sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55?

ID: 631315
Dieser Artikel betrifft das Modell: Djinn 50 (Sectrad; Paris)

? sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
26.Jul.23 18:16
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Ich restauriere gerade dieses wirklich kleine Kleinradio. Soweit bin ich fertig - der Empfang ist sehr gut. Nur die Glimmlampe NC55 zündet nicht. Wenn ich das richtig verstehe, funktioniert diese Glimmlampe (in den Unterlagen als "lampe au néon" bezeichnet) als eine Art magisches Auge. Zumindest verspricht das ein Werbeprospekt, den ich durch "Googlen" gefunden habe :"Avec Réglage visuell"

Das will ich natürlich auch unbedingt als schöne "Extraausstattung" funktionsfähig halten.

Als Spannung bei 110 V messe ich 72 V an der Glimmlampe (im Schaltplan sind 60 V angegeben).

Die Schaltung meines Gerätes weicht an einigen Stellen vom Schaltplan ab. R8 bei mir im Radio ist 1200 Ohm (und nicht 10000 Ohm wie im Schaltplan). Das scheint auch nicht nachträglich eingebaut worden zu sein, da in einem 2. Gerät, dass ich als Teilespender erwarb, an dieser Stelle ein baugleicher 1200 Ohm Widerstand verbaut ist wie in meinem Gerät (leider fehlte dort die NC55, sonst hätte ich einfach tauschen können). C5 habe ich durch einen neuen Kondensator ersetzt.

Das nur als Hinweis - was aber für das vorliegende Problem ja erst einmal keine Rolle spielen sollte (ob die Regelung dann funktioniert, werde ich ja sehen wenn die Lampe überhaupt erst einmal zündet). Denn wenn ich 72 V an der Glimmlampe anliegen habe und es 60 V laut Schaltplan sein sollten, sollte die Lampe ja auf jeden Fall zünden.

Also lange Rede kurzer Sinn:

Kann mir jemand mit den Daten der NC55 aushelfen (die Suche auf rmorg hat mich nicht weitergeführt und googlen auch nicht)? Wo liegt z. B.  die Zündspannung und die Haltespannung? Und: hat jemand eine Idee, was ich als Ersatz verbauen könnte und wo ich das herbekommen könnte (möglichst baugleich, damit ich nicht das Gerät vom Original weg verbauen muss)? Das Gewinde der NC55 scheint E14 zu sein. Im Netz habe ich bisher nur E10 gefunden.

Besten Dank im Voraus!

 

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
27.Jul.23 16:57
131 from 1252

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 288

Die angegebenen 60 V sind erstmal die Schirmgitterspannung, die sich bei 4,4 mA durch einen R8 mit 10k einstellt. Das wird wohl ohne Signal sein. Da die UAF etwa 1 mA aufnimmt, muß der Rest durch die Glimmlampe fließen und die 60 V sind die Brennspannung. 1200 Ohm für R8 kann ich mir schlecht vorstellen, denn dann würden ausgehend von 120 V an R17 und den gemessenen 72 V knappe 20 mA in das Schirmgitter fließen. Das kann nicht sein. Wirklich keine Null vergessen?
Bei 60 V Brennspannung würde ich eher 85 V Zündspannung erwarten, die aber nur einmal kurz anliegen müssen.

Prüfen Sie also erstmal die Spannungen an beiden Seiten von R8 und R17. Messen Sie R8. Und: Geht die Spannung am Schirmgitter hoch, wenn ein Sender einfällt? Dann sehen wir weiter.

Grüße,

Steffen Thies

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
28.Jul.23 00:00
174 from 1252


Hallo Herr Thies,

besten Dank schon mal für die Antwort vorab. Ich werde das morgen im Laufe des Tages checken - wollte mich aber schon mal melden, da ich mich immer über eine Antwort sehr freue.

Danke für den Denkanstoß! Wo Sie es sagen: Ich habe auch noch nie einen G2-Widerstand in dieser Größenordnung von 1,2kOhm in einem Kleinradio gesehen.
In der Schaltung bei gezogener UAF41 hat der Widerstand 1,2 kOhm in beiden Geräten gemessen. Da ich es bisher nur kenne, dass Widerstände im Laufe der Zeit bedeutend größer als der Nennwert werden, bin ich davon ausgegangen, dass 10 KOhm hier nicht verbaut gewesen sein können. Der Farbcode scheint auch zu passen mit braun-rot-rot. Das passte alles zu gut und hat mich direkt vom nachdenken abgehalten. Aber: manchmal verändern sich ja die Farben durch thermische Einwirkungen.

Morgen dann mehr...

 

Beste Grüße,

Tim Küpper

 

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
28.Jul.23 14:00
236 from 1252


Ich habe jetzt die enstsprechenden Messungen vorgenommen:

Bei 110V Netzspannung ohne HF-Signal am Antenneneingang:

Ladeelko C19, vor R17: 95 V

Siebelko C18, hinter R17, also vor R8: 74 V

Hinter R8, G2 der UAF41: 72 V

Mit starkem HF-Signal aus Meßsender auf MW bei 1000 kHz am Antenneneingang:

Ladeelko C19, vor R17: 96 V

Siebelko C18, hinter R17, also vor R8: 77 V

Hinter R8, G2 der UAF41: 75 V

 

Bei 120V Netzspannung ohne HF-Signal am Antenneneingang:

Ladeelko C19, vor R17: 124 V

Siebelko C18, hinter R17, also vor R8: 96 V

Hinter R8, G2 der UAF41:  93 V

Mit starkem HF-Signal aus Meßsender auf MW bei 1000 kHz am Antenneneingang:

Ladeelko C19, vor R17: 125 V

Siebelko C18, hinter R17, also vor R8: 99 V

Hinter R8, G2 der UAF41: 97 V

 

Dann habe ich experimentellerweise R8 durch 10 kOhm ersetzt:

Bei 110V Netzspannung ohne HF-Signal am Antenneneingang:

Ladeelko C19, vor R17: 95 V

Siebelko C18, hinter R17, also vor R8: 75 V

Hinter R8, G2 der UAF41: 61 V

Mit starkem HF-Signal aus Meßsender auf MW bei 1000 kHz am Antenneneingang:

Ladeelko C19, vor R17: 97 V

Siebelko C18, hinter R17, also vor R8: 78 V

Hinter R8, G2 der UAF41: 68 V

 

Bei 120V Netzspannung ohne HF-Signal am Antenneneingang:

Ladeelko C19, vor R17: 125 V

Siebelko C18, hinter R17, also vor R8: 97 V

Hinter R8, G2 der UAF41:  78 V

Mit starkem HF-Signal aus Meßsender auf MW bei 1000 kHz am Antenneneingang:

Ladeelko C19, vor R17: 126 V

Siebelko C18, hinter R17, also vor R8: 102 V

Hinter R8, G2 der UAF41: 88 V

 

Der ursprünglich verbaute R8 zeigt meines Erachtens eindeutig den Farbcode braun-rot-rot (siehe Bild, siehe auch Umgebungswiderstände mit orange zum Vergleich) und misst auch 1,2 kOhm. Da das auch in der Ruine der Fall war, hatte ich nicht weiter darüber nachgedacht. Denn im Gerät weichen auch andere Bauteile vom Schaltplan ab. So hat C3 0,1 uF anstelle 0,05. Direkt am Antenneneingang ist noch ein Kondensator verbaut. R6 hat 10 KOhm anstelle 5 kOhm. R2 hat 22 kOhm anstelle 50 kOhm. Manchmal werden vom Hersteller ja noch Veränderungen im Laufe der Serie vorgenommen.

Gleichwohl scheint mir aber 10 kOhm als R8 besser, da dann der Regelbereich ca. 10 V und nicht nur 3-4 Volt an der NC55 beträgt. Das sollte sich optisch stärker auswirken.

Aber auch mit 10 kOhm als R8 zündet die NC55 nicht.

Ich habe dann zum Test die Verbindung von R8 am gitterfernen Ende aufgetrennt und die UAF41 gezogen. Anschließend habe ich Wechselspannung an die NC55 angelegt und langsam hochgeregelt. Ab ca. 63 V fing sie an zu leuchten. Also scheint sie okay! Das wundert mich jetzt, da sie in der Schaltun bei der Gitterspannung von mehr als 62 V ja nicht leuchtet?!

Insgesamt scheinen mir die Spannungen an C19 und C18 zu gering zu sein. C18 und C19 sind übrigens neu. Der alte Doppelelko war leider unformierbar verloren. Die Stromaufnahme scheint mir mit 80 mA auch zu gering zu sein. Eigentlich habe ich immer 130-140 mA bei diesem Röhrensatz bei den Kleinradios.

Gleichwohl ist der Empfang und die Empfindlichkeit sehr gut und die Lautstärke bei dem kleinen Lautsprecher ebenfalls. Das erklärt, warum ich hier zuvor nicht viel gemessen habe.

Ich werde später nochmal die UY41 und die UL41 ersetzen. Auf meinem Funke W20 waren sie als gut getestet.

Weitere Ideen, warum die NC55 nicht leuchtet, sind gerne willkommen.

 

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
29.Jul.23 14:17
332 from 1252


Ich habe jetzt die UY41 ersetzt und jetzt sehen bei 110V die Spannungen schon besser aus:

Ladeelko C19, vor R17: 115V

Siebelko C18, hinter R17: 90V

Trotzdem läuft das Gerät aus meiner Sicht funktionsmäßig nicht sooo viel besser als vorher. Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie tolerant die Funktionsparameter der Geräte sind. Die NC55 leuchtet aber nach wie vor nicht.

Ensprechend waren die Überlegungen zwar alle spannend und haben zumindest zu einer Verbesserung der Versorgungssituation im Gerät beigetragen.

Das ursprüngliche Übel besteht aber weiterhin.

Daher habe ich noch einige Experimente mit der NC55 gemacht. Oben schrieb ich ja, dass die NC55 bei 63 V WECHSELSPANNUNG, betrieben über 10 kOhm leuchtet.

Im Gerät liegt aber ja an der NC55 einweggerichtete GLEICHSPANNUNG an.

Entsprechend habe ich meinen Regeltrafo über eine Gleichrichterdiode mit 10 kOhm Vorwiderstand an die NC55 angeschlossen.

Nun zündet die NC55 erst bei 111 V (gemessen an der NC55). Danach wird die Spannung an der NC55 unabhängig von der Wechselspannung am Regeltrafo bei ca. 95 V stabilisiert (also Funktion als Glimmstabilisator).

Wenn die NC55 bei einweggerichteter Gleichspannung erst bei 111 V zündet, kann sie natürlich im Gerät nicht funktionieren, da am Gitter g2 der UAF41 diese Spannung niemals anliegen wird.

Ist das grundsätzlich richtig gedacht oder habe ich einen Denkfehler?

Daher gehe ich davon aus, dass die NC55 verschlissen ist und sich der Zündzeitpunkt nach oben verschoben hat - ist das möglich oder Unsinn? Die technischen Daten der NC55 würden schon sehr helfen. Hinsichtlich des Alterungsverhaltens bei Glimmlampen habe ich keine Erfahrung.

Sie sieht auch schon ziemlich abgebrannt aus (siehe Bilder).

Die Fassung scheint E12 zu sein.

Weiß jemand, wo man so etwas bekommen kann oder hat vielleicht jemand so etwas in seinem Fundus? Statt E12 würde auch E10 oder E14 gehen. Dann würde ich die Fassung umbauen.

Im Internet habe ich ähnliche Bautypen gefunden, aber nicht mit einer Zündspannung bei ca. 50-70 V?

Danke schon mal für eine Rückmeldung!

 

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
29.Jul.23 20:28
375 from 1252

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 288

So was ähnliches hätte ich auch ergänzt. Mit diesen Werten  kann's nicht gehen.

Manchmal zünden Glimmlampen etwas leichter, wenn sie ein Weilchen in Betrieb waren. Ob sich die Spannung ändert, habe ich aber nicht nachgemessen. Vielleicht mal einen Tag mit 1...2 mA brennen lassen.

Übliche Glimmlampen zünden bei 85 V und brennen mit 60 V. Von daher ist jede ohne Vorwiderstand geeignet. Allerdings haben die mit Elektroden zur Stirnseite immer einen drin - könnte schwierig werden. Evtl. von einer mit E10 den Sockel entfernen. Die Fassung E12 verwenden manche Nachtlichter. Dafür gibt es noch Ersatzbirnen, die den Sockel spenden können.

Bitteschön...

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
29.Jul.23 22:26
390 from 1252


Hallo Herr Thies,

besten Dank für die Antwort.

Das ist noch ein interessanter Hinweis: Ich werde die NC55 morgen mal 24 h brennen lassen.

Eigentlich kommt mir 85 V Zündspannung für diese Anwendung im Radio noch etwas zu hoch vor. Denn mit Gleichspannung ist die Zündspannung dann ja vermutlich noch etwas höher als vermuteten 85 V. Aber vielleicht ist die Zündspannung auch niedriger bei manchen Typen.

Ich hätte gerne welche mit 45-55 V Brennspannung, habe aber nichts gefunden.

Eine Option wäre noch, welche mit 24 V zu nutzen und in Reihe zu schalten.

Sobald ich welche aufgetrieben habe, werde ich experimentieren und berichten.

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
02.Aug.23 09:35
478 from 1252

Rüdiger Walz (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 744
Rüdiger Walz

Glimmlampen haben je nach Konstruktion und Gasfüllung unterschiedliche Zündspannungen. Bei längerem Gebrauch ändert sich die Zündspannung meist nach oben, da durch Zerstäubung der Elektroden Gasmoleküle absorbiert werden und sich der Druck absenkt. Das kann man bei Ihrer Glimmlampe anhand der Metallspiegels auf dem Glas sehr gut sehen.

Wenn Sie mit Wechselpsannung messen, haben sie Spannungsspitzen von mal √2 wodurch die Lampe früher zu zünden scheint.

Im Schaltbild ist offensichtlich ein Druckfehler oder die Firma hat die Schaltung geändert, da sie prinzipiell mit 1,2 kOhm eine etwas höhere Zündspannung liefert und die Spannung auch nicht gleich wieder zusammenbricht, wenn die Lampe bei einem starken Sender zündet. 

Die abgebildete Birne erinnert an Kontrollampen für Schalttafeln. Diese haben 220 V Betriebspannung, aber haben im Sockel meist einen Vorwiderstand. Womöglich haben sie ohne Vorwiderstand eine passende Zündspannung. Vieleicht wäre das eine Quelle für Ersatz.

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
02.Aug.23 22:37
548 from 1252


Hallo Herr Walz,

besten Dank für Ihren äußerst informativen Beitrag. Dann bleibt auf jeden Fall möglichst auch der 1,2 kOhm-Widerstand verbaut und alles scheint seine Richtigkeit zu haben.

Sehr gut auch zu wissen, dass mit der Alterung die Zündspannung steigt. Das bestätigt dann meine obige Vermutung, bei der ich mir nicht sicher war.

Das 24h "brennen lassen" der alten NC55 hatte übrigens auch nichts gebracht.

Ich hatte mir jetzt Glimmlampen mit 60 V, 65 V und 70V sowie 24 V in Tropfenform bestellt (die sind ja alle recht günstig und man kann sie für zukünftige solcher Fälle mal im Teilelager haben) und werde bei der Ankunft experimentieren und berichten, wie sie sich verhalten bzw. welche am besten passt. Ggf. kann ich dann den 1,2 kOhm-Widerstand zur Veränderung der Zündspannung nutzen (aber nur ungerne, da ich mich immer möglichst an die Originalschaltung mit den Originalwerten halten möchte).

Ihre Idee ist auch sehr gut: einfach mal eine Glimmlampe mit 230 V bestellen (110 V habe ich auch gesehen), den Sockel abtrennen und den Widerstand entfernen. Mal schauen, was dann passiert. Das wäre dann die nächste Option.

Schöne Grüße,

Tim Küpper

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
06.Aug.23 16:29
652 from 1252


Die Glimmlampen sind angekommen und ich konnte die "Experimente" nun durchführen.

Dazu habe ich zunächst über den Regeltrafo die Glimmlampen mit einer Halbleiterdiode und einem 1,2 kOhm-Vorwiderstand betrieben (um Verhältnisse mit einweggerichteter Gleichspannung wie im Radio zu simulieren).

Egal ob mit 60, 65 oder 70 V deklariert - die Glimmlampen zündeten alle im Bereich 46-55 Volt angelegter Wechselspannung. Dei 24 V Glimmlampen zündeten auch erst in diesem Bereich. Daher gehe ich davon aus, dass es keine 24 V Glimmlampen sind und sie falsch deklariert waren.

Da ich von jeder Glimmlampe ca. 5-10 Stück habe, habe ich diejenige mit der niedrigsten Zündspannung, nämlich 46 V, ausgewählt. Das war nur eine einzige und ich hatte somit Glück.

Test Nr. 1:

Diese ausgesuchte Glimmlampe habe ich dann in das Radio eingebaut, zunächst betrieben mit 1,2 kOhm wie von mir im Gerät vorgefunden (R8 lt. Schaltplan ja bei 10 kOhm).

Bei 110 V Wechselspannung als Betriebsspannung des Radios zündete die Glimmlampe mit schwachem Sender. Bei 115 V Betriebsspannung auch ohne Sender. Ich habe auch Unterschiede in der Leuchthelligkeit je nach Senderstärke erkannt, die ich allerdings recht marginal fand (vielleicht zu anspruchsvoll gedacht: es ist eben kein magisches Auge). Die "Empfindlichkeit" der Glimmlampe ist dabei um so besser, je niedriger die Betriebsspannung des Radios ist.

Test Nr. 2:

Jetzt habe ich die bei 46 V zündende Glimmlampe mit 10 kOhm als R8 betrieben (Wert wie im Schaltplan angegeben).

Bei 110 V Wechselspannung als Betriebsspannung des Radios zündete die Glimmlampe mit starkem Sender, bei 115 V Betriebsspannung mit schwachem Sender. Hier empfand ich die Helligkeitsunterschiede der Glimmlampe in Abhängigkeit der Senderstärke bedeutend größer als mit 1,2 kOhm und man kann sie tatsächlich gut als Abstimmanzeige für das Empfangsmaximum benutzen. Das Ergebnis deckt sich mit der höheren Spannungsvariabilität an G2 mit 10 kOhm als R8 (siehe Messungen im Beitrag oben) verglichen mit 1,2 kOhm. Die "Empfindlichkeit" der Glimmlampe ist dabei auch hier um so besser, je niedriger die Betriebsspannung des Radios ist.

Ich hatte also die Wahl: entweder frühe Zündung bei niedrigerer Betriebsspannung bereits mit schwächeren Sendern (R8 = 1,2 kOhm) oder spätere Zündung bei höherer Betriebsspanung bei eher stärkeren Sendern (R8 = 10 kOhm). Letzteres dann aber bei größerer Regelempfindlichkeit. Vermutlich auch eine Fragestellung, mit der sich die Entwickler beschäftigt haben.

Ich werde mich für R8 = 10 kOhm entscheiden (wie im Schaltplan). Als ideale Betriebsspannung empfand ich 115 V, was ja auch alles gut innerhalb der Betriebsparameter ist. Im Sinne der Originalität der Schaltung halte ich sowohl 1,2 kOhm (im Gerät verbaut) als auch 10 kOhm (laut Schaltplan) für in Ordnung. Aus meiner Sicht wären vielleicht 3,3 kOhm oder 4,7 kOhm ein guter Kompromiss aus beiden. Aber ich möchte gerne immer möglichst bei der Originalschaltung bleiben.

In der Summe ein recht umfangreicher Zeitaufwand für so ein kleines Glimmlämpchen. Aber letztendlich hat es sich gelohnt und die Funktion ist jetzt gegeben.

Anbei noch ein Bild der Glimmlampe. Eine Original NC55 wäre natürlich schöner. Vielleicht finde ich über die Zeit ja noch mal eine.

 

Anlagen:

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
06.Aug.23 19:30
679 from 1252

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 288

Sehr schön, daß das gelöst ist. Ich wollte mich ohnehin nochmal für 10k starkmachen, da die geringe Helligkeitsänderung mit 1k2 zu erwarten war.

Die abgebildeten Massewiderstände (Post 4) sehen mir übrigens nicht nach Frankreich 1950 aus. Ich hätte da Zweifel am Originalzustand. Ich kenne sie erst aus der späteren UKW-Ära bis in die 70er.

Zu guter Letzt: "Glimmlampe E10" liefert viele ähnliche. Eine gleichartige wird es neu nicht geben, denn das Original ist für Gleichstrom.

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sectrad: Technische Daten der Glimmlampe NC55? 
06.Aug.23 22:29
700 from 1252


Besten Dank für die Rückmeldung. Ja, etwas merkwürdig sehen die Widerstände schon aus. Sonst gibt es aus Frankreich ja eher auch die eingefärbten mit dem Punkt bzw. die Strichcode-Widerstände sind länglicher und die Oberfläche wirkt rauher. Aber im Teileträger waren exakt dieselben verbaut. Daher gehe ich eigentlich davon aus, dass die dort Original sind (unwahrscheinlich, dass dort genau dieselben Ersatztypen verwendet wurden). Und der 1,2 kOhm-Widerstand war ja auch im Teileträger. Das ist schon manchmal spannende Detektivarbeit.

Auch richtig: "Glimmlampe E10" bringt viele Ergebnisse. Nur leider alle für 230 V/110 V. Oder haben sie andere im Bereich 50-60V gefunden, die ich übersehen habe? Es kann natürlich sein, dass dort ein Vorwiderstand verbaut ist und es ohne diesen passt (wie Herr Walz schon schrieb). Aber jetzt 20 verschiedene Glimmlampen zu kaufen und auseinanderzufrickeln scheint mir zu ungewiss. Das hätte ich als nächste Lösung gemacht, wenn ich jetzt keine andere Glimmlampe gefunden hätte. Und selbst wenn das alles gelingt und funktionieren sollte, ist es zwar dem Original optisch ähnlicher, aber trotzdem nicht ganz original. Denn die NC55 hat ja E12 oder E14, auf jeden Fall größer als E10 und somit würde E10 auch nicht in die Originalfassung passen, die dann auch wieder auf E10 umgebaut werden müsste. Auch dann wieder alles nicht original...

 

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