Ruckerlberg zusammen. Man besprach mit dem steirischen Gauleiter Uiberreither, wie die Stadt Graz noch zu verteidigen geht. Aber da war schon alles zu spät. Viele mutige Einwohner hatten schon vorbereitete Sprengungen verhindert, der Gauleiter verschwindet auf Nimmerwiedersehen, wie auch andere Nazis.

In der Nacht vom 7. zum 8.Mai teilt man über den Sender Graz mit, das der Krieg zu Ende ist. Für den 8/9.Mai 1945 bereiten Parlamentäre auf dem Ries bei Graz die gewaltlose Übergabe der stark zerstörten Stadt an die Sowjetische Armee vor.

Bereits am 10.Mai 1945 ist eine der ersten Maßnahmen der sowjetischen Befreier, den Rundfunk ihrer Kontrolle zu unterstellen. Der Rundfunk konnte weiterarbeiten, aber selbst die Musiktitel mussten der sowjetischen Kommandantur zur Genehmigung vorgelegt werden.  Im Funkhaus in Graz gab es nur wenige technische Einrichtungen und fast keine Schallplatten. 

Es gab Bemühungen, das die Bevölkerung geeignete Schallplatten dem Grazer Rundfunk überlässt.

Am 24.Juli 1945 verlassen die sowjetischen Truppen Graz. Die Engländer übernehmen noch am selben Tage die Stadt und stellen den Rundfunk sofort unter Ihre Kontrolle. Auch hier wurde zensiert.

In der "Neuen Steirischen Zeitung" vom 28.Juli 1945 findet sich folgendes Rundfunkprogramm:

Ich glaube unter diesen Zensurbedingungen nicht schlecht, das Programm. Es wird über den Sender Dobl und auch über den Grazer Sender, der auch die letzten Tage des Krieges ohne Zerstörung überlebt hatte, übertragen.

Am 31.August 1945 verfügt die englische Militärregierung die Bildung der Sendergruppe Alpenland. Hier sind alle Sender der britischen Besatzungszone mit den Studios in Graz und Klagenfurt sowie im britisch besetzten Teil von Wien angeschlossen. In Wien selbst herrscht jedoch im britischen Sektor noch Funkstille.

Erst am 1.August 1948 ( !) wird in Schönbrunn ein 250 Watt Sender in Betrieb genommen !

Rundfunk dürfte neben den Tageszeitungen in den Monaten nach dem Kriege das allerwichtigste Medium gewesen sein. In Klagenfurt gab es im Gegensatz zu Salzburg ein richtiges Funkhaus. Deshalb wurde auch die Zentrale der Sendergruppe Alpenland in Klagenfurt installiert. 

Ein erster Höhepunkt nach dem Kriege dürfte die Ausstrahlung der Programme der Grazer Festspielwoche gewesen sein.Diese wurden immerhin von 21 Sendern übertragen ("Neue Steirische Zeitung" vom 16.September 1945).

Und auch Oberst Wilkinsons Ansprache ( Chef der britischen Militärregierung) , welche am 15.September 1945 übertragen wurde, findet ein großes Echo.

Die Briten verfügten, das in Graz selbst ein ganztägiges Radioprogramm produziert wurde. Damals alls live, Aufzeichnugnstechnik war nicht vorhanden. Zum Glück hatten sich jedoch auch Leute wieder eingefunden, die 1938 die Branche verlassen mussten und die Techniker leisteten Erhebliches um ein vollwertiges Programm zu sichern.

 

Es geht natürlich weiter, aber erst mal Pause

 

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