Welte Plattenwechsler mit Radio, um 1930

ID: 330767
Dieser Artikel betrifft das Modell: Automaphon (Welte, M. & Söhne; Freiburg i.B.)

? Welte Plattenwechsler mit Radio, um 1930 
01.Oct.13 17:09
282

Gerhard Dangel (D)
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Liebe Radiofreunde,

wir haben im Augustinermuseum in Freiburg Prospekte der Freiburger Firma M. Welte & Söhne von ca. 1930, in denen für das 'Automatophon', einen Plattenwechsler mit Radio, sowie das 'Weltephon' und den 'Welte-Elektro-Plattenteller geworben wird. Erhaltene Geräte sind keine bekannt. 1930 wurde die letzte Kinoorgel gebaut und die ersten schon wieder ausrangiert, man hat sich auf neuen Gebieten versucht, wohl nicht sehr erfolgreich. 

Vom Phonomuseum St,. Georgen bekam ich die Auskunft, das es vor 1949 keine Plattenwechsler aus deutscher Fertigung gab.

Es wäre schon spannend zu erfahren, wer der Hersteller der von Welte verkauften Geräte war, denn selber gebaut haben die so etwas ganz bestimmt nicht. Vielleicht hat jemand schon ein ähnliches Gerät unter anderem Firmennamen gesehen.

Plattenwechsler in den USA um 1930 gab es von der Firma 'Capeheart' (siehe Music Trade Review), aber die sehen m. M. nach ganz anders aus als die Welte-Geräte.

Mit freundlichen Grüßen aus Freiburg

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Verschoben zum Modell Automaphon 
17.Oct.13 11:42
282 de 3310

Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Danke, Herr Dangel, für das Anlegen der Modelle.

In den USA entstanden erste Abspielgeräte für die man eine Münze einschob viel früher als wir hier annehmen würden. Im Jahr 1889 war die erste öffentliche Vorführung. Details finden Sie hier in Englisch.

Albert H. Keller patentierte 1891 einen Wechsler und übertrug die Rechte dder "Automatic Phonograph Exhibition Co., geführt von Felix Gottschalk in New York. Davor fabrizierte unter dem Keller-Patent aber Ezra T. Gilliland (Gilliland Sales Co.). Die Wirtschaftskrise von 1893 änderte dann das Bild: Andere Firmen kamen auf. Die Basis bildeten die Edison-Walzen.

John Gabel konstruierte 1905 als "Automatic Entertainer" (24 Selektionen) einen Wechsler für Platten, der ab 1906 in den Verkauf kam. Dieses Gerät sieht der Kenner Geerd J. Almind als "Vater der Plattenwechsler", während man die früheren Geräte als "Vater der Musicbox bzw. Jukebox" ansehen kann. Hier meine ich, dass wir diese ebenfalls dokumentieren sollten.

Geerd erwähnt aber auch Geräte für Europa, die er in die Zeit 1900 bis 1913 setzt, wie "Le Ogerphone", "Le Ramophone" und "Le Concert Automatique Française" - aber auch “Le Vairiphone”. Auch die "Deutsche Grammophon-Aktiengesellschaft" in Berlin baute zumindest Tischgeräte. Also müsste man das Gebiet näher anhand der Patente untersuchen, um wirklich den "Vater" zu finden.

Ab Mitte der 1920er Jahre kam dann die elektrische Verstärkung (AT & T ab Mai 1924) dazu. Die “Electramuse” von 1926 basiert sogar auf einem Patent von 1921/1923.

Ein weiterer Schritt erfolgte dann mit dem Abspielen der beiden Plattenseiten, was vor allem Herr Capehart bei zuerst seiner eigenen Firma Capehart Corp. ab 1927 (Orchestrope, Amperion, später die erfolgreiche "400 Series") und ab 1932 bei Wurlitzer erfolgreich umsetzte. Die patente hatte er allerdings jeweils von Erfindern gekauft.

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Plattenwechsler 
17.Oct.13 17:01
347 de 3310

Gerhard Dangel (D)
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Da technische Details kaum bekannt sind, habe ich versucht durch Bildervergleich ein ähnliches Modell zu finden und dazu den Music Trade Review in den einschlägigen Jahren durchforscht, leider ohne Ergebnis. Es ist eben sehr gut möglich dass es sich um amerikanische Produkte handelt. Es gab ja noch den Vetter Carl M. Welte sowie den Schwager Barney Dreyfuss in den USA und viele ehemalige Mitarbeiter, zudem war Edwin Welte mit Farny Wurlitzer befreundet. Wurlitzer Co. hatte vor 1914 auch einige Orchestrien auf dem Markt die von Welte kamen und nur mit Wurlitzer 'gebrandet' waren.

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