Philetta 254 BD254U
Philips Radios - Deutschland
- Pays
- Allemagne
- Fabricant / Marque
- Philips Radios - Deutschland
- Année
- 1955/1956
- Catégorie
- Radio - ou tuner d'après la guerre 1939-45
- Radiomuseum.org ID
- 7029
-
- Brand: Deutsche Philips-Ges.
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- No. de tubes
- 6
- No. de transistors
- Semi-conducteurs
- NTK
- Principe général
- Super hétérodyne (en général); FI/IF 460/10700 kHz
- Circuits accordés
- 6 Circuits MA (AM) 9 Circuits MF (FM)
- Gammes d'ondes
- PO, GO, OC et FM
- Tension / type courant
- Appareil tous courants (CA / CC) / 110; 127; 220 Volt
- Haut-parleur
- HP dynamique oval à aimant permanent
- Puissance de sortie
- 4 W (qualité inconnue)
- Matière
- Boitier en bakélite
- De Radiomuseum.org
- Modèle: Philetta 254 BD254U - Philips Radios - Deutschland
- Forme
- Modèle de table avec boutons poussoirs.
- Dimensions (LHP)
- 285 x 185 x 165 mm / 11.2 x 7.3 x 6.5 inch
- Remarques
- Die Philetta wurde eigentlich in ihrer Vorstufe mit dem Super-Junior A43U 1940 in Frankreich gebaut.
Der Name Philetta steht für Philetta-Kleingeräte von Philips bis ins Jahr 1970.
Wenn Sie Philetta in die Radio-Modellsuche eingeben, erhalten Sie 89 Modelle mit Name Philetta - aus 7 Ländern.
In Deutschland beginnt die Reihe 1941 mit Philetta 203U, Aachen-Super-Philetta (neu), Philetta BD293U von 1948, Philetta BD294U, Philetta BD290U, Philetta BD200U, Philetta BD222U, Philetta BD233U, Philetta BD233U-L, Philetta BD233U-K, Philetta BD234U/L, Philetta BD234U/K, Philetta BD244U, Philetta BD234U, gefolgt von dieser Philetta BD254U und endend mit der Philetta 22RB292 von 1970-72.
Die Philetta ist ein oft gesammeltes Modell [EE].
- Poids net
- 3.2 kg / 7 lb 0.8 oz (7.048 lb)
- Prix de mise sur le marché
- 196.00 DM
- Source
- HdB d.Rdf-& Ferns-GrH 1955/56 / Radiokatalog Band 1, Ernst Erb
- Schémathèque (1)
- -- Original-techn. papers.
- D'autres Modèles
-
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Restauration und Reparatur einer Philetta BD254U Kondensatoren-Problematik und betriebliche Aspekte
Als mir vor einiger Zeit eine Bekannte eine defekte Philetta schenkte, hat sich meine Begeisterung in Grenzen gehalten.
Von den Philetta-Radios wurden insgesamt über 70 verschiedene Modelle gebaut, davon etwa 60 verschiedene in Deutschland (Ernst Erb, Peter von Bechem). Noch heute werden unterschiedliche Modelle dieser Radios häufig angeboten. Die ursprüngliche Philetta-Konstruktion stammt nicht aus Deutschland. Hier gab es seit 1933 den Volksempfänger, ein bei seiner Einführung einfaches und kostengünstiges Radiomodell, das politisch auf propagandistischen Ziele hin ausgelegt war. Im Ausland konstruierten derweil entweder niederländische oder französische Ingenieure –die Quellenangaben sind hier unterschiedlich – ein Konkurrenzmodell: die 'Philetta' von Philips.
Die Erfolgsstory der Philetta beginnt wahrscheinlich im Jahre 1940, als der Vorläufer Philips Super-Junior A43U in Frankreich entwickelt wurde. Die Geschichte der eigentlichen Philetta-Rundfunkgeräteserie geht zurück auf das Jahr 1941. Sie beginnt mit der holländischen Entwicklung Philips Philetta 203U und endet bei den Röhrenmodellen 1968 und bei den Transistor Modellen 1975. Ursprünglich basierte die für den Export bestimmte Konstruktion auf einem 4-Röhren/ 6-Kreis-Superhet. Die Philetta von Philips gehört zu den massenhaft produzierten Tischradios der 1950er/1960er Jahre. Die Philetta-Radio-Familie wurde damit zu der am längsten gebauten Serie eines europäischen Radiowerks.
Das mir überlassene Modell Philetta BD254U aus dem Jahr 1956 hatte bei näherer Betrachtung aber doch seine Reize. Einmal repräsentiert das Design, oft verglichen mit dem Kühlergrill eines amerikanischen Straßenkreuzers oder Elementen einer Wurlitzer Musikbox, besonders schön den Zeitgeschmack der damaligen Epoche. Zum anderen gehörte dieses Modell mit zu den ersten Geräteserien, die neben LW, KW und Mittelwelle auch UKW-Empfang ermöglichten (ab BD222U), der UKW-Bereich ist hier noch auf 100 MHz begrenzt. Bei einer erfolgreichen Restauration war die Aussicht auf den Empfang diverser UKW-Sender gegeben, während auf LW und MW wegen der in Deutschland aufgegebenen Sender guter Empfang kaum mehr zu erwarten war. In vielen Threads wurde hier engagiert diskutiert, ob man der musealen Erhaltung ohne Eingriffe oder der Herstellung einer weitgehenden Gebrauchsfähigkeit den Vorzug geben sollte. Da diese Geräteserie in großen Stückzahlen gefertigt wurde und viele Geräte noch im Umlauf sind, habe ich mich entschieden, das Gerät, wenn möglich, zur vollen und sicheren Gebrauchsfähigkeit zu restaurieren. Das beinhaltet den Austausch von Elementen, die altersbedingt einen sicheren Betrieb und verlässliche Funktion des Radios in Frage stellen. Dabei sollten aber die konstruktiven Elemente der Herstellungszeit soweit als möglich erhalten bleiben. Trotz der großen Verbreitung der Philetta gibt es nicht sehr viele ausführliche Restaurationsbeschreibungen von Geräten dieser Periode (R 1 und R 2), obwohl die Restauration des gedrängt aufgebauten Geräts durchaus anspruchsvoll sein kann.
Inspektion
Bei dem übernommenen Gerät Philips Philetta BD254U, einem Allstrom-Kleinsuperhet mit LW, MW, KW Und UKW (6 Kreise AM, 9 Kreise FM) handelte es sich um eine elfenbeinfarbig lackierte Ausführung (Typenschild mit Serien-Nr. und technischen Daten: Abb. 1).
Nach Auskunft der Vorbesitzerin soll das Radio noch lange gelaufen sein, zum Schluss habe das Radio nur noch laut gebrummt, ohne dass Sender zu hören waren. Das Radio machte einen benutzten, aber insgesamt äußerlich einen wenig beschädigten Eindruck. Auf der Oberseite war die elfenbeinfarbige Lackierung zwar erheblich verkratzt, die braune Grundfarbe des Bakelit-Gehäuses wurde sichtbar (Abb. 2),
jedoch wies das Gehäuse keine sichtbaren Risse oder Brüche auf. Rückwand und Originalbefestigungsschrauben waren vorhanden. Der Kunststoffgrill mit Skalenscheibe und das Lochblech der Lautsprecherabdeckung auf der Frontseite waren unbeschädigt. Die Originalknöpfe waren vorhanden, es fehlte jedoch bei den vorderen Knöpfen die Messingeinlagen und die schwarze Doppel-Line der Frontseite war durch Nachlackierung zu einer breiteren Linie zusammengefasst.
Demontage
Dazu wurde die Rückwand gelöst (3 Schrauben hinten und 1 Schraube unten). Die Rückwand ist unten nach vorn um 90° Grad abgewinkelt und bedeckt auch den Boden. Die Verdrahtung der Chassis-Unterseite liegt nach Abnahme der Rückwand offen. Dann wurden die Madenschrauben der Einstell-Knöpfe mit einem feinen Schraubenzieher gelöst und diese zusammen mit den Filzscheiben abgenommen. Die beiden Schrauben der Skalenscheibe wurden entfernt. Die beiden Befestigungsschrauben des Chassis waren von unten zugänglich, die Bakelit-Aufnahmen für diese Schrauben an der unteren inneren Gehäuseseite aber beidseitig abgebrochen. Ein abgebrochenes Gewindeteil war noch vorhanden, das andere fehlte. Das Chassis wurde dann etwas zurückgezogen und die Skalenscheibe vorsichtig nach oben und vorne entfernt. Nach dem Ablöten der Lautsprecherzuleitungen konnte das Chassis aus den Führungen des Bakelit-Gehäuses nach hinten wie bei einer Schublade herausgezogen werden. Danach wurde der Lautsprecher durch Abschrauben der Befestigungsmuttern ausgebaut. Die Verklebung des Lochrasterblechs vor dem Lautsprecher war weitgehend locker geworden und das Blech konnte ohne Schwierigkeiten abgenommen werden. An einer der Vierkantschrauben der Lautsprecherbefestigung war das Bakelit-Gehäuse eingerissen. Es ist bemerkenswert, dass die Vierkantschrauben zum Lochblech hin mit quadratischen Pertinax-Plättchen als Berührungsschutz isoliert waren (Abb. 3).
Damit wird eine leitende Verbindung zwischen Lochblech und dem an der Gerätemasse liegenden Lautsprecherchassis vermieden. Der Berührungsschutz war bei diesem Allstromgerät, bei dem das Chassis je nach Netzstecker-Position gegenüber Erdpotential spannungsführend sein kann, noch an weiteren Punkten ausgeführt. So sind die Madenschrauben der Einstellknöpfe mit Wachs abgedichtet und die Fassung der Schraube der abgewinkelten Rückwand am Boden ist in einen Isolierblock befestigt (Abb. 4).
Gehäuserestauration
Die abgebrochene Bakelit-Aufnahme der Schaube zur Befestigung des Chassis links konnte mit 2K-Kleber(UHU-plus300) wieder fixiert werden (Abb. 5).
Die abgebrochene Aufnahme der Schraube rechts war nicht mehr vorhanden. Sie konnte aber nach genauer Vermessung durch einen Sechskant-Distanzbolzen, der ebenfalls mit 2K-Kleber fixiert wurde, ersetzt werden (Abb. 6).
Der Riss an der Vierkantschraube der Lautsprecherbefestigung wurde halbkugelförmig ausgefräst und mit 2-K Kleber verfüllt (Abb. 7).
Der Untergrund des entfernten Lochblechs vor dem Lausprecher an der Frontseite wurde mit feinem Schleifpapier egalisiert. Anschließend wurde das Bakelit-Gehäuse mit Spülmittel versetztem Wasser und Kunststoffbürste gereinigt und getrocknet. Ebenfalls gereinigt wurde der Kunststoffgrill und sehr vorsichtig die damit verbundene Skalenscheibe, um die tadellos erhaltene Beschriftung auf der Rückseite nicht zu beschädigen. Ebenfalls wurde die Rückwand mit einem feuchten Tuch abgewischt. Die demontierten, gereinigten Gehäuseteile zeigen Abb. 8 und Abb. 9.
Da das Gehäuse erheblich verkratzt war, wurde die Oberseite und die Seitenteile des Gehäuses nach vorsichtigem Anschleifen mit Spraylack Deco-Color Ivory RAL1015 gespritzt (Abb. 10).
Dieser Lack trifft die Originalfarbe sehr gut. Die Frontseite des Gehäuses mit der breiteren Linie statt Doppel-Linie wurde vorerst belassen. Nach ausreicher Trockenzeit wurde das Lochblech wieder eingeklebt.
Die Einstellknöpfe wurden an der Riffelung und den Vertiefungen mit einer Zahnbürste und Glasreiniger gesäubert. Die fehlenden zentralen Messingscheiben der vorderen Einstellknöpfe waren schwieriger aufzutreiben. Bei Ebay konnten die Knöpfe für einen Saba Wildbad 11 ersteigert werden. Die Messingscheiben dieser Knöpfe sind identisch mit denen der Philetta. Die zwei Saba-Knöpfe wurden im Backofen auf 90° Grad erhitzt und die Messingscheiben bei weichgewordenem Kleber mit einer Nadel abgehoben. Die Scheiben wurden anschließend in die Philetta-Knöpfe eingeklebt. Alle Messingteile der Knöpfe wurden mit Scheuermilch vorgereinigt und mit Metallputzmittel endpoliert (Abb. 11).
Die Tasten zum Einstellen des Wellenbereichs wurden ebenfalls mit Glasreiniger von schwärzlichen Belegen gereinigt.
Chassis
Die Oberseite des Chassis war erheblich verstaubt, mechanisch aber unbeschädigt. Die Staubauflage wurde mit einem Pinsel aufgelockert und über ein nahes Staubsaugerrohr abgesaugt. Hartnäckige Verschmutzungen wurden mit Brennspiritus-getränkten Q-Tips beseitigt. Von der Ferritantenne führen hauchdünne Drähte weg, die nicht abgerissen werden dürfen. Eindrucksvoll ist die extrem enge Bestückung der Bauteile. Die unbeschädigte Sicherungsfarbe an den Bandfiltern und Trimmern zeigte, dass die letzteren nicht angerührt worden waren. Der keramische Heizkreis-Vorwiderstand wirkte ebenfalls unangetastet. Der Becher-Siebelko war offenkundig ein Originalprodukt. Die Röhrenbestückung (U-Röhren mit Noval- oder Rimlocksockel) ist aus der auf die Rückwandrückseite geklebten Liste ersichtlich (Abb. 12).
Die gesamte Bestückung stammte von Valvo. Die Röhren wurden mit einem Funke W19s geprüft. Drei Röhren waren gut, drei weitere waren mit mindestens einem oder mehreren Systemen fraglich oder unbrauchbar (Abb. 13).
Die Skalenlampen waren funktionsfähig, der Skalenantrieb war intakt. Die Tastatur machte einen mechanisch funktionsfähigen Eindruck.
Die Chassis-Unterseite zeigte einen sehr gedrängten Aufbau der Verdrahtung aller Bauteile. Eine vorhandene Verstaubung wurde auch hier mit einem feinen Pinsel und Staubsauger entfernt. Kondensatoren, Widerstände und Lötstellen machten einen originalen unverbastelten Eindruck, nur der Kathodenwiderstand und der Kathoden-Elko der Endröhre waren offensichtlich ausgetauscht worden. Die Erscheinungsbilder der WIMA-Tropydur- und ERO-Roll Kondensatoren waren teilweise schon vom Aspekt her bedenklich, verformt, aufgequollen und rissig. Widerstände und Keramikkondensatoren sahen dagegen unverändert aus. Potentiometer und Drehkondensator waren einwandfrei drehbar. Alle Drähte der Bauteile waren in den Lötstützpunkten durch die Ösen geführt und umgebogen verlötet.
Reparatur der Elektrik
Die komplexe Verdrahtung sollte soweit als möglich erhalten werden. Alle ausgetauschten Bauteile wurden archiviert (Abb. 14).
Die Reparaturmaßnahmen werden nachfolgend näher beschrieben.
Röhren
Als erstes wurden die unbrauchbaren oder fraglichen Röhren UCC85, UCH81 und UABC80 durch Exemplare ersetzt, die das Funke W19s mit dem Prüfergebnis gut passiert hatten.
Rollkondensatoren
Zur Untersuchung der Rollkondensatoren wurden folgende Messgeräte verwendet: Kapazitätsmessgerät PeakTech 3730 und Isolationsmessgerät VC60B+.
Zwei WIMA- und zwei ERO-Kondensatoren wurden als Stichprobe an einem Ende abgetrennt und mit dem Kapazitätsmessgerät geprüft. In allen Fällen lagen die gemessenen Kapazitätswerte deutlich über den Nennwerten. Auch in der Literatur und verschiedenen Threads gibt es viele negative Erfahrungsberichte über diese Typenreihen. Es wurde daher beschlossen, alle Kondensatoren beider Reihen in Hinblick auf eine sichere Betriebsfähigkeit auszutauschen. Die getauschten Kondensatoren sind in der Stückliste Abb. 15 gekennzeichnet (Rollkondensatoren gelb, Elektrolytkondensatoren gelb/orange).
Der Austausch war wegen Enge der Verdrahtung schwierig. Ein Auslöten kam auch wegen der in den Lötösen umgebogenen Anschlussdrähte nicht Frage. Die Kondensatoren wurden daher unter stehenlassen der Anschlussdrähte vorsichtig knapp am Körper abgetrennt und die neuen Kondensatoren an die alten Drähte mit um 90° Grad abgewinkelten Spiralösen –„pig tail“- angelötet Da es für die WIMA-Kondensatoren (im Jargon auch Malzbonbons genannt), keinen Ersatz mit gleichen oder ähnlichen Aussehen gab, wurden neutrale Rollkondensatoren aktueller Produktion mit axialen Anschlüssen eingelötet. In zwei Fällen mussten Kondensatoren parallel geschaltet werden, um solche mit originaler Nominalkapazität einbauen zu können. Drei ERO-Kondensatoren waren abgeschirmte Ausführungen mit 3 Anschlussdrähten. Diese Kondensatoren wurden nachgebaut. Dazu wurden Rollkondensatoren aktueller Produktion mit selbstklebender Kupferfolie umwickelt, der dritte Anschlussdraht angelötet, mit Schrumpfschlauch fixiert und ein bedrucktes Etikett aufgeklebt -A- (Abb. 16). -B- zeigt das Beispiel der Kondensatoren, die für die WIMA-Kondensatoren eingebaut wurden.
Um einen Überblick über Leistungsfähigkeit der etwa 60 Jahre alten Kondensatoren zu bekommen, wurden alle ausgebauten Rollkondensatoren hinsichtlich Kapazität und Isolationswiderstand analysiert. Da der Isolationswiderstand spannungsabhängig ist, wurde mit einem Isolationsmessgerät VC60B+ mit angelegten Spannungen nahe der maximalen Betriebsspannung der Kondensatoren gemessen. Alle Ergebnisse zeigt die folgende Abbildung (Abb. 17).
Bis auf zwei Kondensatoren, die eine Kapazitätsverminderung aufwiesen, war die aktuelle Kapazität der restlichen 13 Kondensatoren zum Teil bis über 70% erhöht. Bis auf einen Kondensator waren alle gemessenen Isolationswiderstände niedrig und zwischen 3 und 73 MΩ angesiedelt, was unerwünschte Leckströme mit weiteren negativen Effekten zur Folge haben kann. Im Gegensatz dazu zeigten Kondensatoren aktueller Produktion praktisch keine Abweichung von der nominellen Kapazität und Isolationswiderstände von >1000MΩ. Wie häufig diskutiert, ist offenbar eingedrungene Feuchtigkeit, entweder produktionsbedingt bereits eingebracht oder später durch Undichtigkeiten oder Risse in der Isolierung der Kondensatorkörper aufgenommen, die Ursache für die in den Kondensatoren ablaufenden Veränderungen. Die Wasseraufnahme erhöht wie mehrfach berichtet die Dielektrizitätskonstante. Kurt Schmid (2) gibt eine mögliche Erklärung für die durch die Feuchtigkeitsaufnahme ausgelösten chemischen Prozesse in den Kondensatoren. Durch elektrolytische Reaktionen kommt es letztendlich zur Gasentwicklung von Wasserstoff und Sauerstoff und bei Stromfluss zur Freisetzung von Wärme, was zur Verstärkung der Rissbildung und weiterer Feuchtigkeitsaufnahme führen kann. Die komplexen ablaufenden Prozesse resultieren dann in der Regel in einer gemessenen ! Kapazitätszunahme und einer Abnahme des Isolationswiderstandes. Ein direkter linearer Zusammenhang zwischen beiden Größen bestand bei meinen Messungen jedoch nicht, wie die Ergebnisse zeigen. Möglicherweise kommt es bei fortschreitenden Zerfall der Folien sogar zu einer Kapazitätsabnahme. Der Zusammenhang ist auch nicht einfach durch eine Parallelschaltung eines hochohmigen Widerstands zu einem Kondensator zu simulieren, wie vereinzelt beschrieben wurde. Ich habe das durch eine Parallelschaltung eines 30 MΩ-Widerstands zu einem Kondensator aktueller Produktion geprüft. Eine Vergrößerung der Kapazität durch den parallelen Widerstand konnte nicht gemessen und der Isolationswiderstand unverändert mit 30 MΩ bestimmt werden. Es bleibt letztlich festzuhalten, dass eine deutliche gemessene Kapazitätserhöhung im Vergleich zur nominellen Kapazität und/oder eine Abnahme des Isolationswiderstandes eine Fehlfunktion des Kondensators mit einer Tendenz zu einer weiteren Verschlechterung anzeigen. Es wird dabei nicht vollständig aufgeklärt bleiben, ob es sich um eine echte Kapazitätserhöhung oder nur um einen komplexen Messeffekt handelt. Die üblichen Kapazitätsmessgeräte funktionieren wohl umso genauer, je näher der gemessene Kondensator im elektrischen Sinne „ideal“ ist, was auch diese Daten zu bestätigen scheinen.
Elektrolytkondensatoren
Zur Untersuchung der Elektrolytkondensatoren wurden folgende Messgeräte verwendet: Kapazitätsmessgerät PeakTech 3730, ESR-V5-Tester und Voltcraft Digital-Multimeter VC870.
Nachdem die beiden Niedervolt-Elkos bei einer Vorprüfung eine deutlich höhere aktuelle Kapazität im Vergleich zur nominellen Kapazität anzeigten, wurde der Austausch beider Kondensatoren beschlossen. Der Becher-Elko zeigte bei beiden Kapazitäten eine Verminderung der nominellen Kapazität auf etwa die Hälfte. Um eine optimale Siebung der Anodenspannung sicherzustellen, wurde auch der Becher-Elko ausgetauscht. Ein entsprechender Becher-Elko von Jan Wüsten stand zur Verfügung (3 x 50 µF), so dass der konstruktive Aspekt der Herstellungszeit erhalten werden konnte (Abb. 18).
Der Tausch war kniffelig, da die Befestigungsmutter bei enger Verdrahtung von unter her mit einer langen Spitzzange gelöst werden musste. Der Elko konnte nicht gedreht werden, da er auf einer noch oben gebördelten Bohrung sitzt, die zwar einen perfekten Kontaktschluss des Elko-Gehäuses mit dem Chassis ermöglicht, aber jede Drehung verhindert. Einen Blick auf die Verdrahtung zeigt Abb. 19.
Alle ausgebauten Elkos wurden hier ebenfalls hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der analysiert. Dazu wurden Kapazität, ESR und Reststrom Im Betriebsspannungsbereich gemessen. Abb. 20 zeigt den Aufbau zur Messung der Restströme.
Die Ergebnisse sind in Abb. 21 dargestellt.
Die Beurteilung der ESR- und Reststromwerte erfolgte auf der Basis der Standards der US Electronics Industry Association (EIA) RS-395 / Maximum Allowable ESR, Maximum Allowable Leakage (1). Sicher könnte man für die alten Kondensatoren auch höhere Grenzwerte akzeptieren. Die aktuelle Kapazität der Niedervolt-Elkos war um über 50% erhöht. Die ESR-Werte bei beiden Kondensatoren waren im erlaubten Bereich. Der Reststrom des 5 µF NSF-Elkos, der offenkundig bereits ersetzt war, überschritt den erlaubten Bereich. Der Reststrom des 100 µF Philips-Elko war noch im erlaubten Bereich. Beim Becher-Elko zeigten beide Einzelkondensatoren etwa um 50% verminderte aktuelle Kapazitäten. ESR- und Reststromwerte waren im erlaubten Bereich. Vor allem den Austausch des Becher-Elkos kann man natürlich kritisieren. Vielleicht könnte man mit Formierungs-Ansätzen, wie hier beschrieben, auch die Kapazität wieder erhöhen, durch mehrfaches einfaches Aufladen ist das natürlich nicht gelungen. Eine Parallelschaltung zusätzlicher Elkos hätte man trotz der engen Verhältnisse in Betracht ziehen können. Ich habe mich aber in Hinblick auf eine optimale Siebung und Betriebssicherheit zum Tausch entschlossen, zumal ein passender Becher-Elko zur Verfügung stand.
Inbetriebnahme
Die Abbildungen 22 und 23 zeigen die Oberseite und die Unterseite des Chassis nach Austausch der beschrieben Teile.
Die erste Inbetriebnahme wurde am ausgebauten Chassis, aber angeschlossenem Lautsprecher vorgenommen. Als Antenne wurde die vorhandene Kabelantenne über eine der klassischen Frequenzweichen (mit einer galvanischen Trennung) angeschlossen. Mit der hier in einem Forumsbeitrag vorgestellten Prüfeinrichtung zur Inbetriebnahme alter Röhrenradios wurde bei eingeschaltetem UKW-Teil die angelegte Spannung langsam hochgefahren. Diese Einrichtung stellt eine sichere Netztrennung, die bei Allstromgeräten zwingend geboten ist, sicher und erlaubt sowohl eine langsame Steigerung der Spannung sowie eine Strom- und Leistungsmessung. Der Erfolg war beeindruckend, über die Kabelantenne konnten trotz der Begrenzung des UKW-Bandes auf 100 MHz eine Vielzahl von UKW-Sendern empfangen werden. Trotz des einfachen Lautsprechers und der 60 Jahre alten Konstruktion war auch die Tonqualität erstaunlich gut. Auf einen Neuabgleich des Geräts wurde verzichtet. Die Tastatur war elektrisch funktionsfähig und Störungen durch nicht ausgetauschte Elemente waren nicht feststellbar. Die Empfangsfähigkeit auf den anderen Bändern LW, MW und KW konnte mit einer HF-Quelle mit moduliertem Signal sichergestellt werden, sie stand aber in Hinblick auf eine Alltagstauglichkeit nicht im Vordergrund.
Alle weiteren Messungen wurden am wieder montierten Radio vorgenommen. Beim Zusammenbau sind die Lautsprecherkabel wie im Originalzustand zu verlegen, damit sie nicht den in der Nähe liegenden Heizkreis-Vorwiderstand berühren.
Die Strommessungen ergaben bei 220 V 0,26 A und die verbrauchte Wirkleistung entsprach mit 50 Watt in etwa den technischen Daten des Radios (Abb. 24).
Der Stromverlauf im Oszilloskop war asymmetrisch entsprechend der Einweg-Gleichrichtung des Allstromgeräts (Abb. 25).
Bei Anschluss an ein 110 V Netz würde der Empfänger nur 35 Watt verbrauchen. Es werden bei 220 V also zusätzlich 15 Watt in Wärme umgesetzt. Eine zusätzliche Belastung stellt ein Anschluss an ein 230 V Netz dar. Die gemessene Leistung betrug jetzt 55 Watt, ein messbarer Mehrverbrauch, der abgesehen von der elektrischen Belastung durch höhere Spannungen und Ströme mit verschobenen Arbeitspunkten thermisch dem Gerät weiter zusetzt. Um die thermische zusätzliche Belastung zu bestimmen, wurde die Hitzeentwicklung mit einem 2-Kanal Thermometer (Voltcraft PL-120 T2) an 2 Bauteilen gemessen. Als Messpunkte wurden Punkte mit hoher Temperatur ausgewählt: die Außenseite der Endröhre UL41 und der Hohlraum des keramischen Heizkreisvorwiderstandes. Die Ablesung erfolgte nach Stabilisierung der Temperaturverhältnisse nach 30 min. Die Ergebnisse zeigt Abb. 26.
Die Temperatur der Endröhre steigt von 106° Grad auf 113° Grad, die des Vorwiderstandes von 201,3° Grad auf 210,7° Grad. Das restaurierte Radio wird daher unter optimalen Bedingungen mit einer Kombination aus Trenn- und Spartrafo (Bürklin) sicher vom Netz getrennt und bei 220V Spannung betrieben (Abb. 27).
Abb. 28 zeigt das restaurierte Gerät und Abb. 29 das Radio in Betrieb.
Der Aufwand für eine Wiederherstellung war nicht unbeträchtlich, war mir aber bei dem erzielten Informationsgewinn und der Freude an der Betriebstauglichkeit eines typischen Geräts der damaligen Epoche die Sache wert.
Referenzen
(1) LC 601: Z Meter Capacitor Inductor Analyzer. Operation, Application and Maintenance Manual
Sencore, Sioux Falls USA
(2) Schmid, Kurt: The Dreaded Bumble Bee Capacitors
Radio Bygones 160, 16-18, 2016
Hans RODT, 11.Sep.16
Hallo liebe Radiofreunde,
Bei meiner über ebay erworbenen Philetta fehlte leider (neben anderen Teilen) der NTC R 5. Kann mir jemand sagen, mit welchem modernen Bauteil ich diesen ersetzen kann und wo dieses erhältlich ist? Habe bei meiner Suche nichts passendes gefunden. Wie belastbar muss das Bauteil sein? Vorab schn besten Dank!
Wolfgang Steeger, 24.Jan.20