Weconomy Tuner
Western Electric Co. Ltd.; London
- Country
- Great Britain (UK)
- Manufacturer / Brand
- Western Electric Co. Ltd.; London
- Year
- 1924
- Category
- Broadcast Receiver - or past WW2 Tuner
- Radiomuseum.org ID
- 76268
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- Number of Tubes
- 2
- Main principle
- TRF (Tuned-Radio-Frequency but use of regeneration unknown)
- Wave bands
- Broadcast (MW) and Long Wave.
- Power type and voltage
- Storage and/or dry batteries
- Loudspeaker
- - For headphones or amp.
- Material
- Wooden case
- from Radiomuseum.org
- Model: Weconomy Tuner - Western Electric Co. Ltd.;
- Shape
- Tablemodel, Box - most often with Lid (NOT slant panel).
- Dimensions (WHD)
- 5 x 11 x 10 inch / 127 x 279 x 254 mm
- Notes
- BBC/PMG stamp, GPO No. 2217; uses miniature (peanut) valves. Long wave by plug-in coils. See also a similar the "Weconomy" 3 Valve Loud Speaking Amplifier model 44013 manufactured in the UK by the Western Electric Co. Ltd. in 1923. It bears the BBC/PMG stamp and is marked with the GPO Reg. No. 3423 and has 3 peanut tubes. Or the Loud Speaking Amplifier with two tubes 216A.
- Source of data
- Radio! Radio!
- Author
- Model page created by Konrad Birkner † 12.08.2014. See "Data change" for further contributors.
- Other Models
-
Here you find 30 models, 26 with images and 6 with schematics for wireless sets etc. In French: TSF for Télégraphie sans fil.
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Forum contributions about this model: Western Electric Co.: Weconomy Tuner
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Über Geschmack lässt sich (nicht) streiten…
Western Electric Weconomy HF Amplifier Detector und 3 Valve Amplifier
(die Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern)
Die frühen Geräte Anfang der 1920er Jahre waren vor allem technische Objekte. Die Hersteller kamen in den meisten Fällen aus der Telephonie- und der Telegraphiebranche bzw. hatten im Ersten Weltkrieg kommerzielle Funkgeräte für den Kriegseinsatz gebaut. Von einem Design für Endverbraucher war man noch weit entfernt. An sich verkaufte man Kisten mit Drehknöpfen, aber dennoch gab es auch bei diesen technischen Geräten einige ästhetische Entgleisungen. Aber, siehe Titel….
Ein Beispiel ist die hier vorgestellte Gerätekombination.
Western Electric Company [1][2]
Die Western Electric Company (WE) wurde 1872 durch den Zusammenschluss einiger kleinerer Telegraphenbauwerkstätten, die bereits seit 1856 tätig waren in USA gegründet. 1882 wurde Western Electric von der American Bell Company gekauft und 1899 als Tochtergesellschaft der American Telephone & Telegraph Co. (AT&T), die auch zum Bell-Konzern gehörte, zugeordnet.
Obwohl AT&T nach einer Umorganisation durch den neuen Besitzer J.P. Morgan keine Beziehung mehr zur Funktechnik hatte, beschloss der damalige Präsident der Firma, Vail, ein Labor bei WE zu gründen, um eine gute Patentposition in der neuen Funktechnologie zu erarbeiten.
Oktober 1912 führte DeForest sein Audion als Audioverstärker dem Labor von WE vor. Unter Leitung von Harold D. Arnold erkannte man genau wie E. Langmuir bei General Electric (GE) die Notwendigkeit von einem besseren Vakuum, um schließlich 1913 zuverlässige Röhren zu erhalten. WE erarbeitete schnell führendes know-how auf dem Gebiet der Röhrentechnik, speziell für Senderöhren und Oxid bedeckte Heizfäden vor allem für Telefonverstärker und lieferte im Krieg wie auch andere Unternehmen unter Marconipatenten Verstärker- und Senderöhren für die amerikanische Armee.
Nach dem Krieg einigten sich AT&T und WE 1920 mit RCA und GE über ein Patentaustauschabkommen. WE sollte vor allem Senderöhren und Röhren für den Telefonverstärkerbereich sowie komplette Sender produzieren. Zu dieser Zeit war noch nicht klar, welch großer Markt der Radiomarkt für Konsumenten werden würde. AT&T und WE versuchten Mitte der 1920er Jahre an diesem Markt zu partizipieren, aber nach einigen Auseinandersetzungen mit RCA blieb WE bei der Produktion von Radiosendern, Kontrollempfängern, Lautsprechern und Verstärkern, Theater Audiosystemen und kommerziellen Radios. Die Auslandsaktivitäten wurden 1925 an die International Telephone and Telegraph (IT&T) verkauft, die damals einen Expansionskurs verfolgte. (Später kamen noch Lorenz u.A. in Deutschland dazu)
Zu diesen Auslandsaktivitäten gehörte auch die Western Electric Company Ltd., London, die seit der Eröffnung 1883 als Auslandsbüro stark expandiert war. Aufgrund der Patentsituation in Großbritannien konnte die WE Ltd. London Geräte und Röhren in Großbritannien für den Konsumentenbereich herstellen und verkaufen. Beim Übergang 1925 an die ITT wurde sie in Standard Telephones and Cables Ltd. (S.T.& C.) umbenannt. WE London gehörte zu den „big six“ Firmen, die an der Gründung der BBC beteiligt waren, die am 14. November 1922 „on air“ ging. Dennoch war WE Ltd. bzw. ST&C vor allem mehr erfolgreich beim Verkauf von Einzelteilen und kommerziellen Geräten als bei Radiogeräten.
Der „H.F. Amplifier Detector“
Das hier vorgestellte Gerät aus dem Jahr 1924 (Bild 1) fällt sofort durch sein senkrecht gestaltetes Gehäuse auf. Sind britische Geräte aus jener Zeit meistens durch ihre aufwändig gestalteten truhenartigen Mahagonigehäuse und Messinganschlüsse bekannt, so kommt dieses Gerät eher bescheiden daher und zudem noch in den ungewohnten Dimensionen (BHT 12,7 x 27,9 x 25,4 cm). Vergleicht man es mit anderen Geräten der WE London, sieht man deutlich, dass es sich um eine Firma mit Schwerpunkt kommerzielle Funkgeräte, Verstärker und Sender handelt. Endverbraucherfreundliches Design war offensichtlich nicht Sache der WE.
Das Gerät trägt ein Abziehbild „BBC, Approved by Postmaster General“ und eine gravierte Platte „Weconomy“ HF Amplifier Detector REG. No. 2217 (Bild 2). Auf dem Boden des Gehäuses ist die Bezeichnung "SS1739-1" eingeprägt.
Hierzu einige Informationen über die Bestempelung von britischen Geräten in der Frühzeit des Rundfunks. (siehe auch Zeittafel unten)
Ähnlich wie in Deutschland durch den RTV-Stempel (Reichstelegraphenverwaltung) wurde in Großbritannien seit 1. November 1922 durch die General Postmaster Office (GPO) Registration Number der Typ eines Rundfunkgerätes zugelassen. Analog wie in Deutschland wurde ein Mustergerät versiegelt und musste in der Firma für Inspektoren, die es mit der Serienproduktion zu Kontrollzwecken verglichen, bereitgehalten werden. (In D wurde sogar jedes verkaufte Gerät versiegelt) Ebenso wurde analog zur RTV geprüft, dass das Gerät in keinem Fall durch Rückkopplung Hochfrequenz abstrahlen konnte. Die Bedenken der Behörden waren also in beiden Ländern ähnlich. Dadurch waren die Geräte wie in Deutschland zu jener Zeit ziemlich unempfindlich, oder es musste eine Hf-Stufe zum Schutz vor Hf-Abstrahlung über die Antenne vorgeschaltet werden. Dann konnte in der zweiten Stufe eine Rückkopplung verwendet werden. Genau wie in Deutschland mussten die Firmen für die Erteilung der GPO Lizenz eine Gebühr bezahlen, von der aber im Unterschied zu Deutschland ein Teil an die BBC floss.
Die British Broadcasting Company und das General Postmaster Office
Hierzu sind vielleicht noch einige Erläuterungen zu den unterschiedlichen Rundfunksystemen in Großbritannien und Deutschland notwendig.
Die British Broadcasting Company Ltd. wurde am 18. Oktober 1922 gegründet. Sie erhielt vom GPO am 1. November 1922 die Lizenz für einen regelmäßigen öffentlichen Rundfunkbetrieb für Großbritannien, der am 14. November 1922 begann.
Anteilseigner der BBC waren vor allem die „big six“ British Thomson-Houston Co. Ltd., General Electric Co. Ltd., Marconi’s Wireless Telegraph Co. Ltd., Metroplolitan-Vickers Electrical Co. Ltd., The Radio Communication Co. Ltd. und Western Electric Co. Ltd.. Diese sechs größten Firmen hatten den Hauptanteil von £ 60.000 des Firmenkapitals eingebracht, dazu kamen weitere 300 kleinere im Radiobereich produzierende Firmen, die zusammen den restlichen Teil von £ 40.000 einbrachten. Anteilseigner mussten britische Firmen sein. Der Betrieb der BBC wurde durch 50 % der Rundfunkgebühr der Hörer von jährlich 10s.0d (50p [4]) und von einer Lizenzgebühr auf jedes von den BBC-Mitgliedern verkauftes Gerät. Diese Gebühr staffelte sich nach technischem Aufwand der Geräte vom einfachen Detektorempfänger bis zum Mehrröhren-Neutrodynempfänger. Die Unternehmen wurden verpflichtet nur in Großbritannien hergestellte Geräte zu verkaufen. Eine weitere Patentlizenzgebühr musste an die Marconi Company abhängig von der Zahl der Röhrenfassungen gezahlt werden.
Die BBC hatte also zwei Einnahmequellen. Einmal die relativ geringe jährliche Rundfunkgebühr von Hörern, die GPO zugelassenen Geräte der Anteilseigner der BBC gekauft hatten und auch nur die benutzen durften, daher die eingravierte Registernummer und Plakette, und die Lizenzgebühr der Firmen für diese Geräte. Die Lizenzgebühren verteuerten die Radios wesentlich und viele Hörer bauten sich ihre Geräte selbst. Dafür gab es eine „Experimenter’s Licence“, die einmalig 10s.0p (50 p) kostete. Die Lizenz erforderte im Gegensatz zu Deutschland keine Mitgliedschaft in einem Radioverein und Prüfung. Dafür konnte man ein Gerät beliebig aufbauen, auch wesentlich empfindlichere Geräte mit Rückkopplungsaudion, auch aus ausländischen billigeren Bauteilen oder sogar Fertiggeräten ohne BBC-Stempel nutzen. Zwar wurden die „Experimenter“ aufgefordert keine Störungen verursachende Rückkopplung zu verwenden, aber die schiere Zahl an Versuchslizenzen ermöglichte es dem GPO nicht jedes Gerät zu kontrollieren.
Die Radiofirmen und das GPO hatten diese Selbstbaubewegung wesentlich unterschätzt und so gingen der BBC signifikante Einnahmen verloren. Ab 1.10.1923 wurden die Gebühren daher drastisch gesenkt. Unser hier vorgestelltes Gerät kostete 1924 £15.2s.0d wovon WE 1923 £1.15s.0d, also rund 11,6 % an die BBC hätte abführen müssen, ein Jahr später 1924 aber nur noch 15s.6d. = 5,1 % [3][4]. Nach heutiger Kaufkraft kostete das Gerät rund £942 = 1083 €. [5] Ein einfacher Arbeiter verdiente im Durchschnitt 1925 ca. 40s = £2 bis ca. £4 pro Woche je nach Industrie und Ausbildung. Der Preis entsprach also fast ein bis zwei Monatslöhnen eines ausgebildeten bzw. einfachen Arbeiters. Der Selbstbau bot sich daher an, bedenkt man die Einfachheit der damaligen Empfänger. Vor allem, da immer mehr Firmen Selbstbaukits anboten.
Ab September 1924 verschwand der „BBC Approved by Postmaster General“ Stempel von den Geräten und wurde durch ein Abziehbild „Entirely British Manufacture“ ersetzt, was auf den ersten Blick genauso aussieht wie der vorherige BBC Post Master Stempel. Die BBC wurde nur noch durch Anteile der Hörergebühren finanziert. Unser Gerät wurde also vor September 1924 gebaut.
Im Gegensatz dazu waren in Deutschland ab 1923 in den Ländern einzelne lokale Rundfunkgesellschaften von Privatleuten und Firmen gegründet worden, an denen das Reichspostministerium Anteile hatte. An den Lizenzen für RTV Überprüfungen hatten diese lokalen Rundfunkunternehmen aber keine Anteile, auch gab es keinen Zwang nur Geräte der Anteilseigner der Rundfunkgesellschaften zu kaufen. Im Gegensatz zu Deutschland wurden die Sender in Großbritannien von den BBC-Mitgliedsfirmen gebaut und blieben in deren Besitz. In Deutschland wurden die Sender von der Post über die Gebühren finanziert und blieben auch in deren Eigentum. Bezüglich RTV Stempel und Überprüfungen und Audion Lizenz kann man aber Parallelen zum englischen System sehen.
Am 31.12.1926 wurde die British Broadcasting Corporation Ltd. aufgelöst und ihr Vermögen ging in die British Broadcasting Corporation, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts über.
Die Schaltung des "HF Amplifier Detector"
Das Gehäuse des „Weconomy HF Amplifier Detektor“ kann angenehmerweise durch Lösen einer Schraube seitlich aufgeklappt werden und enthält einen Schaltplan an die Tür geheftet (Bild 3). Er ist jedoch für heutige Augen so unübersichtlich gezeichnet, dass ich ihn nach heutiger Norm umgezeichnet habe (Bild 4). Die mit „link“ bezeichneten Fassungen sind für Steckspulen nach englischer Norm vorgesehen, das heißt je einen Pin und eine Buchse (Bild 5). Damit lässt sich mit einem entsprechenden Spulensatz der Langwellen und Mittelwellenbereich überstreichen. Die Drehkondensatoren haben einen linearen Plattenschnitt und betragen je 500 pF, sie sind an den entgegengesetzten Enden des Gehäuses angeordnet.
Wecovalve "Peanut" Röhren
Dann fallen als die beiden für die 1920er Jahre erstaunlich kleinen Röhren „Standard G125A“ auf. Sie haben gerade mal 16mm Durchmesser und eine Höhe von 62 mm und wurden damals auch "Peanut" (Erdnuss) Röhren genannt. Bild 6 zeigt eine der Röhren im Vergleich zu einer ECH 81 und Bild 7 zeigt den Sockel. Dennoch hat man diese kleinen Dimensionen aufgrund der damaligen Bauweise der Bajonettfassungen und Chassis nicht ausnutzen können. Diese haben einen Durchmesser von 4 cm mit Schraubanschlüssen für die Anschlussdrähte (Bild 8). Zudem sind die anderen Bauteile des Gerätes zeitgemäß wesentlich größer als zu ECH 81-Zeiten in den 1950er Jahren.
Die G125A ist identisch mit der Western Electric 4215A, VT 5 oder Wecovalve. Sie wurde von Hendrik Johannes van der Bijl schon 1919 bei WE entwickelt. Sie enthält einen Oxid-beschichteten Heizfaden und wird bei 1 V, 250 mA betrieben. Geplant ist die Versorgung mit Trockenbatterien, allerdings sind 250 mA für einen Dauerbetrieb ein wenig zu hoch. Im „HF Amplifier Detector“ sind die beiden Röhren hintereinandergeschaltet und enthalten im Heizkreis zusätzlich einen Rheostat.
Diese Röhren sind im Vergleich zu anderen Röhren jener Zeit sehr ökonomisch, möglicherweise ist daher von WE den Geräten die Marke „Weconomy“ beigegeben worden.
In Großbritannien wurde die Wecovalve von 1923 an von Mullard in Lizenz gebaut. Es gab auch eine Ausführung mit Europasockel [7], nach 1925 wurden die „Wecovalve“ als „G125A“ von der ST&C gebaut. ST&C bezeichnete seine Röhrenmit dem Markennamen „Standard“. Das Gerät ist mit zwei „Standard“ Röhren bestückt und auch der weiter unten vorgestellte Verstärker ist komplett mit drei „Standard“ G215A Röhren bestückt. Dies ist erstaunlich, da der GPO Stempel zeigt, dass die Geräte vor 1924 gebaut wurden, ST&C mit dem Markennamen aber erst 1925 durch Ausgliederung aus WE und Kauf durch ITT entstanden sein soll.
Neutralisation und Rückkopplung
Das Gerät hat innen zwei Spulen, die ohne zusätzliche Steckspulen außen nur mit Kurzschlussstecker den Empfang im oberen MW Bereich erlauben. In der zweiten Spule sitzt die drehbare Rückkopplungsspule für das Audion. Die erste Röhrenstufe ist als HF-Verstärker geschaltet und die zweite Stufe als Detektor, wie der Name des Gerätes ja nahelegt. Wie oben erläutert hat man dadurch vermieden, dass Rückkopplungspfeifen über die Antenne abgestrahlt wird.
Bild 9 zeigt die Innenaufnahme des Gerätes. Mittig unten sieht man die beiden Wecoröhren. Die Drehkondensatoren und Spulen sind massiv aufgebaut. Das Rückkopplungsvariometer ist aufwändig konstruiert. An der Seitenwand sieht man nebeneinander einen variablen Röhrchenkondensator nach Hazeltine, der zur Neutralisation einer der Trioden dient, die andere Triode hat ebenfalls ein Neutrodon. Eine ausführliche Ausführung über Schaltung und Wirkungsweise dieser Neutralisierungskondensatoren findet man in [9]. Daneben sind der Gitterwiderstand der Audionröhren und daneben der Dubilier-Koppelkondensator 100 pF zu sehen. Die Beschriftung des Gitterableitwiderstandes mit 1∙5 Ω irritiert ein wenig, war aber im angelsächsischen Raum üblich, es sind natürlich 1,5 MΩ gemeint.
Es fällt auch auf, das hinter der Spule oben links in die Seitenwand eine kreisförmige Vertiefung eingefräst ist, die mittig links und rechts zwei Löcher hat, die durch Schrauben und Muttern verschlossen sind. Das findet man in allen fotografierten Geräten im radiomuseum.org. Möglicherweise wurde die Konstruktion und Befestigung der Spule im Laufe der Produktion geändert, was nach dem 1.10.1923, ein Jahr vor Abschaffung des GPO Stempels durch eine Änderung und Vereinfachung der Verordnung möglich wurde.
3 Valve Loud Speaking Amplifier
Der „HF Amplifier Detector“ erlaubt selbst mit eng angekoppelten Konzertsender nur den Empfang mit Kopfhörer, daher gab es dazu 1924 den Weconomy" „3 Valve Loud Speaking Amplifier“ zu kaufen. Mit seinen Maßen BHT 12,8 x 14,0 x 25,45 cm und dem Lautstärkeregler an der Stirnseite passt er genau neben den „HF Amplifier Detector“. (Bild 10) Er trägt die GPO Registriernummer 3423 und auf dem Boden "SS1745-1" eingeprägt. Der Verstärker hat 3 Wecovalve Röhren „Standard“ G125A, deren Heizfäden in Serie geschaltet sind und somit 3 V, 250 mA benötigen. Sein Vorgänger von 1923 „Loud Speaking Amplifier“ mit zwei Wolframröhren Typ 216A benötigte noch einen Akku für 6 V und 2 x 1 A. Er kostete £24.0s.0d. (!). Zur Kaufkraft und Einkünften von Arbeiterhaushalten siehe oben.
Das Schaltbild zeige ich hier wieder in Originalform und in heutige Anordnung übertragen (Bild 11,12). Das Gerät enthält drei Übertrager. Der Eingangsübertrager hat 6 Anzapfungen, die mit einem Schalter zur Lautstärkeregelung dienen. Die erste und zweite Stufe sind transformatorgekoppelt. Die Endstufe besteht aus zwei parallel geschalteten Wecoröhren, wobei eine der beiden Röhren durch eine Gitterbatterie um -1,5 V in ihrer Kennlinie verschoben wird, sodass die Endstufe insgesamt einen höheren Aussteuerbereich hat. Zufällig wurde dieses Prinzip auch in [8] beschrieben und in einem Koffergerät der 1950er Jahre verwendet. 1950 war es die Knappheit an verfügbaren Batterieendröhren, 1924 war der Grund die fehlenden Leistungsendröhren die ökonomisch geheizt werden konnten.
Im Gerät werden daher zwei voneinander getrennte Gitterbatterien eingesetzt, die auf Bild 13 vorne rechts in eine Fassung vorne und hinten eingesetzt wurden. Leider war in meinem Gerät keine Gitterbatterie mehr vorhanden, ich habe auch leider keine Abbildung derselben finden könnten. Zumindest konnten sie so nicht auslaufen und möglichweise das Gerät beschädigen.
Reparatur des Eingangsübertragers
Der Eingangsübertrager hatte primärseitig eine Unterbrechung. Ich versuchte die Reparatur durch Anlegen von 300 V mit einem Vorwiderstand von ca. 10 kΩ. Die Unterbrechungen in Übertragern befinden sich oft an der Übergangslötung zwischen Anschlussdraht und Wickeldraht und kann durch die hohe Spannung durch einen Lichtbogen im Übertrager wieder verschweißt werden. Der Vorwiderstand dient zur Strombegrenzung, damit der Wickeldraht nicht durchbrennt. Mit dieser Methode kann man viele Übertrager retten, allerdings kann es sein, dass die Schweißstelle nicht dauerhaft hält. Zum Ausprobieren der Funktionsfähigkeit reicht es aber erst einmal. Übertrager neu zu wickeln ist sehr aufwändig und zerstört die Originalität des Gerätes.
Hier funktionierte diese Methode leider nicht auf Anhieb. Im zweiten Schritt schließe ich eine Seite der Wicklung an Erde und gebe auf die andere Seite mit einem Tesla-Vakuumprüfer Hochspannung. Durch die überspringenden Funken schweißte sich die Bruchstelle wieder zusammen und konnte mit anschließender Behandlung wie im vorigen Absatz beschrieben stabilisiert werden.
Inbetriebnahme
Aus dem 2 µF Kondensator war zwar etwas Teermasse ausgetreten, er hatte aber die vorschriftsmäßige Kapazität und für 60 V einen ausreichenden Isolationswiderstand von ca. 1 MΩ. Er ist insofern kritisch, dass im Falle eines Durchschlags 60 V an den Heizungen der Röhren anliegen würden.
Alles in allem waren beide Geräte in einem sehr guten Zustand und ich konnte daran gehen, sie auszuprobieren. Leider habe ich nur wenige englische Steckspulen mit dem Buchse-Stecker-Anschluss. Ich habe daher mit Kurzschlusssteckern für den oberen MW-Bereich gearbeitet.
Das Ensemble benötig zwei Heizbatterien 3 V bzw. 4,5 V für die hintereinander geschalteten Heizungen der Röhren und entweder zwei Anodenbatterien 45 V und 60 V oder eine Batterie mit den entsprechenden Anzapfungen.
Das Ensemble repräsentiert nun einen vierstufigen Empfänger mit HF-Vorstufe, Audion, Nf-Stufe, Endstufe (Bild 14). Der Lautsprechertrichter auf dem Bild ist ein Brown „H4“ aus der gleichen Periode. Der Verstärker bringt eine wesentliche Verbesserung der Lautstärke, jedoch ist das Gerät insgesamt sehr unempfindlich trotz der Rückkopplung beim Audion. Möglicherweise ist eine der Röhren emissionsschwach, ich konnte sie leider nicht testen.
Das Gerät ist mit seinen Wecoröhren für mich ein Zeugnis einer außergewöhnlichen frühen Röhrenentwicklung. Gleichzeitig ist es ein Beispiel für die frühe Schaltungstechnik und die behördlichen Beschränkungen, die damals noch die Rundfunk- und Radioentwicklung hemmten. Daher ist es Bestandteil meiner Sammlung.
Literatur
[1] Alan Douglas, Radio Manufacturers of the 1920’s, Vol. 3, Vestal Press, New York 1991
[2] Keith Geddes, Gordon Bussey, The Setmakers, A History of the Radio and Television Industry, BREMA, London 1991
[3] Jonathan Hill, Radio! Radio!, Sunrise Press 1986
[4] Lsd – Währungssystem in England bis 15.2.1971. 20 shilling = 1 £, 12 pence = 1 shilling die Abkürzungen stammt aus dem Lateinischen librae, solidi, and denarii.
[6] Arbeiterlöhne 1925 in Grossbritannien
[7] Keith R. Thrower, British Radio Valves The Vintage Years: 1904 – 1925, Speedwell, Reading, 2. Aufl. 2000
[8] H.M. Knoll, Alle vom Standard abweichende Schaltungsdetails im Universalkoffer „Scheller“ von 1950, Das Radiomuseum (Cham), 6 Jahrg., Heft 1/2021, S.24ff
[9] Dietmar Rudolph, Neutralisation bei Empfängern mit Röhren hier im RM.org
Bilder:
Bild 1: “Weconomy” HF Amplifier Detector
Bild 2: Typenschild mit British Postoffice Registernummer 2217
Bild 3: Zeitgemäßes Schaltbild im Gerät HF Amplifier Detector
Bild 4: Nach heute üblicher Anordnung umgezeichnetes Schaltbild
Bild 5: Englische HF Spulen. Links Fa. Lewcos 50 Wdg., rechts Fa. Edison Bell London 150 Wdg. mit Celluloid-Schildpatt Imitation
Bild 6: Wecovalve „Standard“ G125A im Vergleich zu einer ECH 81
Bild 7: Bajonettsockel der Wecovalve
Bild 8: Fassung für die Wecovalve
Bild 9: Western Electric “HF Amplifier Detector” innen
Bild 10: Western Electric “3 Valve Loud Speaking Amplifier”
Bild 11: Originalschaltbild “3 Valve Loud Speaking Amplifier”
Bild 12: Umgezeichnetes Schaltbild „3 Valve Loud Speaking Amplifier“
Bild 13: “3 Valve Loud Speaking Amplifier” innen
Bild 14: Kombination aus „HF Amplifier Detector” und “3 Valve Loud Speacking Amplifier” mit
Brown “H4” Loudspeaker
Zeittafel B.B.C. Stamp & Post Office Registration Schema
1. November 1922
Alle Radiogeräte für die Nutzung vom Endverbraucher unter der Rundfunklizenz müssen in Großbritannien von einer Mitgliedsfirma der BBC produziert sein und vom GPO freigegeben sein. Die Geräte tragen den BBC/GPO Stempel und eine Registriernummer.
Ein Muster des Gerätes muss vom GPO auf Abstrahlung von Wellen getestet und versiegelt als Muster in der Fabrik aufbewahrt werden.
Bauteile tragen ebenfalls den BBC/GPO Stempel
14. November 1922
Beginn des regulären regelmäßigen Rundfunkprogramms
1. Oktober 1923
Lizenzgebühren für den BBC/GPO Stempel werden drastisch reduziert und für Bauteile abgeschafft. Der Test auf Abstrahlung von Schwingungen wird abgeschafft und der Hersteller muss in der Gebrauchsanweisung nur den korrekten Gebrauch der Rückkopplung zur Vermeidung von Störungen erklären.
Es wird nur noch geprüft, ob das Gerät auch im nun erweiterten Band bis 300 m (1000 kHz) empfängt.
Mustergeräte müssen nicht mehr versiegelt werden und Änderungen beim Hersteller können nach einfacher Anzeige beim GPO durchgeführt werden. Das gilt auch für vor 1.10.1923 angemeldete Geräte.
1. Juli 1924
Lizenzgebühren und Testprozedur des GPO werden abgeschafft. Der Hörer kann nun Geräte von jedem britischen Hersteller erwerben, auch wenn er nicht Mitglied der BBC ist.
Dennoch muss der BBC/GPO Stempel am Gerät angebracht werden, obwohl keine Prüfung und Freigabe mehr stattfindet.
1. September 1924
Mitglieder der BBC versehen ihre Geräte mit dem neuen BBC / ENTIRELY BRITISH MANUFACTURE Stempel.
1. Januar 1925
Sämtliche Stempelvorschriften werden abgeschafft. Der BBC-Stempel wird nur aus Prestige oder patriotischen Gründen von einzelnen Firmen weiterhin freiwillig angebracht. Als einfacher BBC-Stempel ohne Rahmenschrift bis 1927.
Rüdiger Walz, 09.Aug.21