Englische Steckspulen "verpolungsgesichert"

ID: 53779
Englische Steckspulen "verpolungsgesichert" 
01.Jun.05 21:01
0

Georg Schön (D)
Beiträge: 268
Anzahl Danke: 6

Hallo Radiofreunde!
Vor über einem Jahr gab es hier einen Thread:
http://www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=24054
in dem zweierlei klargestellt wurde:
1.) Es gab eine DIN-Norm zum Wickelsinn von Steckspulen.
und zumindest für mich überraschend:
2.) Es ist gleichgültig, wie herum eine Steckspule
eingesteckt wird.
Nun sind mittlerweile mehrere engliche Steckspulen
als Modelle angelegt worden, überwiegend von Hrn Birkner.
Diese haben allesamt jeweils einen Steckerstift und eine Buchse,
können also nur auf eine Weise eingesteckt werden.
Weshalb dies? Waren die Briten schon damals mit
Links- und Rechts(drehung) auf dem Kriegsfuß? :=)
Grüße
Georg Schön

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 2
Codierte Steckspulen wozu? 
02.Jun.05 14:51

Hans M. Knoll (D)
Redakteur
Beiträge: 2120
Anzahl Danke: 5
Hans M. Knoll

Hallo Herr Schoen,
da haben Sie ja wieder eine "schoene" Frage aufgeworfen.

Weil ich es aber nicht sicher weiss, kann (soll) ich erst am 3.Tag antworten.
Bis dahin etwas zum Raten.

Zwei Photos eines original NORA Detektors Type Da 50 s
Einmal von oben (Spulensstecker) und einmal von unten (innenseite Stecker)

Stoeren Sie sich nicht daran, dass die "Buchse" nicht verdrahtet ist , da hat einmal in jungen Jahren  der Sohn von "Paul Knoll"  gebastelt! ;-)  Weil er die Steckspule nicht hatte.
Bild 1




Bild 2




Vielleicht bringt die Tatsache, dass dabei zwei Spulen (ihn Reihe) in Funktion sind den einen oder anderen auf die richtige Bahn.
Zu beachten ist dabei, die Spulen sind magnetisch gekoppelt!!
Ich kann nur spaeter das sagen was ich meine!

Gruss Knoll

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 3
Spulenstecker 
02.Jun.05 17:00

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2316
Anzahl Danke: 3
Konrad Birkner † 12.08.2014

Was den Wicklungssinn betrifft, ist ein "Verpolen" der Spule durch Umdrehen natürlich nicht möglich.
Warum dieser Verpolungsschutz gewählt wurde, konnte ich nicht herausfinden. Möglicherweise führte tatsächlich eine Fehlüberlegung zu einer unnötigen Lösung, wer weiß?

Eines ist aber sicher: Obwohl nicht beabsichtigt, ergibt sich eine eindeutige Zuordnung von "heißem" und "kaltem" Ende der Spulen. Dies spielt bei der induktiven veränderbaren Rückkopplung eine u.U. bedeutende Rolle. Der Rückkopplungseinsatz ist nämlich sehr verschieden je nach Anteil der kapazitiven Kopplung, die ja unfreundlicherweise auch nicht phasenrein mit der induktiven (erwünschten) Komponente erfolgt.

Also offenbar ein Vorteil, an den die Erfinder sicherlich nicht dachten.
Nach meinen Informationen scheint deForest zumindest einer der ersten gewesen zu sein, der diesen Spulensockel verwendete. Vielleicht sogar der Erfinder? Die deForest 6-panel und 15-panel sets von 1919 haben diese Spulenart (deForest Koppler mit Spulen siehe http://www.radiomuseum.org/dsp_modell.cfm?model_id=70855). 

Eines kann man jedenfalls nicht mit diesem angelsächsischen Stecker: Im Gegensatz zur deutschen Form passt er nicht in die Steckdose.  Da hat man bei uns wohl etwas zu wenig überlegt, oder? Denn 4mm Stifte mit 19mm Abstand (es gab auch 20mm) waren genau die Netzsteckermaße.

In Frankreich gab es daneben noch andere Normen mit sehr engem oder sehr weitem Abstand. Eine davon verwendet 5/32" Stifte (=3,968~4mm) mit einem Abstand von 5/8" (=15,875~16mm).So verwendet z.B. von César, Ferrix, Integra und Stygor (La Duobybine).

Die Zollmaße scheinen gar nicht so abwegig wenn man bedenkt, dass auch unsere 4mm und 19mm vermutlich (mit Edison) von 5/32" und 3/4" abgeleitet wurden.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 4
Mitteilung von Hrn Zylka 
02.Jun.05 19:29

Georg Schön (D)
Beiträge: 268
Anzahl Danke: 5

Hr. Zylka teilte mir folgendes zu den englischen
Steckspulen mit:
---------------------------------------------------------------------------------
Kenne in England eine recht betagten Herrn, welcher noch heute einen Radioshop "radiovintage " betreibt.
Dieser sagte mir zu einer gleichlautenden Frage folgendes aus:
Es gab eine Reihe von Spulen mit Anzapfung, welche als Schraubanschluss auf der Spule montiert war. Dort gab es auch asymmetrische Verhältnisse . Vielleicht auch eine Motivation für die Designer.
Beste Grüße
Wolfram Zylka

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 5
Steckspulen 
02.Jun.05 20:08

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2316
Anzahl Danke: 3
Konrad Birkner † 12.08.2014

 6
 
02.Jun.05 21:36

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2316
Anzahl Danke: 5
Konrad Birkner † 12.08.2014

Steckspulen mit Anzapf kamen erst Jahre nach dem Sockel.


Übrigens ist hier eine Steckspule als Variometer zu sehen, sicher nicht alltäglich:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 7
Nora 50s 
03.Jun.05 09:41

Georg Schön (D)
Beiträge: 268
Anzahl Danke: 5

Hallo Hr. Knoll,
ich will mal mein Ergebnis zu Ihrem Rätsel nennen:

Es wird eine Spule aufgesteckt, die mittels eines Gelenkes
im Sockel gegen die im Gehäuse fest eingebaute Spule
geschwenkt werden kann.
Dies ergäbe eine Art Variometer, man erspart den Drehko,
(Die Bilder sind absichtlich so gemacht, daß man nicht sieht,
ob ein Drehko eingebaut ist?) oder man kann einen weiteren
Bereich mit einem kleinen Drehko überstreichen.
Die Kodierung dient nun dazu, das kalte Ende (Erde)
am Rand der Flachspule festzulegen, da man den Rand zum
Schwenken der Spule anfassen muß.
Ohne kapazitive Effekte wäre die Polung auch in diesem Fall
nicht relevant.
Was mich an dieser Hypothese stört, ist der Umstand,
daß die "Klapp-Steck-Spule" mit dem Detektor ins
Gehege kommt, aber vielleicht war da schon eine Diode
eingelötet?

Grüße
Georg Schön



Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 8
Warum die Codierung? Ist es das? 
03.Jun.05 15:43

Hans M. Knoll (D)
Redakteur
Beiträge: 2120
Anzahl Danke: 5
Hans M. Knoll

Hallo Herr Schoen.
Hallo Leser des Forums.

Na dann will ich auch einmal den Sack aufmachen.

Vorher noch, der NORA hat einen Drehko und einen aufgesteckten  Detektor. Ich habe mich extra bemueht, den Ausschnitt so zu legen, damit man sehen soll die beiden Spulen liegen n Reihe. Versteckt werden sollte nichts.

Jetzt zu meiner Meinung wozu das Codieren. Der Steckspulen?

Bis zum 1.September 1925 an dem auf  der in Genf tagenden Wellenkonferenz,   ein neuer Wellenplan festgelegt wurde und bei der in Deutschland  die Audion- Versuchserlaubnis fiel, waren Empfang fuer privat nur von 300 bis 700 Meter zulaessig.
Ab diesem Tag  wurde der Bereich in Richtung auch Langwellen erweitert, soweit ich im Moment weiss, bis 2000 Meter.( was durch aufstecken der passenden Spule moeglich war) Ebenso entfiel das Pruefzeichen  am Empfaenger und die Banderolen an den Roehren mit dem bekannten "RTV" Zeichen.

In den Europaeischen Laendern  besonders  in Belgien und Grossbritanien, gab es zu Deutschland abweichende Bestimmungen, und auf gar keinen Fall das "RTV" Zeichen als Label!

Wenn nun vor diesem Zeitpunk ein Hersteller einen Empfaenger (kein Audion) liefern wollte, bei dem er garantieren muss, dass damit nur 300 bis 700 Meter empfangen werden was konnte er tun? Er verhindert glaubhaft, dass nur Spulen gesteckt werden koennen fuer die er die Gewaehr uebernimmt, dass damit nur erlaubtes gehoert werden kann. 
Baut man  eine Spule in den Apparat mit der das obere (300m) Ende festgelegt ist, kann man egal mit was, Bruecke oder Spule den Bereich nicht nach oben (200m) verschieben.

Diesen NORA 50 gibt es naemlich auch mit normalen Steckspulen.

Das ist meine Vorstellung zu der Tatsache: "(Einhalten von Vorschriften"  Ich haette das halt so gemacht.  .

Es gruesst alle freundlich  ;-)  Hans M. Knoll

rot ist ergaenzt

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 9
Frequenzbereich USA 1921 
04.Jun.05 14:15

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2316
Anzahl Danke: 3
Konrad Birkner † 12.08.2014

Im W.Duck Katalog von 1921 ist zu lesen, dass häufig Anfragen kamen nach einem Gerät, mit dem der gesamte benutzte Frequenzbereich bedient werden könne. Dazu wird auf den Type "Q" Panel Receiving Set verwiesen. Er verwendet die leicht auswechselbaren Honeycomb Coils mit denen es möglich ist, den gesamten derzeitigen Bereich von 150-25000m abzudecken.

Das waren noch die Amateurzeiten. Rundfunk, d.h. Programme für alle, wurden auf Langwelle in USA nie gesendet.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 10
 
04.Jun.05 15:00

Georg Schön (D)
Beiträge: 268
Anzahl Danke: 3

Hallo Hr. Birkner,
Sie besitzen eine Reihe von englischen
Steckspulen und evtl auch Halter dazu.
Sind die eigentlich alle wechselseitig "passend"?
Es wäre ja auch denkbar, daß das firmenspezifische
Steckverbindungen waren?
Grüße
Georg Schön

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 11
Spulen 
04.Jun.05 15:50

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2316
Anzahl Danke: 4
Konrad Birkner † 12.08.2014

Ja, bei mir treiben sich 35 solcher Spulen herum, meist aus UK. Alle passen zusammen, nur eine abweichende Hausnorm ist dabei von General Electric UK (Gecophone). Ausserdem hatte Marconi auch eigene Stecker. Aber die Masse ging sehr bald auf die US-Form ein, zB.Burndept 1922.

Ich interpretiere diese Einheitlichkeit in USA so: Da gleich ein starker Bedarf existierte, wurde die Neuerung schnell aufgenommen. Wer sich von dem Kuchen auch ein Stück abschneiden wollte, musste notgedrungen kompatibel sein und benutzte das gleiche Steckerprinzip.
Man nennt das wohl "Die normative Kraft des Faktischen".

Was die Nachfrage betrifft: lt. RCA-Katalog  vom 1.Juni 1922 gab es in den USA ca 35000 Amateur-Sender und etwa 875000 Hörer. Damals hiessen alle, die sich mit Funk beschäftigten, Amateur (eben keine professionals).

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.