Konzertgerät 5570 Stereo
Grundig (Radio-Vertrieb, RVF, Radiowerke); Fürth/Bayern
- Paese
- Germania
- Produttore / Marca
- Grundig (Radio-Vertrieb, RVF, Radiowerke); Fürth/Bayern
- Anno
- 1965/1966
- Categoria
- Radio (o sintonizzatore del dopoguerra WW2)
- Radiomuseum.org ID
- 26081
-
- alternative name: Grundig Portugal || Grundig USA / Lextronix
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- Numero di tubi
- 9
- Principio generale
- Supereterodina (in generale); ZF/IF 460/10700 kHz
- N. di circuiti accordati
- 6 Circuiti Mod. Amp. (AM) 11 Circuiti Mod. Freq. (FM)
- Gamme d'onda
- Onde medie (OM), lunghe (OL), corte (OC) e MF (FM).
- Tensioni di funzionamento
- Alimentazione a corrente alternata (CA) / 110; 130; 220; 240 Volt
- Altoparlante
- 4 altoparlanti
- Materiali
- Mobile in legno
- Radiomuseum.org
- Modello: Konzertgerät 5570 Stereo - Grundig Radio-Vertrieb, RVF,
- Forma
- Soprammobile con pulsantiera/tastiera.
- Dimensioni (LxAxP)
- 650 x 310 x 230 mm / 25.6 x 12.2 x 9.1 inch
- Annotazioni
- Dioden: 2× AA113, 7× AA118. Dreh- und abschaltbare Ferritantenne, Stereo-Decoder 6 eingebaut, Stereo-NF-Verstärker mit 2 Gegentakt-Endstufen je 6,5 W.
- Peso netto
- 11.4 kg / 25 lb 1.8 oz (25.11 lb)
- Prezzo nel primo anno
- 525.00 DM
- Fonte esterna dei dati
- erb
- Fonte dei dati
- Handbuch VDRG 1965/1966
- Bibliografia
- Taxliste Franzis Verlag
- Altri modelli
-
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Elenco delle radio e altri apparecchi della Grundig (Radio-Vertrieb, RVF, Radiowerke); Fürth/Bayern
Collezioni
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Discussioni nel forum su questo modello: Grundig Radio-: Konzertgerät 5570 Stereo
Argomenti: 2 | Articoli: 7
Bilder zu meinem Textbeitrag "Aufarbeitung eines Stereo-Heimsupers "Konzertgerät Type 5570" von Fa. Grundig"
Allegati
- D_Grundig_1965_5570_aussen_Front (149 KB)
- D_Grundig_1965_5570_Dekoder6 (120 KB)
- D_Grundig_1965_5570_gesamt_mit_Dekoder (165 KB)
- D_Grundig_1965_5570_gesamt_von_rechts (149 KB)
- D_Grundig_1965_5570_neues_Siebteil (159 KB)
- D_Grundig_1965_5570_Teilansicht_unten (141 KB)
- D_Grundig_1965_ 5570_ZF-Platine (160 KB)
Rolf Nickel, 27.Feb.06
Aufarbeitung eines Stereo-Heimsupers "Konzertgerät Type 5570" von Fa. Grundig
Liebe Freunde des Radiomuseums,
kürzlich wurde ein Exemplar des obigen Radiogerätes zur Versteigerung angeboten. Meine Recherche im "Radiomuseum" ergab : es handelt sich um einen der ersten "echten" Stereo-UKW-Empfänger. Er enthält zudem einen der wenigen Röhren-Stereodekoder (Typ 6), die in Serie hergestellt wurden, noch dazu als separate Baugruppe. Seine Arbeitsweise ist in dem Büchlein "Stereo-Decoder" von Ludwig Ratheiser (Franzis Verlag 1968) ausführlich beschrieben. Der Dekoder interessierte mich besonders, weil ich damit Versuche machen wollte. Auf meine Nachfrage bei der Verkäuferin, ob denn auch ein silberfarbenes Extrakästchen im Gehäuse wäre, erhielt ich freundlicherweise zwei Fotos, die bewiesen : der Dekoder war noch eingebaut. Sehr gut, und den "Rest" wollte ich ohnehin nur zerlegen (Übertrager, Bandfilter, usw.), um diese Teile anderweitig zu verwenden. Also, mitsteigern und "zuschlagen" !
Nach dem Auspacken stellte ich überrascht fest : Der äußere Zustand war weitaus besser, als ich nach dem Foto erwartet hatte, und die Mechanik hatte trotz der ungünstigen Versandverpackung nicht gelitten. Lediglich zwei Drehknöpfe von den Klangreglern fehlten.
Meine Frau bat mich nach gründlichem Anschauen, das Gerät nicht zu demontieren, sondern aufzuarbeiten und ihr damit zum Geburtstag eine Freude zu machen. Es handele sich zwar um einen relativ großen Kasten, aber nicht um "Gelsenkirchener Barock", sondern um ein relativ schlicht und funktional anmutendes Gerät, das ihr "eigentlich ganz gut" gefalle.
Na ja, dachte ich, mal vorsichtig einschalten und reinhören, den Dekoder könnte ich ja trotzdem ab und zu für meine Testzwecke ausbauen.
Nächste Überraschung : Die "große Kiste" empfing auf allen Wellenbereichen, wenig Brumm, magisches Band okay, ein Skalenlämpchen ausgefallen. Sogar der Stereodekoder arbeitete, sehr eindrucksvoll wurde durch das Aufleuchten einer roten Glühlampe der UKW-Stereo-Empfang auch optisch "demonstriert".
Alles sah danach aus, dass man das Gerät verhältnismäßig schnell wieder in einen alltagstauglichen Zustand versetzen könnte.
Umso größer war meine Enttäuschung, als der UKW-Empfang plötzlich aussetzte. Das magische Band zeigte zwar an, dass der Empfang noch vorhanden war, jedoch musste es auf dem Signalweg eine Unterbrechung geben.
Nachdem ich die Rückwand entfernt hatte, konnte ich nichts Auffälliges entdecken, das Chassis wies keine Korrosion und nur wenig Staub auf. Da hatte ich, wie so viele von uns Bastlern, schon weitaus Schlimmeres gesehen. Ich schöpfte also wieder Hoffnung.
Nach dem erneuten Einschalten spielte das Gerät wieder, setzte jedoch nach wenigen Minuten erneut aus. So ein Ärger, auch noch ein nur zeitweise auftretender Fehler !
Um jetzt überhaupt eine vernünftige Fehlersuche betreiben zu können, baute ich das Chassis aus.
Der seltsam schrägliegend an einem Blechwinkel montierte Netzteil-Becherelko war mir schon beim flüchtigen Betrachten aufgefallen, darunter hatte man den Selen-Flachgleichrichter geschraubt, und das Ganze nicht etwa in der Nähe des Netztrafos, sondern mit relativ langen Verbindungsdrähten etwa in Chassismitte zwischen einem der Ausgangstrafos und dem AM-Drehkondensator platziert, wie es auf dem Bild von Herrn Pohlmann gut zu sehen ist. Meine Erfahrungen mit 40 Jahre alten Elektrolytkondensatoren sind schlecht, meistens waren sie völlig ausgetrocknet und hatten die Kapazität verloren.
Außerdem wurde die Zeit knapp, bis zum Geburtstag nur noch 14 Tage, genauer gesagt waren maximal ein Wochenende und ein paar Feierabende zur Verfügung.
Also, gar nicht lange rumgemessen, sondern aus einem Aluwinkel, einem Silizium-Gleichrichter, einigen Kabelbindern und drei frisch gekauften Elkos eine neue "Stromversorgung" hergestellt. Auf meinem Foto sind die hellblauen Elkos gut zu erkennen, sie sind zusätzlich von unten noch mit Silikon an den Winkel geklebt.
Die Puristen würden das jetzt "verbasteln" nennen, und das ist sicherlich auch richtig. Jedoch : Der Originalzustand ist ohne Weiteres wieder herstellbar (Original-Elkobecher aushöhlen und neu "befüllen" oder neuen besorgen) - aber erst, wenn ich dafür Zeit habe, siehe oben. Außerdem : Oberstes Gebot muss die Sicherheit sein - auch beim Restaurieren, und auch, wenn es schnell gehen soll. Wer hier Abstriche macht, lebt gefährlich. Ein einziger explodierter Elko kann die Verunreinigung des gesamtes Geräts verursachen. Ich persönlich würde kein Allstromgerät ohne Trenntrafo betreiben, und als ich im Forum über das versuchsweise Kleben eines Drahtwiderstandes las, hätte mich fast "der Schlag" getroffen.
Gut, Preisfrage : Wo könnte ich die neue Baugruppe montieren ? Am "alten Platz" ging es nicht, weil darunter die Tastaturplatte war und ich von unten nicht zum Anschrauben der von mir vorgesehenen Muttern herankam, abgesehen davon, dass ich sie lieber nahe beim Netztrafo befestigen wollte. Ein weiterer "Stilbruch" ? Sicherlich, aber die Vorteile überwogen, außerdem wusste ich nicht, was mich vielleicht noch alles erwartete. Zwei Löcher parallel zur Skala gebohrt, Platz war genug, und dann konnte ich meine Baugruppe einsetzen, festschrauben (flächige Masseverbindung !) und verdrahten.
Wichtig ist, dass man sich vorher genau notiert bzw. skizziert, welcher Draht mit welcher Farbe wo angelötet war, auch wenn man das Schaltbild besitzt. Irrtümer sind hier immer gefährlich.
Nun wurde es wieder spannend, Voltmeter am neuen Ladeelko anklemmen, und einschalten. Die Betriebsspannungen bewegten sich nach dem Anheizen ungefähr in der im Schaltbild angegebenen Höhe, leiser Brumm aus den Lautsprechern bei voll aufgedrehtem Lautstärkeregler deutete auf das ordnungsgemäße Arbeiten der NF-Stufen hin. Aber kein Tonsignal auf UKW, hatte ich allerdings auch nicht erwartet. Da das magische Band weiter Empfang signalisierte, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Bauteile zwischen Ratiodetektor-Ausgang (von dort erhält das Anzeigegitter der EM 87 seine Steuerspannung) und dem NF-Eingang. Dabei fiel mir ein, dass ich den Stereodekoder abgeklemmt hatte. Dessen Stecker musste natürlich eingesteckt sein, sonst ist der Signalweg ohnehin unterbrochen. Also, Ausschalten, die Rückwand mit dem dort aufgeschraubten Dekoder geholt (irgendwie ulkige Art der Anbringung, finde ich) und den Stecker in die dafür vorgesehene Fassung auf dem Chassis gesteckt. Jedoch : Nach dem Einschalten war trotzdem kein Ton vorhanden.
Also habe ich die Suche nach der Unterbrechung wieder aufgenommen. Plötzlich Ton ! Aber das Gerät einmal "scharf" angesehen, und das war's dann : Wieder völlig stumm !
Meine Frau, die, neugierig geworden, ab und zu "vorbeischaute", begann mich zu bedauern. Jetzt erst recht ! dachte ich bei mir und betrachtete den ZF-Verstärker. Er ist als einzige Baugruppe "schon" in Leiterplattentechnik ausgeführt und auf der der Rückwand zugewandten Seite mit drei Blechschrauben (auf meinem Foto weiss eingekreist) befestigt. Merkwürdigerweise waren mit diesen Schrauben zwischen der Leiterplatte und dem Chassis noch drei "Distanzscheiben" von etwa 2 mm Dicke montiert, wie ich verwundert registrierte. Diese waren auf dem Bild des Herrn Pohlmann nicht zu sehen ! Wozu die wohl dienen sollten ? Also, besser weg damit ! Und, oh Wunder, der Ton war wieder da. Aber das dauerte nicht lange. Langsam wurde ich nervös. Mit meinem Signalverfolger tastete ich mich vom Ratiodetektor-Ausgang in Richtung Stereodekoder-Eingang voran. Dabei stellte ich fest, dass man durch leichtes Biegen der Leiterplatte mittels Fingerdruck am Alugehäuse des Ratiofilters den Ton aus und einschalten konnte und entdeckte eine lose Masseverbindung (mit "kalter" Lötstelle) zwischen ZF-Leiterplatte und Chassis. Daraufhin habe ich alle vorgefundenen starren Masse-Verbindungsdrähte durch Litzen ersetzt.
Kurze Freude, voreilige Erfolgsmeldung an meine Frau, und dann war der Ton wieder weg ! Murks ! Ruhe bewahren ! Wie war das noch mit dem Drücken am Ratiofiltergehäuse ? Aha ! Zwischen Entkopplungswiderstand und Litzenanschluß zur Dekoder-Ausgangsbuchse (Noval-Röhrenfassung) zeigte der Signalverfolger mal ein lautes und mal ein sehr leises Signal an, je nachdem, wie man die Leiterplatte mit Hilfe des Filtergehäuses bog. Bei starker Beleuchtung mit einer Halogenleuchte und genauem Hinsehen wurde jetzt ein nur wenige mm langer Riß im Hartpapier quer unterhalb der geprüften Leiterbahn erkennbar. Dieser Riß ging auch durch die Leiterbahn. Das war aber nur mit der Lupe zu sehen. Nun war alles klar. Mein "Vorgänger" hatte den Fehler nicht gefunden, sondern nur ungefähr lokalisiert und durch leichtes Verbiegen der Leiterplatte mit Hilfe der drei Gummi-Distanzscheiben zum Verschwinden gebracht, jedenfalls zunächst. Das ging wahrscheinlich sogar längere Zeit gut, solange das Gerät nicht bewegt oder transportiert werden musste.
Also, erstmal, weil ich nicht vernünftig herankam, mit einer Lötzinn-"Wurst" die Bruchstelle geflickt.
Und tatsächlich, jetzt war die Stereo- bzw. UKW-Wiedergabe einwandfrei, und sie blieb auch erhalten.
Kleine Ursache, große Wirkung ! Das in der "Anfangszeit" der Flachbaugruppenfertigung gebräuchliche Hartpapier als Leiterplatten-Basismaterial ist sehr spröde und bruchempfindlich. Man sollte also - sozusagen als Lehre - immer auch die Leiterplatte verdächtigen, wenn Fehler wie zeitweise oder andauernde Unterbrechungen auftreten. Ich war froh, dass Grundig sich bei seinen ersten "Versuchen", den Einsatz der konventionellen Verdrahtung zu verringern, mit dem ZF-Verstärker und dem Stereo-Dekoder begnügt hatte.
Andererseits : Der Dekoder macht einen sehr guten, ausgereiften Eindruck. Hier waren Fachleute am Werk, das sieht man. Offenbar eine andere Entwickler- und Konstrukteursgruppe (?).
Der übrige konventionelle Aufbau erscheint so, als ob sich die verantwortlichen Konstrukteure nicht ganz einig gewesen sind, er ist nicht "aus einem Guß", sondern nach dem Motto "hier ein Trafo, dort ein Drehko, und jetzt müssen wir noch irgendwo den Netzgleichrichter unterbringen" zusammengeschraubt. Außerdem wurden Potis ohne Gehäuse verwendet, außer beim Lautstärkeregler : Einstauben und Kratzen vorprogrammiert. Was war 1965 bei Grundig los ? Sollte gespart werden ? Man wird es wohl nicht mehr erfahren. Interessant wäre sicherlich, eines der Nachfolgegeräte (die "Stereomeister"-Serie ?) anzuschauen und sich über dort aufgetretene Fehler zu informieren.
Fazit: Im Gegensatz zu dem schlichten, funktionellen Gehäuse-Design wirkt das Innere nicht ganz so "profihaft", wie man es von einer Firma mit weltweit gutem Ruf erwartet hätte.
Nachdem ich das Chassis wieder eingebaut hatte, wandte ich mich dem Äußeren zu. Es handelt sich bei Dach und Seitenteilen um furniertes Sperrholz oder Spanplatte mit einer dicken, hochglänzenden Lackoberfläche, auf der mehrere recht unschön aussehende Kratzer auszubessern waren, besonders auf der rechten Seitenwand waren sie sehr tief. Da ich nicht vollflächig neu lackieren wollte - das hätte ich wegen der dazu notwendigen Vorarbeiten in der kurzen mir noch verfügbaren Zeitspanne nicht mehr geschafft - blieb mir nur das "punktuelle" Verfahren. Nach gründlichem Entfetten der gesamten Oberfläche tauchte ich eine Stecknadelspitze in farblosen Lack und füllte mit diesen Mikromengen vorsichtig die zum Teil recht tiefen Kratzer aus. Das Ergebnis kann man natürlich nicht mit dem einer Ganzlackierung vergleichen, aber das Gerät ist durchaus vorzeigbar geworden. Da mir zwei der Original-Drehknöpfe fehlten, habe ich alle bis auf den großen für die Senderwahl durch andere ersetzt, ein weiterer Kompromiß, der aber ebenfalls kaum auffällt, so meine ich jedenfalls.
Mir war diesmal am wichtigsten, das Gerät innerhalb kurzer Zeit in einen technisch einwandfreien und gebrauchstauglichen Zustand versetzt zu haben, der so hoffe ich, noch lange andauert. Ich wünschte meiner lieben Frau viel Freude in Form von schönen Hörerlebnissen mit diesem individuellen Geschenk.
Nachtrag: Meine Frau war begeistert ! Das Radio hat einen "Ehrenplatz" in ihrem Zimmer bekommen und wird täglich benutzt. Einziger Wermutstropfen : Die Höhenwiedergabe ist schlecht. Das ist auch kein Wunder, weil die Tieftöner nach vorne gerichtet, die Hochtöner aber an den Seiten angebracht sind. Genau umgekehrt müsste es sein. Hier werde ich wohl mittelfristig um eine weitere Verbastelung nicht herumkommen. Oder ich benutze Außenlautsprecher. Es kommt immer darauf an, worauf der Liebhaber am meisten Wert legt. Wir beide würden es auf Dauer schade finden, wenn eine durchaus mögliche Verbesserung allein aus "Denkmalschutzgründen" nicht durchgeführt werden würde. Aber darüber berichte ich vielleicht ein anderes Mal.
Liebe Freunde des Radiomuseums,
kürzlich wurde ein Exemplar des obigen Radiogerätes zur Versteigerung angeboten. Meine Recherche im "Radiomuseum" ergab : es handelt sich um einen der ersten "echten" Stereo-UKW-Empfänger. Er enthält zudem einen der wenigen Röhren-Stereodekoder (Typ 6), die in Serie hergestellt wurden, noch dazu als separate Baugruppe. Seine Arbeitsweise ist in dem Büchlein "Stereo-Decoder" von Ludwig Ratheiser (Franzis Verlag 1968) ausführlich beschrieben. Der Dekoder interessierte mich besonders, weil ich damit Versuche machen wollte. Auf meine Nachfrage bei der Verkäuferin, ob denn auch ein silberfarbenes Extrakästchen im Gehäuse wäre, erhielt ich freundlicherweise zwei Fotos, die bewiesen : der Dekoder war noch eingebaut. Sehr gut, und den "Rest" wollte ich ohnehin nur zerlegen (Übertrager, Bandfilter, usw.), um diese Teile anderweitig zu verwenden. Also, mitsteigern und "zuschlagen" !
Nach dem Auspacken stellte ich überrascht fest : Der äußere Zustand war weitaus besser, als ich nach dem Foto erwartet hatte, und die Mechanik hatte trotz der ungünstigen Versandverpackung nicht gelitten. Lediglich zwei Drehknöpfe von den Klangreglern fehlten.
Meine Frau bat mich nach gründlichem Anschauen, das Gerät nicht zu demontieren, sondern aufzuarbeiten und ihr damit zum Geburtstag eine Freude zu machen. Es handele sich zwar um einen relativ großen Kasten, aber nicht um "Gelsenkirchener Barock", sondern um ein relativ schlicht und funktional anmutendes Gerät, das ihr "eigentlich ganz gut" gefalle.
Na ja, dachte ich, mal vorsichtig einschalten und reinhören, den Dekoder könnte ich ja trotzdem ab und zu für meine Testzwecke ausbauen.
Nächste Überraschung : Die "große Kiste" empfing auf allen Wellenbereichen, wenig Brumm, magisches Band okay, ein Skalenlämpchen ausgefallen. Sogar der Stereodekoder arbeitete, sehr eindrucksvoll wurde durch das Aufleuchten einer roten Glühlampe der UKW-Stereo-Empfang auch optisch "demonstriert".
Alles sah danach aus, dass man das Gerät verhältnismäßig schnell wieder in einen alltagstauglichen Zustand versetzen könnte.
Umso größer war meine Enttäuschung, als der UKW-Empfang plötzlich aussetzte. Das magische Band zeigte zwar an, dass der Empfang noch vorhanden war, jedoch musste es auf dem Signalweg eine Unterbrechung geben.
Nachdem ich die Rückwand entfernt hatte, konnte ich nichts Auffälliges entdecken, das Chassis wies keine Korrosion und nur wenig Staub auf. Da hatte ich, wie so viele von uns Bastlern, schon weitaus Schlimmeres gesehen. Ich schöpfte also wieder Hoffnung.
Nach dem erneuten Einschalten spielte das Gerät wieder, setzte jedoch nach wenigen Minuten erneut aus. So ein Ärger, auch noch ein nur zeitweise auftretender Fehler !
Um jetzt überhaupt eine vernünftige Fehlersuche betreiben zu können, baute ich das Chassis aus.
Der seltsam schrägliegend an einem Blechwinkel montierte Netzteil-Becherelko war mir schon beim flüchtigen Betrachten aufgefallen, darunter hatte man den Selen-Flachgleichrichter geschraubt, und das Ganze nicht etwa in der Nähe des Netztrafos, sondern mit relativ langen Verbindungsdrähten etwa in Chassismitte zwischen einem der Ausgangstrafos und dem AM-Drehkondensator platziert, wie es auf dem Bild von Herrn Pohlmann gut zu sehen ist. Meine Erfahrungen mit 40 Jahre alten Elektrolytkondensatoren sind schlecht, meistens waren sie völlig ausgetrocknet und hatten die Kapazität verloren.
Außerdem wurde die Zeit knapp, bis zum Geburtstag nur noch 14 Tage, genauer gesagt waren maximal ein Wochenende und ein paar Feierabende zur Verfügung.
Also, gar nicht lange rumgemessen, sondern aus einem Aluwinkel, einem Silizium-Gleichrichter, einigen Kabelbindern und drei frisch gekauften Elkos eine neue "Stromversorgung" hergestellt. Auf meinem Foto sind die hellblauen Elkos gut zu erkennen, sie sind zusätzlich von unten noch mit Silikon an den Winkel geklebt.
Die Puristen würden das jetzt "verbasteln" nennen, und das ist sicherlich auch richtig. Jedoch : Der Originalzustand ist ohne Weiteres wieder herstellbar (Original-Elkobecher aushöhlen und neu "befüllen" oder neuen besorgen) - aber erst, wenn ich dafür Zeit habe, siehe oben. Außerdem : Oberstes Gebot muss die Sicherheit sein - auch beim Restaurieren, und auch, wenn es schnell gehen soll. Wer hier Abstriche macht, lebt gefährlich. Ein einziger explodierter Elko kann die Verunreinigung des gesamtes Geräts verursachen. Ich persönlich würde kein Allstromgerät ohne Trenntrafo betreiben, und als ich im Forum über das versuchsweise Kleben eines Drahtwiderstandes las, hätte mich fast "der Schlag" getroffen.
Gut, Preisfrage : Wo könnte ich die neue Baugruppe montieren ? Am "alten Platz" ging es nicht, weil darunter die Tastaturplatte war und ich von unten nicht zum Anschrauben der von mir vorgesehenen Muttern herankam, abgesehen davon, dass ich sie lieber nahe beim Netztrafo befestigen wollte. Ein weiterer "Stilbruch" ? Sicherlich, aber die Vorteile überwogen, außerdem wusste ich nicht, was mich vielleicht noch alles erwartete. Zwei Löcher parallel zur Skala gebohrt, Platz war genug, und dann konnte ich meine Baugruppe einsetzen, festschrauben (flächige Masseverbindung !) und verdrahten.
Wichtig ist, dass man sich vorher genau notiert bzw. skizziert, welcher Draht mit welcher Farbe wo angelötet war, auch wenn man das Schaltbild besitzt. Irrtümer sind hier immer gefährlich.
Nun wurde es wieder spannend, Voltmeter am neuen Ladeelko anklemmen, und einschalten. Die Betriebsspannungen bewegten sich nach dem Anheizen ungefähr in der im Schaltbild angegebenen Höhe, leiser Brumm aus den Lautsprechern bei voll aufgedrehtem Lautstärkeregler deutete auf das ordnungsgemäße Arbeiten der NF-Stufen hin. Aber kein Tonsignal auf UKW, hatte ich allerdings auch nicht erwartet. Da das magische Band weiter Empfang signalisierte, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Bauteile zwischen Ratiodetektor-Ausgang (von dort erhält das Anzeigegitter der EM 87 seine Steuerspannung) und dem NF-Eingang. Dabei fiel mir ein, dass ich den Stereodekoder abgeklemmt hatte. Dessen Stecker musste natürlich eingesteckt sein, sonst ist der Signalweg ohnehin unterbrochen. Also, Ausschalten, die Rückwand mit dem dort aufgeschraubten Dekoder geholt (irgendwie ulkige Art der Anbringung, finde ich) und den Stecker in die dafür vorgesehene Fassung auf dem Chassis gesteckt. Jedoch : Nach dem Einschalten war trotzdem kein Ton vorhanden.
Also habe ich die Suche nach der Unterbrechung wieder aufgenommen. Plötzlich Ton ! Aber das Gerät einmal "scharf" angesehen, und das war's dann : Wieder völlig stumm !
Meine Frau, die, neugierig geworden, ab und zu "vorbeischaute", begann mich zu bedauern. Jetzt erst recht ! dachte ich bei mir und betrachtete den ZF-Verstärker. Er ist als einzige Baugruppe "schon" in Leiterplattentechnik ausgeführt und auf der der Rückwand zugewandten Seite mit drei Blechschrauben (auf meinem Foto weiss eingekreist) befestigt. Merkwürdigerweise waren mit diesen Schrauben zwischen der Leiterplatte und dem Chassis noch drei "Distanzscheiben" von etwa 2 mm Dicke montiert, wie ich verwundert registrierte. Diese waren auf dem Bild des Herrn Pohlmann nicht zu sehen ! Wozu die wohl dienen sollten ? Also, besser weg damit ! Und, oh Wunder, der Ton war wieder da. Aber das dauerte nicht lange. Langsam wurde ich nervös. Mit meinem Signalverfolger tastete ich mich vom Ratiodetektor-Ausgang in Richtung Stereodekoder-Eingang voran. Dabei stellte ich fest, dass man durch leichtes Biegen der Leiterplatte mittels Fingerdruck am Alugehäuse des Ratiofilters den Ton aus und einschalten konnte und entdeckte eine lose Masseverbindung (mit "kalter" Lötstelle) zwischen ZF-Leiterplatte und Chassis. Daraufhin habe ich alle vorgefundenen starren Masse-Verbindungsdrähte durch Litzen ersetzt.
Kurze Freude, voreilige Erfolgsmeldung an meine Frau, und dann war der Ton wieder weg ! Murks ! Ruhe bewahren ! Wie war das noch mit dem Drücken am Ratiofiltergehäuse ? Aha ! Zwischen Entkopplungswiderstand und Litzenanschluß zur Dekoder-Ausgangsbuchse (Noval-Röhrenfassung) zeigte der Signalverfolger mal ein lautes und mal ein sehr leises Signal an, je nachdem, wie man die Leiterplatte mit Hilfe des Filtergehäuses bog. Bei starker Beleuchtung mit einer Halogenleuchte und genauem Hinsehen wurde jetzt ein nur wenige mm langer Riß im Hartpapier quer unterhalb der geprüften Leiterbahn erkennbar. Dieser Riß ging auch durch die Leiterbahn. Das war aber nur mit der Lupe zu sehen. Nun war alles klar. Mein "Vorgänger" hatte den Fehler nicht gefunden, sondern nur ungefähr lokalisiert und durch leichtes Verbiegen der Leiterplatte mit Hilfe der drei Gummi-Distanzscheiben zum Verschwinden gebracht, jedenfalls zunächst. Das ging wahrscheinlich sogar längere Zeit gut, solange das Gerät nicht bewegt oder transportiert werden musste.
Also, erstmal, weil ich nicht vernünftig herankam, mit einer Lötzinn-"Wurst" die Bruchstelle geflickt.
Und tatsächlich, jetzt war die Stereo- bzw. UKW-Wiedergabe einwandfrei, und sie blieb auch erhalten.
Kleine Ursache, große Wirkung ! Das in der "Anfangszeit" der Flachbaugruppenfertigung gebräuchliche Hartpapier als Leiterplatten-Basismaterial ist sehr spröde und bruchempfindlich. Man sollte also - sozusagen als Lehre - immer auch die Leiterplatte verdächtigen, wenn Fehler wie zeitweise oder andauernde Unterbrechungen auftreten. Ich war froh, dass Grundig sich bei seinen ersten "Versuchen", den Einsatz der konventionellen Verdrahtung zu verringern, mit dem ZF-Verstärker und dem Stereo-Dekoder begnügt hatte.
Andererseits : Der Dekoder macht einen sehr guten, ausgereiften Eindruck. Hier waren Fachleute am Werk, das sieht man. Offenbar eine andere Entwickler- und Konstrukteursgruppe (?).
Der übrige konventionelle Aufbau erscheint so, als ob sich die verantwortlichen Konstrukteure nicht ganz einig gewesen sind, er ist nicht "aus einem Guß", sondern nach dem Motto "hier ein Trafo, dort ein Drehko, und jetzt müssen wir noch irgendwo den Netzgleichrichter unterbringen" zusammengeschraubt. Außerdem wurden Potis ohne Gehäuse verwendet, außer beim Lautstärkeregler : Einstauben und Kratzen vorprogrammiert. Was war 1965 bei Grundig los ? Sollte gespart werden ? Man wird es wohl nicht mehr erfahren. Interessant wäre sicherlich, eines der Nachfolgegeräte (die "Stereomeister"-Serie ?) anzuschauen und sich über dort aufgetretene Fehler zu informieren.
Fazit: Im Gegensatz zu dem schlichten, funktionellen Gehäuse-Design wirkt das Innere nicht ganz so "profihaft", wie man es von einer Firma mit weltweit gutem Ruf erwartet hätte.
Nachdem ich das Chassis wieder eingebaut hatte, wandte ich mich dem Äußeren zu. Es handelt sich bei Dach und Seitenteilen um furniertes Sperrholz oder Spanplatte mit einer dicken, hochglänzenden Lackoberfläche, auf der mehrere recht unschön aussehende Kratzer auszubessern waren, besonders auf der rechten Seitenwand waren sie sehr tief. Da ich nicht vollflächig neu lackieren wollte - das hätte ich wegen der dazu notwendigen Vorarbeiten in der kurzen mir noch verfügbaren Zeitspanne nicht mehr geschafft - blieb mir nur das "punktuelle" Verfahren. Nach gründlichem Entfetten der gesamten Oberfläche tauchte ich eine Stecknadelspitze in farblosen Lack und füllte mit diesen Mikromengen vorsichtig die zum Teil recht tiefen Kratzer aus. Das Ergebnis kann man natürlich nicht mit dem einer Ganzlackierung vergleichen, aber das Gerät ist durchaus vorzeigbar geworden. Da mir zwei der Original-Drehknöpfe fehlten, habe ich alle bis auf den großen für die Senderwahl durch andere ersetzt, ein weiterer Kompromiß, der aber ebenfalls kaum auffällt, so meine ich jedenfalls.
Mir war diesmal am wichtigsten, das Gerät innerhalb kurzer Zeit in einen technisch einwandfreien und gebrauchstauglichen Zustand versetzt zu haben, der so hoffe ich, noch lange andauert. Ich wünschte meiner lieben Frau viel Freude in Form von schönen Hörerlebnissen mit diesem individuellen Geschenk.
Nachtrag: Meine Frau war begeistert ! Das Radio hat einen "Ehrenplatz" in ihrem Zimmer bekommen und wird täglich benutzt. Einziger Wermutstropfen : Die Höhenwiedergabe ist schlecht. Das ist auch kein Wunder, weil die Tieftöner nach vorne gerichtet, die Hochtöner aber an den Seiten angebracht sind. Genau umgekehrt müsste es sein. Hier werde ich wohl mittelfristig um eine weitere Verbastelung nicht herumkommen. Oder ich benutze Außenlautsprecher. Es kommt immer darauf an, worauf der Liebhaber am meisten Wert legt. Wir beide würden es auf Dauer schade finden, wenn eine durchaus mögliche Verbesserung allein aus "Denkmalschutzgründen" nicht durchgeführt werden würde. Aber darüber berichte ich vielleicht ein anderes Mal.
Rolf Nickel, 27.Feb.06