• Jahr
  • 1957–1959
  • Kategorie
  • Rundfunkempfänger (Radio - oder Tuner nach WW2)
  • Radiomuseum.org ID
  • 10481

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 Technische Daten

  • Anzahl Transistoren
  • 7
  • Hauptprinzip
  • Superhet allgemein; ZF/IF 460 kHz
  • Anzahl Kreise
  • 6 Kreis(e) AM
  • Wellenbereiche
  • Mittelwelle, keine anderen.
  • Betriebsart / Volt
  • Trockenbatterien / 2 x 4,5 Volt
  • Lautsprecher
  • Dynamischer LS, keine Erregerspule (permanentdynamisch) / Ø 10.4 cm = 4.1 inch
  • Material
  • Leder / Stoff / Plastic / Segeltuch über div. Material
  • von Radiomuseum.org
  • Modell: Gipsy - Radione RADIO Nikolaus Eltz;
  • Form
  • Reisegerät > 20 cm (netzunabhängig betreibbar)
  • Abmessungen (BHT)
  • 215 x 150 x 60 mm / 8.5 x 5.9 x 2.4 inch
  • Bemerkung
  • Erster Volltransistor Portable von Radione. Erhältlich in den Farben braun, grün und beige. Betrieb mit zwei Flachbatterien. Letzter frei verdrahteter Portable von Radione. Fallweise Bestückung auch mit Halbleitersatz von Intermetall.
    Siehe auch das ähnlich aufgebaute Modell Gipsy LW (MW/LW-Version). Der Gipsy ersetzt das noch röhrenbestückte Modell Camping 2. Nachfolgemodell ist der Gipsy Minor.
  • Nettogewicht
  • 1 kg / 2 lb 3.2 oz (2.203 lb)
  • Originalpreis
  • 1,330.00 öS
  • Datenherkunft extern
  • E. Erb 3-907007-36-0
  • Datenherkunft
  • -- Original prospect or advert / Radiokatalog Band 2, Ernst Erb
  • Schaltungsnachweis
  • Unterlagen E.Erb
  • Literatur/Schema (1)
  • -- Original-techn. papers.

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Forumsbeiträge zum Modell: Radione RADIO: Gipsy

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Die Gipsy-Story


Der erste Radione Volltransistor, sein Umfeld und seine Verwandtschaft
zusammengestellt von Sepp JUSTER

Nach dem 2.WK verwendete zunächst die österreichische Firma HEA den Namen Gipsy für ihre ersten Röhrenportables Gipsy 50 und Gipsy 51. Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen wurde von HEA der Name für weitere Geräteserien nicht mehr verwendet - sie erhielten dem Namen Trixi, sodaß die Bezeichnung Gipsy wieder frei wurde.

Dieser Beitrag behandelt die Gipsy-Geräteserien für AM-Empfang, nicht jedoch die in den darauf folgenden 60er Jahren produzierten Geräte mit UKW  - das ist eine andere Geschichte.

Beginnend mit dem Gipsy, gefolgt vom Gipsy Minor im Plastikgehäuse, letztlich die  äußerlich baugleichen Gipsy Boy und Boy 6.

Ein markantes Jahr am Portablesektor war 1957. In diesem Jahr kamen in Österreich die ersten serienmäßigen Volltransistorgeräte auf den Markt. Anlässlich der Wiener Frühjahrsmesse im März 1957 präsentierten 5 namhafte Firmen (Ingelen, Minerva, Philips, Radione, Zehetner) ihre Geräte. Nicht alle Geräte waren auch sofort lieferbar, aber der Anfang war damit gemacht. Beim Kampf um Marktanteile durfte die renommierte Firma Radione da nicht fehlen. Sie schaffte es mit der Entwicklung und Produktion nicht ganz, die Auslieferung startete einige Monate später.

Der “Gipsy“ im typischen Radione-Design, ähnlich dem Röhren-Vorgängermodell "Camping", mit dem runden LS-Gitter, der Abstimmscheibe und dem obenliegenden LS-Regler. Das Schichtholzgehäuse erhielt einen Plastiküberzug und war in den Farben braun, grün und beige erhältlich.



Die preisliche Situation der Geräte im Jahre 1957 in ATS:

              Minerva Volltransistor 570
Radione Gipsy
Philips Party
Ingelen TRV 100
Zehetner Darling
1295,--
1330,--
1450,--
1490,--
1590,--
           

Die Größe der Gehäuse der fünf Firmen war in etwa vergleichbar. Während bei Minerva und Philips erstmals die gedruckte Schaltung zum Einsatz kam, setzten die anderen Firmen noch auf herkömmliche Verdrahtung.

Das Chassis des Radione Gipsy.

Als einziges Gerät in seiner Klasse wurde vom Gipsy vom Start weg auch eine MW/LW-Version angeboten. Das Handikap der späteren Verfügbarkeit gegenüber der Konkurrenz konnte der Gipsy allerdings nicht mehr wettmachen. Der große Renner war der Minerva Volltransistor sowie der  Ingelen TRV 100.

Im Zuge der Aufarbeitung und Restaurierung meiner angesammelten Gipsy-Bestände konnte ich einige interessante Einblicke in die damalige Zeit gewinnen.

Radione stand unter Zeitdruck, das läßt sich schon aus der Schaltung herauslesen. Alle Firmen hielten sich mit Geräteunterlagen bedeckt, um sich nicht von der Konkurrenz in die Karten blicken zu lassen. Firmenunterlagen gab es zunächst keine, lediglich in den aktuellen Fachzeitschriften gab es Informationen aus zweiter Hand, aber auch meistens nur Blockschaltbilder. In den ersten Gerätegenerationen aller Firmen waren daher viele unkonventionelle Schaltungsdetails zu finden, die sich aber in den folgenden Gerätegenerationen wieder nivellierten.

Wie immer bei diesen relativ kleinen, heute nicht mehr existierenden Firmen sind auch die Produktionsunterlagen verschwunden. Also kommt wieder die Methode der Begutachtung möglichst vieler Geräte zum Tragen. Über Sammlerkollegen hatte ich Zugriff auf 32 Geräte, das sollte zumindest für die wichtigsten Aussagen reichen.

Bei der Restaurierung stieß ich auf zwei Gerätevarianten, deren elektrische Schaltung erhebliche Unterschiede aufwies. Betroffen davon die Oszillatorstufe, Schaltung der Dämpfungsdiode mit Regelspannungserzeugung, LS-Regelung, Gegenkopplung im NF-Verstärker und Siebung der Betriebsspannung. Beide Schaltungsvarianten sind im RM dokumentiert.

Welche Gipsy-Version man vor sich hat ist bereits nach Abnahme der Rückwand ersichtlich.
Die frühe Version hat in der rechten unteren Ecke bei den Endstufentransistoren einen Elko, die späte Version zwei Elkos platziert.





Unkonventionell und für mich nicht ganz durchsichtig war die Schaltung des letzten ZF-Filters. Zeichnerisch dargestellt als zweikreisiges Bandfilter wie das erste ZF-Filter. Es ließ sich normal abgleichen, den zweiten Abstimmkern suchte ich allerdings vergeblich. Zunächst dachte ich an einen Zeichenfehler. Der Schirmbecher ließ sich leicht abnehmen, darunter verbargen sich tatsächlich zwei Kreiskondensatoren und der Topfkern. Die beiden eng gekoppelten Kreiswicklungen lagen übereinander. Die Anordnung hat also die Funktion eines Übertragers und nicht eines Bandfilters. Eine derartige Schaltung habe ich nie wieder irgendwo angetroffen.

Die Verstärkungsregelung dürfte auch ihre Tücken gehabt haben, da schon nach wenigen Geräteserien die Schaltung überarbeitet wurde. Die Verstärkungsregelung war überhaupt der Schwachpunkt der Geräte. Hörbare Regelvorgänge bei der Sendersuche irritieren irgendwie. Erst beim Nachfolgemodell, dem Gipsy Minor, bekam man dieses Problem in den Griff.
Der Großteil der Geräte wurde mit VALVO-Transistoren bestückt, fallweise auch mit der Halbleiterserie von Intermetall.

Seriennummern:
Von der relativ kleinen Serie der "Frühversion" habe ich allerdings nur 2 Geräte zu Gesicht bekommen mit der höchsten Seriennummer 00691. Von der "Spätversion" war die erste vorgefundene Nummer 02482, die letzte Nummer 16574. Ab Seriennummer von ca. 12000 bekamen die Geräte einen externen Antennenanschluß mit einer Koppelwicklung rechtwinkelig zum Ferritstab. Die Seriennummer ist außen an der Gehäuseunterseite im Alu-Rahmen eingestanzt.

Dadurch dass die MW/LW-Version schon von Anfang an im Angebot war, ist sie auch noch relativ häufig anzutreffen. Zu erkennen am oberseitig angeordneten Schiebschalter für die Bandumschaltung.

Der Schiebeschalter passt genau in eine dafür vorgesehen Chassisausformung.

Ein Geräteprospekt preist die vorzüglichen Eigenschaften und Überlegenheit des Gerätes. Damit sollten die Kunden animiert werden, nur dieses Gerät zu kaufen. Liest man den Text, so könnte man meinen es gibt kein besseres Gerät. Die Verkaufsstatistik sagt allerdings, dass die Konkurrenz auch nicht geschlafen hat.


 

Um die trockene Technik etwas aufzulockern möchte ich ihnen die Prospektrückseite nicht vorenthalten. Sie werden danach nicht umhin kommen, das Gerät käuflich zu erwerben.

Zwei Möglichkeiten standen dem Konstrukteur zur Verfügung: Entweder weniger Batterien und kleineren Lautsprecher oder aber ein richtiges und vertretbares Maß hinsichtlich der Stromversorgung und einen großen, erstklassigen Lautsprecher. Verantwortungsbewußt entschieden wir uns zur zweiten Alternative, um dem Besitzer eines RADIONE GIPSY ein vollwertiges Gerät zu geben.

Leistungsmäßig entspricht RADIONE GIPSY nicht nur allen Erwartungen, die bisher an einen erstklassigen 4-Röhren-Portable-Super gestellt werden; ja, RADIONE GIPSY übertrifft sie sogar durch überdurchschnittliche höhere Empfindlichkeit, Selektion und beste Automatik. Die sprichwörtliche RADIONE-Klangschönheit wird bei RADIONE GIPSY durch einen hochwertigen, permanentdynamischen Lautsprecher von 100 mm Durchmesser und einer Impedanz von 40 Ohm erreicht. RADIONE GIPSY wird in zwei Ausführungen geliefert, entweder für den Empfang eines Wellenbereiches von 185 bis 580 m oder aber in der Sonderausführung für den Empfang von 2 Wellenbereichen, und zwar der Normalwellen und der Langwellen. Dann bestreicht dieses Gerät einen Wellenbereich von 185 bis 580 m und 1100 bis 2000 m.

Die kleine, formvollendete Schichtholzkassette mit dem abwaschbaren Plastiküberzug und das überaus geringe Gewicht machen RADIONE GIPSY zum Ideal und längst ersehnten Reise-Heimempfänger.


Die technischen Daten  sind unverfänglich, daher habe ich sie der Einfachheit halber von der Prospektrückseite übernommen:

Stromversorgung:  2 Taschenlampenbatterien zu je 4,5 Volt.
Stromverbrauch:  Für mittlere Lautstärke 30 mA.
Lebensdauer der Batterien:  Zirka 300 Stunden je nach Qualität der Batterien.
Transistoren und Diodenbestückung:  7 Transistoren, 2 Germaniumdioden.

  Misch- und Oszillatorstufe
1. ZF-Stufe
Schwundausgleich für Ortsempfang
2. ZF-Stufe
Demodulator und Regelspannungserzeugung
 für zweiten Schwundausgleich
NF-Stufe
Treiberstufe
Trafolose Gegentaktendstufe
 OC 44
 OC 45
 OA 85
 OC 45

 OA 79
 OC 71
 OC 71
2x OC 72
                           

Wellenbereich:  185 bis 580 m oder Sonderausführung 185 bis 580 m und 1100 bis 2000 m.
Schwundausgleich:  Doppelter Schwundausgleich.
Lautstärkeregler:  NF-seitig.
Lautsprecher:  Perm.-dyn., 100 mm Durchmesser, 40 Ohm Impedanz.
Skala:  Geeicht in Meter-Wellenlängen.
Empfindlichkeit:  Zirka 3 µV.
Antenne:  Eingebaute Ferritantenne.
Gehäuse:  Gefälliges widerstandsfähiges Holzgehäuse mit abwaschbarem Plastiküberzug.
Maße:  215 x 150 x 60 mm.
Gewicht:  1 kg o.Bat., 1,25 kg m.Bat.

Radione lieferte den Gipsy in der MW/LW Version auch an die schwedische Firma Centrum.
Gefunden habe ich dieses Gerät bei Sammlerkollegen Alois Steiner. Dokumentiert sind die Gerätefarben olivgrün, braun, rot und beige. Das olivgrüne Gerät ist nur bei Centrum aufgetaucht. Das Gerät unterscheidet sich gegenüber einem Radione Gipsy nur durch den frontseitigen Centrum-Schriftzug.

Inzwischen sind zwei Jahre vergangen und die Radioindustrie war nicht untätig und hat zusätzliche in den Abmessungen kleinere Geräte entwickelt deren Empfangsleistung den größeren Portables nicht nachstanden. Wie 1957 haben alle radioproduzierenden Firmen wieder ein vergleichbares Gerät im Programm. Ein Auszug der damaligen Konkurrenz im Jahre 1959 bei Geräten in etwa vergleichbarer Größe mit ihren Preisen in ATS:

    Kapsch Starlet
Hornyphon Bambino
Philips Happy
Minerva Minx
Zehetner Bambi
Radione Gipsy Minor
Ingelen Corso
 890,--
 960,--
 970,--
 995,--
 995,--
1190,--
1195,--
                   

Radione war wieder mit einem Gipsy vertreten, und zwar mit dem

Gipsy Minor

Erstmals lieferte auch Radione einen Portable in einem Plastikgehäuse mit unterschiedlichen Farben. Das Gerät war in den Farben rot, grau und blau lieferbar.











Erstmals kommt bei Radione die gedruckte Schaltung zum Einsatz. Die Bauteilanordnung macht noch einen etwas wirren Eindruck. Aller Anfang ist eben schwer. Für schwierige Empfangslagen kann eine externe Antenne über zwei 4 mm Buchsen angeschlossen werden.

Für die damalige feine Damenwelt war auch eine strapazierfähige Umhängetragetasche aus Echtleder als Option erhältlich.

Umsatzmäßig lagen der Minerva Minx und Ingelen Corso voran. Die hatten allerdings ein optisch ansprechendes Holzgehäuse mit dem das Plastikgehäuse des Radione Gipsy Minor nicht mithalten konnte. Ohne ersichtlichen Grund liegt der Empfänger gegenüber der Konkurrenz diesmal preislich an der Obergrenze. Entsprechend schwierig konnte er sich am Markt behaupten.

Schaltungstechnisch ist ein gewisser Ausgleich feststellbar. Die relativ einfachen MW-Schaltungen findet man nun bei allen Firmen wieder. Unterschiede beschränken sich meist auf die Gegentaktendstufen.

Der Gipsy Minor flankiert von zwei Konkurrenzprodukten ebenfalls in Plastikgehäusen von Kapsch und Philips:

Bereits nach wenigen Monaten noch vor Ende des Jahres 1959 entschloss sich Radione den Gipsy Minor wieder mit einem Holzgehäuse auszuliefern, verbunden mit einem neuen Namen

Gipsy Boy

Als kleine Firma konnte man bei Modelländerungen flexibler agieren. Das Gerät war nur in der Farbe olivgrün lieferbar.







Die Gehäusegröße wurde so gewählt, daß das Chassis ohne Änderungen vom Gipsy Minor übernommen werden konnte. Lediglich am LS-Potentiometer wurde ein Adapterring angebracht um den Durchmesser zu vergrößern. Auch das Design des frontseitigen LS-Gitters mit der Abstimmscheibe wurde übernommen. Anfänglich noch mit einer direkten Abstimmung, erhielten spätere Serien eine Aufwertung durch eine Abstimmuntersetzung. Optisch hatte man wieder mit der Konkurrenz gleichgezogen, das wirkte sich sofort positiv auf die Umsatzzahlen aus. Am Gerät selbst ist die neue Bezeichnung nicht zu finden, lediglich auf der originalen Verpackung steht die vollständige Bezeichnung - Radione gipsy boy.

An eine Kleinigkeit hat man nicht gedacht. Nachdem man alle Innereien vom Gipsy Minor übernommen hat, ist auch die Platinenabdeckung mit dem Aufdruck "GIPSY MINOR" vom Vorgängermodell im neuen Modell gelandet.

Sie sind kein Radione-Spezialist - kennen nach mehreren Jahrzehnten auch nicht die näheren Umstände - so werden sie das Modell so bezeichnen wie es auf der Abdeckung steht. Zur Sicherheit schauen sie im RMorg nach. Dort ist das Modell auch falsch angelegt (Stand 2/2012). So nimmt das Unglück seinen Lauf. Sie befinden sich aber in bester Gesellschaft. In fast allen Sammlungen findet man die falsche Modellbezeichnung. Kleine Ursache – große Wirkung.

Akustisch ist das Holzgehäuse um eine Klasse besser als das Plastikgehäuse des Gipsy Minor.
Dafür ist der Gipsy Minor wiederum für taube Mitbürger die richtige Wahl. Hält man das relativ dünnwandige Plastikgehäuse in der Hand, so spürt man die übertragene Modulation in Form von Vibrationen. Es klingt auch im Vergleich zum Holzgehäuse etwas blechern. Der Umstieg wieder auf ein Holzgehäuse war somit eine richtige Firmenentscheidung.

Ein modern gestalteter Geräteprospekt half den Umsatz wieder anzukurbeln.


 

Schon 1960 machte Radione mit einer technischen Überarbeitung des Gipsy auf sich aufmerksam. Im NF-Teil wurde die Vorverstärkerstufe gestrichen und dafür der OC71 der Treiberstufe durch den leistungsfähigeren OC75 ersetzt, im HF- und ZF-Teil die OC44/45-Typen durch die verbesserten OC169. Damit ersparte man sich die Maßnahmen zur Neutralisation. Während in allen früheren Gipsy Modellen 7 Transistoren verbaut waren, hatte das neue Modell nur mehr 6 Transistoren, daher die Bezeichnung

Boy 6

Später nach mehreren Jahrzehnten wird sich bei den OC169 Transistoren der Whiskering-Effekt einstellen. Bei meinem Gerät musste ich bei allen drei verbauten Transistoren die Schirm-Leitung ablöten um ihm ein Lebenszeichen zu entlocken.

Optisch von vorne war zum Vorgängermodell kein Unterschied feststellbar, unterschiedlich ist der rückwärtige Aufdruck und der Blick auf die Platinenabdeckung. Die Bezeichnung Gipsy Boy 6 war jedoch zu lange und damit unhandlich, daher hat man Gipsy einfach weggelassen. Bedingt durch die enge optische Verwandtschaft mit dem Vorgängermodell rechne ich jedoch den Boy 6 noch zur Gipsy-Familie.

Die Vorderansicht kennen wir schon. Es ist kein Unterschied zum Vorgängermodell feststellbar.

Man muss das Gerät umdrehen. Der Schriftzug "Boy 6" ist äußerlich das einzige Unterscheidungsmerkmal.
Umsatzförderlich wäre gewesen man hätte den eingesparten Transistor als Blindtransistor im Gerät belassen anstatt die Transistor-Stückzahl zu verringern und das noch groß auf den rückwärtigen Deckel zu schreiben – von den Japanern nichts gelernt.

Innen hat man die Beschriftung der Chassisabdeckung an die neue Halbleiterbestückung angepasst. Bei der Gelegenheit hat man die unselige Bezeichnung "GIPSY MINOR" entfernt.

Eine Layout-Änderung der gedruckten Schaltung war nicht notwendig. Die fehlende 1.NF-Stufe wurde einfach nicht bestückt.

Der Vollständigkeit halber noch der modifizierte Geräteprospekt.

Bei genauer Betrachtung waren es eigentlich Sparmaßnahmen. Auffällig ist auch die zeitgleiche Firmenpolitik. Es wurde ruhig um die Radione Portables. Bisher war es üblich, bei Neuerscheinungen sofort seitenlange Inserate in den Fachzeitschriften einzuschalten. Vom Gipsy Boy und Boy 6 habe ich keine gefunden. Der letzte AM-Portable der  beworben wurde, war der Gipsy Minor. Man forcierte den Fernsehbereich, auf dem man auch wirklich sehr innovativ war. Hier war man der Konkurrenz meist um ein Jahr voraus. Für beide Bereiche fehlte wahrscheinlich die technische Kapazität.

Der Gipsy Boy bzw. Boy 6 in bester Gesellschaft zwischen zwei direkten Konkurrenzprodukten von Minerva und Ingelen:

Besonderheiten der Gipsy-Geräteserien:

  • Im Gegensatz zu bisherigen Radione-Geräten ist die Seriennummer bei Gipsy Minor, Gipsy Boy und Boy 6 auf der Platine eingestanzt und zusätzlich handschriftlich auf der Platinenabdeckung vermerkt.
     
  • Trotz unterschiedlicher Gehäuse und elektrischer Modifikationen war es nicht notwendig das Platinenlayout zu ändern. Im Gipsy Minor, Gipsy Boy und Boy 6 wurde die gleiche Platine verbaut, die Bestückung nur jeweils leicht modifiziert.
     
  • Vom Gipsy Minor wurde noch eine MW/LW-Version beworben. In Natura ist mir von der kleineren Gipsy-Version kein derartiges Gerät untergekommen. Ich vermute, dass er diesbezüglich mit dem Taschensuper von Minerva das gleiche Schicksal teilt.
     
  • Es gibt zumindest von Radione eine Schaltung der MW/LW Version. Weiterführende technische Unterlagen sind aber nicht aufgetaucht. Solange sich kein derartiges Gerät findet belasse ich es dabei, dass es nie in Produktion gegangen ist.
     
  • Lassen sie sich nicht täuschen durch den Schriftzug "GIPSY MINOR" auf der Platinenabdeckung des Gipsy Boy. Wie vorher beschrieben wurde das Chassis vom Gipsy Minor samt Abdeckung übernommen, oder es wurde einfach übersehen. Solche kleinen Unzulänglichkeiten stifteten ein Typenchaos in fast allen Sammlungen bis hinauf zum RMorg.
     
  • Von der Firma gab es von den ersten Transistorgeräten nur dürftige Unterlagen. Mehr als eine Schaltung war nicht zu haben. Auch den heute selbstverständlichen Umgang mit der gedruckten Schaltung musste man erst erlernen. Ab dem R 22 T gab es wieder den gewohnten Standard.
     
  • Von den Abmessungen her, war der Boy 6 das letzte kleine Gerät das nur für AM-Empfang von Radione  produziert wurde. Nachfolgemodell war der in den Abmessungen weit größere und gänzlich neu konstruierte R 22 T für LW-, MW- und KW-Empfang. Spätere Gipsy-Modelle verfügten über UKW.

Auf Grund der relativ geringen Anzahl untersuchter Geräte sind nicht immer 100%ige Aussagen möglich. Sollten in Zukunft weitere Erkenntnisse zu Tage treten, so werden diese nachgetragen.

Folgende Fakten konnten wegen fehlender Unterlagen nicht verifiziert werden:

  • Vom Gipsy gab es elektrisch eine „Früh- und eine Spätversion“. Zeitpunkt und Seriennummer ab wann die Spätversion produziert wurde?
     
  • Vom Gipsy Minor wurde eine MW/LW-Version in seitenlangen Inseraten beworben, habe jedoch nie ein derartiges Gerät zu Gesicht bekommen.
     
  • Das Jahr in dem die Produktion des Boy 6 eingestellt wurde?

Nach dieser ausgiebigen Beschäftigung mit den ersten Volltransistorgeräten von Radione sollte man die Gelegenheit nutzen und Ordnung in die Gerätedokumentation bringen. Vergleichbare Service-Dokumentationen wie z.B. von Philips oder Minerva sucht man bei Radione für die frühen Volltranistor-Portables vergeblich. Meistens mußte man mit Publikationen in den damaligen Fachzeitschriften auskommen.

Auf eine typenmäßige Unterscheidung der Geräte selbst zwischen MW und MW/LW-Version ließ man sich erst gar nicht ein. Lediglich auf den ausgegeben Schaltungen unterschied man zwischen MW- und LW-Versionen. Wobei genau genommen die LW-Versionen MW/LW-Versionen sind. Bei den für uns wichtigen verkauften Geräten gab es diese Unterscheidung nicht.

Mengenmäßig ist der Anteil der LW-Geräte nur ein Bruchteil der reinen MW-Geräte. Ich halte es daher für sinnvoll (im Sinne von Radione) diesen Großteil reiner MW-Geräte ohne MW-Attribut anzulegen. Als Zugeständnis an die propagierten Schaltungen der MW/LW-Versionen sind diese Modelle wiederum mit dem Attribut LW anzulegen.
In Ermangelung einer Vorgabe durch Radione halte ich diesen Kompromiss für vertretbar.
Modelle generell mit den Attributen MW und LW anzulegen entspräche zwar schaltungstechnisch aber nicht der damaligen Geräte-Wirklichkeit.

Die besprochenen Modelle von Radione mit einem Vorschlag für deren Bezeichnung:
 

Modell:  Gipsy            



 

   
Modell:  Gipsy LW      



 
   
Modell:  Gipsy Minor    


 

Modell: Gipsy Minor LW
Ohne Bild. Es existiert eine Schaltung aber es ist noch kein Gerät aufgetaucht.

Modell:  Gipsy Boy      

Achtung!!!  Auf der Platinenabdeckung steht
irreführend "GIPSY MINOR"


 
   
Modell:  Boy 6            

Frontansicht wie Gipsy Boy
Rückseite mit Schriftzug "Boy 6"


 



Datenquellen:
Zeitgenössische Fachliteratur
Originale Geräteprospekte von Radione
Datenüberprüfung neben den eigenen Geräten noch dankenswerter Weise an den
Sammlungsgeräten von Wolfgang Schicker, Alois Steiner und Josef Janisch.
 


Zum Schluß noch etwas für die Kollegen die nicht nur antiquierte Geräte sammeln sondern auch restaurieren und vor allem auch betreiben. Der erste Gipsy wird noch mit zwei 4,5 V Flachbatterien betrieben. Die bekommt man derzeit noch im freien Handel. Gipsy Minor, Gipsy Boy und Boy 6 benötigen je zwei 3 V Stabbatterien. Hier schaut die Lage schon schwieriger aus. Noch gibt es sie, wenn auch nur bei bestimmten Quellen, und das nur in minderer Zink/Kohle-Qualität. Die früheren Stabbatterien waren auch etwas schlanker als die jetzigen. Beim Gipsy Minor geht z.B. wegen der etwas größeren Batterien der Deckel nicht ganz zu. Außerdem nerven die konstruktionsbedingten ständigen Kontaktprobleme. Eine perfekte Abhilfe ist ein handelsüblicher Batteriehalter für vier 1,5 V AAA-Zellen. Der passt genau in das Batteriefach hinein und ist auch wieder bei Bedarf "rückstandfrei" zu entfernen. In Alkali-Qualität halten sie bei halbem Volumen doppelt so lange wie Stabbatterien. Unterbrechungsfreier 5 kHz MW-Hörgenuß samt kostenloser AM-üblicher Störungen stellt sich ein. Radione-Puristen bitte ich um Nachsicht für diesen Batteriefrevel.

 
 

Sepp Juster, 23.Feb.12

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Guten Abend

Ermittlung der ZF beim Radione Gipsy, Messmethode mit zweitem Empfänger.

Beim Radione mit Signalgenerator eine beliebige Frequenz eingestellt, in diesem Fall 964 kHz.
Mit den zweiten Empfänger die vom Radione abgestrahlte Oszillatorfrequenz gesucht und den Signalgenerator darauf genau auf Schwebungsnull eingestellt,

Ergebnis: 1424 kHz.

fo 1424 kHz minus fe 964 khz ergibt die ZF 460 kHz

Messgerät: Signalgenerator  Radiometer RE 101-03

Grüße B. Sacherer

Bernhard Sacherer, 24.Aug.19

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