schaub: III; Amigo 3

ID: 209459
Dieser Artikel betrifft das Modell: Amigo III (3) (Schaub und Schaub-Lorenz)

schaub: III; Amigo 3 
04.Jan.10 22:31
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Medard Rieder (CH)
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Medard Rieder

Zum Amigo III von Schaub gibt es einige interessante Anmerkungen zu machen:

Betriebsarten Netz / Batterie

Das Gerät kann prinizipiell ab Netz betrieben werden. Dabei werden sowohl Wechsel- als auch Gleichstromnetze berücksichtigt. Intern ist ein grosser Drahtwiderstand mit verschiedenen Abgriffen eingebaut, welche die jeweilige Wchsel- oder Gleichspannung auf etwa 90 Volt hinunterbringt. Im Falle vom Wechselstrom könnte man auch sagen hinuntertransformiert, weil der Drahtwiderstand im weitesten Sinne als eine Art Autotransformator angesehen werden kann. Im Falle von Gleichstromnetzen ist es eine rein ohmsche Spannungsvernichtung sprich Heizung. Nach der Gleichrichtung durch einen Trockengleichrichter mit zwei seriell geschalteten Dioden entstehen so etwas über 90 Volt Gleichspannung. Dies wird mittels eines weiteren Widerstandes auf 7 Volt für die Heizspannung der D-Röhren heruntergebracht. DieHeizungen sind seriell verdrahtet, dies erklärt auch die 9 Volt für die Heizbatterie.

Ein sehr interessantes Detail ist in der Rückwand des Gerätes eingebaut, nämlich eine kleine Schraube. Diese drückt im geschlossenen Zustand des Gerätes auf einen Schalter, welcher das Netzkabel ans Gerät verbindet. Wird die Rückwand geöffnet, wird der Schalter sofort unterbrochen und es besteht keine "Elektroschockgefahr". Diese kleine Schraube hat aber noch einen weitere Funktion: Will man das Gerät in seiner zweiten Betriebsart verwenden, nämlich mit einer AB-Batterie, dann muss die Schraube entfernt werden und somit ist nur noch ein Betrieb ab Batterie möglich. Und es wird ausgeschlossen, dass beide Betriebsarten gleichzeitig auftreten können. Eine Variante wäre, das Gerät mit offener Rückwand zu betreiben. Dies ist möglich und nicht gerade extrem gefährlich, weil die bei Netzbetrieb unter Spannung stehenden Teile (Spannungswahlschraube, Widerstand etc. komplett abgetrennt sind wenn die Schraube in der Rückwand nicht den eingebauten Schalter betätigt.

neue Batterie, alte Batterie

Ein weiteres hoch interessantes Detail besteht darin, dass neben der Spannungswahlschraube auch noch eine kleiner Umschalter alt / neu zu sehen ist. Da die Batterie 9 Volt für die Heizung der D-Röhren bereitstellt, jedoch "nur" 5 deren eingebaut sind, würden grundsätzlich 7.5 Volt genügen. In der Stellung neu wird daher ein 25 Ohm Widerstand eingeschaltet, der die Spannung auf etwas über 7 Volt herunterbringt. Ist die Batterie aber einmal etwas älter und angebraucht, dann wird dieser Widerstand eher kontraproduktiv, weshalb die Stellung alt vorgesehen wurde. In diesem Falle wird die Batterie für die Heizung direkt zu den Heizfäden geschaltet.

Warum 5 Röhren

Normalerweise haben Kofferradios mit Batterieröhren eher 4 Röhren und nicht 5. Im Amigo wurde aber eine zusätzliche DF91 verbaut. Diese ist in den Stellungen MW und LW als Vorverstärker aktiv und hilft der eher leistungsschwachen, in der Rückwand des Gerätes eingebauten Loopantenne die eh dürftigen RF Signale etwas auf Vordermann zu bringen. Und hat usätzlich den Effekt, dass das Gerät ziemlich selektiv wird. Und hilft bei der Unterdrückung von Spielgelfrequenzen bei Leistungsstarken Ortssendern. und nichtzu guter Letzt ist die eingebaute AGC wirklich sehr leistungsfähig. Die Hand am Lautstärkeregler hat bei der Sendersuche Ferien. Im Falle von Kurzwellen ist der Vorverstärker nicht aktiv. Warum ist aus meiner Sicht nicht ganz einfach zu erklären, könnte aber etwas damit zu tun haben dass die, man muss beinahe sagen damaligen KW Sender bereits in Wellenlängenbereichen arbeiteten, die mit einer Teleskopantenne (wovon auch eine eingebaut ist) hinreichend empfangen werden konnten. Ausserdem arbeiteten diese mit ordentlichen Sendeleistungen und weil die ZF von 470 KHz nicht gerade riesig ist, macht es Sinn, den Vorverstärker auszuschalten, weil man dann weniger Probleme mit Spiegelfrequenzen einfängt.

Fazit

Schon alleine die Stromversorgung dieses Gerätes stellt mechanisch und elektrisch ein kleines Meisterwerk dar. Und man kann spüren, wie die Radio-Ingenieure der damaligen Zeit wirklich noch so richtig Bescheid wussten über den Bau von Geräten, welche Wellenlängen von 2 Kilometern bis 16 Metern gleichmässig beherrschen konnten. und das mit einem Minimum an Beiteilen. Wirklich stark! Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Batterien für diese Geräte nur noch durch Eigenarbeit beschafft werden können. Naja, immerhin liegt auf meiner Werkbank ein D-Röhrenfähiges Zerhackerprojekt auf...

 

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Akkus 
05.Jan.10 02:57
22 from 2129

Joe Sousa (USA)
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Joe Sousa

Hallo Herr Rieder.
Vielen Dank für den interessanten Artikel.

Bitte folgen Sie Ersatz-Akkus in englischer Sprache.

Vielleicht können Sie dazu beitragen neue Batterie Ideen.

Grüße,
-Joe

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 3
Widerstand oder Transformator? 
05.Jan.10 08:03
36 from 2129

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Hallo Herr Rieder,

vielen Dank für Ihren interessanten Artikel.

In einem Punkt muss ich aber widersprechen. Sie schreiben:

 "Im Falle vom Wechselstrom könnte man auch sagen hinuntertransformiert, weil der Drahtwiderstand im weitesten Sinne als eine Art Autotransformator angesehen werden kann. Im Falle von Gleichstromnetzen ist es eine rein ohmsche Spannungsvernichtung sprich Heizung."

Ein Widerstand besitzt keine Induktivität (außer seiner hier zu vernachlässigenden sehr geringen Eigeninduktivität), kann somit auch nicht als Transformator wirken, auch nicht im weitesten Sinn. Er entwickelt bei Wechselstrom die gleiche Verlustwärme wie bei Gleichstrom. So ist u.a. auch der Effektivwert des Wechselstromes definiert.

MfG HDH

 

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Widerstand oder Transformator 
05.Jan.10 08:31
47 from 2129

Medard Rieder (CH)
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Medard Rieder

Lieber Herr Haase,

Danke für Ihre Berichtigung. Sie haben natürlich vollkommen Recht. Ich habe wohl ein wenig zu stark meine Phantasie walten lassen, als ich das geschrieben habe... Wenn Sie es wünschen, werde ich den Text ändern.

Man kann es übrigens auch riechen, wenn man das Gerät ab dem Netz betreibt. Der Geruch ist der typische "heisser Widerstand" Geruch. Aber auch hier haben die Ingenieure an alles gedacht: In der oberen Kante der Rückwand des Gerätes sind links und rechts zwei kleine Aussparungen eingearbeitet. Und die haben eine doppelte Funktion: Einerseits ermöglichen Sie ein einfaches Öffnen der Rückwand. Andererseits lassen Sie die vom Widerstand respektive von den Röhren erwärmte Luft entweichen. Ich wiederhole mich, aber diese Ingenieure waren einfach genial.

Lieben Gruss

/medard

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bitte nicht ändern 
05.Jan.10 10:05
79 from 2129

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Lieber Herr Rieder,

bitte den Text nicht ändern, sonst sind die Folgeposts unsinnig. Es ist ja jetzt korrigiert. Schlimmer wäre es gewesen, wenn hier in einem öffentlichen Board etwas gestanden hätte, was technisch nicht korrekt ist.

Grüße

Hans-Dieter Haase

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