Gemeinschaftssuper 447U
Telefunken; Wien
- Land
- Österreich / Austria
- Hersteller / Marke
- Telefunken; Wien
- Jahr
- 1946 ?
- Kategorie
- Rundfunkempfänger (Radio - oder Tuner nach WW2)
- Radiomuseum.org ID
- 10924
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- Anzahl Röhren
- 4
- Hauptprinzip
- Superhet allgemein
- Anzahl Kreise
- 6 Kreis(e) AM
- Wellenbereiche
- Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle.
- Betriebsart / Volt
- Allstromgerät / 110-245 Volt
- Lautsprecher
- Dynamischer LS, keine Erregerspule (permanentdynamisch)
- Material
- Gerät mit Holzgehäuse
- von Radiomuseum.org
- Modell: Gemeinschaftssuper 447U - Telefunken; Wien
- Abmessungen (BHT)
- 410 x 330 x 220 mm / 16.1 x 13 x 8.7 inch
- Datenherkunft extern
- E. Erb 3-907007-36-0
- Datenherkunft
- Radiokatalog Band 2, Ernst Erb
- Literaturnachweis
- RADIOBOTE, Österr. (Heft 20/2009, S.11 ff, Gerätebeschreibung)
- Weitere Modelle
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Forumsbeiträge zum Modell: Telefunken; Wien: Gemeinschaftssuper 447U
Threads: 3 | Posts: 3
Aus "Radiotechnik" 4/5, 1946:
Die Röhren des Gemeinschaftsempfängers.
Bei der Konstruktion des östereichischen Gemeinschaftssupers wurde aus Gründen, die sich von selbst verstehen, versucht, einen möglichst großen Teil der benötigten Bauteile in Österreich zu erzeugen. Für die weitaus überwiegende Zahl der Bauteile ist dies auch gelungen und besonders erfreulich ist es, daß dies auch für das Herz des Empfängers, seinen Röhrensatz, zutrifft. Für die Wiederaufnahme der Produktion eines so komplizierten Objektes, wie es eine moderne Radioröhre darstellt, waren naturgemäß die in Wien zu überwindenden Schwierigkeiten besonders groß.
Die Wiener Radiowerke, in denen die beschriebenen Röhren nunmehr hergestellt werden, waren nach dem Abschluß der Kampfhandlungen im Vorjahr von sämtlichen Produktionsmitteln restlos entblößt. Nur das Fabriksobjekt selbst blieb äußerlich unbeschädigt. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle zu berichten, welche Unsumme von aufopfernder Arbeit seitens der alten Belegschaft des Werks notwendig war, um die benötigten Maschinen und Einrichtungen aufzuspüren, in das Werk zurückzuschaffen und zu reparieren. Ein Großteil der komplizierten Spezialmaschinen mußte neu gebaut werden; auch dafür mußte erst durch die Einrichtung einer mechanischen Werkstätte die Voraussetzung geschaffen werden. Unter diesen Umständen kann es nicht verwunderlich erscheinen, daß es derzeit noch nicht möglich ist, Röhren in Allglas- oder Stahllausführung zu bauen, sondern man muß sich derzeit mit der Erzeugung von Röhren mit Quetschfuß und Glaskolben zufriedengeben. Dementsprechend ist die beschriebene U-Serie für den Gemeinschaftssuper als Übergangsserie zu werten. Damit soll aber ihre grundlegende Bedeutung für das Anlaufen der Empfängerproduktion in Österreich nicht geschmälert werden.
Bei den besprochenen Röhren handelt es sich um die komplette Serie zum Aufbau eines Allstromsupers. Trotzdem umfaßt sie nur drei Typen: die Verbundröhre UCH4 (Triode-Heptode) und UBL1 (Doppeldiode-Endpentode) und die Gleichrichterröhre UY1(N). Durch die getrennte Herausführung des dritten Gitters des Heptodensystems ist die UCH4 sowohl in der Mischstufe (Triode als Oszillator, Heptode als Mischröhre) als auch in Zwischenfrequenz- und Niederfrequenzstufe zur Zwischenfrequenz- und Niederfrequenzverstärkung zu verwenden. Die zweite Verbundröhre UBL1 enthält die Endpentode und zwei Diodenstrecken zur Demodulation der Zwischenfrequenz. Die Röhre UY1(N) ist der Netzgleichrichter der Serie.
Der Heizstrom der Röhren beträgt 100 mA, so daß der Stromverbrauch des damit besteckten Empfängers sehr niedrig wird. UCH4 enthält in einem gemeinsamen Glaskolben eine Heptode mit Regelkennlinie und eine Triode. Beide Systeme sind nicht miteinander verbunden, so daß sie vollkommen unabhängig voneinander geschaltet werden können. Das Heptodensystem kann zur Mischung, als Zwischenfrequenz- oder Hochfrequenzverstärker, verwendet werden, das Triodensystem als Oszillator oder als Niederfrequenzverstärker. In Gegentaktverstärkern kann die UCH4 als Niederfrequenzverstärker und Phasenumkehrröhre benützt werden.
Die Heizspannung beträgt bei 100 mA Heizstrom 20 V. Bei Verwendung als Mischröhre beträgt die Mischsteilheit 0,55 bis 0,75mA/V, je nach der Anodenspannung, der äquivalente Rauschwiderstand 40 bis 55kΩ. Als Verstärker geschaltet, beträgt die Steilheit bei 200 V Anodenspannung 2,2 mA/V, der Rauschwiderstand, bezogen auf den Gitterkreis, 10kΩ. Das Triodensystem führt bei 100V Anodenspannung (Gitterspannung 0) einen Anodenstrom von 12mA; die Steilheit beträgt 3,2mA/V, der Durchgriff 3% (µ=33).
UBL1 enthält außer zwei Diodenstrecken ein Endsystem (Pentode) für eine maximale Anodenverlustleistung von 11W. Die abgebbare Sprechleistung beträgt bei 100V Anodenspannung zirka 1W, bei 200V, je nach der Einstellung des Arbeitspunktes, 4 bis 5 W (Anodenstrom 45, bzw. 55 mA). Zur vollen Aussteuerung ist im ersteren Fall eine Gitterwechselspannung von 3,3V, im zweiten eine solche von 6,5 bis 7V erforderlich. Der günstigste Anpassungswiderstand ist bei 100V Betriebsspannung 3000Ω, bei 200V und 45mA Anodenstrom 4500, bei 55 mA 3500Ω. Die Heizspannung der UBL1 beträgt 55V.
UY1(N), der Netzgleichrichter der besprochenen Serie, ist für eine maximale Betriebsspannung von 250V und eine Gleichstromabgabe von höchstens 140mA bemessen. Der höchstzulässige Wert des Ladekondensators wird mit 60µF angegeben. Dabei ist bei Spannungen bis zu 250 ein Schutzwiderstand von mindestens 175Ω vorzusehen; bei 170V genügen 100Ω, bei Spannungen unter 130V ist kein Schutzwiderstand erforderlich. Die Heizspannung der UY1(N) beträgt 50V.
Georg Richter, 16.Jul.13
Von einem nicht genannten Autor in "Radiotechnik" 4/5 1946, S.259f.
SUPER 447 U.
Eine Gemeinschaftsarbeit der österreichischen Radioindustrie.
Schwer waren die Folgen des Krieges für die österreichische Radioindustrie, denn es wurden nicht nur viele Betriebe durch Bombenschäden schwer getroffen und viele modern eingerichtete Betriebe zerstört, sondern auch die unmittelbaren Schäden, die mit den letzten Kriegstagen zusammentrafen, brachten manches Werk um den wertvollen Rest der Maschinen und insbesondere der Rohstoffe. Gerade diese sind es aber, die am schwersten in die Waagschale fallen, denn durch Verlust der Rohstoffe war man an der empfindlichsten Stelle getroffen worden. Keine Radiofabrik konnte daran denken, kurz nach dem Kriegsende mit der Erzeugung kompletter Radioapparate zu beginnen.
Gerade dieser schwere Schlag gegen die junge Radioindustrie war der Anlaß, daß sich die optimistisch denkenden Männer der österreichischen Radioindustrie zusammenschlossen, um durch gemeinsame Arbeit die Möglichkeit für einen Wiederaufbau der Radioindustrie zu prüfen. Die qualitativ hochwertigen Erzeugnisse der österreichischen Radioindustrie sind auf den europäischen Märkten seit jeher geschätzt und verdienen eine wirkliche Hilfe, was dadurch zum Ausdruck kam, daß sich die staatlichen Stellen für den Wiederaufbau der Radioindustrie einsetzten. Im Wirkungskreise des "Beauftragten für die Industrie Österreichs" wurde ein eigener Produktionsausschuß "Radioindustrie" ins Leben gerufen.
Bekanntlich ist ein Radioapparat aus vielen Einzelteilen zusammengebaut, die alle einander angepaßt sein müssen, um möglichst guten Wirkungsgrad zu ergeben. Alle diese Einzelteile konnte keine der Fabriken im eigenen Betriebe herstellen, wohl konnte aber eine der Fabriken beispielsweise Drehkondensatoren, eine andere den Wellenschalter, eine andere wieder die Spulensätze oder mechanische Einzelteile fertigen, weil zufällig diese oder jene Maschinen oder Vorrichtungen intakt geblieben waren. Von dieser Überlegung ausgehend, wurde beschlossen, daß jede der beteiligten Radiofabriken gerade jene Bauteile in ihr Erzeugungsprogramm aufnimmt, für die sie die Möglichkeit besitzt, rasch die Arbeit aufzunehmen. Durch das entschlossene Zusammenarbeiten aller Firmen und gegenseitige Hilfe - was Material und Werkzeuge anbelangt - faßte man den Plan, ein modernes, leistungsfähiges und repräsentatives Gerät zu bauen, wobei jede Fabrik nur wenige, genau ausgewählte Einzelteile baut, während die Endmontage auf alle Fabriken aufgeteilt wird.
Ein Technikerkomitee, bestehend aus den Ingenieuren Baumgartner (Fa. Horny), Slišković (Fa. Kapsch) und Rakuschan (Fa. Czeija, Nißl & Co.) wurde mit der Konstruktion betraut. Als besondere Richtschnur galt möglichst volle Ausnützung der bei den einzelnen Radiofabriken vorhandenen Werkzeuge und die nach dem letzten Stand der Technik bei angemessenem Preis an ein hochwertiges Gerät gestellten Anforderungen. Im Dezember vorigen Jahres war der Entwurf und auch das erste Mustergerät fertig.
Trotz allen Bemühungen seitens der Radioindustrie, alles fehlende Material rasch zusammenzutragen, um möglichst schnell mit der Erzeugung beginnen zu können, sah man sich anfänglich unüberwindlichen Schwierigkeiten gegenüber. Vor allem schien es fast ausgeschlossen, trotz der Einschaltung der erwähnten staatlichen Stellen,die erforderlichen Rohstoffe bereitzustellen, von denen leider sehr viele im Inlande nicht erhältlich sind. Ganz besonders schwierig schien die Beschaffung der Radioröhren, Die Röhren, das Herz des Gerätes, sind aus Materialien hergestellt, die teilweise nur aus dem Auslande bezogen werden können, und es mußten komplizierte Kompensationswege gesucht werden, um überhaupt die Beschaffung dieser Stoffe zu ermöglichen. Sehr hindernd in der Radioröhrenerzeugung hat sich der Mangel an Leuchtgas ausgewirkt, denn dadurch wurde die Arbeitszeit auf nur wenige Stunden beschränkt.
Durch die unermüdliche Arbeit aller Beteiligten des Produktionsausschusses mit dem Industrievertreter Ing. Tiltsch (Fa. Telefunken) als dem Leiter des Technikerausschusses, des Planungsausschusses und der Firmenorganisationen konnten aber schließlich alle Hindernisse überwunden werden. Als Produkt der gemeinsamen Arbeit der österreichischen Radioindustrie ist das geplante Gerät Tatsache geworden. Das Gerät, welches nach allen Richtlinien eines modernen Radioapparates gebaut wurde und die Bezeichnung "Super 447 U" trägt, präsentiert sich nun zum ersten Male auf der Wiener Herbstmesse dem Publikum, welches bereits mehrmals durch nicht ganz richtige, tendenziöse Pressemitteilungen von seiner Existenz, bzw. Planung Mitteilung erhalten hat.
Die Erzeugung der Einzelteile ist in den österreichischen Radiofabriken seit einiger Zeit angelaufen, und wenn auch die wesentlichsten großen Hindernisse punkto Rohstoffbeschaffung als überwunden gelten können, so ist noch immer mancher dornige Weg zu gehen, ehe alles so laufen wird, wie es für eine geordnete Industrie notwendig ist.
Es ist außerordentlich begrüßenswert, daß die Zusammenarbeit der österreichischen Firmen doch zu einem konkreten Ergebnis geführt hat, dessen wirtschaftliche Bedeutung für unsere Industrie, den inländischen und den europäischen Märkten zweifellos erheblich sein wird. Und wenn anfänglich die in Fertigung gegangenen Stückzahlen nicht die geplanten Ziffern erreichen, so ist doch die Konstruktion des Gerätes so getroffen, daß sich dasselbe auch für Produktionsziffern von ganz großem Ausmaße nach der modernen Bandfabrikationsmethode eignet. Nur die Schwierigkeit der Rohstoffbeschaffung in genügenden Mengen zwang die österreichische Radioindustrie, von den fünfstelligen auf vierstellige Produktionszahlen herabzusteigen.
"Super 447 U" ist in eine äußerlich sehr ansprechende und gediegene Holzkassette von schlichter Formschönheit eingebaut. Die Hauptabmessungen sind zirka 410x310x180mm. Der Gesamteindruck der in Querformat gehaltenen Kassette mit der verhältnismäßig großen beleuchteten Vollsichtskala wirkt besonders gut proportioniert.
Schaltungstechnisch ist das Gerät ein Superheterodynempfänger der Mittelklasse mit sechs Kreisen. Es ist als Allstromgerät für verschiedene Netzspannungen gebaut, und zwar in zwei Ausführungen: Entweder für 110-Volt- und 220-Volt- oder für 150- und 245-Volt-Gleich-und-Wechselstromnetze. Das Gerät besitzt vier Röhren der neuen roten 100-mA-Serie, nämlich UCH4, UCH4, UBL1, UY1N) und ist für drei Wellenbereiche: Kurz-, Mittel- und Langwellen ausgeführt. Auf einen hochwertigen Hochfrequenzkreis mit Hochfrequenzeisenkernspulen folgt die Mischstufe (UCH4), welche das Eingangssignal auf eine Zwischenfrequenz von 452 kHz transponiert, verstärkt und über ein zweikreisiges Bandfilter dem Heptodensystem der zweiten UCH4-Röhre zuführt. Die nochmals verstärkte Zwischenfrequenz gelangt über ein weiteres zweikreisiges Bandfilter zu den Dioden der UBL1-Röhre. Hier wird die Zwischenfrequenz demoduliert und gleichzeitig die Regelspannung für die Fadingautomatik geliefert. Das Triodensystem der zweiten UCH4 wirkt als erste Niederfrequenzstufe in Widerstandskopplung und steuert das Endpentodensystem der UBL1-Röhre. Ein dynamischer Lautsprecher mit kräftigen permanenten Magneten verbürgt eine sehr gute Tonwiedergabe. Niederfrequente Gegenkopplung mit Tonkorrektur sowie eine gehörrichtige Lautstärkeregelung, kontinuierlich regelbare Tonblende und Anschluß für einen elektrischen Tonabnehmer sind vorgesehen. Die Stromaufnahme des Gerätes beträgt bei 110-Volt-Netzen bloß 18 Watt, bei 220-Volt-Netzen kaum 36 Watt, wobei bei 220-Volt-Netzen mit einer Ausgangsleistung von zirka 4 Watt bei 10% Klirrfaktor zu rechnen ist.
Der Gesamtaufbau, das Chassis und die Schaltung sind durchwegs solid und zweckmäßig aufgebaut. An allen Stellen werden nur hochwertige Materialien und keinerlei "Austauschwerkstoffe" verwendet, was angesichts der schwierigen Rohstofflage besonders hervorgehoben und gewürdigt werden muß.
Zusammenfassend kann man sagen, daß mit dem neuen Empfänger "Super 447 U" als dem Produkt der gemeinsamen Arbeit der Radioindustrie ein Gerät geschaffen wurde, welches das höchste Können unserer Radiotechnik erneut unter Beweis stellt und so geeignet sein wird, die Leistungsfähigkeit der österreichischen Radioindustrie dem In- und Ausland gegenüber zu repräsentieren.
Siehe auch identischen "Gemeinaschaftssuper" der Firmen Czeja, Nißl & Co,, Eumig, Ingelen, Kapsch, Siemens und Zerdik
Georg Richter, 15.Jul.13
Gerhard Heigl, 11.Jan.04