Saba Meersburg-Automatik, Erfahrungsbericht einer Reparatur

ID: 145052
Dieser Artikel betrifft das Modell: Meersburg-Automatic 6-3D (SABA; Villingen)

Saba Meersburg-Automatik, Erfahrungsbericht einer Reparatur 
18.Jul.07 14:03
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Franz Engert (D)
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Da ich ausgesprochen stolz auf meine erste Radioreparatur bin, hier ein kurzer Erfahrungsbericht:
Als ich das SABA Meersburg-Automatik 6-3D Automatik im Ferienhaus meiner Großeltern fand gab es keinen Mucks von sich und der Kupplungsbelag für die LW/KW/MW Sendersuche war glattgeschliffen.
Ausgerüstet mit dem Buch „Radios der 50ger Jahre, dem Schaltplan aus dem Forum und einem Digitalmultimeter prüfte ich zuerst die Versorgungsspannungen, die sämtlich ca. 20% zu niedrig lagen. Da noch nicht einmal Rauschen zu hören war, fiel der erste Verdacht auf einen Kurzschluss in der Versorgungsspannung der EL84. Es zeigte sich, dass der 500pF Entstörkondensator einen Wiederstand von 50Ohm hatte. Da ich keinen entsprechenden für "Hochspannung" geeignete Kondensator zur Hand hatte, beschloss ich diesen einfach wegzulassen.
Nach dem folgenden Einschalten spielte das Radio wieder, machte aber beim Betätigen der Klangregler gewaltigen Krach. Die Versorgungsspannung waren jetzt nur noch 10% zu niedrig, wobei ich allerdings nicht bedachte, dass sie aufgrund der 230V Netzspannung eigentlich über den im Schaltplan angegebenen Werten hätten liegen müssen.
Beim anschließenden Überprüfen der Anodenströme stellte sich heraus, dass 65mA statt den angegebenen 44mA in die EL84 flossen. Der Fehlstrom war noch dazu abhängig von der Einstellung des P3 Klangreglers. Nach längerer Suche zeigte sich, dass sich eine Gleichspannung über den 0,025µF Abblockkondensator zur Anode der EABC80 und den Klangregler auf das Gitter der EL84 geschlichen hatte. Hier verbaute ich den ersten 22pF Folienkondensator, den ich als freundlich Dreingabe zu dem Buch erhalten hatte. Mit einer Wiederstandsmessung am Multimeter war der Fehler an dem 0,025µF Kondensator wahrscheinlich aufgrund der niedrigen Messspannung nicht zu sehen.
Beim folgenden Einschalten lagen die Versorgungsspannungen zu meiner anfänglichen Verwunderung höher als die im Plan angegebenen Werte, was ich aber nach kurzem Überlegen als gutes Zeichen deutete (230V statt 220V). Leider war der Krach beim Betätigen der Klangregler auch nach Zuhilfenahme von Kontaktspray noch immer nicht verschwunden, also vermutete ich weitere Leckströme über Abblockkondensatoren in der NF-Schaltung. Gegenüber Wackeln und Klopfen erwies sich der abgeschirmte 0,025µF Abblockkondensator am Gitter der EABC80 NF-Vorverstärkung als besonders empfindlich. Nachdem ich ihn mit dem zweiten Folienkondensator von Hr. Grund und einem zusätzlichen Erdungsdraht ersetzt hatte war der Krach beim Betätigen der Klangregler weg und das Ergebnis der Klangregelung schien mir ebenfalls einigermaßen befriedigend, da das Radio jetzt schon subjektiv einen erheblich besseren Klang hatte als das meiner TECHNICS Stereoanlage.
Die Kupplung inklusive Kupplungswelle hatte ich bereits einige Tage vorher ausgebaut und entsprechend dem Hinweis von Hr. Grund mit einem Topschwamm „repariert“. Vor dem Einbau ging ich ans Prüfen der Automatik.
Bei leichtem manuellem Verstellen des Senders wurde die Automatische Scharfabstimmung aktiv und drehte den Motor in die entsprechende Richtung. Was nicht funktionierte, war der Sendersuchlauf beim betätigen des Magnetschalters. Ich fand den Schalter S5’ in der Buchse für die Fernbedienung verbogen vor (wahrscheinlich durch einen früheren Montagefehler). Die beiden Metallarme berührten sich leicht und ich schloss daraus, dass sie früher noch einen Kontakt hergestellt hatten, der dann erst durch fortschreitende Alterung und Oxidation verloren gegangen ist. Das deckt sich auch mit der Aussage meines Vaters, dass die Sendersuche „früher mal“ funktioniert hätte. Da ich keine Fernbedienung habe, entfernte ich den Schalter komplett und schaltete das Radio wieder an.
Wie erstaunt war ich, als auf einmal ungefähr die dreifache Anzahl an Sendern zu empfangen war und ich auch Lautstärke und Klang noch einmal deutlich verbessert fand. Durch das Herstellen des S5’ Kontakts hatte ich nicht nur den Stromfluss durch den Magnetschalter über die EABC80 der Automatikschaltung ermöglicht, sondern auch nebenbei die Gleichrichtfunktion für die automatische Schwundregelung instand gesetzt, deren Funktion ich vorher gar nicht kontrolliert hatte. Glück gehört halt auch dazu !
Hätte ich mir beim Ausbau der Kupplungswelle genau notiert wie und in welcher Reihenfolge die Klemmringe und Beilagscheiben montiert gewesen waren hätte ich mir auch einige Frustration beim Wiedereinbau ersparen können.
Jetzt funktioniert wieder alles Dank ein bisschen Geduld, dem Radioforum und dem Buch von Hr. Grund

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